Mittwoch, 11. Juli 2012

JOHANNES GEILER VON KAISERSBERG: PARADISUS ANIMAE

(Freut euch, jetzt kommt eine Predigt, die hat es in sich. Die Sünder werden zittern, denn das Gericht ist nahe. Da wird sein Heulen und Zähneklappern!)

Dis ist ein tractat und buechlin /von waren und volkommnen tugenden/ genannt das paradiß der selen.

Die vorred.
Es sind ettlyche laster/ dye sich gemeinlich under der gestalt der tugenden fürgebend...

Besonders "schöne" Laster: ausgewählte Beispiele:

Nr. 2: bitterkeit des gemuets
Nr. 3: froeliche schwatzlicheit (darunter leidet heute die ganze Welt!)
Nr. 6: laewigkeit/ scheinet sein bescheidenheit/ es ist denn/ so ein mensch ist eines laewen geistes...
(von dem stat geschriben Apocalipsi iij. ca(pitel) Ich wolt daz du heiß oder kalt waerest/ aber darumb das du laew bist/ so fach ich dich an außzewerfen auß meinem mund...)
(Der Herr wird die Lauen aus seinem Munde speien!)
(an die Adresse meiner Schüler!)
Nr. 7: überfluß der gezierd (.das selb würt genant reinigkeit/ es ist denn (/) so eins zuo vil fleiß leit uff reinikeit der kleider. Ein mensch sol darumb nit ein unflat/ oder zevil unfletig sein/ aber er sol haben ein guote vernünftige verachtung der kleider und ander der gleichen ding...)
(an die Adresse aller Modenarren!)
Nr. 12: listikeit (...mit solichen leüten/ ist nüt zuo handlen...)
(an die menschlichen Ratten dieser Welt gerichtet)
Nr. 13: gleißnerey (/was namen gibt man dem selben/ es würt genant heiligkeyt/ daz heisset gleißnerey da sich eines außwendig anderst stellet/ denn es inwendig im hertzen ist/ ein solicher mensch traegt einen guoten ersamen schein von außen...)
(Also schon damals war die Welt voll von Heuchlern und Scheinheiligen. Ich habe ein paar besonders schöne Exemplare davon in meiner Familie. Es handelt sich dabei um falsche Heilige. Ich bin ganz sicher, daß  die allesamt in die Hölle fahren werden.)
Nr. 14: schnoeickerey (/es ist denn/ do ein mensch alle ding will erfaren/ die im nit zuo stond zuo wissen und erfaren/ was allenthalben in der gantzen stat beschicht/ was man in dißem und jhenem hauß thue."
(Was würde GEILER wohl zu facebook oder zu der Boulevardpresse sagen?)
Nr. 16: üppige er ((/) gesehen/ erscheinen und geachtet woellen sein...)
(Ich denke da an die ganzen Wichtigtuer dieser Welt, an lächerliche Ehrungen u. dergl.)
(...)
Das sind also .xx. laster die sich dar geben als ob sy tugenden seien so sy doch warlich nüt anders/ denn ware laster sind/ darumb sy nit belonet werden von got mit ewiger seligkeit/ wenn als wenig man mit falscher boeßer müntz guot ding kauffen mag/ als wenig mag man überkomen das reich der himel mit falschen tugenden.
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Also: 1.) An alle falschen Fuffziger. Nix is' mit ewiger Seligkeit!
         2.) alles Betrug in dieser Welt (s. die Politiker)
         GEILER spricht an anderer Stelle: Es ist ein ellend betrogen ding umb dise welt!
FAZIT:
1.) Ihr werdet sowieso alle "gesenkt in die hellen". Ausnahmslos!
2.) Alles ist eitel (omnia vanitas)
In diesem Sinne
EREC

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