Sonntag, 11. September 2016

CGM 447, 31 R F: VOM RECHTEN WEG ZUM HIMMEL (ANONYM)

31 r: Auff dißer erden das das tal des iamerß wol geheysßen wirt. sind zwayerlay weg und eyn yeglich fursech sich wye das er wander der weg zu den hymelreych ist hart und eng wan unßer veynd sind zu payden seyten: da do man muß durch gen und von dem wege gyend vil weg ab. dye menschen die sich duncken lassen sye pringent sy ym zu dem rechten weg und scheynet gut aber yr ende laytet (laufet?) yn dye helle war umb der rechten wandern will der wurcke (wurche?) was unser herr Jhesus unßer troster gesprochen hat do yn der heylig apostel sand THOMAS fraget wo der weg werr zu seynem vater. dem er antwurt: jch pin der weg. dye warhait. und das leben nymant
32 v: komet zu dm vater dann durch mich als auch der heylig apostel sant JOHANNES spricht yn seynt epistel. wer got lyeb hat. der sol wandern. als er gewandert hat. und ob wir des künnen noch mügen gethon. noch (?) dann so sullen wir das mit guter begird und willen thun und wer dann eyn solches leben anfahen will. der soll seyn hertz ledig machen von aller ander begirlichayt. dann allayn dy zu der lyeb gottes gehört. und sehe auch das er sich yn der lyeb nicht petryeg (der; des?) der selb sant apostel JOHANNES spricht. wer do mit den worten sagt er habe got lyeb und helt seyne gepot nicht. der ist eyn lugner. und dye warhayt ist nit yn ym nymt ayner auch ayn leben an sich. der sehe das das leben mit (?) der heyligen kyrchen bestediget sey. das er kaynen pey wege gee der un (an?) dem letzten ver-...
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Auf dieser Erde, die das Tal der Tränen ist, gibt es zwei Wege: Jeder sehe sich vor, wie er wandere! Der Weg zum Himmelreich ist hart und eng, da der böse Feind auf beiden Seiten ist (lauert). Von diesem Weg gehen viele Abzweigungen ab. Viele bilden sich ein, sie seien auf dem rechten Weg, aber in Wirklichkeit führt sie ihr Weg am Ende direkt in die Hölle. Daher solle man sich an das halten, was Jesus zu dem Apostel Thomas gesagt hat: Ich bin der Weg und die Warheit, niemand kommt zum Vater denn durch mich. Ebenso spricht Johannes in der Epistel: Wer Gott lieb hat, der solle wandern, wie er (=Jesus?)gewandert ist. Auch wenn wir dies nicht können noch getan haben können, so sollen wir es doch guten Willens tun. Wer ein solches Leben anfangen will, der mache sein Herz frei von jeglicher Begierde. Diese solle er nur in der Liebe zu Gott haben. Der Mensch soll auch aufpassen, daß er sich darin nicht selbst betrügt. Daher spricht Johannes: Wer nur mit Worten sagt, daß er Gott liebt, dessen Gebote aber nicht einhält, der ist ein Lügner und die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn man ein solches (heiligmäßiges) Leben anfängt, der achte darauf, daß dies in Übereinstimmung mit der Kirche ist, so daß er keine Neben-und Umwege (Irrwege) gehe...
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