Donnerstag, 1. September 2016

CGM 447, 93 VERSO: TRAKTAT VON DER EIGENEN ERKENNTNIS

was auß münd und nassen und aus (?) andern von dir gegt. wüssteren (?) unflatt du nye gesehen hast. o menschliche unmietikait sich an die päum und kreütter die bringen gütten geschach (?) rossen und plümen. und dü von dir leüss und würem wie der paum ist also ist auch sein frücht: sy geben aüch a(?) yn gar einen  wünsamen gerüch. aber dü von dir gar einen unleidlichen stanck merck dich auch noch der sell und siche wie sye so brest hafftig ist. so genaigt. und beraitt zuo sünden und lastern. und zuo aller bosshait von jügent auff. und wie gar widerspenig zuo tügentten und gütten wercken. sichstü disse. und andere ding in dir recht an. so würstü dich on zweiffell unwirdig schatzen alles gütz. und diß alles seg ich dorumb das du lernt dich selbs recht erkennen. dor durch du vermeyden mügst alle hoffart. wan wer sein...(gern; gar; begird??)...erhebt. der ist unrain vor gott. und dor umb so sich albegen in dein aigen nichtz und verschmech dich. also magstü albeg gnad vinden pey got. nym gar eben war deiner gedencken. di(e) dich wellent erheben. und sprich
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Der Mensch hat-im Gegensatz zur Natur- viele Widerlichkeiten an sich.-Die Seele ist krankheitsanfällig.-Bereitschaft zur Sünde, Laster und Bosheit.-Der Mensch ist widerspenstig, der Tugend und guten Werken abgeneigt.-Wenn man sich genau betrachtet, bemerkt man den eigenen Unwert.-Durch Selbsterkenntnis vermeidet man den Hochmut.-Wer überheblich ist, ist unrein.-Man solle sich daher in seine eigene Nichtigkeit versenken und sich selber verschmähen.-So findet man Gnade vor Gott.-Man soll seine Gedanken beobachten, denn sie wollen einen erheben (stolz machen).-
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