Sonntag, 19. Januar 2014

ERINNERUNG AN DR. FRIEDRICH M. ILLERT

Dr. Friedrich M. ILLERT war Stadtarchivar zu Worms. Durch Zufall stieß ich auf ein altes Büchlein über die Stadt Worms, das von ihm verfaßt wurde. Der vollständige Titel lautet:
WORMS AM RHEIN, Führer durch die Geschichte und Sehenswürdigkeiten (der Stadt), offizieller Führer des Verkehrsvereins von Dr. Friedrich M. ILLERT, Stadtarchivar a. D., Worms 1964 (im Verlag von Erich Norberg in Worms).
Das Buch ist äußerst lesenswert und hat mir sehr gefallen. Außerdem habe ich einen sehr persönlichen Bezug zu Worms. Ich bin auf der gegenüberliegenden Rheinseite in Hofheim/ im Ried geboren und war mit meinen Großeltern wohl über 1000mal in Worms. Mein Opa mußte regelmäßig zum Ohrenarzt, und meine Oma und ich warteten dann immer am berühmten Lutherdenkmal. Dann gingen wir meistens in die Geschäfte und oft zu Woolworth oder ins Café Milano. Ich bekam ab und zu eine Schachtel Lego, die wir in einem Spielwarengeschäft kauften, das-so weit ich mich erinnere-Siegel hieß.
Später ging ich regelmäßig alleine nach Worms ins Judo.
Das Buch von Dr. ILLERT beginnt wie folgt:
"Der Fremde, der nach Worms kommt, findet eine Stadt mittlerer Größe, die im wesentlichen das Gepräge der letzten siebzig Jahre trägt. (...) In ihr stehen gerettete und wiederhergestellte großartige Bauten vergangener Zeiten-man sieht sie von weitem in stolzer Silhouette im Blickfeld stehen. Es gibt einen Ring von gärtnerischen Anlagen, die einst eine hunderttürmige starke Wehranlage bildeten, es gibt Denkmäler, die an große Ereignisse erinnern, die sich hier vollzogen haben oder die, vom Heldenlied umweht, weltbewegende Vorgänge ahnen lassen. (...) Diese Stadt ist besiedelt, seitdem der Mensch an den Rhein kam. Sie ist berühmt als machtvoller politischer Mittelpunkt der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, die mehr Volksversammlungen, Reichs-und Fürstentage nach Worms beriefen als in eine andere Stadt. Sie ist gefeiert als die Stadt der Nibelungen und von der Heldensage besungen, wie keine andere deutsche Stadt. Weltbewegende Entscheidungen sind in ihr gereift. Es lohnt sich für den hastigen modernen Menschen, hier eine kleine Rast einzulegen..."

WORMS DIE STADT DER HELDENSAGE

"Es gibt nur wenige Städte, die so im Mittelpunkt der Volks-und Heldensage stehen wie Worms."
Dr. ILLERT nennt mehrere Sagen, die eng mit Worms verbunden sind:
1) DAS LIED VON DEN NIBELUNGEN
2) WALTHARILIED
3) DAS LIED VOM HÖRNERNEN SIEGFRIED
4) DAS LIED VOM ROSENGARTEN
5) DIE SAGE VON BITEROLF UND DIETLEIB
ad1) "Das Schicksal eines ganzen Zeitalters hat in diesem Lied seine Botschaft an die Nachfahren gegeben. Es rückt Worms in den Brennpunkt säkularer Ereignisse. Hier am Königshof der BURGUNDER knüpfen sich die Fäden des tragischen Gewebes, das Glück und Untergang des frühen Königreiches bedeutet. Nie wurden die  Sänger müde, dieses hohe Lied zu singen und zu preisen. Hier und in der Wormser Landschaft sind Chriemhilds und Brunhilds Namen, Rosengarten und Jagdreviere, Gunther und Hagen noch lebendig. An der Fassade des mittelalterlichen Rathauses waren neben den steinernen Kaiserbildern in großen Freskogemälden Siegfrieds und Chriemhilds Taten dargestellt. Man zeigt den Felsblock, den Siegfried schleuderte, der heute noch als Siegfriedstein hinter dem Dom liegt. (...) Über dem rauschenden Marktbrunnen steht Siegfried, der Held. Am Rhein gegenüber dem Rosengarten steht auch heute noch Hagen und versenkt den Hort der Nibelungen in den Fluten des Rheines."
Und der poetische Dr. ILLERT schließt seine "eulogia" von Stadt und Land mit diesen schönen Worten:
"Es raunt durch die Gassen und über das weite Land, über Rhein und Altrheine (sic!), Odenwald und Haardt das Geheimnis vieler Mären. Sie erzählen von Stadt und Strom, unfaßbar und hie und da seltsame Gestalt gewinnend und wieder zerrinnend. So groß war das frühe Schicksal, daß es nicht nur unvergessen blieb, sondern daß es sich wie eine Krone von Rosen und Dornen auf die alte Königsstadt am Rhein legte, so daß fürderhin niemand glaubte, etwas von ihr erzählen zu müssen, als dieses eine: daß hier die mütterliche Heimat deutschen Wesens sei. So wurde Worms eine Schwesterstadt der mythischen Städte des Altertums, doppelt ergreifend, weil sie lebendig mitten in unserem Leben steht."
Etwas konkreter wird der gute Doktor im Kapitel "BURGUNDISCHE TRAGÖDIE":
Dort wird folgendes berichtet: Kaiser HONORIUS II. siedelte das kleine Volk der Burgunder im Stammesgebiet der VANGIONEN (also in der Gegend um Worms) an. Der Grund war wohl, daß dieses Gebiet durch den Vorstoß der VANDALEN (407 n.) gefährdet war. Die Burgunder waren innerhalb von 200 Jahren von der Ostsee bis in die Wetterau gewandert. (Wandern hält fit!)
Doch der Burgunderkönig GUNTHER wollte mehr und erhob sich gegen die Römer, was dem römischen Heermeister AETIUS nicht besonders gefiel. Dieser holte kurzerhand und hinterrücks 436 n. die Hunnen, die die Burgunder überfielen. Wie man weiß, wurden durch diese feigen Taten die Burgunder fast völlig vernichtet (fast 10 000 waffenfähige Männer sowie Gunther und seine Sippe fielen). Doch die Hunnen zogen nach getaner "Drecksarbeit" nicht ab. Aetius hatte sich ein wenig verrechnet. Der "Ober-Hunne" ATTILA "wollte es genau wissen". 451 n. zog er zum Rhein und von da nach Westen:
"Die beiden großen Gegenspieler trafen sich mit ihren Heeren an der Marne, auf den katalaunischen Feldern, wo die letzte Schlacht der antiken Welt geschlagen wurde. (...) Das ist da Ende der antiken Welt, der Hintergrund der Heldensage von den NIBELUNGEN."
Die Sache ging zwar mehr oder weniger unentschieden aus, aber dennoch mußten die Hunnen "einpacken" und nach Hause gehen. Das Abendland war noch einmal gerettet...
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Euer Heermeister

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