Sonntag, 11. September 2016

CGM 447, 33 RECTO-33 VERSO: "WEG ZUM HIMMEL": ARGUMENTUM

Das erste Zeichen, woran man die Liebe Gottes spürt, ist, wenn dir deine Sünden leid zun und daß/ wenn du lieber sterben würdest, als eine Todsünde zu begehen. Das zweite Zeichen ist, daß du mit gutem Vorsatz versuchst, die Sünde zu vermeiden. Das dritte, daß du gern von Gott hörst oder liest. Das vierte, daß du willig und bereit bist, zu jeglichen guten Werken, denn die Liebe Gottes bzw. zu Gott möchte nicht träge und bequem sein. Das fünfte, daß du leidest, wenn ein anderer nicht die Werke Gottes tut. Daher spricht der heilige AUGUSTINUS: wer nicht betrübt ist, wenn er seinen Mitchristen sieht, wie er Übles tut, in dem ist nicht die Liebe Gottes. Siehe dich auch vor, wenn du allein bist, daß der böse Geist dich nicht ohne Arbeit findet, damit er dich nicht mit bösen Einfällen und Gedanken versucht oder dir solche eingebe. Wenn du allein bist, sollst du daher mit Andacht beten. Und wenn du arbeitest, sollst du Gott nicht vergessen, denn im DEUTERONOMIUM steht geschrieben: Sieh zu, daß du Gott niemals vergißt. Da wir aber an Gott nicht zu allen Zeiten mit Innigkeit denken und ihn anbeten können, so sollen wir doch uns bemühen, dies zu tun. Wir sollen so viel Gnade von Gott annehmen, wie er uns geben will, denn die Gnade zu haben, steht nicht in unserer Macht, sondern in seiner. Denn ohne ihn vermögen wir nichts Gutes zu tun. Alles Gut aber haben wir von seiner Gnade und alle Übel und Sünde von uns selbst. Zu allen Zeiten denken wir aber nur an uns (Egoismus, Egomanie, Ichbezogenheit). Will man sein Hertz Gott zuwenden und seiner gedenken, dann soll man sich nicht zu hoch erheben, sondern man soll sich fürchten. Auch soll man nicht denken, daß man mit dem HEILIGEN JOHANNES, der dem Adler gleicht, alsbald in den Himmel fliegen und die himmlischen und geheimen Dinge der Dreifaltigkeit sehen wird, was nur wenigen vergönnt ist.
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