Mittwoch, 5. September 2018

CGM 800: AUSLEGUNG DER BENEDIKTINERREGEL

fol. 2 r: "Hie hebt sich an ain auslegung oder ain kurcze ermanung uber die regel des heiligen heren und vater SAND BENEDICTEN"
Der Text beginnt mit einer Anrede an die "lieben Brüder im Geiste", die diese böse Welt verschmähen wollen: "Eya ir aller liebsten prueder oder alle die dise welt begeren zw (lies: zu; zuo ?) verschmaechen und ir hercz und gemuett auff zw gott wellen erheben".
Diese sollen-alle mal herhören-"die Ohren des Herzen" zu der Lehre hinneigen: "naygt die oren eurs herczen zw der ler der regel unsers heiligen vaters SAND BENEDICTEN".
Darin steht alles, was man als Mönch so braucht: "in dem man an (=ohne) zweifell wirt finden alles das zw ainen volkumen leben oder geistlicher ordnung fuedert (=fördert; hilft, vorwärts bringt) und durch-?-pringt...".
Man soll bedenken, "wie gar lieblich er euch ermant...suessiglich...und spricht textus 'ausculta o fili' verhör kindt die gepot des maisters und naig das or deines herczen und entpfach geren oder lieblich die manung (?) des millten oder guetigen vaters und erfüll das mit der arbait der gehorsam von dem du geschaide(n) warst mit der trackhait oder verlassenhait der ungehorsamikait glosa (?)..." (also: die Ermahung=gar lieblich und honigsüß: höre, Sohn, höre, Kind, die Gebote des Meisters und neige das Ohr deines Herzen und empfange gerne oder in Liebe die Ermahnung des milden bzw. gütigen Vaters und erfülle dies mit der Arbeit (Mühe) des Gehorsams, von dem du geschieden warst durch die Trägheit oder Verlassenheit des Ungehorsams...".
Durch diese Worte sollen wir ermahnt werden, dem Herrn nachzufolgen: "ob wir warlichen nach volgen dem leben und der ler unsers heres Jhesu Christi"
(=imitatio Christi).
Diesem ist BENEDICTUS nachgefolgt, und zwar total: "dem völliklich nach hat geuoll(g)t der heilig vater SAND BENEDICT".
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fol. 2 v: Niemand kommt zu einem vollkommenen Leben ohne ihn. Durch Haltung der Gebote erben oder erwerben wir das ewige Leben: "so söllen wir fleissiklich halten seine gepot in den wir an (=ohne) zweifell das ewig leben erberben". Diese Mahnung soll nicht "an nücz ergen (=ergehen) und an...erlüstung (=Lust, Freude)". Ziel ist, "das sy dann mit -?- begir unuerdrossenlich und an alle versaumnus sich werden üben in güeten wercken" (daß sie sich mit -?-Begierde unverdrossen und ohne alle Versäumnis in guten Werken üben). Und: "zw (lies: zu; zuo) gote keren von dem sy abgeschaiden waren" (und sich zu Gott kehren von dem sie abgeschieden waren) "mit der trackhait irs ungehorsamen herczen das der welt lieb zw mal pöß gemacht het" (mit der Trägheit ihres ungehorsamen Herzen, das die Liebe zur Welt gänzlich (gar sehr) böse gemacht hat), und zwar "in söllicher weis das im kain geistlich ding nit möcht völlicklich gelieben (?)" (also in solcher Weise, daß ihm kein geistliches Ding  beliebt zu tun; gefällt; oder: geblieben ist (?); kurzum: keine Lust auf geistliche Dinge!). THOMAS VON AQUIN wird als Autorität zitiert: Nicht alles was in der Regel steht, ist als Gebot zu verstehen ("das nicht alle ding die in der regel gehalten (=eingehalten) werden sind begriffen in gepocz weis"), "also zw veste ob etwer ir ettlichs überging das man nicht möcht gesprechen das er töttlich het gesundt" (also zu fest so daß, obwohl jemand von ihr (der Regel) einiges überging, man aber nicht sprechen möchte, daß er tödlich gesündigt hätte); "und da von soll man mercken das ettliche ding in der regel gehören vöderlichen zw den wesenlichen dingen des ordens" (und daran soll man bemerken, daß etliche Dinge in der Regel vorzugsweise zu den wesentlichen Dingen des Ordens gehören).-
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