Donnerstag, 4. Dezember 2014

BALDUIN MACHT SEINEN EIGENEN KREUZZUG

Als der 1. Kreuzzug nicht so lief, wie BADUIN (der jüngere Bruder von Gottfried) es gern gehabt hätte, dachte er sich kurz entschlossen: Sch...drauf, mach' ich doch meinen eigenen Kreuzzug (heute würden wir sagen: ich mach' mein eigenes Ding)!
1097 wurde TARSUS eingenommen, eines der vielen frommen Werke, die damals von den Kreuzfahrern "ad maiorem Dei gloriam" vollbracht wurden. Doch BALDUIN lag mehr an irdischem Besitz. Er äußerte den bescheidenen Wunsch, TARSUS für sich zu erhalten, und das obwohl TANKRED, der Normanne, die Stadt erobert hatte. Als auch noch 300 Pilger wegen ihm umkamen-sie mußten vor der Stadtmauer bleiben und wurden von den Türken gekillt-kam es zu einem Aufstand.
Bald danach starb seine Frau GODEVERE. Balduin zog, wahrscheinlich in sich gekehrt, parallel zum Hauptheer gen Jerusalem. Irgendwann wurde er wieder ganz der alte und bei Ain Tab bog er nach Osten ab, um seinen "Privatkreuzzug" zu starten. Er hatte nämlich vor, seinen eigenen Laden aufzumachen. Als er an den Euphrat kam, wurde er von den Armeniern als Retter von den Türken begrüßt. Doch BALDUIN "wollte nicht helfen, er wollte herrschen und besitzen", wie es sich für einen frommen Pilger gehört. Der armenische Herrscher THOLOS hatte damals schrecklich Angst vor KERBOGHA, einem türkischen Heerführer. In seiner Not adoptierte er BALDUIN, damit der ihm helfe. Dieser (jetzt rechtmäßiger Sohn des Regenten) hatte seinem Schwiegervater aber was gepfiffen, zog am 6. 2. 1098 nach Edessa und übernahm dort prompt eine Grafschaft, die ihm gar nicht zustand bzw. gehörte. Mittlerweile gab es einen Aufstand gegen THOLOS. Als sich sein Schwiegervater an ihn wandte, riet er ihm, sich gottergeben in sein Schicksal zu fügen. THOLOS bat dann um freien Abzug ,und BALDUIN sagte "no way, man!" Allerdings schwor BALDUIN "bei den Erzengeln, Engeln und Propheten", sich für ihn zu verbürgen. 3 Tage später floh THOLOS mit seinem Weib. Er wurde von der Menge ergriffen und in Stücke gerissen!
BALDUINS Trauer schien sich in Grenzen gehalten zu haben, denn bald nach diesen Ereignissen nahm er den Titel eines "Grafen von Edessa" an. "Privatkreuzzug" zu Ende, mission accomplished, Schwiegervater tot, Schwiegersohn Graf. Ende gut, alles gut.
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Quelle: JOHANNES LEHMANN: DIE KREUZFAHRER (Abenteurer Gottes), Bertelsmann 1976 München, S. 132-136.







Samstag, 22. November 2014

EIN PRINZESSCHEN TRÄUMT VON BOHEMUND

Der NORMANNE BOHEMUND muß bei seinen Zeitgenossen eine bleibenden Eindruck hinterlassen haben. JOHANNES LEHMANN nennt ihn eine der "interessantesten und undurchschaubaren Gestalten" der Kreuzzüge. Eine genaue Schilderung gibt uns ANNA, die Tochter des byzantinischen Kaisers ALEXIOS:
"Es ging von diesem Krieger ein gewisser Zauber aus, der indessen teilweise gestört wurde durch ein unbestimmbar Erschreckendes, das von seinem Wesen herrührte. Denn der ganze Mann, die ganze Person war hart und wild, in seinem Wuchs wie in seinem Blick, und selbst sein Lachen ließ seine Umgebung schaudern."
"Man hat niemals auf byzantinischem Boden einen Mann wie diesen gesehen...Er besaß...eine hohe Gestalt...und er war sehr schlank, ohne Beleibtheit, mit breiten Schultern, gut entwickelter Brust und kräftigen Armen. Im ganzen war er weder mager noch korpulent, sondern entsprach sozusagen den Maßen des Polyklet; er hatte starke Hände und stand fest auf den Füßen, derb von Hals und mit breiten Schultern. Er hatte eine sehr weiße Haut, aber auf seinem Gesicht mischte sich Weiße mit Röte. Sein Haar war weißblond und fiel ihm nicht auf die Schultern wie den anderen Barbaren; dieser Mann hatte in der Tat nicht die Manie, die Haare lang zu tragen, sondern er trug sie an den Ohren geschnitten. War sein Bart rötlich oder von anderer Farbe? Ich könnte es nicht sagen, denn das Rasiermesser war darübergefahren und hatte eine marmorglatte Oberfläche gelassen; doch schien er mir rötlich zu sein. Seine blauen Augen drückten gleichzeitig Mut und Würde aus. Seine Nase und seine Nüstern atmeten leicht die Luft; die Brust war dn Nüstern angemessen und die Nüstern der breiten Bust."
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Weiter erfahren wir, er sei "auf Krieg gerichtet" gewesen und habe einen "geschmeidigen Geist gehabt.
Und dann kritisiert sie ihn: Er sei "verschlagen" gewesen, "reich an Ausflüchten, seine Worte waren wohlberechnet und seine Antworten immer zweideutig..."
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Der rote Bart stand übrigens für "Hinterlist und Verschlagenheit"!
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Als Machtmensch muß man sehen, wo man bleibt. Wahrscheinlich ging von BOHEMUND das aus, was man "gefährliche Jovialität" nennt. BOHEMUND muß schon ziemlich gerissen gewesen sein, wenn das ANNA auffällt, denn die Byzantiner waren ja selbst Meister der Intrige. Wahrscheinlich war sie froh, wieder einmal einen echten Mann zu sehen, denn ich könnte mir vorstellen, daß sie den ganzen Tag von parfümierten Hofschranzen zweifelhaften Geschlechtes umgeben war. Und da kommt dann so ein nordischer Krieger, waffen-und sporenklirrend, ein "warlord", der in Metal und Leder gekleidet ist und nicht in Seidengewänder wie die Palastschwuchteln im Kaiserpalast. Ein Mann, der nach Feldlager und Wein roch. Ganz logisch, daß da unser Prinzeßchen Anwandlungen bekam...
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JOHANNES LEHMANN, DIE KREUZFAHRER, ABENTEURER GOTTES, Bertelsmann, München 1976, S. 76 u. 78.




Samstag, 15. November 2014

1066: DAS HEILIGE BANNER UND 100 MESSEN FÜR DEN SIEG

Die Normannen saßen im Lager bei CAEN und lanweilten sich zu Tode. HERZOG WILHELM tat alles, um seine Streiter bei Laune zu halten. Da gab es Reiterspiele, Wettschießen und vermutlich auch "Wettsaufen". Eines Tages erschien ein Reitertrupp mit einem bunten Banner. Es war GRAF EUSTAC DE BOULOGNE mit dem Banner des Papstes:
"Der Graf de Boulogne verneigte sich und überreichte Herzog Wilhelm das Banner: 'Ich bringe dir Bulle und Banner des Papstes Alexander. Er sendet dir seinen Segen und alle guten Wünsche für deinen Feldzug gegen Harald. In Rom hat er schon hundert Messen für deinen Sieg lesen lassen...'"
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Aus: WOLFRAM ZU MONDFELD: DRACHENSCHIFFE GEGEN ENGLAND; die Eroberung Englands durch die Normannen 1066; Hintergründe und Verlauf der Schlacht bei Hastings; Arena; Würzburg 1974, S. 94 f.
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Auf S. 94 ist eine Abbildung normannischer Banner zu sehen. In der Mitte oben das "heilige", rechts darunter das "Rabenbanner" der Wikinger. S. 93: Zwei sehr schöne Bilder von Rekonstruktionen von zwei Wikingerschiffen (deutsches Museum, München). S. 91 Wappen normannischer Ritter (Wyvill, Neville, Baskervill, D'Arcy, Maude...)
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Mittwoch, 12. November 2014

PEREGRINATIO IN TERRAM SANCTAM ENDETE FÜR SCHÖNE ÄBTISSIN AUF UNSCHÖNE WEISE ODER IN DULCI JUBILO INS JENSEITS

In alten Quellen lesen wir: ERZBISCHOF SIEGFRIED VON MAINZ und die BISCHÖFE GÜNTHER VON BAMBERG, OTTO VON REGENSBURG und WILHELM VON UTRECHT pilgerten unter vielen Gefahren ins "heilige Land". Dabei fiel eine schöne Äbtissin den argen Heiden in die Hände und ward-horribile dictu- coram publico geschändet, bis daß die arme Frau den Geist aufgab.
Das war anno 1064.
FRIEDRICH VON RAUMER schreibt: "Es war die höchste Zeit, daß die abendländischen Christen ihren Glaubensgenossen zu Hülfe (sic) eilten..."-SIC! DEUS LO VULT!
Dazu J. LEHMANN: "Nur eben: es eilte niemand zu Hilfe."
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Quelle: J. LEHMANN: DIE KREUZFAHRER, S. 20.

DER HEILIGE ROMUALD: UM EIN HAAR OPFER DES EIGENEN KULTS

PRUDENTIUS und ENNODIUS lehrten (neben anderem Unsinn):
1.) von den Gräbern der lieben Heiligen könne man göttlichen Beistand erlangen
2.) die Reliquien der Heiligen wirken Wunder
Leider nahmen das die Anhänger des HEILIGEN ROMUALD allzu wörtlich. Beinahe hätten sie nämlich den Gottesmann erschlagen, weil sie unbedingt seine Knochen haben wollten, um sie als Reliquien zu verehren.
(Feine Anhänger!)
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Quelle: JOHANNES LEHMANN: DIE KREUZFAHRER; ABENTEURER GOTTES; Bertelsmann, München 1976; S. 21.

Sonntag, 9. November 2014

DER AUGSBURGER BISCHOF ULRICH

Er war einer "der treuesten Paladine OTTOS I." ULRICH scheint einen direkten Draht "nach oben" gehabt zu haben, denn es konnte fast alles. OTTO I. tat also gut daran, sich ihn als Verbündeten zu wählen. Es war nämlich im Mittelalter sehr schlau, einen Freund des Allmächtigen an seiner Seite zu haben.
Hier nun einige Tricks des heiligen Mannes:
1.) er heilte Blinde
2.) Epileptiker auch noch (nicht schlecht!)
3.) er ritt über die Wertach bei Hochwasser (was sehr sportlich ist)
4.) er überquerte die Donau in einem lecken Boot (das schaffen kaum Pioniere).
Ein tolles Repertoire! ULRICH war halt ein echter Profi.
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Quelle: HELMUT HILLER: OTTO DER GROSSE UND SEINE ZEIT

Dienstag, 21. Oktober 2014

WIE DIE WIKINGER DACHTEN

1.) Von zentraler Bedeutung war der Begriff "Kraft". Der Wikinger verließ sich fast nur auf seine eigene Karft bzw. sein Schwert. Die Kraft galt es zu erwerben, zu beweisen und zu bewahren.
2.) Schwäche=Schande; Feigheit=Verbrechen
3.) Das eigene Leben: hatte nur geringen Wert; fremdes Leben: noch geringeren Wert.
4.) Im Kampf zu fallen=Geschenk der Götter!
5.) Den "Strohtod" zu sterben "wie eine Kuh im Stall"=verächtlich
6.) Gekämpft wurde ohne Rücksicht (auch gegen sich selbst)
7.) Der Tod: hatte wenig Schrecken; wenn man fiel, ging man direkt in ASGARD ein; dort würde man in WALHALLA (einer Art Trinkhalle für gefallene Heroes) an ODINS Seite sitzen-sozusagen mit seinen Kumpeln-und würde das tun, was einem Wikinger am meisten Spaß macht: fressen, saufen, kämpfen.
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Quelle: WAS IST WAS, Band 71, Seeräuber.

Mittwoch, 3. September 2014

DER TRAKTAT VOM GEISTLICHEN STREIT (TEIL 6=Ende: 91 v)

91 v: -hait und daz also lang than pis sein gemut mit dysen sorgen und trachtungen also ser betrüebt wirt Daz jm das essen mer ein wi(?) sey dan ein kurz weill: wan daz essen wider werdig ist der keuschait: So sol die selb notturfft der nattur mit angst genumen werden und sollen also an richten unser leben daz wir dort mugen got sehen: daz kain zeit und so vasst von got und von geistlichen dingen zyech (?) als die so wir den leib musen besorgen...uns ist nicht allein ausen (?) zu vorchten wan jn uns selbs ist unser feint beschlossen: So wir den uber winden: so werden wir alle aussere ding krank gen uns und durffen uns von aussen nichts mit fürchten: wenn wir die ding die jn uns also daz wir dem geist untertenig werden: noch hilfft daz nicht daz wir unss von aussen enthalten von dem essen: Die sel vast den von den untuge(n)ten: die sel hab auch ein schedlich essen hinder (?) red ist jr essen: gar suess ist ir essen und ist doch piter der sel---
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Hier endet das Exzerpt vom geistlichen Streit. Der vollständige Text findet sich in CGM 717, 11 (übereinstimmend ab 57 v), vgl. auch "Baumgarten geistlicher Herzen" (cap.14, 17, 16, 13) und Unger, S. 201-207.
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So sei es!

DER TRAKTAT VOM GEISTLICHEN STREIT (TEIL 5: 91 r)

91 r: end der volkumen tugent daz wir uns also hallten zu einer yetlichen speiss so wir den noch gern...Nu spricht manig mensch mam darff mir dar von nit sagen j(?) han nit so vil zu essen wollt got jch m(?)cht es alles essen Der spricht nicht weisslich unser heiligen (?)eter heben vil mynder: und huten sich vast vor untugent: dem leib sol(l) man geben die noturfft daz er der sel müg dienen nicht daz e sy vertruk: und wie klain man dise untugent acht so mag doch volkumen werden ee er sy uber wind Sanct Paulus spricht nemant so erwellt werden e dann er erlich gestreitet: das ist ein erlicher kampff daz ein geistlich mensch streitet und daz er uber wündet und mit dem streit muss man an heben: Nemant mag erlichen streiten der sein aygen fleisch nicht uber wunden hat Der der aber nicht erlich streitet an zweiffel er mag nymer uber winden noch er...die ere (?) und kron des gesigs: von wenn der man uber wunden wirt des knecht ist er von recht: und ist dan daz wir von disem streit uber wunden werden so wir zu hand als die knecht des fleisch mit sch(a)nden vetryben von dem streit alles geistlichen kampffs: Es ist unmüglich daz der voll pauch myg erkennen den kampff des ynnteren (?) menschen und der ist nicht wirdig daz er mit hochem streit an gefochten werd Der von leichtem kampff uber wunden mag werden
Z(um) ersten sollen wir uber winden und vertreiben die geitzigkait des munds und daz gemut rainigen nicht allein mit vasten Sunder auch mit wachen mit der legen (?) und mit steter rewe des herzens: und sol seuffzen von der gross der untugent: und unter weillen sol er entzundet werden von der begerung der volkum-
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Dienstag, 26. August 2014

RITTER JOHANN ZISKA VON TROCNOV UND ANDREAS PROKOP (KATEGORIE "NETTE MENSCHEN")

Andreas Prokop

ZISKA UND PROKOP waren zwei hussitische Heerführer, "denen der Schrecken vorauseilte" (S. Fischer-Fabian):
"Ziska, einäugig seit seinen Jünglingsjahren, nun ganz erblindet durch einen Pfeilschuß, hatte den Terror zum Instrument seiner Kriegsführung gemacht, dabei ganze Städte ausgemordet." Es gab das Sprichwort: "Grausam wie ein Hussite." Man erzählte über die Hussiten, daß ihre wettergegerbte Haut kein Schwert durchdringen könne!
FISCHER-FABIAN schreibt,  Ziska habe angeblich "auf dem Sterbebett verfügt, seine Haut auf eine der Trommeln zu spannen, die zum Angriff geschlagen wurden."-Netter Einfall!
ANDREAS PROKOP, kahlköpfiger Kollege ZISKAS, war, so sagt man, noch schrecklicher!
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S. FISCHER-FABIAN: DER JÜNGSTE TAG. DIE DEUTSCHEN IM SPÄTEN MITTELALTER, Knaur, München 1988, S. 170 f.

GEILER VON KAISERSBERG (+1510) WETTERT GEGEN DIE HÄNDLER


Der Straßburger Prediger Johannes Geiler hielt anscheinend nicht viel von der Spezies der "Koofmichs". "Stets zornig" schimpfte er über sie. Er hielt ihnen vor, daß sie Schuld am Luxus hätten und daß sie "wilde Fetzen" ins Land brächten:
"Sint insonderheit Kauffmannsöhn, die meinen, sie wären Alles weil ihre Väter geld hant, die auff den Straßen stolziren in Kleidunge noch närrischer als die Weiber. Siehest du nit, wie sie sich das Haar büffen und ferben und das gesichte einschmieren?"
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Gefunden bei: S. FISCHER-FABIAN: DER JÜNGSTE TAG: DIE DEUTSCHEN IM SPÄTEN MITTELALTER, Knaur, München 1988, S. 115.

Samstag, 2. August 2014

TRAKTAT VOM GEISTLICHEN STREIT 4

90 v: so versinket er und ist kain teglich sund so leicht die man durch got vermaytet sy (sy) mert die genad und myndert das fegfewr und mert denn lon jm dem himelreich: Aber nemant ist wie liechte (?) augen er hab der von jm selber erkenne die mannigfalltigen list der sunden und untugent: So wollen wir mit der hilff des heiligen geistes von der ler der heiligen ein wenig sagen von der natur und ein wenig ergeney (?) der acht haubt sund von dem ver(?)arung und anderen fluessen (?) alle sund Dar nach wollen wir sagen der ergeney (?) wie man jn sol wider steen und sy uber winden von dem ersten wollen wir sagen von des mundes geitikait wan wider die sollen wir den ersten streit anfachen...dem vasten mügen alle leut nit geleiche regel hallten weill alle leut nit geleiche sterk haben an dem gemut noch an dem leib darumb...ssigt sich ein yetlicher nach seine gr...und art seines leibs wan ein mensch mer bedarff dan der ander. Doch ist unsz (?) allen fur gelegt die regel der kestigung und disz ist ein volkumen end der erhaltung allen leuten: daz der mensch nymer uber laden wird mit kainer speis wan nicht allein die fulhait sunder auch die grosshait des essenns die krenkt daz herz und mit wellicher lay... der laib uberladen wirt da von wechsset jm unkeusch und nicht allein die uber mass des weins macht daz gemut trunken: Sunder daz man ysset mangelay speis und aller maist uber mass des essens macht daz gemut wankeln (?) und beraubet es aller lauterkait des herzens wan auch der mensch nympt die sein krankhait...und nicht sein wollust begert: Essige (?) und gute speis die beraiten den menschen die gesundhait des leibs und benympt nicht lauterkait dem herzen ob sy mit mass genumen werden da von ist daz die aller volkumest lerr der heiligen: daz die krafft des vastens allein lig an der mass des essens und daz ist ein
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TRAKTAT VOM GEISTLICHEN STREIT 3

90 r: und stat starker wider auf Syben mall daz ist mit un(?)iessigkait: mit vergessenheit mit gedanken: mit worten mit werkeren mit verge(?)ung mit not durfft mit plindhait und vergissest deines schopfers: Einen tag oder ein wochen oder ein jar. oder wie lang es ist: Darumb verzag nicht heb an wan du vun...an hebest got ist berait dir zu (?) hellffen: wie dik du auch uber wunden wirst du wi(?)st doch nicht sigloss genant piß daz du den kampff aufgibst und willt nymer streiten aller erst wirstu geurtailt sigloß Nun spricht manig mensch jch ker mich nicht an die horten lere der tugent jch mag es alles nit (mit?) zukumen: got muß mir die genad umb sunst geben jch mag nicht dar nach arbaiten: Also lernt uns nicht die volkumenhait: wer ye zu volkumenhait und zu steter haimligkai gotes kumen ist der muß sich uben an tugenten und mit ernst darnach streiten oder die genad wirt jm nit....für kumet offt einem menschen mit sussigkait ee er wais was tugent ist: daz thut er darumb daz sich der mensch dar nach an...tugenten ube: und thut er daz nit so wirt jm die genad lang nit und kumpt jm die genad fast zu grossem schaden: Es hat nemant so vil genaden daz er die sund sol leicht achten oder clain: wan yetlicher tegliche sund mag todlich werden wan augensting (?) spricht Es ist kain tegliche sund so leicht noch so clain die nit todlich werd so sy dem menschen woll gefellt und jn gelustet da von es sund ist und er umb anders nicht thut dan daz er waiss un gelaubet daz es sund ist und mag auch haubt sund werden begangen do mit won (?) man teglich mit sicherer gewissen thut an willen zu bussen und zu...und jm woll gefellet ymer mer dar jnn zu peleiben und nymer mer rew dar umb zu gewinen Darumb sol man sich ser huten vor teglich sunden wann der mensch kumpet jn die tieff der sunden
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Samstag, 26. Juli 2014

EXZERPT VOM GEISTLICHEN STREIT 2

89 v: sey die stärk da mit ficht menlich wann vil mer sind die mit uns sind der dye wider uns sind. Sant peter spricht wider steet dem teuffel so flieht er von euch mit dem einen willen follgen dar mit ist er uber wunden. Dein schwert daz sey das got wort daz soltu alle zeit jn deinem herzen tragen und haben do mit du uber wundest sein ret (?) und zu hant so dir die bekorung jn dein hertz kumpet so spricht du (?) teufel ich th (u?) sein nit: und mit dem schwert schlechst du jm das haubt ab daz er dich nymer mer uber wünden mag Dein sperr daz sey der stark will do mit du einer yeklichen betorung wider stest un sprich du teufel ich thu sein nicht mit dem sper stichsetu jn sein herz durch und so du es Je tueffer von herzen sprichest so die wunden ye tieffer jn sein hertz get und wir (?) daz mit einer ye(?)lichen be(?)orung dieser an dich wirfft viel gross und wie unrain die ist er wisset dich nit und thut dir keinen schaden und machet dir kain wunden die weill du mit der beschaidenhait nit verhengest wie dik (?) du aber sprichest jch thu so nit: Daz ist ein wunden jn sein hertz: Dein schult sol sein daz...Christi und sein...wan nichts ist so stark wider dem feint so du gedenkest an dye marter unsers herren Jhesu Christi so durch dich also gewapnest hast so...manlich jn den kampf verpringest daz dich der ander an fellt Dar umb solt du aber nicht verzagen wan ye lenger du streistest ye...du streiten lernest: und ye di...du gesigest ye manhaffter du wirst zu dem streit und ein yettlichen sig den du gewinnest wirt dir geschriben jn das puch des lebens wie...der syg. du...riter gots dar um verzag nit ob du vielleicht von deiner un...wirst nider geschlagen Sunder stant wider auf an den streit: wan die geschrifft spricht: der gerecht fellt siben mall jm tag
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Aufruf St. Peters, dem Teufel zu widerstehen-folgt man ihm nicht, so ist er bereits überwunden-das Schwert=das Wort Gottes-dieses trägt man im Herzen und überwindet damit die Ratschläge des Teufels-schließlich schlägt man ihm mit dem Schwert den Kopf ab-der Speer=der starke Wille-mit dem Speer durchsticht man das Herz des Teufels-er hat nun keine Macht mehr und kann nicht mehr schaden-der Gedanke an die Martern Jesu stärkt den Kämpfer-man darf niemals verzagen-die Länge des Streites dient der Übung-je mehr man siegt, umso kampftauglicher wird man-Aussicht auf Belohnung: jeder Sieg wird einem ins Lebensbuch eingetragen-Aufruf, immer wieder aufzustehen-Bibelzitat: der Gerechte fällt sieben mal etc.
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EXZERPT AUS DEM TRAKTAT VOM GEISTLICHEN STREIT 1

Zwischen einem Ritter und einem Gottesmann gibt es mehr Gemeinsamkeiten, als man denkt. Der Ritter streitet in der Welt gegen die Feinde (auch der Christenheit) und der Mann Gottes ficht einen geistlichen Streit gegen den Widersacher, der sich in der Welt, aber auch im Inneren des Menschen manifestiert. Der anonyme Traktat vom geistlichen Streit gibt hiervon Kunde. Leider ergaben sich bei der Entzifferung viele unleserliche Stellen, die ich vorsichtigerweise offengelassen habe. Wer möchte, kann mir dabei helfen, die Lücken zu füllen.
CGM (CODEX GERMANICUS MONACENSIS) 795, 89 r-91v:
89 r: Wann du der wellt wider gesagt hast Als wir vor gelert haben und dem fleisch und dem teuffel So solt du wisen daz auch sy sich wider dich sec(?)zen mit feintlichem kampf  Da von solt du gen diesen dreyen feinten besameln drey freint in drey geordnet schar: Daz sind alle dein sinn Alle dein begird alle dein gedank gen in (?) zu vechten so get es aller erst an die not (?) So bedarffst du woll gottes ritter und seiner kempfer daz du dich allso verstest wan welicher riter verkenet (?) vechten will: der entpfecht (?) manige grosse wunden und schlag zu dem ersten. sol dein helm sein die gotes vorchts und hoffnung. Daz du nymermer verzeiffelst. sunder auf in mit starkem herzen vechten und mit ganzer (?) zu versicht. wanner...der j....ruefft von herzen Auch spricht...Alber (?) zu allen den sie jn streit sind Gehabt euch woll jch han die wellt uberwunden: Ir miget sy auch uberwinden wan jch bin mit euch jn der...: Ich wil euch wider erlossen und wil...und...Da wirt nemandt...der erlich streit Da von...rittergots...jren streit mügent uber winden und on kampff gesigen...dein...streit...mennlich an deinem kampf daz dir dar pei sey der...kan uber wunden zu hant....wider dein...und...so berait sich got selbst mit hilff jn deinem kampf mit allen seinen heiligen die sind da pey di...zu helffen und alle heiligen enge (?)n: für dich und dir wirt der sig gegeben Darumb...disem hellen und siche...und sicherlichen wan der kampf sein ist (?) und nicht dein hellen und auch dein p...sey ganz einfeltiger gelauben den...jn deinem hertzen jn...und...werken---dem...daz....Dein gerech(?)-
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Nachdem man sich also der Welt, dem Fleisch und dem Teufel widersetzt hat, bekämpfen diese den Menschen. Gegen diese drei Feinde soll man drei Freunde um sich sammeln: die Sinne, Begierden, Gedanken (?). Dazu bedarf man: Gottes Ritter und seiner Kämpfer. Doch wer kämpft, empfängt auch viele Wunden und Schläge. 1.) Der Helm sei Gottesfurcht und Hoffnung. Man soll nicht verzweiffeln (also kleinmütig werden) und mit Zuversicht fechten!

Sonntag, 20. Juli 2014

JOHANN VON SALISBURY (um1115-80)

Treuer Anhänger und Sekretär des THOMAS BECKET; verließ England nach dessen Ermordung (war wohl gesünder so!). Wurde 1176 Bischof von CHARTRES.
Werke: METALOGICON (Einfluß des ARISTOTELES)
            POLICRATICUS ("Kirche als Organ des sozialen und politischen Pluralismus und als Bollwerk 
                                           gegen die königliche Despotie")
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"In seinen Erinnerungen an die Zeit an der Kurie gibt J. ein detailliertes Bild der Periode."
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Werk: R. L. POOLE (Hg.), 1927; H. LIEBESCHÜTZ: Medieval Humanism in the Life and Writings of John of Salisbury, 1950.
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Quelle: ARYEH GRABOIS: ENZYKLOPÄDIE DES MITTELALTERS, Edition Atlantis, Zürich, Frankfurt.

Donnerstag, 10. Juli 2014

DIE HELDEN DES NIBELUNGENLIEDES JAGTEN BEI HÜTTENFELD

Im NIBELUNGENLIED, 16. Aventiure (Wie Sifrit erslagen wart), lesen wir, daß GUNTHER, HAGEN, SIEGFRIED und andere BUGUNDER zusammen auf die Jagd gingen. JUL. R. DIETRICH stellt in seinem Buch "DER DICHTER DES NIBELUNGENLIEDES" die These auf, daß sich die legendäre Jagd der BURGUNDER zwischen Lorsch, Heppenheim, Viernheim und Weinheim in der Umgebung des heutigen HÜTTENFELD zugetragen haben soll. Dieser Meinung schließt sich auch ELSE HANF an in ihrer lesenswerten wie amüsanten vierteiligen Broschüre "NOCH E BISSLCHE EBBES VUN DE 'HÜTT', Wissenswertes über Hüttenfeld in Wort und Bild".
FRAU HANF (geb. DELP) geht zunächst von der Frage aus, wo der sog. WASGENWALD lag. Dort nämlich hat die sagenhafte Jagd stattgefunden. FRAU HANF folgert nun, daß dieser Wald nicht allzuweit von WORMS entfernt gewesen sein konnte, denn schon am Abend waren ja die BURGUNDER wieder zurück. Daher scheiden linksrheinische Gebirge wie Vogesen, Hardt, Pfälzerwald oder der Reichswald bei Kaiserslautern aus, zumal diese Gebirge niemals WASGENWALD geheißen haben, sondern "mons nemus forastum, silva Vogesus, Vosagus, Wasagus, Wosago" und zudem der Name "Vogesen" vorgermanisch sei. (Allerdings muß ich hier einwenden, daß vor allem die Bezeichnungen "Wasagus" und "Wosago" eine gewisse Ähnlichkeit mit "Wasgenwald" haben.
FR. HANF weist nun darauf hin, daß der Name "WASGENWALD" "gut deutsch" sei. Er bezeichne "einen mit WASEN, d.h. mit grünen Rasenflächen, Auen oder Wiesen durchsetzten Niederungswald auf Moorboden". Dies treffe auf die Ufergebiete der WESCHNITZ (WASENITZ; WECHENSE; WESCHENZ) ganz besonders zu. Der sog. HAGENWÖRTH wird von zwei Weschnitzarmen gebildet. Dort sei der Ausgangspunkt der Jagd gewesen, die sich bis Weinheim und Viernheim hinzog. Auch der Name des alten Jagdschlosses "WASSERBIBLOS" (Wassunbibelos) spreche dafür.
SIEGFRIED wurde bei OTENHEIM vor dem Odenwald (!) erschlagen. Es kann aus o.g. Gründen nicht im Odenwald gelegen haben wie z.B. bei Grasellenbach, wo heute der Siegfriedsbrunnen ist. FR. HANF glaubt nun, daß OTENHEIM zwischen WORMS und ODENWALD lag. Die Verbindung zwischen beiden Punkten war die ALTE RÖMERSTRASSE, die am ehemaligen Lorscher See und dem Seehof vorbeiführte. Dort wurden Grundmauern einer frühromanischen Kirche, eine Klosteranlage und Reste einer römischen Villa ausgegraben (1904). Um 900 n. ließ eine edle Frau namens URTE VON SCHAUENBURG aus Resten der Villa einen Edelhof bauen. Um den Hof bildete sich allmählich eine Ansiedlung. Das Dorf erhielt nun seinen Namen OTENHEIM nach der Edelfrau. In den Wirren des 30jährigen Krieges ist es wohl untergegangen. FRAU URTE gründete auch das kleine Kloster.
Sammelpunkt nach der Jagd war der sog. "SPESSERT". Ein Zinsbuch des 15. J. erwähnt eine Flur dieses Namens am sog. Malchenberg. Dazu paßt gut, daß sich HAGEN dafür entschuldigt, den Wein dorthin geschickt zu haben, da er davon ausging, daß die Jagd dort stattfinde. FREIHERR von SCHWEINSBERG lokalisiert den SPESSERT auf der Grenze zwischen Viernheim und Hemsbach. Doch bis heute fehlt der letztendliche Beweis, wo der SPESSERT lag. FR. HANF hält es allerdings für möglich, daß die Wiesen und Äcker der VIERNHEIMER "SPITZ", auch "SPISSARTÄCKER" und "SPISSARTWIESEN" genannt, mit dem sagenhaften SPESSERT identisch sein könnten. Das Gelände ist "eine unbebaubare, mit hartem Gras überwucherte Wiesenstelle" (Spessert ist eine wasserundurchlässige Bodenart).
HAGEN ließ nun den Wein im Spessert liegen. Also gehen SIEGFRIED, GUNTHER und HAGEN zu einer Quelle. Dort ersticht HAGEN den SIEGFRIED hinterrücks. Wo lag die Quelle? Am Rand des Odenwaldes und in den Riedwäldern gibt es sehr viele Quellen. FR. HANF berichtet von einem Brunnen im Viernheimer Wald, bei dem ein mächtiger Eichenbaum (!) stand. Der Brunnen wurde OCHSENBRUNNEN genannt und ist heute verschüttet ("von einem geschichtslos gewordenen Geschlecht", wie FR. HANF hinzufügt).
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Gunther und Hagene,-die recken vil balt,
lobten mit untriuwen-ein pirsen in den walt.
mit ir scharpfen geren- si wolden jagen swin,
bern unde wisende:- waz mohte kueners gesin?
(16. Aventiure, Anfang, Strophe 916)

Montag, 30. Juni 2014

BOBSTADT (SÜDHESSEN)

Wer kennt schon Bobstadt? Ich z.B. kenne es sehr gut, da ich im Nachbarort Hofheim geboren bin und unzählige Male dort war. Was ich da gemacht habe? Eigentlich nicht viel, genau genommen bin ich da immer aus dem Zug ausgestiegen, um nach Hofheim zu meiner Oma zu kommen. Meistens wurden wir nicht abgeholt. Wir sind dann die Landstraße entlang nach Hofheim marschiert. Einen ausdrücklichen Marschbefehl hatten wir nicht. Das war Anfang der 70er Jahre. Meine heutigen dekadenten Schüler lassen sich oft zu mir kutschieren, obwohl sie nur ein paar Straßen weiter wohnen.
BOBSTADT wurde schon in grauer Vorzeit von unseren Urahnen besiedelt.Vielleicht war ja einer von meinen dabei. 1889 fand man zwei Steinbeile aus der Jungsteinzeit, die schon eine Weile her ist. Dann kamen die KELTEN und später die GERMANEN.
Wir schreiben das Jahr 776 post Christum natum: EUFEMIA, filia des KANKOR, schenkt ihr Erbe in "BABESTAT" dem KLOSTER LORSCH.
782 legt ihr Bruder HEIMERICH noch seine Besitzungen in "BABESTAT" drauf. Damit dürfte wohl das Seelenheil beider gesichert gewesen sein.
Nachlesen kann man das im "LORSCHER KODEX".
Dann schweigen die Quellen für lange Zeiten.
1232: BOBSTADT wahrscheinlich unter der LEHNSHOHEIT der BISCHÖFE von WORMS und Teil des BURGLEHENS des AMTES STEIN.
1387: Befreiung von den Abgaben an das AMT STEIN.
1427: PETER VON WATTENHEIM bekommt 82 Morgen Feld (Burglehen zum Stein) plus das halbe Gericht von BOBSTADT.
1443-1780: BOBSTADT ist LEHEN der FRANKENSTEINER.
1443: KONRAD ZU FRANKENSTEIN bekommt 20 Morgen als LEHEN.
1549: HANS VON FRANKENSTEIN verleiht dem Gericht ein Siegel. Nett von ihm.
1550: Vertrag mit BIBLIS.
1607: Vertrag mit BÜRSTADT.
30jähriger Krieg: Der Ort ist für eine Zeitlang verlassen! Die Bewohner suchen in WORMS Schutz. Müssen schlimme Zeiten gewesen sein.
ab 1628: Obergerichtsprotokolle.
ab 1717: Gemeinderechnungen.
1780: Die FRANKENSTEINER geben BOBSTADT ab. Es wird dem BISCHOF von WORMS gegeben.
Bau einer Schule.
1802: Besetzung durch hessische Truppen.
1824: Hochwasser; der Rheindamm bricht.
1845: Der Weg nach HOFHEIM wird eine Schotterstraße (mein späterer Schulweg).
1850: Brand des Schulhauses.
Viele wandern nach Amerika aus.-Bau der Straße Frankfurt-Mannheim (Reichsstraße 44).
1861: Posthilfsstelle.
1882: Hochwasser; Dammbruch; großer Schaden! (Immer trifft es die Armen!)
1900: Haltepunkt der Bahnlinie Frankfurt-Mannheim.
1914-18: Viele Opfer unter der Bevölkerung. 31 Gefallene.
1930-45: Noch weitaus größere Opfer; schlimme Kriegsfolgen.
1945: Besetzung durch die Amis. BOBSTADT gehört jetzt zum KREIS BERGSTRASSE.
1959: Erlaubnis zur Führung eines neuen Wappens.-Mein Geburtsjahr.
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NACH: PHILIPP STUMPF: BOBSTADT IM WANDEL DER ZEITEN.-

Donnerstag, 26. Juni 2014

AD HOUEHEIM CURT(IS) DOM(INICA). DE TERRA SAL(ICA). MANSI. IIII (...)

Im caput XXVI des sog. CODEX EDELINI ("Traditiones possessionesque Wizenburgenses") findet sich die Erwähnung eines Dorfes namens "houeheim". Es ergibt sich nun die Frage, um welchen Ort es sich dabei handelt. Dazu gibt es mehrere Theorien:
a) Nach Harster: Hoffenheim bei Sinsheim oder Hoffen bei Soultz (Nordelsaß) oder Höfen bei Kandel.
b) Dette und Gockel: Hoffenheim bei Sinsheim
c) Simon und Staab: Hofheim im Kreis Bergstraße
Klärung dieser Frage verspricht der hervorragende Aufsatz von HANS HEIM mit Dem Titel "Quellen, Gedanken und Überlegungen zur Frühgeschichte des Ortes Hofheim im Kreis Bergstraße". Hans Heim, den ich vor ca. 12 Jahren in Hofheim im Rahmen einer Recherche über meine Vorfahren kennenlernen durfte und den ich an dieser Stelle herzlich grüßen möchte, ist (wie sein Name schon nahelegt) seines Zeichens Heimatforscher. Diesem schönen Hobby geht er mit großem Enthusiasmus nach.
Herr Heim schließt sich der These c) an und versucht die Positionen a) und b) zu widerlegen. Ein erstes Indiz sei, daß es heute noch den sog. Frohndhof (Herrenhof) als Straßenname in Hofheim gebe.
Der o.g. Codex wurde um 1280 z.Z. des Abtes EDELIN verfaßt. Das Dokument ist z.T. aus älteren Vorlagen kompiliert. In den einzelnen Kapiteln werden die Besitzungen (possessiones) des Klosters beschrieben. Gemäß Dette läßt sich die Schrift in zwei Teile unterteilen:
a) Vorlagen der Karolingerzeit (Kopien)
b) Vorlagen 9./ 10. Jh. (ebenfalls Kopien): ab cap. 26: jüngere Teilurbare; Nennung des Namens "houeheim" in 2 Kapiteln (cap. 26 und 311).
Im LORSCHER CODEX finden sich Schenkungen in "Hovaheimer marca":
a) anno 773: Schenkung des REDUNC an das Kloster Lorsch
b) eodem anno: Schenkung des REGINHARDUS
c) 9. Jh.?: Schenkung des RECCO und REGINHER
Allerdings gehörte Hofheim zum HOCHSTIFT WORMS. Auch gab es keine Schenkungen von Hofheim an das Kloster!
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marca (nach LEXER)=abgegrenzter Landteil, Gau, Bezirk, Gebiet, Gesamteigentum einer Gemeinde (Grund, Boden)
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Es gab 3 Wormser Bischöfe (8./ 9. Jh.), die auch Äbte des KLOSTERS WEISSENBURG waren: EREMBERT (Bischof:764-793), BERNHARIUS (Bischof: 814-825) und FOLCWICUS (Bischof: 826-830). Vieles spreche nun-so Heim-dafür, daß einer der Gottesmänner u.a. das Dorf "houeheim" dem KLOSTER WEISSENBURG übergeben habe! So haben Dörfer aus dem Bereich des HOCHSTIFTS WORMS Abgaben an WEISSENBURG geliefert, wie man aus dem CODEX EDELINI entnehmen kann. Es handelt sich dabei um Colgenstein, Dirmstein, Ebertsheim, Freinsheim, Mölsheim u.a. Auch Hofheim gehörte zum HOCHSTIFT WORMS!
Cap. 311 des CODEX EDELINI (aus dem Jahr 991): OTTO VON KÄRNTEN entzieht dem KLOSTER WEISSENBURG 68 Orte. Darunter ist auch Hofheim!
Urkunde des ST. PAULUSSTIFTS/ Worms (anno domini 1016): BISCHOF BURCHARD I. kauft 3 Orte zurück. Leider eine Fäschung! Allerdings-so Staab-sollen damit real vorhandene Rechte formal abgesichert werden. Unter den 3 Orten ist auch Hofheim. BURCHARD I. tritt nun die Hälfte seines Besitzes in Hofheim an das STIFT ab. Im Text heißt es: "ultra Renum ad Houeheim".
Diese Bezeichnung trifft nun nach Heim nur auf Hofheim zu. Hoffenheim dagegen ist zu weit vom Rhein entfernt und Hoffen und Höfen liegen auf der falschen Rheinseite.
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Ich bin am 6. 5. 1959 in Hofheim/ im Ried zur Welt gekommen (Bahnhofstraße 17, heute 27). Dort verbrachte ich die ersten 13 Jahre meines Lebens meist im Haus meiner Großeltern. Von 1966-69 besuchte ich die Volksschule in Hofheim. Meine Lehrer waren u.a. Fr. Wacha und Fr. Boxheimer. Von 1969-76 besuchte ich das Gymnasium Gernsheim am Rhein. Ich war das, was man einen "Fahrschüler" nannte (sog. Südrichtung). 1975 zog ich mit meinen Eltern nach Lampertheim.
Ich fühle mich meinem Heimatdorf immer noch sehr verbunden.
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Montag, 16. Juni 2014

PATRICK, THE APOSTLE OF IRELAND

PATRICK lived from 389 to 461, his birthplace is unclear. His father was CALPURNIUS, a Roman-British official and deacon. When he was 16, PATRICK was captured. In this time he became "a man of prayer and sincere religion" (dictionary of Saints).
PATRICK had to face a lot of dangers. After sudies in France he became disciple of ST. GERMANUS at AUXERRE. Consecrated as bishop, he followed PALLADIUS in 432 as missionary bishop of Ireland. Travelling throughout Ireland, he evangelized and organized a lot. He was successful in converting the Irish chiefs. In 454 he established his episcopal seat at ARMAGH. PATRICK was said to have explained Trinity by reference to a shamrock, eventually becoming his emblem. His cult also came to America, where New York's main cathedral is dedicated to him. His feast-day is 17 March.
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It was surely no big deal converting barbarians being mostly and widely simple-minded, but nontheless a dangerous job for a monk.
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text by "diereichsburg"

FRANKENGRÄBER IN WEINHEIM

Anno millesiomo nongentesimo nono (MDCCCCIX) post Christum natum sepulcra Francorum in Weinheimio (Winnenheim) inventa sunt. Quae in campo manufacturae Freudenbergianae sunt. Deinceps ad numerum quinquaginta sepulcra virorum, mulierum liberorumque ex saeculo quinto usque ad saeculum septimum effossi sunt. Qui campus revera tantum pars maioris sepulcri est. Mortui cum suis possessionibus (cum iis rebus, quas possidebant) sepulti sunt. Quorum ex possessione ordo eorum cognosci potest. Cum vici eius temporis in Weinheimio noti non sint, vita horum hominum nobis ex eis cognoscenda est, quae in sepulcris (sepulcra) posita sunt.
Qua ratione homines ex temporibus iam pridem praeteritis cum nobis loquuntur (colloquuntur)
=Im 1909. Jahr nach Christus sind in Weinheim Gräber der Franken entdeckt (gefunden) worden. Diese befinden sich auf dem Gelände der Firma Freudenberg. Nacheinander sind ungefähr 50 Gräber von Männern, Frauen und Kindern ausgegraben worden, die aus dem 5. bis zum 7. Jahrhundert stammen. Dieses Feld ist in Wirklichkeit aber nur ein Teil einer größeren Begräbnisstätte. Die Toten sind mit ihrem Besitz bestattet worden. Aus dem Besitz der Toten kann man ihren sozialen Rang erkennen. Weil Dörfer aus dieser Zeit in Weinheim nicht bekannt sind, muß das Leben der Menschen aus diesen Dingen, die in die Gräber gelegt worden sind, von uns rekonstruiert werden. Auf diese Weise sprechen Menschen aus längst vergangenen Zeiten zu uns.
(Nach einem Prospekt des Museums der Stadt Weinheim.)

Mittwoch, 11. Juni 2014

KÖNIGIN BRUNHILDE UND KÖNIG DAGOBERT

KÖNIGIN BRUNHILDE war eine westgotische Fürstentochter. Eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen war es, auf die merowingische Verwandtschaft loszugehen. Wer die Merowinger kennt, weiß, daß diese alles andere als "nett" waren. BRUNHILDE residierte gern in WORMS. Die Stadt WORMS ist nämlich ein "locus amabilis" (lieblich), als Kind war ich unzählige Male mit meinen Großeltern dort. BRUNHILDE hielt sich vermutlich auf dem Königshof NEUHAUSEN auf, dessen Grundriß noch heute deutlich zu sehen ist.
Ihr Nachfahre war übrigens DER GUTE KÖNIG DAGOBERT. Dieser verlegte wahrscheinlich die Pfalz hinter die Mauern der alten CIVITAS, wo er "domilizierte". DAGOBERT tat viel für sein Seelenheil. Er errichtete an der Stelle des heutigen Doms über dem FORUM die erste Kathedrale. Dabei bediente er sich goßzügig am Material der Forumsbauten, natürlich "ad maiorem Dei gloriam".-
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Quelle: ?

Dienstag, 3. Juni 2014

DIE ANGELSACHSEN: "ATHELINGS", "EOLDERMEN", "THEGNS" AND "CEORLS"

1) der König und die "athelings" (princes of the blood);
2) der "WITAN": diese Ratsversammlung behielt sich das Recht vor, einen Nachfolger zu bestimmen: der Rat setzte sich aus "athelings, eoldermen" sowie "archbishops" zusammen.
3) die "eoldermen": dies war der regierende Adel, der seinen Ursprung in den Unterkönigen hatte; in späteren Zeiten war der "eolderman" der "viceroy" des Königs in einer Grafschaft (shire); er war zuständig für die Verwaltung und Justiz; außerdem mußte er das militärische Aufgebot, den "FYRD" einberufen und anführen; später wurde aus dem "eolderman" der "earl" (vgl. den dänischen "jarl"); es gab die "SELECT FYRD" (konnte jederzeit einberufen werden; mehrmals im Jahr wenige Tage) und die "GREAT FYRD" (Aufgebot aller freien Männer; einberufen in Notzeiten)
4) "thegns": leiteten sich vermutlich von den Leibwachen großer Führer ab; für seine Dienste erhielt der "thegn" Geschenke und Land; selten wurde er auch zum "earl" erhoben; es gab eine Sonderform der "thegns", die "the king's thegns" genannt wurden; in späteren Zeiten konnten auch "earls" und mächtige "thegns" selbst wiederum "thegns" als Gefolge haben; ab dem 11. Jh. gab es auch die sog. "housecarls"; diese waren Elite-und Profikämpfer des Königs (wahrscheinlich aufgestellt von Knut, 1018)
5) die "ceorls": diese waren einfache freie Männer; es gab drei Klassen:
a) die "geneatas" (companions): eine Art Bauernaristokratie; diese zahlten Pacht an einen "overlord";
b) die "kosetla": diese mußten keine Pacht zahlen, verrichteten aber Dienste;
c) die "gebur": diese waren völlig abhängig; dennoch durften sie in der "FYRD" dienen!
Hatte ein "ceorl" fünf "hides" Land, konnte er ein "thegn" werden, doch niemals "earl"!
6) die "serfs or bondsmen" bzw. "slaves and thralls": diese hatten den blödesten Job (viel Arbeit, miese Bezahlung, null Ansehen, keine Aufstiegschancen); auf ihnen beruhte die Wirtschaft; dafür hatten sie nichts zu sagen! Heute nicht viel anders.
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Quelle: SAXON, VIKING AND NORMAN: Text by TERENCE WISE; colour plates by G. A. EMBLETON, Men-at-arms series, OSPREY Publishing London, 1979.

DICHTER STEHEN NICHT IM SCHILDWALL

UHTRED hält nicht viel von Dichtern. Sie singen vom Kampf, haben aber in Wirklichkeit keinen blassen Schimmer davon. Immer seien sie die einzigen, die überlebten.
"...aber was verstehen Dichter vom Kampf? Niemals bin ich im Schildwall einem Dichter begegnet."
Die Vorstellung eines im Schildwall Verse (z.B. von Homer oder Vergil) deklamierenden Poeten, wirkt belustigend. Hätte ein solcher Dichterling im Schildwall der Angelsachsen bei Hastings (ten-sixty-six) gestanden, ich glaube die eigenen Leute hätten ihn ganz schnell zum Schweigen gebracht. Vielleicht hätten sich auch die Normannen totgelacht. Dann wäre der Dichter so eine Art Geheimwaffe gewesen.
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Zitat nach: B. CORNWELL DIE HERREN DES NORDENS

Sonntag, 25. Mai 2014

ALTSÄCHSISCH: A-, O-UND I-DEKLINATION

1) A-DEKLINATION: nur mask u. ntr.
a) reine A-Stämme:
Sg: dag, dages (-as), dage (-a), dag; Nom. wie Akk.
Pl: dagos (-as) dago dagun (-on) dagos (-as); Nom wie Akk.
genauso: gest=Geist
b) ja-Stämme: nur wenige
Sg: hirdi, hirdies (-eas), hirdie (-ea), hirdi; Nom wie Akk.
Pl: hirdios, hirdio (-eo), hirdiun (-ion;-eon), hirdios; Nom. wie Akk.
genauso: heri=Heer; endi=Ende
c) wa-Stämme: sehr wenige
Nom./ Akk. seo=See; sewes (-as)
2) O-DEKLINATION: nur fem.; sehr viele
Sg: geba, geba, gebu (-o;-a), geba; Nom. wie Akk.
Pl: geba, gebono, gebun (-on), geba; Nom. wie Akk.
genauso: sundia=Sünde; redia=Rede; hellea=Hölle; sibbia=Sippe; minnea=Liebe
3) I-DEKLINATION: mask. u. fem.; bewahren Endung "-i"
a) mask:
Sg: gast, gestes (-as), geste (-a), gast; Nom. wie Akk.
Pl: gesti, gestia (-eo) gestiun (-ion;-eon), gesti; Nom. wie Akk.
b) fem:
Sg: dad=die Tat; dadi, dadi, dad; Nom. wie Akk.
Pl: dadi, dadio (-eo), dadium (-ion;-eon), dadi; Nom. wie Akk.
genauso: werold=Welt, weroldes, werolde, werold.
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Das AS. kann man für das fehlende Westgermanisch nehmen. An alle Germanen: lernt AS!
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euer geliebter Anführer
Arminius





Mittwoch, 21. Mai 2014

KÖNIG GUTHRED KAPIERT DIE DREIEINIGKEIT NICHT

"Der Sohn ist nicht der Vater, versuchte es Hrothweard erneut, und der Vater ist nicht der Heilige Geist, und der Heilige Geist ist nicht der Sohn, aber Vater, Sohn und Heiliger Geist sind eins, untrennbar und ewig."
GUTHRED fragt nun, ob es also drei Götter seien und erhält verärgert die Antwort, es sei nur ein Gott.
Könige sind eben keine Theologen, Krieger aber auch nicht. Hilfesuchend wendet er sich an UHTRED:
"Versteht Ihr das, Uhtred?, rief mir Guthred über die Schulter zu."
"Ich habe es noch nie verstanden, Herr', sagte ich. 'Für mich ist das alles Unsinn."
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Quelle: B. CORNWELL: DIE HERREN DES NORDENS

SCEADUGENGAN

UHTRED, der Kieger in BERNARD CORNWELL'S ROMANEN, war in seiner JUGEND ein "SCEADUGENGAN", ein Schattenwandler, ein nächtliches Wesen, das in der Dunkelheit umgeht. Ich zitiere: "Denn in der Nacht suchen seltsame Wesen die Erde heim, dann durchstreifen Wechselgestalten, Geister, Elfen, Untiere und zottige Männer das Land.
Doch ich hatte mich in der Dunkelheit immer wohlgefühlt. Von Kindertagen an hatte ich das Schattenwandeln geübt, bis ich selbst zu einem Wesen geworden war, das die Menschen fürchten..."
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Beruf "Schattenwandler", ein Beruf mit Zukunft und ohne langwierige Ausbildung.
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Quelle: B. CORNWELL: DIE HERREN DES NORDENS

Samstag, 26. April 2014

THOR UND ODIN VS.CHRISTENGOTT

UHTRED, Krieger und bekennender Heide, meint, es sei sinnvoller, die alten Sachsengötter zu verehren, als ein Gott, der aus einem fernen Land kommt.
"THOR und ODIN dagegen lebten in unseren Wäldern..."
Was ihm noch an den heidnischen Göttern gefiel, war, daß sie nicht von uns besessen wären:
"Der Christengott aber hat nichts Besseres zu tun, als Regeln für uns zu erfinden." Außerdem brauche er unzählige Priester als Polizisten, die als "enforcer" fungieren. Absurderweise verkünden diese dann auch noch, daß er uns liebe. Zynismus oder "sancta simplicitas".-  UHTRED hingegen war, wie er sagt, nie so töricht zu glauben, die alten Götter würden ihn lieben:
"...ich hoffe nur manchmal, daß sie mich als ihrer wert ansehen."
So spricht ein wahrer Krieger und kein Betbruder.
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BERNARD CORNWELL: DIE HERREN DES NORDENS (THE LORDS OF THE NORTH), Rowohlt, Hamburg, Berlin 2010, S. 99.-Die fünf Bücher der UHTRED-SAGA muß jeder rechte Germane gelesen haben! Wenn nicht, wird er nicht in WALHALL (=Halle der Erwählten!) eingehen und an Odins Seite sitzen.
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THOR, the hammer!

Dienstag, 22. April 2014

EINE SZENE AUS BERNARD CORNWELL'S "DIE HERREN DES NORDENS": DER "DIRTY BISHOP" VOM HADRIANSWALL

UTHRED und seine Begleiter waren nach Norden geritten:
"Wir folgten dem römischen Wall über den Hügelkuppen. Dieser Wall ist ein höchst außergewöhnliches Bauwerk, das von Meer zu Meer das ganze Land durchschneidet."
Dort treffen sie zunächst auf einen Schäfer, der von alter Geschichte wenig bis gar keine Ahnung hatte, da ihm die alten Römer völlig unbekannt waren. Er glaubte, daß Riesen den Wall errichtet hätten. Außerdem wußte er genau über das Weltende Bescheid: Dann nämlich würden wilde Männer aus dem Norden kommen und den Wall überrennen.
Armer Irrer, wahrscheinlich ist ihm die viele Einsamkeit am Wall nicht bekommen.
Nach einer Begegnung mit einer Wölfin (vielleicht der Geist des untergegangenen Roms), stellt der Erzähler Betrachtungen über den Wall und die Vergänglichkeit an:
"Inzwischen bröckelt das Mauerwerk, in den Steinritzen blühen Wildblumen, und eine dicke Erdschicht hat sich den breiten Wehrgang entlang angesammelt."
TEMPORA MUTANTUR! SIC TRANSIT GLORIA MUNDI!
"Die Dächer und die Schlafbaracken sind längst verschwunden, und die steinernen Häuser werden inzwischen nur noch von Füchsen und Raben bevölkert..."
Jetzt kommt es zu einer Begegnung der-sagen wir-vierten Art: Zwischen den alten Steinen taucht plötzlich eine Art mittelalterlicher Nudist auf! Die Gestalt ist völlig verwahrlost und verdreckt. Die Geistlichen, die UTHRED begleiten, erkennen aber sofort einen Bruder in Christo und fallen auf die Knie. UTHRED erfährt von WILLIBALD, daß der Mann einst ein mächtiger Bischof war, der der bösen Welt entsagt habe. Nun sei er ein heiliger Mann. Darauf entgegnet UTHRED ganz pragmatisch:
"Vielleicht ist er aber auch nur ein verrückter Bastard...oder seine Frau ist ein bösartiges Weib und hat ihn aus dem Haus geworfen."
HIILD, eine ehemalige Nonne, die die Dänen zur Hure gemacht hatten, damals UTHREDS Frau, wollte den Segen des Einsiedlers. Die Segnung verlief allerdings, gelinde gesagt, etwas sonderbar ab:
"Er verschlang sie fast mit seinen Blicken, kratzte sich zwischen den Beinen und machte dann das Kreuzeszeichen auf ihre beiden Brüste, wobei er mit seinem Finger fest drückte, um ihre Nippel zu spüren, während er die ganze Zeit so tat, als segnete er sie, so daß ich in Versuchung geriet, den alten Bastard umgehend die gottgefälligen Freuden der Märtyrerschaft kennenlernen zu lassen."
Das Einsiedlergespenst "sabberte" dann noch einige Gebete. Als er UTHRED böse ansah, zeigte dieser ihm den HAMMER THORS. Da verfluchte ihn der Alte, was nicht gerade heiligmäßig war.
"...und dann überließen wir ihn dem Moor, dem Himmel und seinen Gebeten."
BERNARD CORNWELL konfrontiert in seiner "WIKINGER-TRILOGIE" immer wieder Heidentum mit Christentum, wobei das Christentum immer kürzer abschneidet. Immer hat das Heidentum die besseren Argumente, während das Christentum grotesk wirkt (siehe die eben zitierte Szene vom "dirty bishop").
Die Werke CORNWELL'S sind gut recherchiert, geistreich, spannend und voller Witz und Situationskomik. Ein Muß für alle Anhänger THORS!
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Thor, the hammer!

Donnerstag, 20. Februar 2014

AB INS CLAUSTRUM!

Als Mittel zur Disziplinierung konnte ein Grundherr einen Hörigen ins Kloster schicken:
"Wer nicht gut tat, mußte damit rechnen, zum Mönch geschoren zu werden"
Dort befand man sich sogleich in der "erlauchtesten" Gesellschaft:
"Es hat den Anschein, daß es durchaus üblich war, Gewohnheitstrinker, Tagediebe und Totschläger, hinter Klostermauern verschwinden zu lassen-mit dem fragwürdigen Erfolg, daß auch in vielen Mönchsgemeinschaften die Disziplin unterminiert wurde. Fichtenau spricht geradezu von 'Verbrecherkolonien', die dank dieser besonderen Art der Sicherungsverwahrung entstanden und sich zu Raubgemeinschaften zusammentaten."
RUDOLF PÖRTNER: DAS RÖMERREICH DER DEUTSCHEN. Droemer Knaur. München/ Zürich. 1970-1979, S. 37.
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So war das, im "Klauster". Und was sagt GEILER VON KAISERSBERG? Der sagt:
"Anders ist kain boeser vihe spricht Johannes Cassianus/ dann ain boeser münch."
Dem möchten wir uns anschließen und werden sofort eine strenge visitatio anordnen. Dazu ist kurzfristig die Stelle eines Bruder Visitator zu besetzen. Bewerbungen an "diereichsburg". Entlohnung: im Himmel; ewige Seligkeit usw.
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Laudetur!

Sonntag, 16. Februar 2014

BURGEN UND SCHLÖSSER IN DEUTSCHLAND

BADEN UND WÜRTTEMBERG

HEIDELBERGER SCHLOSS




SCHLOSS SCHWETZINGEN (westlich von Heidelberg)




SCHLOSS BRUCHSAL (nördlich von Karlsruhe)




SCHLOSS KARLSRUHE




SCHLOSS LUDWIGSBURG




SCHLOSS FAVORITE

File:Schloss favorite park blick.jpg


NEUES SCHLOSS, STUTTGART




SCHLOSS SOLITUDE




BURG (SCHLOSS) HOHENZOLLERN, HECHINGEN




SCHLOSS SIGMARINGEN




SCHLOSS MEERSBURG

File:Meersburg Panorama.jpg


LANGENBURG A. D. JAGST



Sonntag, 19. Januar 2014

ERINNERUNG AN DR. FRIEDRICH M. ILLERT

Dr. Friedrich M. ILLERT war Stadtarchivar zu Worms. Durch Zufall stieß ich auf ein altes Büchlein über die Stadt Worms, das von ihm verfaßt wurde. Der vollständige Titel lautet:
WORMS AM RHEIN, Führer durch die Geschichte und Sehenswürdigkeiten (der Stadt), offizieller Führer des Verkehrsvereins von Dr. Friedrich M. ILLERT, Stadtarchivar a. D., Worms 1964 (im Verlag von Erich Norberg in Worms).
Das Buch ist äußerst lesenswert und hat mir sehr gefallen. Außerdem habe ich einen sehr persönlichen Bezug zu Worms. Ich bin auf der gegenüberliegenden Rheinseite in Hofheim/ im Ried geboren und war mit meinen Großeltern wohl über 1000mal in Worms. Mein Opa mußte regelmäßig zum Ohrenarzt, und meine Oma und ich warteten dann immer am berühmten Lutherdenkmal. Dann gingen wir meistens in die Geschäfte und oft zu Woolworth oder ins Café Milano. Ich bekam ab und zu eine Schachtel Lego, die wir in einem Spielwarengeschäft kauften, das-so weit ich mich erinnere-Siegel hieß.
Später ging ich regelmäßig alleine nach Worms ins Judo.
Das Buch von Dr. ILLERT beginnt wie folgt:
"Der Fremde, der nach Worms kommt, findet eine Stadt mittlerer Größe, die im wesentlichen das Gepräge der letzten siebzig Jahre trägt. (...) In ihr stehen gerettete und wiederhergestellte großartige Bauten vergangener Zeiten-man sieht sie von weitem in stolzer Silhouette im Blickfeld stehen. Es gibt einen Ring von gärtnerischen Anlagen, die einst eine hunderttürmige starke Wehranlage bildeten, es gibt Denkmäler, die an große Ereignisse erinnern, die sich hier vollzogen haben oder die, vom Heldenlied umweht, weltbewegende Vorgänge ahnen lassen. (...) Diese Stadt ist besiedelt, seitdem der Mensch an den Rhein kam. Sie ist berühmt als machtvoller politischer Mittelpunkt der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, die mehr Volksversammlungen, Reichs-und Fürstentage nach Worms beriefen als in eine andere Stadt. Sie ist gefeiert als die Stadt der Nibelungen und von der Heldensage besungen, wie keine andere deutsche Stadt. Weltbewegende Entscheidungen sind in ihr gereift. Es lohnt sich für den hastigen modernen Menschen, hier eine kleine Rast einzulegen..."

WORMS DIE STADT DER HELDENSAGE

"Es gibt nur wenige Städte, die so im Mittelpunkt der Volks-und Heldensage stehen wie Worms."
Dr. ILLERT nennt mehrere Sagen, die eng mit Worms verbunden sind:
1) DAS LIED VON DEN NIBELUNGEN
2) WALTHARILIED
3) DAS LIED VOM HÖRNERNEN SIEGFRIED
4) DAS LIED VOM ROSENGARTEN
5) DIE SAGE VON BITEROLF UND DIETLEIB
ad1) "Das Schicksal eines ganzen Zeitalters hat in diesem Lied seine Botschaft an die Nachfahren gegeben. Es rückt Worms in den Brennpunkt säkularer Ereignisse. Hier am Königshof der BURGUNDER knüpfen sich die Fäden des tragischen Gewebes, das Glück und Untergang des frühen Königreiches bedeutet. Nie wurden die  Sänger müde, dieses hohe Lied zu singen und zu preisen. Hier und in der Wormser Landschaft sind Chriemhilds und Brunhilds Namen, Rosengarten und Jagdreviere, Gunther und Hagen noch lebendig. An der Fassade des mittelalterlichen Rathauses waren neben den steinernen Kaiserbildern in großen Freskogemälden Siegfrieds und Chriemhilds Taten dargestellt. Man zeigt den Felsblock, den Siegfried schleuderte, der heute noch als Siegfriedstein hinter dem Dom liegt. (...) Über dem rauschenden Marktbrunnen steht Siegfried, der Held. Am Rhein gegenüber dem Rosengarten steht auch heute noch Hagen und versenkt den Hort der Nibelungen in den Fluten des Rheines."
Und der poetische Dr. ILLERT schließt seine "eulogia" von Stadt und Land mit diesen schönen Worten:
"Es raunt durch die Gassen und über das weite Land, über Rhein und Altrheine (sic!), Odenwald und Haardt das Geheimnis vieler Mären. Sie erzählen von Stadt und Strom, unfaßbar und hie und da seltsame Gestalt gewinnend und wieder zerrinnend. So groß war das frühe Schicksal, daß es nicht nur unvergessen blieb, sondern daß es sich wie eine Krone von Rosen und Dornen auf die alte Königsstadt am Rhein legte, so daß fürderhin niemand glaubte, etwas von ihr erzählen zu müssen, als dieses eine: daß hier die mütterliche Heimat deutschen Wesens sei. So wurde Worms eine Schwesterstadt der mythischen Städte des Altertums, doppelt ergreifend, weil sie lebendig mitten in unserem Leben steht."
Etwas konkreter wird der gute Doktor im Kapitel "BURGUNDISCHE TRAGÖDIE":
Dort wird folgendes berichtet: Kaiser HONORIUS II. siedelte das kleine Volk der Burgunder im Stammesgebiet der VANGIONEN (also in der Gegend um Worms) an. Der Grund war wohl, daß dieses Gebiet durch den Vorstoß der VANDALEN (407 n.) gefährdet war. Die Burgunder waren innerhalb von 200 Jahren von der Ostsee bis in die Wetterau gewandert. (Wandern hält fit!)
Doch der Burgunderkönig GUNTHER wollte mehr und erhob sich gegen die Römer, was dem römischen Heermeister AETIUS nicht besonders gefiel. Dieser holte kurzerhand und hinterrücks 436 n. die Hunnen, die die Burgunder überfielen. Wie man weiß, wurden durch diese feigen Taten die Burgunder fast völlig vernichtet (fast 10 000 waffenfähige Männer sowie Gunther und seine Sippe fielen). Doch die Hunnen zogen nach getaner "Drecksarbeit" nicht ab. Aetius hatte sich ein wenig verrechnet. Der "Ober-Hunne" ATTILA "wollte es genau wissen". 451 n. zog er zum Rhein und von da nach Westen:
"Die beiden großen Gegenspieler trafen sich mit ihren Heeren an der Marne, auf den katalaunischen Feldern, wo die letzte Schlacht der antiken Welt geschlagen wurde. (...) Das ist da Ende der antiken Welt, der Hintergrund der Heldensage von den NIBELUNGEN."
Die Sache ging zwar mehr oder weniger unentschieden aus, aber dennoch mußten die Hunnen "einpacken" und nach Hause gehen. Das Abendland war noch einmal gerettet...
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Euer Heermeister