Donnerstag, 1. September 2016

CGM 447, 94 VERSO: ANONYMER TRAKTAT VON DREIERLEI STERBEN

allain die verdamptten: von dem ersten sterben spricht sanctüs paülüs zuo got herr umb deinen willen sterben wir den gantzen tag sechent thün wir nit vor hin einen gaistlichen tod. so werdt wir hernoch gar einen hertten tod haben. als wir das offenlich sechen in den liebhabern disser werlt die all in hoffnüng und zuoversicht gesechzt haben auff zeittliche ere. und wollüst wie gar ungernn und swerlich sy sterben: so sy das alles lassen müssen. aber die güther aigen (?) menschen die in selbs. und disser werlt gar abgestorben sind. noch allen iren pegirden die mögen frolich und gern sterben. dor umb lieber mensch lerrn dir selber sterben deinen pegirden deinem aigen willen und aller unordenlicher bewegung von jnnen und aüssen merck disse noch folgende püntlein mit fleiß. unser herr sprach jm ewan(gely?) unnützen wortten die die menschen reden müssen sy rechnung umb geben an dem jnn jun(g)st tag und dorumb so hab lieb das sweigen. willtü anders (?) frid haben. und nit piß snell zuo reden ynd nym ewenn (?) war was du redest. und wie dü re(de)st. beraitt vor (ver?)hin
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Wir sterben täglich.-Wir sehen für uns keinen "geistlichen" (=guten) Tod voraus.-Unser Tod wird hart sein.-Das sieht man an den Liebhabern (Verehrern) dieser Welt. Sie haben alle ihr Hoffnung an Vergängliches (Ehre, Wollust u. dergl.) gehängt.-Daher, weil sie sich so an die Welt klammern, sterben sie ungern.-Jedoch die Menschen, die der Welt entsagt haben, werden ein seliges Ende nehmen.-Daher muß man die Begierden und den eigenen Willen ablegen, ebenso innere wie äußerliche Affekte.-Man muß für unnützes Gerede dermaleinst Rechenschaft ablegen.-Daher soll man eher das Schweigen lieben.-Man soll nicht schnell bereit sein zu reden, auch soll man beachten was und wie man etwas sagt.
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