207 v:...plaws (?) für rot als im ainsten (?) ain her hieß zwiffel chauffen (?) do chaufft man im zwen stiffel wir sagen auch offt ain ungewiß für ain gewiß und verrsten die lug für die warhait und das pöß für das guet und wie wol ettwann sölliche ding auß kaim (?) übell geschehen so kumbt es doch von den prechen unser unweishait wir nemen auch ettwan in und ain erczney durch gesundts willen da von wir chrenker weerden ein arczt greifft auch ettwann aim sein pulst oder schaut in den harn (harm?) und geit im nach seinem versten erczney und wirt er doch oftt an des krancken natur betrogen alls daz er im hicz geit so er im solt kelten gewen oder feuchtigkait für trockne materi oder scharppe für linde und in der maß chumbt ettwan der tod für das leben und die kranckait für den gesundt und wie wol sich maniger in seiner chunst genuegsam zimpt (rimpt?) so vindt es (er?) sich doch hinnach mit grossem prechen dar auff spricht sand BERNHART huet dich vor dem arczt der in seiner kunst nit bewährt ist und an dir lernen will wie er andere von söllichen prechen soll gesundt machen also unterwinde sich auch ettwann ain maister ains grossen painß und wie wol er im dar in vertraut so chumpt es wol dar zw ee er es verpringt daz man es mueß abprechen oder so es nun volpracht wird chürczlich uber ain hauffen get als(o?) untter wind sich auch maniger mensch höcher tugent und strenges (strenger?) leben daz über sein chrafft ist da mit er sich ee rechter zeit...
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...(der Mensch ist so blind,) daß er blau für rot hält. So befahl einmal ein Herr, daß man Zwiebel kaufen sollte, da kaufte man ihm Stiefel. Auch nennen wir oft etwas Ungewisses gewiß und (miß)verstehen die Lüge als Wahrheit, Böses als Gutes. Auch wenn dies nicht aus bösen Willen geschieht, so kommt dies doch vom Mangel (von den Gebrechen) unserer Unweisheit. Auch nehmen wir in gutem Glauben eine Arznei, wovon wir aber kränker werden. Auch mißt ein Arzt den Puls, betrachtet den Harn (Urin) und gibt einem nach seinem Verständnis Arznei, doch wird er oft darin getäuscht, was die Natur des Kranken betriff, so daß er ihm Hitze (Wärme) verordnet, wo er ihm doch Kälte verschreiben sollte, oder Feuchtigkeit anstatt Trockenheit oder scharf anstatt mild (lind) und so kommt es dahin, daß der Tod kommt statt das Leben und Krankheit für den Gesunden. Und obwohl der Arzt sich rühmt, sich auf seine Kunst genügend zu verstehen, so stellt sich hinterher doch heraus, daß er große Mängel hat. Deswegen spricht der heilige Bernhard: Hüte dich vor dem Arzt, der in seiner Kunst sich nicht bewährt hat (bewährt ist) und an dir lernen will, wie er andere von Krankheiten gesund machen soll. Daher verzichte auch ein Meister auf eine große Pein (Qual, Schmerz; Ergänzung: den er dem Kranken bei der Behandlung zufügt). Und obwohl der Kranke dem Arzt vertraut, so kommt es wahrscheinlich dazu, daß man, ehe der Arzt die Heilung vollbracht hat, abbrechen muß. Oder daß, wenn es vollbracht ist, die Sache (Ergänzung: der Heilungserfolg) in Kürze wieder über den Haufen geworfen wird (also danebengeht, scheitert). Und ebenso verzichte ein Mensch darauf, höhere Tugend zu erlangen und ein strengeres Leben führen zu wollen, wenn es über seine Kraft geht, damit es sich eher zu rechten Zeit...
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underwinden=über sich nehmen wofür zu sorgen, etwas zu tun oder zu leiden...(LEXER)
underwint=das Unterlassen; Vericht.
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