Freitag, 9. September 2016

CGM 800: 208 R: "VON DEN TÄGLICHEN MÜHEN UND PLAGEN DES MENSCHLICHEN LEBENS"

208r:...verdirbt wider rechte beschaidenhait die ain muter des hails ist und die ding alle sind unser prechen in der wir offt töricht thuen zw unserm schaden und über daz also haben wir in uns selber aigen muet ainen steten (?) streit allso daz der geist albeg wider den leichnam ist und das fleisch wider die sel und die sündlikait die ververnufft als wir es täglichen wol entpfinden wie gar voller prechen und kranckhait wir sein als wenig nymant an (on?) söllichen prechen ist allso ist nymant lang an (on?) kranckhait seins leichnams wann es thuen uns ettwan die augen wee oder die zeen oder uns smerzen die oren oder die naßlöcher oder uns (und?)thuet das haubt wee oder der magen oder die lentt oder die seiten oder der ruck oder die fueß oder die arm oder die prüst wir wernn auch ettwan gehindert an den zwayen stetten unseres natürlichen täglichen außgangs davon man offt groß laiden tragen mueß und peinigen auch offt geswer auß drieß plater und andre sölliche ding allso peinigt uns auch offt hunger durst und der sclaff in dem wir von des teuffels anweigung zw pöser gestalt und unsauber ding angefochten werden wir seein auch ettwan swär und verdrossen ettwan unmütig und zornig und in manigerlay weiß entprist muß (unß?) albeg ettwas von hüsten und snarchen und von außwerffung des munds uns peinigen auch ettwan haimliche ding des pluets da von wir (?) an manigen steten iucken müessen und nicht mügen übrig sein wir mügen auch mercken unser aigne snöde unsau-...
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Auch die rechte Bescheidenheit macht unsere Ziele (der geistige Fortschritt; Aufstieg; vgl. die "triplex via" der "incipientes, proficientes, perficientes", der beginnenden, fortschreitenden, vollendeten Menschen) zunichte. Diese ist aber wichtig für das Heil (Seelenheil, die Rettung). All diese Dinge sind unsere Gebrechen (Mängel), durch die wir zu unserem Schaden und Nachteil handeln. Außerdem haben wir Eigen-und Hochmut in uns sowie einen ständigen Streit zwischen Geist und Körper, zwischen Fleisch und Seele, zwischen Sündhaftigkeit und Vernunft, wie wir es täglich spüren. Wir sind voller Krankheiten und Mängel. Niemand ist ohne solche Defekte, genausowenig wie niemand lange ohne Krankheit ist. So tun uns z.B. die Augen weh, die Zähne, die Ohren, die Nasenlöcher, der Kopf, der Magen, die Lende, die Seite, der Rücken, die Füße, die Arme, die Brüste. Auch werden wir durch die zwei Stellen unseres natürlichen Ausganges behindert (eingeschränkt). Oft auch quälen uns Geschwüre (Plattern), auch Hunger, Durst, der Schlaf, in dem wir Hitzewallungen haben oder die Anfechtungen des Teufels. Oft sind wir träge und launig, zornig und jederzeit fliegt uns etwas vom Husten aus dem Hals, schnarchen, haben Auswurf aus dem Mund, verborgene Blutungen, die uns jucken, wir bemerken, daß wir unsauber sind...
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driezen=drängen (vgl. unser "triezen"=quälen, plagen), drohen; es könnte heißen: uns bedrängen Plattern (Pusteln)
verdriezen=Überdruß erregen; es könnte ebenso heißen: die Geschwüre bereiten uns Pein; fallen uns lästig.
blatere=Pocken; Blasen auf der Haut.
bresten=brechen...plötzlich oder gewaltsam hervorbrechen
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