Dienstag, 6. September 2016

CGM 447, 155 V-157 V: ANONYME LEHREN FÜR ORDENSLEUTE

155 V: Von dennen die grossu dinck ver(?)mecht (?) haben. und umb claine so leichtlich betrübt werden. es ist spottlich zuo sagen das ettlich noch yrem ersten für nemen do sy zuo clostern (?) wollten genn. sich selber. und allü ding gelossen haben und dor nach als an clainen snoden dingen also gebünden und gehangen sind. das yr begird und an hang dor an so groß ist. und unüber wyntlicher. dan sy vor an grossen dingen worent. solch leüdt hilfft nit vill was sy vor grossere (?) ding gelossen haben
156 r:  suder sy verwandelnn sich. und bleibent do mit (nit?) an snode dinge gepünden als an einem püchlein. und des gelichen an clainen dingen. und das sy sich nit schemen wider jren prüdern dorümb zuozürnenn. und dor an mag man wol erkennen recht als ob es kein geprest were an solchen clainen dingenn zuo pleyben. und dorumb solche außgegüng von der welt in die clostern ist nit volkumenhait (?) wan ein solcherr menschen hot ein schein eines armen prüders. und ist doch do jn dem willen des geytzigen reichen manns worr dürch das gemüt beswert wirt das ist von fraßhait. und von trünckenchait. und von der sorg disser welt: und mann doch wenig menschen vindt. die es für verdamptlich haltten. ya mann vindt etlich das schand ist zuo sagen. die sich selber münch haissen. und die sich also mit denn dingen bekümern. als ob es nit schad und sünd sey. dies drey geprestenn beschwerent die sell. und schaidenn sy von got. und trücken sy nyder zuo yrdischen dingen.
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Es geht in diesem kleinen Traktat um Menschen, die große Dinge verschmäht haben, aber dann an kleinen scheitern! Es ist jämmerlich, daß viele, die ins Kloster gingen und alles hinter sich gelassen haben, dann an kleinen, lächerlichen Dingen hängen. Ihr Anhaften an diese ist genauso groß, wie es vorher bei den großen Dingen war. Solchen hilft es nicht, große Dinge gelassen zu haben, es sei denn sie verändern sich innerlich. So hängen manche an einem kleinen Buch und dergleichen nichtigen Dinge. Man soll sich auch bemühen, nicht zaghaft zu sein, den Brüdern deswegen zu zürnen. Das Anhangen an solchen Dingen ist krankhaft (ein Gebrechen) (?)-Diese Art von Weltentsagung ist keine Vollkommenheit. Ein solcher Mensch  gibt sich nur den Anschein eines armen Bruders (er heuchelt also), in Wirklichkeit ist er habgierig und geizig. Dadurch wird aber sein Gemüt beschwert, nämlich von Fressen und Saufen und von der Sorge dieser Welt.. Man findet wenige, die dies Fehlverhalten für verdammenswert halten. Es ist eine Schande, daß sich manche Mönche schimpfen, die sich aber um diese weltlichen Dinge kümmern, so als ob dies nicht schädlich und sündlich sei.-Diese drei Gebrechen (Krankheiten) beschweren die Seele und scheiden (entfernen) sie von Gott und drücken sie nieder zu weltlichen Dingen.
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Zur Aussprache: z. B "worr dürch=wodurch" wurde sicher ohne Umlaut gesprochen. Da, wo wir heute auch Umlaut haben, wurde er wohl auch gesprochen, wie bei "münch"=Mönch.
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