Donnerstag, 29. September 2016

CGM 800, 212 V: PREDIGT VOM KLOSTERLEBEN

...darumb wert wol angehebt der tracht zw ainem güetten endt von dem spricht SAND AUGUSTIN ich han nit pesser funden dann die im closter haben zw genomen und auch nit pöser funden dann die dar ynn abnemen und darumb wer zw rechter becherung (?) chemen wöll der mueß von sein unedlen wesen in ain pessers cherdt werden un müß (muoß?) der welt gemainschafft urlaub geben allso daz er sey an vatter und müetter als MELCHISEDESCH und halt sich als ob er und got allain sey merck pej den wortten seinen syn wann als got nach seiner götlichen natur ain lautter menschlicher geist ist allso wirt er auch geistlichen in lauttern geisten (?) entpfangen und als er in seim ungeschefften wesen ain güt (guot ?) ist daz kain endt hat allso ist die sel gruntloß daz sy nach irer begir von aller creatur als wenig mag erfüllt werden als daz mer mit ainem tropffen wasser auf daz spricht SAND AUGUSTIN alle ding die untter des himelß craiß sind die sind nydrer dann des menschen sell auff daz sy ir wesen über sich secz und mit den besiczen heilig werd und alle ordnung hie der (?) unstättigkait übersteig wann zw gleicher weiß als dem kind in müetters leib die sel nit wird ein gossen es sey dann der leichnam vor mit allen glidern dar zw geschicht allso ist sel und leib albeg todt an die gegenwürtigkait gocz soll dem der herr nit besundern gnaden per (?) der sel sein so müeß auch der mensch ain söllichs leben haben daz dem chunfftigen leben gleicher sey dann den gegenwürtigen wann seidt ains münichs...
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ungeschefft=ungeschaffen
an=ohne
gruntloß=bodenlos (ohne Grund=Boden z. B. eines Sees, also sehr tief)
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by R. F.

CGM 800, 212 R: PREDIGT VOM RECHTEN KLOSTERLEBEN

...opffer geraicht hat und geit dem (?) darnach der (?) teuffel zw ainem todten opfer so ist die pein ain offen sünderen (?) dort in der hell nicht als swär als sy ainer pösen geistlichen person person wirt davon JACOB spricht wann der lust swanger wirt so mert er die sundt und wenn die sund nun volpracht wirt so pirt sy den tod das funfft ist so sich ain person sölliche tar (tac?) mischen untter daz hauß gesund gocz so er doch selber ist von den haußgesünd des teuffells und fürcht nit daz in der gerecht herr villeicht ettwan mit (nit?) aim gehen (?) unberaitten tod haist abschlagen und verleich ain andern sein stat der ir wirdig ist wann der hintert nicht ain claine stat der mit seinem pösen leben die stat ainer frummen person hinttert und verhelt die mit seinen sunden an der ain rechter diener gocz sten solt das sechst ist die untrew die ain söllich dem (?) erzaigt der almuesen er newst (?) und für die er got söllt täglichen pitten und helt sich darnach nit daz sein gepet umb sy erhörlich wär darvon GREGORIO (-US?) spricht wann man ettwan zw pote sende d(?) un wert (?) ist indes selber (?) anfechten so wirt er mer zw zorn geraiczt und dar umb sollt ain söllicher pillich erschrecken vor der straff gocz da mit in und alle die im geleich sind straffen wirt er soll auch schäczen den grossen schaden dat zw in sein sündt pringen mit den er die frücht und den lon des ordens verluest und dar umb soll ain frummer münich oder closterfraw söllichen dingen gancz wider sagen und soll sich also hallten als SAND BERNHARDT spricht das nyemant zweiffel wer in sech daz er nicht anderst sey dann ain rechter münich wann got der herr merckt mer daz endt unsers lebens dann den anfang.
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pirt, vgl "gebären", also bringt die Sünde den Tod hervor.
ir wirdig= ehrwürdig
pillich, vgl. es ist recht und billich
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by R. Fillinger (leider kann ich es nicht besser)

Mittwoch, 21. September 2016

CGM 800, 211 V: LEHREN FÜR ORDENSLEUTE

...darumb wer daz closter als ainem ringen chercher durch gocz wille außerwellt hat und darnach den strick der sünden wider nymbt ist pillich daz er an in der hell erhangen werd wann da ain söllich daz oppfer des lobs got täglich raichen sollt für sein sund da für geit er im uner und smachhait. und er welt im die verdampnuß es ist ain grosse torhait da ettwer der (den; dem?) zw ainem veindt macht durch des willen er vor verlassen hat vater und müetter unn an der freundt und geit sich darnach dem teuffel und darumb sind sunder sechs ding die dem zw grossen sündten chomen die aim pöß leben haben in dem closter das erst ist die heiligkait der stat die dem hail zw gehöret und vermailigt die mit sunden davon geschriben YSAIE in den erden des hails und der heiligkait hastu pöse ding gethon (gethan?) dar umb wirstu nit sein die der herez (?) das ander ist. die gesellschafft der guetten wan wer pöß untter den guetten ist der ist als iudas untter den jungern Christi dar von der HERR sprach. ich hab euch zwelff erwelt und ainer ist der teuffel und ain söllicher  get gen hell so die guetten gen himel gen das drit ist die fueglich zeit in der man guette ding thuen soll von dem SAND BERNHART spricht mainstu nicht daz der unrecht thue der zeit und stat hat zw recht thuen und versaumbt daz: der viert ist die fürsehung seiner narung (?): wann wer wider dem ist von dem er gespeist und gewänt wird der ist dem geleich von dem der HERR sprach nembt war die handt die mich verraten werdt ist mit mir in der schüssel wann so ettwer seinen leichnam got mit dem gelüb der rainighait zw ainem lebentigen...
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uner=Unehre
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CGM 800, 211 R: LEHREN FÜR ORDENSLEUTE

...umb alles daz er vermag darum soll ain mensch umb daz himelreich geben alles daz er hat daz ist sein aigen willen so hatt er alle ding aufgeben und hat sich und alle ding lassen auf daz spricht ANSHELMUS daz ist dy aller vollkumnest und freyist gehorsam der menschlichen natur so sy iren willen dem willen gocz williglichen unttertan machen und dann den genomen guette willen an als pezwinge mit williger freihait mit wercken volpringt von dem thuet SAND BERNHART ain frag ob ettwer käm und opffert land und leb (lieb?) ob got ain genügen daran hiet (?) zw dem spricht er nayn wann daz opffer wer als an im selber clains lobs wert aber wer got seinen aigen willen opffert der ist rechtu(=v?)ertig an geistlichen leben und mag untter dem joch söllicher gehorsam an aller irung zw himel chomen und we sein aigenwill lät der soll auch lassen pöse begier auß der all pöß wegir (?) wachssen wann ye nähentter unser heilig väter mit irem rainen leben zw himel kumen ye (?)gerner sy wider zw dem trost der natur kerten (?) und wann sy ettwann von irem guetten willen auß anfechtung trungen (?) wurden so cherte sy als pald wider (?) in sich selber ynn (und?) peinigte den der sy in sündt pringen wolt wann dem teuffel tuet unser auff(st?)en wirser (?) dann sein aigne pein darumb wer wider sein gelüb sein aigen willen wider umb angreifft den er vor offenlich hat aufgeben der wirt gleich aim einemer ains frömden guecz wann ir ist vill und der wellt in die clöster komen die vetter der pösen sind schuldig pliben und sind untter dn unschuldigen in sünd gevallen und söllich werden dem geleich die im mer sind hin kumen und sind im scheff verdorben.
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zw: sprich zu
einemer=Einnehmer (bei uns im Dorf (Hofheim im Ried), wo ich 1959 geboren wurde, gab es den "Einnehmer", im Dialekt: " de Oinemma"; dieser Mensch nahm all die Felle der armen Hasen, die erlegt worden waren, gegen Geld an und präparierte sie; entsprechend roch es in seinem ganzen Haus; selbst sein Sohn stank nach dem Präparierungsmittel! Die ganze Familie war widerlich. Ich hatte jedenfall null Sympathie für die, dafür aber umso größere für die Hasen!)
R.F.
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Donnerstag, 15. September 2016

CGM 800, 210 V: LEHREN FÜR ORDENSLEUTE: ARGUMENTUM

MEISTER ECKHART spricht: Ein Kloster ist eine Wohnstätte und ein Gebot der Regel, die vollbracht und ausgeübt werden soll aus der Tugend des Gehorsams und vollkommener Liebe. Denn die Freude der göttlichen Liebe trägt mit freiem Mut (Willen) schwere Last (Bürde), die diejenigen nicht zu tragen vermögen, die die Liebe nicht haben. Hieraus nahm das klösterliche Leben seinen Anfang, daß ein jeder sich von den Dingen befreie (ledig mache), die ihm künftig nicht mehr angehören (zu ihm passen). Auch zeitliches Gut soll man lassen und seinen eigenen Willen seinem Oberen unterwerfen. Dabei soll man nicht erst auf dessen Gebot warten. Man soll vielmehr den Winken Gottes gehorsam sein (Sinn nicht ganz klar). Daher spricht AUGUSTINUS: Das ist ein reines Herz, wenn in ihm nichts mehr ist als allein das Werk Gottes und wenn er alles läßt, bis er nichts mehr zu lassen und zu geben hat. So entgeht er dem Übel (?). Dies empfängt er von Gott (?). In dieser Weise sind die Heiligen allein Gott nachgefolgt. Sie haben ihren Leib und und Gut gelassen und alles, was sie an der Seligkeit ihrer Seele hindert. Daher spricht DIONYSIUS: Gott bietet das Himmelreich feil...Sinn?...es heißt schnöde, wenn es einem jeden feil ist.
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CGM 800, 210 V: LEHREN FÜR ORDENSLEUTE

210 v: Maister Eckhart der schuel von pariß spricht in seiner ler ein closter mit seiner samlung ist als vil gesprochen als ein gesecz und pot ir (?) regel daz vol pracht und geübt wird oder geübt solt werden auß der tugent der gehorsam und der volkumen lieb wann die freud gotlicher lieb hat daz an ir daz sy mit vranckem muet swäre purd treft (tregt ?) daz die nicht vermügen die der lieb nit haben wann auß dem hat clösterlich leben ain anfang genomen daz sich ain yeder der ding ledig mach die im fürpaß nicht zw gehören ynn nem (?) wider ain yede tugent ein tugent (?) man soll sich auch ledig machen aller aigenschafft zeitliches guecz und soll sein aigen willen got in seinem öbristen unttertan machen und die unttertänigkait soll allso snell sein daz sy nicht allain wart auf des öbristen pot sunder man soll auch den wincken seiner mainung als gehorsam sein als got selb da von spricht SANT AUGUSTIN daz ist ain rains hercz dem nichcz ist dann allain daz werck gots und lät alle ding so gar daz es nicht mer zw lassen hat noch zw geben und mit dem get ain (?) mensch sein selbs als gar auß was im übel entgegent daz entpfächet er als uns got selber thet und in der maß haben die heiligen got lediglichen nachgevolgt und haben leib und guet lasssen und alles daz in ain hintterung was an ir sel seligkait hie spricht DIONISIO got peut daz himelreich vail und wann es vail ist so ist kain ding als snöd als es ist und ist nichcz edell und selig zw haben als es vergollten ist und es haist darvonn (?) snöd. daz es aim yedem...
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CGM 800, 209 v: "VON DEN MÜHEN UND PLAGEN": ARGUMENTUM

209 v:...und (sie töten sich) mit Unkeuschheit. Dies geschieht durch die Nachstellungen (Erklärung: dadurch daß der Teufel uns "nachsetzt") des Feindes des menschlichen Geschlechts, durch den großen Drachen und von dem Rat der alten Schlange, die Satanas, der Teufel, heißt, der sieben Köpfe und zehn Ohren hat, der ein Betrüger der großen Mehrheit der Welt ist, worin viele Kriechtiere sind, d.h. mancherlei teuflisches Geschlecht, das Tag und Nacht nichts anderes tut, als uns zu betrügen und süß und angenehm die Fleischeslust zu machen, um unsere Seele zu fangen, denn sie wachen alle Zeit ohne Schlaf und legen Fallstricke für unsere Füße aus, d. h. unserem Leben, und zwar so viele, daß sie niemand zählen kann. Sie (die teuflischen Kreaturen) denken über alle unsere Wege nach, um heimlich unsere Seele zu fangen, sie legen uns Netze aus beim Essen, Trinken, Schlafen, Wachen, Sehen, Hören, Reden, Schweigen. Nicht allein in den Werken unseres Fleisches legen sie uns Fallstricke aus, die man vielleicht sehen oder erkennen kann, sondern auch in der geistlichen Übung und tun dies gemäß Ort (Stätt, Stand?), Zeit und Stellung und fesseln (oder:stellen ihm eine Falle?) jeden gemäß seiner Natur und Neigung und nach seiner Stellung und nach den Dingen, die er fleisschlich liebt. Weil der teuflische Drache, die alte Schlange, mit seinen Engeln von der Freude des Paradieses vertrieben wurde, hört er nicht auf, die Kinder Gottes daran zu hindern, die Stätte zu besitzen, von der er herabgeworfen worden ist. Davon steht geschrieben in dem Buch...(?); Freut euch, ihr Himmel und alle, die darin sind, daß der Verleugner (Neinsager, negator) unserer Brüder (aus dem Himmel) gestürzt wurde ("verworffen"; vgl. unser: "ein verworfener Mensch"; "verwerfen")
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Kennt jemand dieses Zitat aus der Schrift?-Bitte um Mithilfe. Herzlichen Dank im voraus.
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CGM 800, 209 V: "VON DEN MÜHEN UND PLAGEN"---

209 v:...und mit unkeusch was geschieht dann von dem noch seczentten feindt menschlichs geschlecht von dem grossen tracken und von dem rat der allten slangen der sathanas der teuffell haist der siben haubt und zechen oren hat der ain betrieger ist des grosen mers der welt dar inn an zal vill chriechnder thier sind daz ist manigerlay teuflich geschlecht die tag und nacht nicht anders thuen dann wie sy uns betriegen und sueß und genäm machen die fleischlichen lüst da mit sy unser sel vahen wann sy wachen all zeit an (on?) schlaff und richten strick unsern fuessen daz ist unserm leben so vil daz sy nyemant zelen mag und überlegen all unser weg und steig in verporgner weiß zw vahen unser sel sy richten uns necz in essen und trincken in sclaffen in wachen in sehen in hören in reden in sweigen und sy richten nit allain ir strick in den wercken unsers fleisch die man ettwan sechen und erkennen mag sunder auch in geistlicher übung und thuen daz nach stat und zeit und anb (l?)ei(?)gen ain yedlicher nach seiner natur naigung und nach des stands seins ampts und nach den dingen die er fleischlich lieb hat wann dar umb daz der teuflisch track die allt schlang mit seinen engeln ist verworffen worden von der wollust des paradiß von dem heiligen perg des himlischen (?) r(?)m so hert er nit auff zw hinttern die chinder gocz da sy die stat besiczen süllen von der er verworffen ist wa(o?)von geschriben stet in dem puech der taugen (?) erfrewt euch ir himel und alldie dar in sein wann der versager unser prueder ist verworffen...
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trache, tracke=Drache, Teufel; vgl. lat. draco
genaeme= annehmbar, angenehm; vgl. genehm
vahen=fassen, (ein)fangen, bekommen
an (sehr oft "ohne")
anlegunge=Anschlag, Plan
anlage=u.a. Hinterhalt
beige= Fessel
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siehe: LEXER
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CGM 800, 209 R: "VON DEN TÄGLICHEN MÜHEN UND PLAGEN DES MENSCHLICHEN LEBENS"

209 r:...wandell und begeren doch nicht irem leben nach zw vollgen und durch sölliche schuldige kranckhait. sind die täg unsers lebens mit vil sunden begriffen in (?) dem wir mit kainer vorcht gottes leben und über das haben wir kain rechte rew gehabe(n) dar durch uns die sünd vergeben wern und auch hinfür an von söllichen oder grössern behuet würden wir haben auch kain sicherhait des ewigen lebens sunder wir muessen zwischen vorcht und hofffnung sten hie in diser welt halt nach unserm fleissigen guetten leben warten waz got mit uns thuen wirt (wert?) wir vertrauen auch ettwan aim andern unser gehaim zw sagen die dar nach ettwan zw unserm schaden andern gesagt wirt und vielleicht ettwan mer dann die warhait in helt darumb spricht SAND AUGUSTINUS was ist in der mensch anders denn ain vaß der sunden ein speiß der würm und ain erd (ord?) der unseld (?) und ain sun (?) des zorn der zw schannten porn ist und in unsalde lebt und stirbt in angsten und waiß nit ob es in lieb oder in haß geschicht wan ye mer unser leben wescht (?) ye mer es ab wescht (?) und ye mer es süz für sich get ye mer es dem tod nähendt des menschen leben erscheint offt selig so es unselig ist ettwann guet so es pöß ist und ettwan liecht so es vinster ist und über das als chombt der unsichtig tod der uns in manigerlay weiß angreift eine geschling (?) dem andern-(?)-langer sucht (?) dem verprent daz fewr den (?) ertrenckt (?) daz wasser d(?) druckt (druelt? dritt ?) den verdirbt daz swert den der strick den die wilde thier vil menschen tödten sich vor rechter zeit selber mit überessen und trincken...
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Anschluß an 208 r, Schluß: Oft hassen wir andere wegen ihrem guten...
209 v:...Lebenswandel und wollen ihnen nicht nachfolgen. Durch solche "Krankheiten" ist in den Tagen unseres Lebens viel Sünde, in denen wir ohne die Furcht Gottes leben. Darüber hinaus fehlt uns die rechte Reue, wodurch uns die Sünden vergeben werden und wir in Zukunft vor solchen und größeren behütet werden. Auch haben wir keine Sicherheit, was das ewige Leben angeht, sondern wir stehen zwangsläufig zwischen Furcht und Hoffnung und warten, was Gott nach unserem tätigen Leben mit uns vorhat. Auch vertrauen wir anderen Geheimnisse an, die  dann anderen zu unserem Schaden verraten werden und die dann vielleicht mehr als die Warheit enthalten (?). Daher spricht AUGUSTINUS: Was ist der Mensch mehr als ein Faß der Sünden, eine Speise der Würmer und ein Ort (?) der Unseligkeit und ein (?) des Zorns Gottes, der zur Schande geboren ist und in Unseligkeit lebt und in Ängsten stirbt und nicht weiß, ob dies in Liebe oder Haß geschieht. Je länger unser Leben geht ("wächst"), desto mehr nimmt es ab. Je mehr es süß verläuft, desto mehr nähert es sich dem Tod. Das Leben des Menschen scheint oft selig zu sein, wo es doch unselig ist, gut, wo es böse ist, hell, wo es doch finster ist und zu all dem kommt der unsichtbare (verborgene; nicht vorhersehbare ?) Tod, der uns auf vielfältige Weise angreift...?...den verbrennt das Feuer, den ertränkt das Wasser...?...den verdirbt das Schwert, den der Strick, den wilde Tiere; viele Menschen töten sich vor der Zeit mit Fressen und Sauffen um...
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rew; sprich: reu=Reue
unsihtec= unsichtbar, verborgen
driuhen=fangen, fesseln; ich bin nicht sicher, ob der Stelle "druckt/ druelt (?)" dieses Verb zugrunde liegt.
Weiß jemand Rat?-Danke im voraus.
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Sonntag, 11. September 2016

HINWEIS: DIE LETZEN 3 SEITEN DES TRAKTATS "VON DEN MÜHEN UND PLAGEN DES MENSCHLICHEN LEBENS"

werden in Kürze nachgeliefert.-

CGM 447, 34 R-34 V: "VOM RECHTEN WEG ZUM HIMMEL": ARGUMENTUM

Vielmehr solle man mit den anderen drei Evangelisten mit (in) Gott wandern, seine Geburt betrachten und sein Leiden: dies besteht aus 21 Teilen: 7 in seinem beginnenden Leben, 7 auf seiner Wanderung. Die ersten 7 sind: 1) wie er seiner Mutter von Gabriel verkündigt wird und seine Empfängnis, 2) seine Geburt und wie er den Hirten verkündet (verkündigt) wurde, 3) die Beschneidung, 4) wie er sich durch den Stern den Heilgen drei Königen offenbart, 5) wie er im Tempel opfert, 6) wie er nach Ägypten kam und floh, 7) Erziehung, Kindheit; wie er von seinen Eltern im Tempel gefunden wurde. Gott war den Menschen untertänig und gehorsam (?). Die zweiten sieben Stücke: 1) seine Taufe, 2) seine Versuchung durch den Teufel, 3) wie er den bösen Feind überwand, 4) wie er zu den Juden und Pharisäern sprach, 5) wie er von einer Stadt (Stätte) zur nächsten wandert, 6) seine Predigttätigkeit, 7) wie er Zeichen und Wunder mit den Lahmen, Blinden, Kranken und Toten wirkt. Die dritten sieben Stücke: 1) das Abendmahl, 2) Gebet zu seinem himmlischen Vater, 3) seine Gefangennahme; er wird von den Jüngern verlassen, 4) er wird verspottet, 5) er trägt sein Kreuz und bricht zusammen, 6) sein Tod, 7) das Begräbnis.-Dies soll man Tag und Nacht bedenken. Man soll mit Maria wandern nach und zurück von Ägypten, ihr helfen, ihr Kind zu tragen und mit ihr reden.---
FINIS
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CGM 447, FOL. 34 R-34 V: "VOM RECHTEN WEG ZUM HIMMEL"

34 r:...sunder du solt mit den andern dreyen ewangelisten mit got wandern auf der erden und betrachten und bedencken seyne gepurt und seyn  leyden welcher stuck sind ayn und zwayntzig: dye siben stuck: yn seynem anhebenden leben. syben yn seyner wanderung und dye ersten siben sind. zu demselben wye (?) gabriel jn seiner müter marie verkundet. und wye er entpfangen ward das ander wye er geporn ward und den hyrten verkündiget wart das drit wy er beschniten ward. das vyerd wye er sich mit dem sterne den heyligen dreyen königen offenbaret das funfft wye er yn dem tempel geopfert wart das sechst wye er yn egyptum getragen und gefluchtiget wart das sibent wye er erzogen von kinthayt was und yn dem tempel von seyner lyeben mutter und Josepf gefünden wart. und das got den menschen untertenig und gehorsam was das erst von den andern siben wye er von sant johans taufft ward das ander wye er von dem feynd behort (bekort?)
34 v: wart das drit wye er den veynt uberwand das vyerd was er yn der welt zu den jüden und phariseyern saget das fünft wye er von eyner stat zu der anderen wanderet das sechst wye er prediget das sibent wye er zaychen und wunder werck thet mit lamen. plinden kranckenn und töten das erst von dem dritten sibenden ist von seynem abent essen (am Rand:mit den) jüngern und was da geschach das ander wye er petet seynen hymlischen vater an. und schwitzet wasßer und pluot das drit er von den juden gefangen ward. geschlagen und gepunden. und von seynen jungern verlassen das vyerd wye er yn annas cayphas pilates herodes haus verspottet ward das funft wye er seyn creutz trug und dar unter fyel das sechßt wye er starb. das sibent wye er begraben ward diß mögest du tag und nach (am Rand: und nacht) bedencken und unter weylen mit maria wandern yn und auß egypten: und yr helfen yr kind dragen und mit yr reden.---
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CGM 447, 33 RECTO-33 VERSO: "WEG ZUM HIMMEL": ARGUMENTUM

Das erste Zeichen, woran man die Liebe Gottes spürt, ist, wenn dir deine Sünden leid zun und daß/ wenn du lieber sterben würdest, als eine Todsünde zu begehen. Das zweite Zeichen ist, daß du mit gutem Vorsatz versuchst, die Sünde zu vermeiden. Das dritte, daß du gern von Gott hörst oder liest. Das vierte, daß du willig und bereit bist, zu jeglichen guten Werken, denn die Liebe Gottes bzw. zu Gott möchte nicht träge und bequem sein. Das fünfte, daß du leidest, wenn ein anderer nicht die Werke Gottes tut. Daher spricht der heilige AUGUSTINUS: wer nicht betrübt ist, wenn er seinen Mitchristen sieht, wie er Übles tut, in dem ist nicht die Liebe Gottes. Siehe dich auch vor, wenn du allein bist, daß der böse Geist dich nicht ohne Arbeit findet, damit er dich nicht mit bösen Einfällen und Gedanken versucht oder dir solche eingebe. Wenn du allein bist, sollst du daher mit Andacht beten. Und wenn du arbeitest, sollst du Gott nicht vergessen, denn im DEUTERONOMIUM steht geschrieben: Sieh zu, daß du Gott niemals vergißt. Da wir aber an Gott nicht zu allen Zeiten mit Innigkeit denken und ihn anbeten können, so sollen wir doch uns bemühen, dies zu tun. Wir sollen so viel Gnade von Gott annehmen, wie er uns geben will, denn die Gnade zu haben, steht nicht in unserer Macht, sondern in seiner. Denn ohne ihn vermögen wir nichts Gutes zu tun. Alles Gut aber haben wir von seiner Gnade und alle Übel und Sünde von uns selbst. Zu allen Zeiten denken wir aber nur an uns (Egoismus, Egomanie, Ichbezogenheit). Will man sein Hertz Gott zuwenden und seiner gedenken, dann soll man sich nicht zu hoch erheben, sondern man soll sich fürchten. Auch soll man nicht denken, daß man mit dem HEILIGEN JOHANNES, der dem Adler gleicht, alsbald in den Himmel fliegen und die himmlischen und geheimen Dinge der Dreifaltigkeit sehen wird, was nur wenigen vergönnt ist.
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CGM 447, 33 R-33 V: "VOM RECHTEN WEG ZUM HIMMEL"

33r:...ynn mercken mogest ist: ob dir dein sünd von hertzen layd sind. und woltest ee sterben ee du eyn todliche sund thun woltest das ander des (?) du gantzen fursatz habst furbaß dye sund zu vermeyden das dritt das du geren von got hörest: und leßest: das vyrd das du willig und perayt seyst zu allen guten wercken dye zu volpringen wann dye lyeb gottes will nit mussig seyn das funft das dir das eyn leyden sey. das du sehest eynen andern yn den wercken gottes nit arbayten als SANT AUGUSTIN sagt wer nicht betrubt wurt so er seynen eben cristen sihet übel thün: yn dem ist dye lyeb gottes nicht: sihe dich auch fur so du allayn pist das dich der poß gayst nit on arbayt find: das er dich nit mit yn vall (darübergeschrieben: ein vellen) pößer gedenck beköre. oder poße yn (darüber: ein) vell eyn gebe wan du dann alßo alleyn pist: soltu denn mit andacht peten: und wan du arbaitest
33 v: solt du got nit vergessen wann ynn DEUTERONOMIO stet geschriben sihe dass du gottes nymmer vergessest aber das wir yn (darüber: zü) allen zeyten gottes mit ynnigkait nicht können gedencken oder peten. so sollen wir doch allen fleyß dar zu thün. und nemen der gnaden von ym als vil als vil (sic!) er uns dann geben will. wann dy gnad zu haben ist nit yn unßer macht: sunder yn seyner: wan on yn mügen wir nichtz gutz gethon: doch alles gut haben wir von seyner gnaden: und alle übel und sunde von uns selber: und zu allen zeyten sind wir zu uns selber genaygt wilt du dann deyn hertze yn got setzen und seyn gedencken. so solt dü dich nit zu hoch erheben. sünder du solt dich furchten du solt auch nit gedencken das du pald mit SANT JOHANNES EVANGELISTEN der dem adler geleychet wart. wellest yn den hymel flyegen. und dy heymlichen verporgen ding sehen der heyligen drivaltighait (-kayt?) das wenig menschen verhenget wirt:...
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thün, dü u.ä.: sprich: thun/ thuon; du
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CGM 447, FOL. 32 R F: VOM RECHTEN WEG ZUM HIMMEL

32 r:...layte und er soll auch vor allen dingen lernen sich yn den tugenden uben. und das er dye poßen gewonhayt außschlahe. und pflantz tugent wider an dy stete nu (?) gepurt es sich und ist not das man wisß was tugent sey. und das man wisß was man pflantzen soll so ist dy erst tugent dye forcht des heren wann das an begynn der weyßhait ist die forcht des herren dye ander tugent das ist der gut will. aber der will heysßet nit gut. eyn mensch mercke dann dar ynn: so vil er mag dye dritt tugent ist das sich der mensch selb beschayde und berichte dy vyerd ist die mutigkait dye funfft gedultigkayt dye sechst ist sweygen dye sibent ist armut. dye acht ist gehorsam dy neund nuchtrigkait (?) yn uber essen und trincken dy zehende keuschait uber (?) diße sind vyer höher tugent das ist weyßhait: strenglichkait. das ist von den sunden enthalten
32 v: rechtfertigkait. und hertigkait und es sey dann das du diße tugent yn deynem hertzen habst. got wonet anderß nymer yn dir. wan er ist genant eyn herr der tugent sich auch das du nit bedrogen werdest und gedenckest du habest dy tugent. und hast es nit: dann woltest du sagen du werdest dultig. wann dir nymant ubel tüt oder  verfolget. und sprechen du werdest dyemutig. wann dich nymant versmechet. und werdest arm. wann du kayn gepruch hast: so sprichst du unrecht: der wider will außweißt was der mensch ist: gedultig oder ungedultig: arm von gayst oder nit: wann du dich dann alßo yn tugenden ubest und dy gepot gottes heltest: so weyße das dich der veynd bekoret und besucht (versucht?): dye dy eyn gut leben an heben wellen: dye dy sünd lassen und dy welt flychen: das erst zaychen da du dye lyeb gottes...
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Man soll also keine Wege gehen, die einen verleiten, daß man in die Irre geht. Vor allem soll man sich in den Tugenden üben und die schlechten Gewohnheiten ablegen und Tugend an wieder da "anpflanzen", wo die schlechten waren . Dazu muß man aber zuerst einmal wissen, was Tugend sei, damit man weiß, was man "anpflanzen" soll. Es handelt sich nun um folgende Tugenden: 1) die Furcht vor dem Herrn, die ein Anfang der Weisheit ist, 2) der gute Wille; dieser ist nur gut zu nennen, wenn ein Mensch möglichst viele gute Werke in gutem Willen vollbringt, 3) Selbstbescheidenheit und Unterweisung (evtl. zur Berichtigung)(?), 4) hoher Mut, 5) Gedult, 6) Schweigen, 7) Armut, 8) Gehorsam, 9) Nüchternheit, 10) Keuschheit. Darüber gibt es vier höhere Tugend: 1) Weisheit, 2) Strenge in der Enthaltung von Sünden, 3) gerechtfertigt sein (?), 4) Härte (?). Diese Tugenden muß man in seinem Herzen tragen, sonst wohnt Gott nicht in einem. Denn er ist die Tugend. Sieh dich auch vor, daß du dich nicht selbst betrügst und meinst, du habest die Tugend, in Wirklichkeit hast du sie aber nicht. Du sagst, du seist gedultig, doch in Wahrheit tut dir keiner ein Übel an, du seist demütig, aber niemand verschmäht dich, du seist arm, aber du brauchst nichts. Doch das ist unrecht gesprochen. Der Widerwille zeigt, ob einer gedultig oder nicht ist, arm im Geiste oder nicht. Wenn du dich in den Tugenden übst und die Gebote Gottes einhältst, so wisse, daß dich der böse Feind versucht und heimsucht. Diejenigen, die ein gutes Leben haben bzw. anfangen wollen, die die Sünde lassen und die Welt fliehen, haben vier Zeichen: 1) das erste Zeichen, daß du die Liebe gottes hast...
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betorn, mhd. u.a. versuchen, in Versuchung führen; s. LEXER.
berichtunge=u.a. Unterweisung
berichten= "reht" machen,...unterweisen, belehren
muot=kraft des Denkens,...Gemüt...erhöhte Gesinnung (mein Borschlag: Hochherzigkeit)
rehtverticheit=Gerechtigkeit
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CGM 447, 31 R F: VOM RECHTEN WEG ZUM HIMMEL (ANONYM)

31 r: Auff dißer erden das das tal des iamerß wol geheysßen wirt. sind zwayerlay weg und eyn yeglich fursech sich wye das er wander der weg zu den hymelreych ist hart und eng wan unßer veynd sind zu payden seyten: da do man muß durch gen und von dem wege gyend vil weg ab. dye menschen die sich duncken lassen sye pringent sy ym zu dem rechten weg und scheynet gut aber yr ende laytet (laufet?) yn dye helle war umb der rechten wandern will der wurcke (wurche?) was unser herr Jhesus unßer troster gesprochen hat do yn der heylig apostel sand THOMAS fraget wo der weg werr zu seynem vater. dem er antwurt: jch pin der weg. dye warhait. und das leben nymant
32 v: komet zu dm vater dann durch mich als auch der heylig apostel sant JOHANNES spricht yn seynt epistel. wer got lyeb hat. der sol wandern. als er gewandert hat. und ob wir des künnen noch mügen gethon. noch (?) dann so sullen wir das mit guter begird und willen thun und wer dann eyn solches leben anfahen will. der soll seyn hertz ledig machen von aller ander begirlichayt. dann allayn dy zu der lyeb gottes gehört. und sehe auch das er sich yn der lyeb nicht petryeg (der; des?) der selb sant apostel JOHANNES spricht. wer do mit den worten sagt er habe got lyeb und helt seyne gepot nicht. der ist eyn lugner. und dye warhayt ist nit yn ym nymt ayner auch ayn leben an sich. der sehe das das leben mit (?) der heyligen kyrchen bestediget sey. das er kaynen pey wege gee der un (an?) dem letzten ver-...
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Auf dieser Erde, die das Tal der Tränen ist, gibt es zwei Wege: Jeder sehe sich vor, wie er wandere! Der Weg zum Himmelreich ist hart und eng, da der böse Feind auf beiden Seiten ist (lauert). Von diesem Weg gehen viele Abzweigungen ab. Viele bilden sich ein, sie seien auf dem rechten Weg, aber in Wirklichkeit führt sie ihr Weg am Ende direkt in die Hölle. Daher solle man sich an das halten, was Jesus zu dem Apostel Thomas gesagt hat: Ich bin der Weg und die Warheit, niemand kommt zum Vater denn durch mich. Ebenso spricht Johannes in der Epistel: Wer Gott lieb hat, der solle wandern, wie er (=Jesus?)gewandert ist. Auch wenn wir dies nicht können noch getan haben können, so sollen wir es doch guten Willens tun. Wer ein solches Leben anfangen will, der mache sein Herz frei von jeglicher Begierde. Diese solle er nur in der Liebe zu Gott haben. Der Mensch soll auch aufpassen, daß er sich darin nicht selbst betrügt. Daher spricht Johannes: Wer nur mit Worten sagt, daß er Gott liebt, dessen Gebote aber nicht einhält, der ist ein Lügner und die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn man ein solches (heiligmäßiges) Leben anfängt, der achte darauf, daß dies in Übereinstimmung mit der Kirche ist, so daß er keine Neben-und Umwege (Irrwege) gehe...
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Freitag, 9. September 2016

CGM 800: FOL. 208 V: "VON DEN TÄGLICHEN MÜHEN UND PLAGEN DES MENSCHLICHEN LEBENS"

208 v: ...-brigkait da mit wir umb geben sein und eingewickelt im sack unser aigen haut mit neuen flüssen (?) die an uns ire täglichen gang haben siben am haubt und zwen untten haimlich und offenlich da nichcz ausgeet dann unsaubrikait darumb was macht der mensch auß im selber der von aitter und von ainer unsaubern materi in müt (mitten?-Mutterleib!) leib ist zw samen geflossen und entpfangen werden wer (?) die ding recht gedächt het mer ursach zw wainen dann zw lachen und mer diemüetig zw sein dann hochvertig seidt der mensch ain aß (fraß?) der würm auch die sel im leichnam ist vol geistlicher prechen wann unser gedächtnuß ist vergessen und ist mer eitle ding zw hallten dann nücze auch ist unser verstentnuß hert und grob guette ding zw lernen und was wir nun ettwan mit mue und arbait begreiffen daz vergessen wir pald es ist auch unser wil zw guetten dingen träg und schnell zw pösen und werden in im mit vil vorcht und erschrecken und trawrigkait gepeinigt auch ist der muet des herczen voller unnüczer gedancken die sich hin und her cheren zw manigerlay gestalt tädt (?) und weiß zw pöß und guet alls daz kain steter sin und willen in im pleiblich ist und wiewol wir offt mit gedencken zw guetten dingen vermant werden geschiecht es leicht ee wir sy zw nücz recht versten so sind sy außgeprochen (? wir werden auch offt bewegt andern hässig zw sein umb ihre guetten...
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Wir sind also von Unsauberkeit umgeben, in die wir durch die Haut, die uns wie einen Sack umgibt, eingewickelt sind, mit neun Ausgängen, aus denen uns täglich etwas herausfließt, sieben am Kopf und zwei unten verborgen und offen, so daz nichts herauskommt als Unsauberes. Was ist also der Mensch, der aus Eiter und einer unsauberen Materie im Mutterleib entstanden ("zusammengeflossen")  (sich gebildet hat) und empfangen worden ist. Bedenkt man es recht, so hat der Mensch mehr Grund zum Weinen als zum Lachen! Und mehr Grund (Ursache), bescheiden als hochmütig zu sein, ist er doch (da er ja...ist) ein Fressen (totes Stück Fleisch) für die Würmer. Auch die Seele ist voller geistiger Gebrechen (Mängel), denn unser Gedächtnis ist vergeßlich und mehr geneigt, nichtige Dinge zu behaltten als nützliche. Ebenso ist unser Verstand (Ergänzung: zu) hart und grob (Ergänzung: also wenig geeignet), gute Dinge zu lernen. Was wir mit Mühe und Arbeit begriffen haben, das vergessen wir bald wieder. Unser Wille ist träge (faul) bei guten Dingen und schnell zu bösen Dingen geneigt. Und wir werden innerlich von viel Furcht und Schrecken und Traurigkeit gequält. Auch ist unser Gemüt voller unnützer Gedanken, die hin-und herspringen, indem sie die verschiedensten Gestalten annehmen, so daß keine innere Beständigkeit in uns ist. Obwohl wir zu Gutem ermahnt werden, geschieht es leicht, daß, bevor wir die Ermahnungen, die zu unserem Nutzen sind (Ergänzung: also nützlich sind; auch für andere) ,richtig verstehen, sie schon wieder weg sind (Ergänzung: also vergessen sind, aus unserem Gehirn gestrichen sind; "heraus-oder ausgebrochen" sind). So werden wir auch häufig dazu gebracht, auf andere gehässig zu sein wegen ihrer guten...
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tädt=Werke, Taten ??
seidt, mhd. sit=seitem; da ja (explikativ); obwohl (s. LEXER: MITTELHOCHDEUTSCHES TASCHENWÖRTERBUCH).
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CGM 800: 208 R: "VON DEN TÄGLICHEN MÜHEN UND PLAGEN DES MENSCHLICHEN LEBENS"

208r:...verdirbt wider rechte beschaidenhait die ain muter des hails ist und die ding alle sind unser prechen in der wir offt töricht thuen zw unserm schaden und über daz also haben wir in uns selber aigen muet ainen steten (?) streit allso daz der geist albeg wider den leichnam ist und das fleisch wider die sel und die sündlikait die ververnufft als wir es täglichen wol entpfinden wie gar voller prechen und kranckhait wir sein als wenig nymant an (on?) söllichen prechen ist allso ist nymant lang an (on?) kranckhait seins leichnams wann es thuen uns ettwan die augen wee oder die zeen oder uns smerzen die oren oder die naßlöcher oder uns (und?)thuet das haubt wee oder der magen oder die lentt oder die seiten oder der ruck oder die fueß oder die arm oder die prüst wir wernn auch ettwan gehindert an den zwayen stetten unseres natürlichen täglichen außgangs davon man offt groß laiden tragen mueß und peinigen auch offt geswer auß drieß plater und andre sölliche ding allso peinigt uns auch offt hunger durst und der sclaff in dem wir von des teuffels anweigung zw pöser gestalt und unsauber ding angefochten werden wir seein auch ettwan swär und verdrossen ettwan unmütig und zornig und in manigerlay weiß entprist muß (unß?) albeg ettwas von hüsten und snarchen und von außwerffung des munds uns peinigen auch ettwan haimliche ding des pluets da von wir (?) an manigen steten iucken müessen und nicht mügen übrig sein wir mügen auch mercken unser aigne snöde unsau-...
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Auch die rechte Bescheidenheit macht unsere Ziele (der geistige Fortschritt; Aufstieg; vgl. die "triplex via" der "incipientes, proficientes, perficientes", der beginnenden, fortschreitenden, vollendeten Menschen) zunichte. Diese ist aber wichtig für das Heil (Seelenheil, die Rettung). All diese Dinge sind unsere Gebrechen (Mängel), durch die wir zu unserem Schaden und Nachteil handeln. Außerdem haben wir Eigen-und Hochmut in uns sowie einen ständigen Streit zwischen Geist und Körper, zwischen Fleisch und Seele, zwischen Sündhaftigkeit und Vernunft, wie wir es täglich spüren. Wir sind voller Krankheiten und Mängel. Niemand ist ohne solche Defekte, genausowenig wie niemand lange ohne Krankheit ist. So tun uns z.B. die Augen weh, die Zähne, die Ohren, die Nasenlöcher, der Kopf, der Magen, die Lende, die Seite, der Rücken, die Füße, die Arme, die Brüste. Auch werden wir durch die zwei Stellen unseres natürlichen Ausganges behindert (eingeschränkt). Oft auch quälen uns Geschwüre (Plattern), auch Hunger, Durst, der Schlaf, in dem wir Hitzewallungen haben oder die Anfechtungen des Teufels. Oft sind wir träge und launig, zornig und jederzeit fliegt uns etwas vom Husten aus dem Hals, schnarchen, haben Auswurf aus dem Mund, verborgene Blutungen, die uns jucken, wir bemerken, daß wir unsauber sind...
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driezen=drängen (vgl. unser "triezen"=quälen, plagen), drohen; es könnte heißen: uns bedrängen Plattern (Pusteln)
verdriezen=Überdruß erregen; es könnte ebenso heißen: die Geschwüre bereiten uns Pein; fallen uns lästig.
blatere=Pocken; Blasen auf der Haut.
bresten=brechen...plötzlich oder gewaltsam hervorbrechen
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Donnerstag, 8. September 2016

CGM 7264, FOL. 28 V, SP. 1: PS-HIERONYMUS: REGULA MONACHORUM (REGEL DER MÖNCHE)

Es geht hier darum, daß man seine Zunge in Zaum halten soll:
28 v, Sp. 1: Von zamung der zunge zereden (?)
SANCTUS JAKOBUS der czwelffbott meinen aller liebsten tochtren der saczta (?) nit die bewärnuß oder brüeffung der rechten geistlichait in bezämung der zungen er wesste dem mit gewißen urtail daz in dem gewalt der zungen ist der tod und daz leben wann als spricht mit der zungen so fluchen wir und loben got  darumb nach vil dingen die er von der czungen hetten geseyt so seczt er aus all denen vor gesprochen ain gemaine besliessung wellicher spricht wellicher sein zungen geczemet der wirt selig in seinem werck sehend daz in der bezamung der czungen wird geseczt die selikait und daz got der da ist die selikait in vil reden nit geliebt noch geschawet mag werden ain (?) beczämung der czungen ist so der czungen die denen (?) auß irem ampt behend und schnell ist zu lügen dannen auch die menschen lügenhafftig werdent gehaißen und üppige kinder den menschen wirt auff geleit daz sweigen denen nit getürre auß brechen unczüchtige ding oder daz sie werdent geübet zu dem guten daz sie volbringen die götliche lob und also mein allerliebsten und mynniglichesten töchtren zu den zeyten so eüch zymlichchait zu reden wirt verlihen das ir mügent selig sein so zämet ewer zungen daz sie sich nit keren zu kriegen noch nit auß lassen scheltung betrug czapsung (??) und kissung (?) noch ergernüß oder schand fluchen und sweren und ob am den (dem?) ein geben das (des?) pößen gaists...
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Nach erstem Lesen bleibt der Sinn an einigen Stellen dunkel: Man soll seine Zunge bezähmen (sich also im Reden zurückhalten), weil die Zunge Tod und Leben in der Gewalt hat, d.h. aus Reden können tödliche Konflikte entstehen. Wenn wir reden, können wir fluchen, aber auch Gottes Lob sprechen. Wer nun seine Zunge im Zaum hält, der wird bei seinen Werken selig werden. Die Bezähmung der Zunge ist gleich der Seligkeit. Gott ist auch die Seligkeit. Durch viel Reden wird er daher weder geliebt noch geschaut. Die von Natur aus viel lügen, sollen besonders auf ihre Zunge achten (vermuteter Sinn). Die Menschen sind lügenhaft.-Sinn unklar!-Sie werden im Guten geübt, so daß sie Gott loben.-Die Schicklichkeit der Schwestern im Reden wird hier hervorgehoben, d.h. sie sollen sittsam und angemessen reden.-Damit sie selig sind, sollen sie ihre Zunge bezähmen, damit sie nicht zu Streit, Schimpfen, Betrug...?...Ärgenis, Schande, Fluchen, Schwören und zu den Eingebungen (Einflüsterungen) des bösen Geists (=des Teufels) verwendet wird (mißbraucht wird; sich verkehrt).
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turren=a) wagen, den Mut haben, sich unterstehen, sich getrauen (manchmal auch mit "durfen" vermengt; LEXER), b) taumeln, stürzen.
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CGM 7264, FOL. 28 V: PSEUDO-HIERONYMUS: REGULA MONACHORUM

Bastarda von 1478; die Bastarda ist eine spätmittelalterliche kursive Schriftart; sie gehört zu den gotischen Schriften; sie vereinigt in sich verschiedene Schriftarten, so z.B. Elemente der Textura; die B. war die im späten Mittelalter  am weitesten verbreitete Schrift!

CGM 800, FOL. 207 V: "VON DEN TÄGLICHEN MÜHEN UND PLAGEN DES MENSCHLICHEN LEBENS"

207 v:...plaws (?) für rot als im ainsten (?) ain her hieß zwiffel chauffen (?) do chaufft man im zwen stiffel wir sagen auch offt ain ungewiß für ain gewiß und verrsten die lug für die warhait und das pöß für das guet und wie wol ettwann sölliche ding auß kaim (?) übell geschehen so kumbt es doch von den prechen unser unweishait wir nemen auch ettwan in und ain erczney durch gesundts willen da von wir chrenker weerden ein arczt greifft auch ettwann aim sein pulst oder schaut in den harn (harm?) und geit im nach seinem versten erczney und wirt er doch oftt an des krancken natur betrogen alls daz er im hicz geit so er im solt kelten gewen oder feuchtigkait für trockne materi oder scharppe für linde und in der maß chumbt ettwan der tod für das leben und die kranckait für den gesundt und wie wol sich maniger in seiner chunst genuegsam zimpt (rimpt?) so vindt es (er?) sich doch hinnach mit grossem prechen dar auff spricht sand BERNHART huet dich vor dem arczt der in seiner kunst nit bewährt ist und an dir lernen will wie er andere von söllichen prechen soll gesundt machen also unterwinde sich auch ettwann ain maister ains grossen painß und wie wol er im dar in vertraut so chumpt es wol dar zw ee er es verpringt daz man es mueß abprechen oder so es nun volpracht wird chürczlich uber ain hauffen get als(o?) untter wind sich auch maniger mensch höcher tugent und strenges (strenger?) leben daz über sein chrafft ist da mit er sich ee rechter zeit...
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...(der Mensch ist so blind,) daß er blau für rot hält. So befahl einmal ein Herr, daß man Zwiebel kaufen sollte, da kaufte man ihm Stiefel. Auch nennen wir oft etwas Ungewisses gewiß und (miß)verstehen die Lüge als Wahrheit, Böses als Gutes. Auch wenn dies nicht aus bösen Willen geschieht, so kommt dies doch vom Mangel (von den Gebrechen) unserer Unweisheit. Auch nehmen wir in gutem Glauben eine Arznei, wovon wir aber kränker werden. Auch mißt ein Arzt den Puls, betrachtet den Harn (Urin) und gibt einem nach seinem Verständnis Arznei, doch wird er oft darin getäuscht, was die Natur des Kranken betriff, so daß er ihm Hitze (Wärme) verordnet, wo er ihm doch Kälte verschreiben sollte, oder Feuchtigkeit anstatt Trockenheit oder scharf anstatt mild (lind) und so kommt es dahin, daß der Tod kommt statt das Leben und Krankheit für den Gesunden. Und obwohl der Arzt sich rühmt, sich auf seine Kunst genügend zu verstehen, so stellt sich hinterher doch heraus, daß er große Mängel hat. Deswegen spricht der heilige Bernhard: Hüte dich vor dem Arzt, der in seiner Kunst sich nicht bewährt hat (bewährt ist) und an dir lernen will, wie er andere von Krankheiten gesund machen soll. Daher verzichte auch ein Meister auf eine große Pein (Qual, Schmerz; Ergänzung: den er dem Kranken bei der Behandlung zufügt). Und obwohl der Kranke dem Arzt vertraut, so kommt es wahrscheinlich dazu, daß man, ehe der Arzt die Heilung vollbracht hat, abbrechen muß. Oder daß, wenn es vollbracht ist, die Sache (Ergänzung: der Heilungserfolg) in Kürze wieder über den Haufen geworfen wird (also danebengeht, scheitert). Und ebenso verzichte ein Mensch darauf, höhere Tugend zu erlangen und ein strengeres Leben führen zu wollen, wenn es über seine Kraft geht, damit es sich eher zu rechten Zeit...
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underwinden=über sich nehmen wofür zu sorgen, etwas zu tun oder zu leiden...(LEXER)
underwint=das Unterlassen; Vericht.
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CGM 800, FOL 207R: "VON DEN TÄGLICHEN MÜHEN UND PLAGEN DES MENSCHLICHEN LEBENS"

207r: ...aigen arbait die uns offt saur wirt allso wann wir es ettwann gar rechts und gemessens und gar gleichs haben wellen oder gehabt haben. so verchert es sy ettwann untter unsern hennten und entfelt uns und so wir (?) ettwan ein ding gar schon und sauber hallten wellen so mailigen wir es wider unsern aigen willen oder es velt uns auß der hantt oder zetten es so wir es sein (?) mit gancze fleiß sorg un(d) huet haben wir legen auch offt ettwas auß der handt pald wider zw nemen und so wir nun verr davon chomen sein so gedencken wir erst dar an und wissen nit ettwan wo wir es hingelegt haben und fluechen (suechen?) offt lang an frömden steten und die recht ist uns unerchant oder wir suechen offt ain ding so wir es in der handt haben oder in dem puesen wir gien auch offt ettwas zw nemen und so wir an die stat chomen so wiß wir nit umb was wir gangen sein wir verhaissen auch ettwan aim ettwas zw geben daz wir vor langst vergeben haben wir wellen auch ettwan ettwas nücz machen oder zw ainander samen so geschecht es leicht so es nun perait ist daz es von ainer chunst die dapej sole sein gewesen als verdirbt (?) wir hoffen auch ettwan ettwas gewiß zw haben daz aim andern wert (?) der nye darauf gedacht hat wir sein auch offt mit sehenden augen plindt (Durchstreichung) allso daz wir etwan ein pöß für ain güets nemen wir wern (?) auch ettwas im hören betrogen und ains andern wort nit recht vernemen und pringen swarcz für weiß oder...
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In unserer eigenen Arbeit quält uns, daß, wenn wir es recht, gemessen und gleichmäßig haben (machen) wollen, es sich in das Gegenteil verkehrt und unseren Händen entgleitet. Wenn wir etwas schön und sauber halten wollen, beschmutzen wir es unabsichtlich und es fällt uns aus der Hand. Haben wir uns räumlich davon entfernt, wissen wir nicht mehr, wo wir es hingelegt haben und fluchen (suchen?) an einem fremden Ort, wobei wir die richtige Stelle (,wo es ist,) nicht kennen. Auch suchen wir manchmal etwas und haben es in der Hand oder bei uns. Wir gehen auch los, um etwas zu holen, und wenn wir an die richtige Stelle hinkommen, wissen wir nicht mehr, warum wir da hingegangen  sind. Auch versprechen wir einem, etwas zu geben, das wir schon längst weggegeben haben. Wir wollen auch etwas Nützliches machen oder etwas sammeln, so geschieht es leicht, daß es vor lauter Sorgfalt zunichte wird. Ebenso hoffen wir, ettwas Gewisses (Sicheres) zu besitzen, das dann einem anderen gegeben wird, der es nie gedacht hätte. Auch sind wir oft sehenden Auges blind (d.h. wir haben die Augen auf und sehen trotzdem nichts), so daß wir bös für gut halten und auch beim Hören getäuscht werden und ein Wort nicht richtig verstehen (vernehmen) und schwarz für weiß halten...
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zw: sprich zu
vermeilen=schädigen, beflecken.
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Mittwoch, 7. September 2016

CGM 800, FOL. 206V: "VON DEN TÄGLICHEN MÜHEN UND PLAGEN DES MENSCHLICHEN LEBENS"

206v: in täglich chunfftige pein mit sunden mer gemert denn abgenommen und ist ain goß (groß?) übel und nach dem hat daz (leben?) an im alle ding die hie guet geschäczt werden als schön gefundt sterck reichtumb gewalt und ander solliche ding die zergäncklich und unpeleiblich sind und ist als die schöne pluem die huet (?) pluet und morgen dort also sie es umb die ungewihait unsers lebens und umb alle andre ding der wir und (uns?) hie offt gröslich frewen die sich ettwan übernacht von lust und frölichen zw trawren cheren auch das leben hat an im vil sorg und mue arbait und elendt da mit sy gemainigclich all menschen betragen muessen: und nicht allain gemain und armm leut sunder auch chünig und fürsten und öbrist geistlich und weltlich die all groß sorg und mue und arbait haben müessen ire standt recht und nach got auß zw richten ob sy grosser und chunfftiger pein überhaben wöllen sein wann in oft (?) manigs ding tödlich ist daz aim schlechten menschen leslich ist allso ist nyemant von den öbristen uncz (?) an dem nidristen der an (on?) widerwertikait und an (on?) sorg sein leben in rue müg haben darumb ist daz leben ain unsicheres und unfridlichs leben daz vol unrue und anweigung ist damit ein mensch den andern bechümert und umb treibt wir haben auch laiden von clainen (chainen?) tierlein und von würmlein die an uns chumen oder an uns wachsczen die uns peinigen und peissen und (uns?) peinigt auch frost hicz regen schnee und windt doner plicz und schauer wir wern( ?) auch peinigt in unsern...
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Die Menschen vermehren täglich eher die künftige Pein (Strafe), als daß sie sie vermindern(darin "abnehmen"). Das Leben hat viele Dinge, die geschätzt und für schön gefunden werden: Stärke, Reichtum, Macht etc. Diese sind aber vergänglich und bleiben nicht. Es ist genauso wie die schöne Blume, die heute blüht und morgen verdorrt. Genauso steht es um die Ungewißheit des Lebens und um alle Ding, über die wir uns freuen, die sich aber übernacht von fröhlichen zu traurigen verwandeln ("kehren"; umkehren; wenden) können. Das Leben hat (trägt) viel Sorge, Mühe, Arbeit, Elend an sich. Dies müssen alle ertragen, nicht nur einfache und arme Leute, sondern auch Könige, Fürsten und weltliche sowie geistliche Oberen. Sie haben große Mühe, Sorge und Arbeit, gemäß ihrem Stand zu leben und diesen  gleichzeitig nach Gott auszurichten, wenn sie der künftigen Strafe entgehen wollen. Manches ist tödlich (eine Todsünde), was einem schlechten Menschen verzeihlich ("läßlich") ist (Ergänzung: da er ja eh ein schlechter Mensch ist, insofern von ihm nichts anderes zu erwarten ist). Niemand von den Oberen und Niederen kann sein Leben ohne Sorge in Ruhe führen, weil das Leben unruhig und unfriedlich ist und voller Unruhe und Anfechtung und Versuchung (Ergänzung: die uns dazu bringen, Falsches zu tun), womit einer dem anderen das Leben schwer macht (ihn bekümmert) und ihn herumtreibt bzw. antreibt (vgl. auch Schopenhauer: Einer des anderen Teufel!). Wie leiden auch durch kleine Tierchen und Würmchen, die an uns kommen (die wir uns sozusagen "einfangen") und an uns wachsen (Parasiten), die uns quälen und beißen. Auch quälen uns die Unbilden (Unannehmlichkeiten) des Wetters (Frost, Hitze, Regen, Schnee, Wind, Donner, Blitz, Schauer). Wir werden auch gequält in unserer...
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anweigunge=Anfechtung, Versuchung
laezlich=verzeihlich, was gelassen, unterlassen, gebrochen wird, erlässlich.
 (vgl. MATTHIAS LEXER: MITTELHOCHDEUTSCHES TASCHENWÖRTERBUCH).
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CGM 800, FOL. 206R-210R: "VON DEN TÄGLICHEN MÜHEN UND PLAGEN DES MENSCHLICHEN LEBENS"

CGM 800, fol. 206 r: Darumb daz ir dester williglicher seidt in anvechtung und widerwertigkait zw leiden und alle ding die wieder got sind versmächen thuet so schreib ich euch daz übell daz uns täglich an lait nach sel und leib und in daz wir gefallen sind von der ungehorsam adam und eve die got an alle prechen und sundt geschaffen hat darumb solt ir des ersten wisen daz das leben hie gar ain chirze zeit an im hat davon AMBROSIUS spricht mensch bedenck daz dein leben nicht anders ist dann ain lust (?) die ain churze zeit werd auch spricht JOB der mensch der von dem weib geporn wirt der lebt ain churze zeit und wirt mit vil iamer erfüllt und daz wirt unß pei dem wol beut (?) wann als bald wir geporn werden so heben wir ee an zw wainen denn zw lachen und mügen den selbigen tag an (on?) sund nicht sein wann wir werden geporn im fluech der an gepornen sundt in der wir an (on?) die tauff gen himell nit mügen chumen und darumb so ain mensch nun gar lang lebt so lebt er pej(?) sibenczig oder achtczig iare und nicht vill hy über und ir sterben (?) der zeit hundert mal mer dann die hyn über leben oder kummen und wissen nicht wann oder wie oder in wellicher zeit oder maß. und haben die selben ir leben nicht verzert so mag es leicht geschechen sein oder sy haben...
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Gleich zu Anfang wird das Thema genannt: Das tägliche Übel und Leid der Seele und des Leibs. Die Absicht die die Schrift verfolgt, ist nun diese: Man soll durch sie die Anfechtungen und Widerwärtigkeiten des Lebens besser (williger) ertragen und alle Dinge, die gegen Gott sind, verachten. In dieses Elend und Leid sind wir durch den Ungehorsam von Adam und Eva gefallen, die Gott mit Gebrechen und Sünden geschaffen hat. Ambrosius spricht, daß das Leben nur eine kurze Zeit dauert. Ebenso spricht Job, daß der Mensch nur eine kurze Zeit lebt und mit viel Jammer erfüllt wird. Sobald wir nämlich geboren werden, fangen wir an eher zu weinen als zu lachen und wir können  vom Tag unserer Geburt an nicht mehr ohne Sünde sein, denn wir werden unter dem Fluch der angeborenen Sünde geboren (=Erbsünde). Ohne die Taufe kommen wir daher nicht in den Himmel. Wenn ein Mensch lange lebt, so lebt er 70 oder 80 Jahre und nicht viel darüber hinaus. Hundertmal mehr sterben in dieser Zeit, als daß sie über diese hinaus leben. Sie wissen nicht wann, wie oder in welchem Zeitraum. Selbst wenn sie ihr Leben noch nicht gelebt haben (verzehrt, verbraucht haben), so kann es leicht (um sie) geschehen sein (schnell aus sein) oder sie haben...
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lust=Wohlgefallen, Vergnügen, Verlangen, Begierde.
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EINIGE WORTE ZUM CGM 800

Der Cgm 800 ist eine Sammlung von Handschriften des KLOSTERS NEUBURG AN DER DONAU aus dem Jahre 1501. Es findet sich darin der Vermerk "Kühbach": 1554 gingen die Nonnen nach Aufhebung ihres Klosters nach KÜHBACH. Der Kodex hat einen Umfang von 224 Blatt. Schrifttyp: Bastarden zweier Hände: 20 r-70 v; 87 v-220 v: SR JULIANA WIELANDIN und 70 v-87 r. Der Dialekt ist mittelbairisch. Weiterer Eintrag (Auftraggeberin): das puech lat lassen schreiben die erwirdig in got fraw fraw (sic!) ANNA AB GÜRRIN abbtissin des wirdigen goczhauß zw Newburg und ist vollendet worden an sand Quirinus tag des heiligen martres anno domini XVe (?) und im ersten jar (=1501). (ANNA GURR, + 1517, war bis 1509 Äbtissin des Benediktinerinnenklosters Neuburg/ Donau.
Inhalt des Kodex: Auftraggeberin, Auslegung der Benediktinerregel, Schreiberinnenvermerk (SCHWESTER JULIANA WIELANDIN), Spruchsammlung von Eigenbesitz und Gehorsam im Ordensleben, Exzerpte aus JOHANNES VON INDERSDORF: "Von dreierlei Wesen des Menschen", Ermahnung zur Passionsbetrachtung, geistlicher Sendbrief, "VON DEN TÄGLICHEN MÜHEN UND PLAGEN DES MENSCHLICHEN LEBENS", Lehre vom rechten Klosterleben.
Die wenig beachtete Schrift "Von den Mühen und Plagen" enthält auf wenigen Seiten eine Reihe bzw. Vielzahl von tiefen Gedanken über die "conditio humana" (Kürze und Elend des menschlichen Lebens).-
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Dienstag, 6. September 2016

EINIGE WORTE ZUM CGM 447 (CODEX GERMANICUS MONACENSIS):

Bei dem Kodex handelt es sich um eine spätmittelalterliche Sammelhandschrift, die sich in der BSB (Bayerischen Staatsbibliothek) befindet und in digitalisierter Form vorliegt. Sie hat einen Umfang von 223 Blatt und stammt aus der 2. Hälfte des 4. Viertels der 15. Jahrhundert (ermittelt durch S. Mayer). Vermutlich wurde die Handschrift in Rebdorf verfaßt. Die Provenienzfrage wurde von S. Schneider geklärt. Es ergab sich als Herkunftsort das Augutinerchorherrenstift Rebdorf, worauf ein Eintrag auf fol. 71 v. hindeutet. Die Schreibsprache ist nordbairisch (siehe Mayer), die Schriftart eine Bastarda von verschiedenen Händen. Zwei Schreiberhände stimmen mit Cgm 458 überein. Der Beschreibstoff ist Papier, pro Seite haben wir etwa 17-33 Zeilen, die Blattgröße ist 15, 5 bis 15, 7 cm auf 10, 5 cm.
Teil 1, 1r-26r sowie 27 r-59v stimmt mit der 2. Schreiberhand im Cgm 458 überein (s.o.). Für Teil 3, 60r-72 r, wurde als Schreiber FR. (Frater) BARTHOLOMÄUS PETRI ermittelt (siehe auch Cgm 458, fol. 328 v).
Weitere Details sind aus dem Handschriftenkatalog der deutschen Handschriften in der BSB (von Karin Schneider) zu entnehmen.
Kurzer Überblick über den Inhalt der Handschrift:
Teil 1, 1r-18 v beinhaltet Auszüge aus den Tarktaten JAN VAN LEEUWENS. Es folgen: Eine anonyme Schrift "Von drei Fragen", eine anonyme Schrift aus Ludolf von Sachsen über die "Vita Christi", eine anonyme Anleitung zur Adventsberechnung, Heinrich von SEUSE,, ein anonymes mystisches Gedicht "Von der Armut des Geistes", ein anonymer Traktat über die Unterscheidung zwischen Gnade und Natur, "Sechs Zeichen der Armut" (ebenfalls anon.), "Vom rechten Weg zum Himmel" (anon.), "Vom beschauenden Leben" (anon.), ein anon. geistlicher Sendbrief, "Formula honestae vitae" (anon. Anleitung zum ehrsamen Leben), Traktatexzerpte aus Jan van Leeuwen, ein Dialoggedicht über die kreuztragende Minne (anon.), THOMAS HERMERKEN VON KEMPEN: De imitatione Christi (Nachfolge Christi), SILVESTER VON REBDORF: Brief an die Nonnen von Pulgarn (Oberösterreich) über Armut im Kloster, Schriften TAULERS UND SEUSES, anon. Schrift "Von eigner Erkenntnis", "Von dreierlei Sterben" (anon.), "Formula honestae vitae" (Anleitung zu einem ehrsamen (guten) Leben, anon.), "Lehren für Ordensleute" (anon.), "Buch der Vollkommenheit" des Engelhart von Ebrach, Ulrich Horant: Traktat vom geistlichen Menschen, Johannes Nider, ein Beichttrakttat des Joh. Schlitpacher, Nider: Auszüge aus den "Vier goldenen Harfen", MEISTER ECKHART: "Die rede der underscheidunge", GERHARD VON LÜTTCH: De doctrina cordis (Über die Lehre des Herzens), anonym: "Eigenschaften eines anhebenden Menschen", Pseudo-Hieronymus: Regula monachorum, anon.: "Lehren für Ordensleute, Jakob von Engelin: Pesttraktat (!), medizin. Bier-und Weinrezepte (1),, anon. Lehre von der Einkehr (Exzerpt), ein anon. mystischer Mosaiktraktat, anon. Textstück vom Leiden, "Von Natur und Gnade und von der Gelassenheit", ebenfalls anonym (=Teil 69 der Sammelhandschrift).
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Die einzelnen Punkte werden eingehender im Handschriftenkatalog (deutsche Handschriften der BSB) beschrieben.
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CGM 447: 157 V: GUTE LEHREN FÜR ORDENSLEUTE

sweigen daz wir noch merr erzürnen wollent. styll sweigen machet dich merr zorns denn etwen unweißende wort, mit dem mund sp(?) er fryd gegen seinen nechsten. aber haimlichen legt er jm logen. do doch (?) betriger (?) mayst jnnen betrogen wirt. wan der. der vor seines nechsten antlitz einen strick legett. der strick jn jm selber umb sein füeß: und der seinem nechsten ein grüb grebt. der vellt am letztten selber dor ein o lieber herr Jhesus. was hast du ubels gethon. oder wenn hostü yee betrübt oder wo mit hostü dein groß leiden und deinen pitter tott verdient. sechet mein pitters leiden und sterben will ich rechen an allen undackpernn menschen ewigclichen (am Rand:...geschrift...?) an der worhait die send die selligsten die do sein die stercksten jn der meßikait wer auff seinen prüder zürnet, der ist schültig des urtaill gottes.
brüder von der auß wentigen ubüng des münchs zuo der ubüng des jnner menschen. ist ein verrer weg. und ist on großü arbait nit zuo gewinen. brüder die menschen die inselbs kain behüttnüs haben. die süllenn vallen als die pletter von den paümenn.
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...schweigen, daß wir (die anderen) noch mehr verärgern. Stillschweigen führt dazu, daß man auf dich noch zorniger ist, als man es durch äußere Worte wäre. Mit seinen Worten tut er so, als ob er friedlich ist, doch heimlich lügt er seinen Nächsten an, da doch zumeist im Inneren betrogen (und gelogen) wird.Der nämlich, der im Angesicht eines anderen Fallstricke legt (also Intrigen spinnt), der legt damit auch einen Strick um seine Füße (d.h. er stellt sich selbst eine Falle). Wer seinem Nächsten eine Grube gräbt, der fällt schließlich selber hinein. Was hat Jesus Böses getan, daß er so viel Leid erdulden mußte? Siehe, ich will mein Leid an den Undankbaren rächen. Die sind die Seligsten, die am mäßigsten sind. Wer seinen Brüdern zürnt, der ist schuldig und über den wird Gott urteilen.
Von der äußeren Übung des Mönchs bis zu der des inneren Menschen ist ein weiter Weg, der nicht ohne viel Arbeit zu schaffen ist. Die sich nicht innerlich behüten, die werden wie Blätter im Wind fallen.-
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"zuo"="zu" mit übergeschriebenem "o"
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CGM 447: 157 R: PREDIGT UND LEHREN FÜR ORDENSLEUTE

und uber das man nit entbernen mag das gehort weltlicher sorg zuo (Strich) von sweigender ungedült. wir wenen etttwein daz wir gar(r?) gedültig sein. so wir nit antwürten aber mit unsserm bittern sweygen und mit unsern spotlichen geperden. do erzürnen wir unserr (unsere?) prüder merr (merer?) denn ob wir jm geanttwürtt hettenn. und wir mainen dennoch unschüldig zuo seyn vor gott. wenn wir nit geanttwürt haben mit dem münd. recht als ob unserr herr allain(z?) die wort und nit den willen erkenn. und neür (?) daz werck der sünden urtaill und nit die ursach der sünd. recht als ob man in dem urtaill nach den sünden allain würd fragen. die man mit wortten thüt und nit noch den sünden die mit sweigen geschehen was underschaidens ist daran. ob ymant seine prüder mit dem schwertt ertottett. oder mit ander(en?) poßhaiten zuo dem tott precht. so es doch auß (?) einem possenn gründ kümpt. do umb er gestorben (n?) ist. hot er es halt mit seinerr aygen hant nit gethon. jch loß es beleybenn. er ist schültig dem (?) in (?) einem tott leüffen will das er wider (?) ziech. der ist nit allain schultig der (?) ymant erk(?)enchet. merr auch der. der es schaffet. und nit hintertt. so er es will gehinttert mocht. sechet also hilft uns das sweigen nicht. so wir allain dorumb
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...was man nicht entbehren kann, denn das gehört zu der weltlichen Sorge.-Wir meinen (wähnen) fälschlich, daß wir gedultig sind, wenn wir nicht antworten, doch mit unserem Schweigen und unserer verächtlichen Gebärde erzürnen (verärgern) wir unsere Brüder mehr, als ob wir geantwortet hätten. Dennoch denken wir, daß wir unschuldig vor Gott sind, wenn wir keine Antwort gegeben haben, gerade so, also ob der Herr nur die Worte und nicht den Willen (die Absicht; das Motiv) erkennen und nur nach dem Resultat der Sünden urteilen würde, ohne nach der Ursache zu fragen. Genauso, wie wenn man beim Urteil allein nur nach den Sünden fragte, die durch Worte, und nicht nach denen, die durch Schweigen geschehen. Was macht es dann für einen Unterschied, ob jemand seine Brüder mit dem Schwert umbringt oder mit Boshaftigkeiten, wo (beides) doch einen böse Grund hat. Auch wenn er selber nicht eigenhändig getan hat. Er bleibt schuldig. Nicht allein der ist schuldig, der jemand erhängt (?), mehr noch der, der es nicht verhindert, obwohl er es hätte tun können. Das Schweigen hilft uns also nicht, wie man sieht, wenn wir einzig...
---erhengen=geschehen lassen, erhängen
neur=es wäre denn, außer nur; "nur" paßt hier besser.
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CGM 447: 156 V: PREDIGT FÜR ORDENSLEUTE

So nun das also ist doch so mag man es gar leichterlichen vermeiden. sünderlich wir gaistlichen die also verr von allen yrdenischen begirden geschaiden süllen sein. und zuo der trünchenhait und fraßchait mit kainer ursach gezogen süllen werden nun ist ein andre gaistheliche fraßhait und trunchenhait. und werltliche sorg die vil swerer ist zuo scheüenn. wan sy uns nach der auff gebüng weltlichs gütz jn dem müesten (?) schedlich noch volgett.und es sey denn das mir (wir?) von der fraßhait und trünchenhait. und aller besytzung. und zuo fliessender(r?) ding geleüttertt und geseübert werdenn. anders unserr hertz pleibt mit einer schedlichen frasshait peswertt. und das beweyssenn uns die vetterr do sy sprechen was uber tegliche nottdürfft gett
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Besonders die geistlichen Leute können die o.g. Fehler vermeiden, da sie von irdischen Begierden fern und abgeschieden sein sollen, ebenso von Saufen und Fressen (=Gier).-Es gibt aber eine andere Gier und weltliche Sorge, die viel schwerer zu vermeiden ist, da diese, nachdem man das weltliche Gut aufgegeben hat, uns dennoch nachfolgt und schadet, es sei denn wir sind von Gier und Besitz befreit (geleutert; gesäubert). Ist dem nicht so, dann bleibt unser Herz durch die schädliche Gier beschwert, was die Väter (Kirchenväter; Altväter) beweisen, indem sie sprechen: das, was über das tägliche Bedürfnis hinausgeht...
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"muesten" (?): Weder konnte ich das Wort richtig entziffern noch im Lexer finden. Gut passen würde "Muße" (Müßiggang; Nichtstun) oder "meistens". Wenn ich ehrlich bin, weiß ich es nicht. Wer hat eine Idee?
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CGM 447, 155 V-157 V: ANONYME LEHREN FÜR ORDENSLEUTE

155 V: Von dennen die grossu dinck ver(?)mecht (?) haben. und umb claine so leichtlich betrübt werden. es ist spottlich zuo sagen das ettlich noch yrem ersten für nemen do sy zuo clostern (?) wollten genn. sich selber. und allü ding gelossen haben und dor nach als an clainen snoden dingen also gebünden und gehangen sind. das yr begird und an hang dor an so groß ist. und unüber wyntlicher. dan sy vor an grossen dingen worent. solch leüdt hilfft nit vill was sy vor grossere (?) ding gelossen haben
156 r:  suder sy verwandelnn sich. und bleibent do mit (nit?) an snode dinge gepünden als an einem püchlein. und des gelichen an clainen dingen. und das sy sich nit schemen wider jren prüdern dorümb zuozürnenn. und dor an mag man wol erkennen recht als ob es kein geprest were an solchen clainen dingenn zuo pleyben. und dorumb solche außgegüng von der welt in die clostern ist nit volkumenhait (?) wan ein solcherr menschen hot ein schein eines armen prüders. und ist doch do jn dem willen des geytzigen reichen manns worr dürch das gemüt beswert wirt das ist von fraßhait. und von trünckenchait. und von der sorg disser welt: und mann doch wenig menschen vindt. die es für verdamptlich haltten. ya mann vindt etlich das schand ist zuo sagen. die sich selber münch haissen. und die sich also mit denn dingen bekümern. als ob es nit schad und sünd sey. dies drey geprestenn beschwerent die sell. und schaidenn sy von got. und trücken sy nyder zuo yrdischen dingen.
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Es geht in diesem kleinen Traktat um Menschen, die große Dinge verschmäht haben, aber dann an kleinen scheitern! Es ist jämmerlich, daß viele, die ins Kloster gingen und alles hinter sich gelassen haben, dann an kleinen, lächerlichen Dingen hängen. Ihr Anhaften an diese ist genauso groß, wie es vorher bei den großen Dingen war. Solchen hilft es nicht, große Dinge gelassen zu haben, es sei denn sie verändern sich innerlich. So hängen manche an einem kleinen Buch und dergleichen nichtigen Dinge. Man soll sich auch bemühen, nicht zaghaft zu sein, den Brüdern deswegen zu zürnen. Das Anhangen an solchen Dingen ist krankhaft (ein Gebrechen) (?)-Diese Art von Weltentsagung ist keine Vollkommenheit. Ein solcher Mensch  gibt sich nur den Anschein eines armen Bruders (er heuchelt also), in Wirklichkeit ist er habgierig und geizig. Dadurch wird aber sein Gemüt beschwert, nämlich von Fressen und Saufen und von der Sorge dieser Welt.. Man findet wenige, die dies Fehlverhalten für verdammenswert halten. Es ist eine Schande, daß sich manche Mönche schimpfen, die sich aber um diese weltlichen Dinge kümmern, so als ob dies nicht schädlich und sündlich sei.-Diese drei Gebrechen (Krankheiten) beschweren die Seele und scheiden (entfernen) sie von Gott und drücken sie nieder zu weltlichen Dingen.
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Zur Aussprache: z. B "worr dürch=wodurch" wurde sicher ohne Umlaut gesprochen. Da, wo wir heute auch Umlaut haben, wurde er wohl auch gesprochen, wie bei "münch"=Mönch.
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CGM 447: 144 R-145 R: ANONYME SCHRIFT ÜBER DIE EIGENSCHAFT EINES ANHEBENDEN MENSCHEN

Ein "anhebender" Mensch ist ein Mensch, der zu den "incipientes" (den Beginnenden) zählt. Das ist die erste Stufe der "triplex via", des geistigen  Dreiwegs.
144 r: Der nur anhebende mensch sal sich fleissen das er hab lauterheit des hertzen. reyni(?)kait des leichnams sall sweigen oder bescheiden wort. ein
144 v: stete gesiecht und er habe oren dye nit begeren (?) neue mere zu horen(n) ein nuchterne speise dranck und sloff. zuchtige hende einen senfften gang er sal nit offenbaren (?) mit lachen leichtfertikait und (?)lassenheit mit des hertzen. senfftiklichen sol er lachen er sol sich fleissen das er hab geistliche betrachtungen zimliche wort nit noch weltlicher weise gegen seinen oberstene sol er han gehorsamkait. gegen den alten ersamkait. gegen den nydersten liebe er sol sich huten das er sich nit verhe (?) durch leichtfertigkait oder werde verdrucket durch swermütikait er sol sich fleissen das er beweise frolikeit in seynem
14 r: angesicht und sussikeit in seynem werck sol er haben gutikeit und nymhier (?) ablossen von dem fleiß zu guten wercken.-
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Der Mensch, der lediglich am Anfang der "via spiritualis" steht, soll dennoch ein reines Herz haben; auch sein Körper soll rein sein, er soll schweigen und nur wenig reden (sich bei den Worten bescheiden).-Er soll einen "beständigen" Blick haben (gesiht=Augen, Angesicht, Aussehen, Anblicken), d.h. er soll nicht mit den Augen "umherschweifen", er soll auch nicht ständig neue Geschichten ("Mähren"; vgl. Märchen) hören wollen, er soll  Dinge essen und trinken, die nicht betrunken machen, und ohne Alkoholeinwirkung schlafen.-Seine Hände seien "züchtig" (rein, keusch), er habe einen sanften Gang (also keinen militärischen oder gar angeberischen), durch sein Lachen zeige er keine Leichtfertigkeit, sein Lachen sei milde (also: nicht blöde rumlachen), er soll sich bemühen, geistliche Betrachtungen anzustellen, seine Worte seien geziemend (angemessen), nicht weltlich (und damit oft großspurig), seinem Vorgesetzten soll er gehorchen, die Alten ehren, gegen unter ihm Stehende zeige er Liebe, vor Leichtfertigkeit hüte er sich, auch soll er aufpassen, daß er nicht schwermütig (depressiv) werde, sondern er soll sich bemühen, ein fröhliches Gesicht zu zeigen, auch seien seine Werke schön und gütig, er soll schließlich nicht von seinem Fleiß zu guten Werken ablassen (=damit aufhören).
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Viele gute Lehren in wenig Text!
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Freitag, 2. September 2016

PHILOLOGISCHES HILFSMITTEL: MATTHIAS LEXER: MITTELHOCHDEUTSCHES WÖRTERBUCH

VERLAG VON S. HIRZEL IN LEIPZIG, 1930.
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Leider verfüge ich über kein frühneuhochdeutsches Wörterbuch.
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CGM 447: 97V: BUCH DER VOLLKOMMENHEIT

dem hertzen lautterkait. und gegen dein eben (?) crysten fryd. und den totten barmhezykait. und den heiligen noch zuo volgen sant Bernhart spricht selig ist der mensch der got umb ein ygliche gnad danck sagt wer gedültig ist so man jm unrecht tütt. der wirtt erhocht (erhobt?) in dem himell. secht man vindt leudt die nit erren gernn. man vindt yr aber lützel die err aüßslahen so man jn err erpeütt sant jocob spricht prüder habt es für ein grossü freüd so ir vallett in mancher hant (?) betorüng. und leiden brüder die weichsshait mertt sich. ob man sy andern mit tailtt. behelt man aber sy so gegt ir ab. das selbe ist auch an der lyeb auch also sant Augustyn spricht gett es bossen leütt woll auff erttrich und ledent güt leütt do pey ungemach des sol sy nit verdriessen wan die bossen die haben hie do haimen yr gemach.
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...dem Herzen Reinheit, Friede gegenüber den Mitchristen, gegenüber den Toten Barmherzigkeit, auch soll man den Heiligen nachfolgen.-Zitat Bernhards: selig, der Gott für alles dankt, wer gedultig ist, wenn man ihm Unrecht tut-dieser wird in den Himmel erhoben-nur wenige schlagen Ehren aus!-Zitat Jakobs: Sinn ?-Weisheit vermehrt sich, indem man sie mitteilt; behält man sie, wird sie weniger,-dasselbe gilt für die Liebe-Zitat Augustins: Sinn ? Es geht darum, daß odt gerade die Guten leiden!-
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betoren=zum Toren werden
betoeren=zum Toren machen; für einen Toren ansehen
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CGM 447: 97 R: BUCH DER VOLLKOMMENHEIT

das vierd das dü dich fleisset all leüdt und alle creatürliche lyeb die dir heimlich kümmernüß thun. aüß slachest. wan ein volkümmermensch sprach. das dem menschen kain flaisschlicher trost mag geschehen on gaißlichen schaden. und wisse das ein heiliger mensch spricht als vil dü dein hertz legest aüff diz (?) zergencklich leben. als vil zeücht sich got ab von deiner sell mit (darübergeschrieben) on gnaden es sind sesch (?) dinck die irrent den menschen an follkümen leben. das erst das wir uns nit uben zü dem gepett. und das wir nit gedecken wer der ist mit dem wir reden und das wir der clainen sünd nit achten. und das wir alle unsere werck nicht thün leütterlich durch gott sunder das wir sye untter weillen thün düch eytell ere disser werlt. und das wir uns selber rechen an den die uns laidt haben gethon. und das wir die menschen so leichtlich urttaillen. umb ir geprechen sant Bernhart spricht der gaistlich mensch so haben ein lieplichs antlytz und hertz und ein brinende sell von lyeb disse ding ist man schültig dem lyeb gesünthait
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4.) alles von sich tun ("ausschlagen"), was einen betrübt-kein weltlicher Trost ohne geistlichen Schaden!-wer sich an Vergängliches hängt, von dem zieht sich Gott zurück!-Sechs Dinge, die den Menschen an der "vita perfecta" hindern: 1.) man übt sich nicht im Gebet, 2.) wir vergessen, mit wem wir reden, 3.) wir achten nicht auf die kleinen Sünden, 4.) wir tun unsere Werke nicht lauter (in reiner Weise), sondern aus eitler, weltlicher Ehrsucht, 5.) wir rächen uns an denen, die uns etwas zugefügt haben, 6.) wir urteilen über andere-Zitat Bernhards: der geistliche Mensch habe ein nettes Gesicht und gutes Herz sowie eine vor Liebe brennende Seele-folgende Dinge ist man dem Leib schuldig: Gesundheit...
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CGM 447: 96 V: BUCH DER VOLLKOMMENHEIT

wenn er in träuicykait (?) vellt das er dem nit mer an inn (?) trosstes süch dan an unseren herren Jhesum Christym dreü dinck verliessen (?) dem menschen gaistlich gnad eyttelkait der züngen. ungeordnet (ungeordent ?) gedancken. und gemach des leybs wer sich disser vier ding fleyssett der wirtt ein recht güter mensch das erst das dü dich ubest an andechtigem gepett. wan got spricht alle die do pittent die werdentt erhort. das ander das dü allzeit gern allain seyst. wan got spricht ich will meinen gemachel füren in die wüsten und wil mit jm reden. und wiß gentzlich für wor das dü nymer magst versten was got mit dir würcken will dü fleyssest dich dann einykait leybs und hertzen. und das dü gern alle zeit sweyggest. und dich in hüt habst vor eyttelln unnützen wortten. und wiss für wor das du nymer kain eitell wort redest oder werck tust. dü verliest (verlierst?) dreyerlay gnad. eintzweder die gnad die dir got geben hot das er dir sye wider nympt. oder die gnad die er dir wolt geben. das dir die nymer wirt geben
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Drei Dinge, wodurch man der Gnade verlustig geht: 1.) eitles Gerede, 2.) chaotische Gedanken, 3.) Annehmlichkeit und Bequemlichkeit-Wer eifrig sich  in vier Dingen bemüht, wird ein guter Mensch.-1.) andächtiges Gebet, 2.) gern allein sein;- den Willen Gottes versteht man nicht-3.) gern schweigen, 4.) keine eitlen Worte oder Werke-Wenn nicht,verliert man dreifache Gnade: 1.) die Gnade, die einem Gott gegeben hat, 2.) die er einem geben wollte...
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gemach=Wohlbehagen, Bequemlichkeit, Pflege
verliesen=verlieren; verderben;  (verlustig gehen)
fleyssen; mhd. vlizen=eifrig sein,; streben; sich bemühen
(vgl. sich befleissigen+gen.)
MATTHIAS LEXER: Mittelhochdeutsches Lexikon.
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CGM 447: 96 R (MITTE): PS.-ENGELHART VON EBRACH: VIER ZEICHEN DER GNADE-BUCH DER VOLLKOMMENHEIT

Es sein vier zaichen pey dem der mensch der (er?) kennt ob er in gotes hüld ist: das erst ist das er sol haben ein frydsames hertz: das ander ein andechtigs gemütt das dritt ein güttygs anttlytz. das vierd ist ein sennffte geperd
wer ein güt mensch will sein. der soll sein leben auff dreü dinck richten. das erst wenn er zürnett. do soll er die züngen pinden das sy nyt ubellrede. das andere. von wem er petrübt wirtt das er dem so wider zuo (?) dinst thü was er gütz vermag (?): das dritte
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Die göttliche Gnade erkennt man an vier Zeichen: 1.) an einem friedliebenden Herzen, 2.) an einem andachtsvollen Gemüt, 3.) an einem gütigen Gesicht und 4.)an sanftmütigen Gebärden.-Nach drei Dingen soll man sein Leben ausrichten, wenn man ein guter Mensch werden will.-1.) man soll die Zunge im Zaum halten, wenn man zornig ist, 2.) Böses mit Gutem vergelten, 3.)...
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CGM 447: 95 R: FORMULA HONESTAE VITAE

herz (?) in senfftmütighait so du reden solt das dü nit ungestomlichen. sünder mer demütgtlich und syttsam(l)ichen (?) redest. und hüt dich das dü nymantz wort oder werck mit zorn straffest. sünder underdrück den zornn wo dü magst: das er nymer erschein in deinen wortten wercken oder syttenn. und red nit gern von ymant in seinen abwessenn ob es halt güt wer man gar leichtlichen under (ver) (?) mysset sich das falsch zu (?) dem worran (worren?). und das poß zuo dem gütten und hüt dich das dü nymantz widersprechst in seinen reden. wan dorauß kümen gar gernn kryeg. und ob ymantz (?) poß von einem andern redett. das glaub nit leichlich noch en(er ?)horr es auch nit gern. und besundre heimliche lieb slag von dir. und hüt dich das dü nymant seyst ein ursach der sünden oder ergerrüng : gemainschafft der jüngen (jüngern?) die on bart sein vermeid so du maist mügest: und nit soltü mit deinen augen starren in eines andern angesicht. sünder in die wünden unssers herre(n) Jhesu Christy aus allem deinem wandell eüsslich und jnnerlich hab albeg acht und fleyß auff dich selber: und was du thüst so vergiß (?) dein selber nit. und hüt dich vor den clainen sünden als vor denn grossen mit allem fleyß
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Der geistliche Mensch soll sich entsprechend (geistlich) ausdrücken.-Warnung vor Zorn.-Nicht hinter dem Rücken anderer reden.-Dies führt zu Mißverständnissen und Streit.-Man soll kritisch sein bei dem, was andere reden.-Heimlische Wünsche soll man von sich weisen.-Man soll niemand in Sünden hineinziehen.-Auch sei man für niemand ein Grund, daß er sich ärgert.-Die Gemeinschaft mit Kindern soll man meiden.-Man soll nicht gaffen.-Auch soll man sich selbst beobachten.-Man soll sich ebenfalls vor den kleinen Sünden hüten.
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95v: Im Anschluß daran folgt eine kurze anonyme Lehre für Ordensleute, die ich bereits in der Vergangenheit gepostet habe. Zitiert wird hier Bernhard von Clairvaux.
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Donnerstag, 1. September 2016

ADDENDUM: CGM 447, 94V-94 R: FORMULA HONESTAE VITAE

Laut Katalog der BSB (Bayer. Staatsbib., Karin Schneider) folgt nun eine Art Anleitung zu einem ehrsamen Leben, die m. E. mit den Worten "merck disse noch folgende püntlein mit fleiß" beginnt (94 v, ungefähr Mitte).
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CGM 447, 94 VERSO: ANONYMER TRAKTAT VON DREIERLEI STERBEN

allain die verdamptten: von dem ersten sterben spricht sanctüs paülüs zuo got herr umb deinen willen sterben wir den gantzen tag sechent thün wir nit vor hin einen gaistlichen tod. so werdt wir hernoch gar einen hertten tod haben. als wir das offenlich sechen in den liebhabern disser werlt die all in hoffnüng und zuoversicht gesechzt haben auff zeittliche ere. und wollüst wie gar ungernn und swerlich sy sterben: so sy das alles lassen müssen. aber die güther aigen (?) menschen die in selbs. und disser werlt gar abgestorben sind. noch allen iren pegirden die mögen frolich und gern sterben. dor umb lieber mensch lerrn dir selber sterben deinen pegirden deinem aigen willen und aller unordenlicher bewegung von jnnen und aüssen merck disse noch folgende püntlein mit fleiß. unser herr sprach jm ewan(gely?) unnützen wortten die die menschen reden müssen sy rechnung umb geben an dem jnn jun(g)st tag und dorumb so hab lieb das sweigen. willtü anders (?) frid haben. und nit piß snell zuo reden ynd nym ewenn (?) war was du redest. und wie dü re(de)st. beraitt vor (ver?)hin
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Wir sterben täglich.-Wir sehen für uns keinen "geistlichen" (=guten) Tod voraus.-Unser Tod wird hart sein.-Das sieht man an den Liebhabern (Verehrern) dieser Welt. Sie haben alle ihr Hoffnung an Vergängliches (Ehre, Wollust u. dergl.) gehängt.-Daher, weil sie sich so an die Welt klammern, sterben sie ungern.-Jedoch die Menschen, die der Welt entsagt haben, werden ein seliges Ende nehmen.-Daher muß man die Begierden und den eigenen Willen ablegen, ebenso innere wie äußerliche Affekte.-Man muß für unnützes Gerede dermaleinst Rechenschaft ablegen.-Daher soll man eher das Schweigen lieben.-Man soll nicht schnell bereit sein zu reden, auch soll man beachten was und wie man etwas sagt.
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CGM 447, 94 RECTO: TRAKTAT VON DER EIGENEN ERKENNTNIS-VON DREIERLEI STERBEN

ge hin sathanas du redt mir nit recht sechet der undanckper mensch der sich der gaben gottes mispraüchet dem sein sy mere verddamplich dan verdienlich: wan nichtz miß velt got mer in seinem dinern den undanckishait (?) zuo dem dritten so betracht lieber mensch waz du werden solst. merck du wirst noch deinem tod ein faül aaß. ein speiß der würm. der krotten und der slanngen. so mügestü leichtlichen vermeiden alle sünd unser herr jesus hot gesprochen dreü wortt jm eüangehaill (?). und send disse. so verleügen dein selbs das ist so vill gesprochen. wo du dich vindest. so laß dich. und lern dem ab sterben. ein lerrer spricht die maist tügent ist ein gelossner will: disse wort haben gar vill in in (sic!) begriffen. und wer in recht noch kümen will. der müß lernnen sterben. Sechent es sein dreü sterben ein gaistlichs. ein gemains. und ein ewig das erst (?) sterben haben allain die aüsserwelten das ander ist ydermann gemain das dritt sterben haben
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Der Mensch ist undankbar.-Er mißbraucht die Güter Gottes.-Der Mensch soll betrachten, daß er, wenn er stirbt zu einem faulen Stück Fleisch wird (Aas), eine Speise der Würmer, Kröten und Schlangen (Gewürm).-Man soll sich daher selbst verleugnen und seiner "absterben".-Gelassenheit ist eine große Tugent.-Man muß sterben lernen.-Es gibt drei Arten des Sterbens: 1) geistliches-für die Auserwählten 2) allgemeines (natürliches) 3) ewiges
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CGM 447, 93 VERSO: TRAKTAT VON DER EIGENEN ERKENNTNIS

was auß münd und nassen und aus (?) andern von dir gegt. wüssteren (?) unflatt du nye gesehen hast. o menschliche unmietikait sich an die päum und kreütter die bringen gütten geschach (?) rossen und plümen. und dü von dir leüss und würem wie der paum ist also ist auch sein frücht: sy geben aüch a(?) yn gar einen  wünsamen gerüch. aber dü von dir gar einen unleidlichen stanck merck dich auch noch der sell und siche wie sye so brest hafftig ist. so genaigt. und beraitt zuo sünden und lastern. und zuo aller bosshait von jügent auff. und wie gar widerspenig zuo tügentten und gütten wercken. sichstü disse. und andere ding in dir recht an. so würstü dich on zweiffell unwirdig schatzen alles gütz. und diß alles seg ich dorumb das du lernt dich selbs recht erkennen. dor durch du vermeyden mügst alle hoffart. wan wer sein...(gern; gar; begird??)...erhebt. der ist unrain vor gott. und dor umb so sich albegen in dein aigen nichtz und verschmech dich. also magstü albeg gnad vinden pey got. nym gar eben war deiner gedencken. di(e) dich wellent erheben. und sprich
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Der Mensch hat-im Gegensatz zur Natur- viele Widerlichkeiten an sich.-Die Seele ist krankheitsanfällig.-Bereitschaft zur Sünde, Laster und Bosheit.-Der Mensch ist widerspenstig, der Tugend und guten Werken abgeneigt.-Wenn man sich genau betrachtet, bemerkt man den eigenen Unwert.-Durch Selbsterkenntnis vermeidet man den Hochmut.-Wer überheblich ist, ist unrein.-Man solle sich daher in seine eigene Nichtigkeit versenken und sich selber verschmähen.-So findet man Gnade vor Gott.-Man soll seine Gedanken beobachten, denn sie wollen einen erheben (stolz machen).-
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CGM 447, 93 RECTO: ANONYMER TRAKTAT VON EIGENER ERKENNTNIS

Eine schenne (?) ler
Der herr jesus sprecht zuo dem künig saull als du clain warest in deinen augen. do hab ich dich gesegt ein habt des welchs (?) israel (?) secht das der mensch moge albeg clain und ver(?)worffen sein in seinen augen und pey jm selber do gehortt zuo aigne ware erkantnüß sein selb wen (?) sant bernhart spricht niemant mag on (an?) sein selbs ware erkantnüß selig werden wan sy gebuett (?) ware demütigkait die do ist ain mütter aller tugent. disse aigene erkantnüß statt an dreyen auffmerckungen oder betrachtüngen (?) merck lieber mensch zum ersten was du gewesen pist und hernach werden solst. zum ersten pistü (?) entpfangen worden in sünden in bosser begird und von gar un(?)flettiger matery (?) das got wol erkant der (?) halig gebet davidt do er sprach: jn sünden hot mich entpfangen mein müter: darnoch pistü mit ach und wee mit grossem smerzen gepornn in diß ellend zu arbaitselikait. seitdem (?) und (gestrichen) zuo anfechtüng piß in den tott. und dor umb spricht sant bernhart. wes uber hebstü dich du armer mensch. dein gepürd ist süntlich. und dein leben unstett. und dein tod erschrocklich (?) zum anderen so gedenck. was dü pist (?) bernhart spricht. merckstü eben
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Ich habe konsequent Kleinschreibung benutzt. "Sz" habe ich mit "ß" (scharfem "s" wiedergegeben. Abkürzungen habe ich, soweit es meine geringen Kenntnisse zulassen, weitgehend aufgelöst. Dabei habe ich mich auch von meinem Sprachgefühl als Deutscher leiten lassen.
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Der Mensch muß seine Kleinheit und Geringfügigkeit erkennen.-Bernhard von Clairvaux spricht: Ohne Selbsterkenntnis keine Seligkeit.-Demut als Voraussetzung und Ergebnis der Selbsterkenntnis.-Hieraus folgt Tugend.-Die Selbsterkenntnis wird dreifach unterteilt: 1) Empfängnis in Sünden 2) Geburt unter Schmerzen 3) Ein Leben in Anfechtung.-Daher Bernhard: Warum bist du überheblich?-Sündhafte Geburt, unstetes Leben, schrecklicher Tod!
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