WILHELM VON OCKHAM: EINZELDINGE CONTRA ALLGEMEINBEGRIFFE
(um 1290/ 1300-1349)
Franziskaner, genannt: "DOCTOR INVINCIBILIS"!
OCKHAM vertrat im sog. UNIVERSALIENSTREIT die Position des NOMINALISMUS. Dieser besagt:
Die UNIVERSALIA (Allgemeinbegriffe) existieren nicht in Wirklichkeit, sondern nur in unserem Intellekt. Sie sind nur NOMINA (Benennungen), reine Gedankenkonzeptionen (daher Konzeptualismus), keine wirklichen Abbilder der Dinge, sondern nur Zeichen (signa, termini; daher Terminismus). Es gibt keine Wesenheiten an sich.
Dazu K. VORLÄNDER:
"Es gibt keine allgemeine Wesenheit an sich, z.B. einen Menschen an sich; das wäre eine unnütze Verfielfachung des Seienden, entgegen dem Grundsatz unseres SCHOLASTIKERS: ENTIA PRAETER NECESSITATEM NON SUNT MULTIPLICANDA. Der Satz 'der Mensch ist sterblich' bedeutet nichts anderes als: alle einzelnen Menschen sind sterblich. Es gibt als Erkenntnisgegenstand nur das Einzelne."
(KARL VORLÄNDER: PHILOSOPHIE DES MITTELALTERS (Geschichte der Phil. II mit Quellentexten, Hamburg 1964 (Rowohlt), S. 105.)
Es standen sich zwei Positionen unversöhnlich gegenüber:
1.) UNIVERSALIA POST RES (NOMINALISMUS).
2.) UNIVERSALIA ANTE RES (REALISMUS, vergleichbar mit dem heutigen erkenntnistheoretischen IDEALISMUS; Vertreter dieser Richtung waren z.B.: ANSELM VON CANTERBURY und THOMAS VON AQUIN).
Für den NOMINALISTEN und EMPIRISTEN OCKHAM gilt Position 1: Die Einzeldinge sind das einzig Wirkliche. Von ihnen muß man ausgehen.
Weiterhin lehrte OCKHAM die natürliche Unwissenheit des Menschen in entscheidenden Fragen. Allerdings sei es (und da ist er ganz Kirchenmann) verdienstvoll, das Unbewiesene zu glauben.
Sodann eifert er gegen Papst und Reichtum. Die völlige Besitzlosigkeit ist der "STATUS PERFECTISSIMUS".
(Dazu GEILER VON KAISERSBERG: "die armen francissen", so Geiler, "die wöllend nits gehaben".)
1326: Verurteilung seiner Lehre (2 Jahre zuvor hatte er sogar in Avignon die INQUISITION auf dem Hals)
1340: "feierliche" Verwerfung seiner Lehre durch die Universität Paris.
1349 verließ Bruder WILHELM diese böse Welt als "glaubketzer", wie GEILER sagen würde.OPERA:
"KOMMENTAR ZU DEN SENTENZEN DES LOMBARDEN"
"SUMMA DER GANZEN LOGIK"
"QUAESTIONES"
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"Nobody expects the Spanish Inquisition..."
(Monty Python's)
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EREC
Diese Seite befasst sich mit dem Mittelalter (Medium Aevum) und hat ihren Schwerpunkt im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation (Sacrum Romanum Imperium Nationis Germanicae).
Freitag, 20. Juli 2012
Donnerstag, 19. Juli 2012
LEININGER GESCHICHTE: HISTORISCHE GESTALTEN
1.) GRAF FRIEDRICH IV: dieser erhält vom WORMSER BISCHOF EBERWEIN einen LEHENSBRIEF für die Burg (bekommt man nicht alle Tage!)
2.) 1316: die Brüder FRIEDRICH V und JOFRIED: Teilung in zwei LINIEN
3.) LANDGRAF HESSO: Er wird 1444 zum FÜRSTLICHEN LANDGRAFEN erhoben (nachträglich: Glückwunsch!). Unter ihm erlebte die GRAFSCHAFT die höchste Blüte. Nach seinem Tod: größter Erbstreit in der lein. Geschichte!
4.) Emich VII (Vetter des HESSO): hielt sich für den Erben und besetzte die Burg
5.) MARGARETHE VON WESTERBURG (Schwester HESSOS): didn't like this! (Sie holte den KURFÜRSTEN FRIEDRICH I VON DER PFALZ (auch BISCH. REINHARD I VON WORMS verbündete sich mit diesem; Kirche immer auf Seiten der Stärkeren!)
1467: Vertrag: der KURFÜRST sollte für sein Intervenieren die Hälfte von Burg und Stadt bekommen plus 23 Ortschaften. Der KURFÜRST kam und EMICH floh (1468). Ende.
6.) KUNO I (Sohn der MARGARETHE): starb
7.) REINHART IV: ihr Enkel mit dem lustigen Titel: S.R. I.S.=Sacri Romani Imperii Semperliber, was heißen soll: er war REICHSUNMITTELBAR (d.h. keiner konnte ihm was außer der Kaiser)
Reinhart schein geschäftstüchtig gewesen zu sein. 1504 half er dem KURFÜRSTEN mit 8000 Goldgulden aus. Dafür bekam er die Hälfte von Stadt und Burg, die im Erbfolgestreit an die Kurpfalz gefallen war, als ERBLEHEN zurück.
1504: Instandsetzung der Befestigungswerke
WORMS besaß immer noch einen Teil der Burg, der vor sich hinbröckelte. Reinhart schrieb einen Brief an den Kurfürsten: "wie das Sloss und Stättlein an Thorn, Pfortten, Mauren, Zinnen und Graben verfall und zergehe, daß ihme seines theils hochbeschwerlich".
8.) seine Söhne: PHILIPP und KUNO II: Philipp starb; Kuno übergab seiner Halbschwester EVA Neuleiningen "unterpfändlich und nutznießlich mit aller Hoheit auf Lebensheit".
9.) 1522: GRÄFIN EVA zieht ein und bleibt 20 Jahre. Diese war sehr beliebt und "hielt den Laden zusammen".
EVA war eine kluge Frau: Im BAUERNKRIEG wickelte sie 1524 marodierende Bauern um den Finger. Sie ließ die Zugbrücke herab, schritt den Bauern würdevoll entgegen und redete sanft auf sie ein. Dann lud sie diese in die Burg ein. Sie bediente die Bauern mit Essen und Wein. Darauf zogen die Bauern friedlich und geehrt ab.
EVA starb 1543 "tief betrauert".
10.) GRAF LUDWIG ZU LEININGEN-WESTERBURG-RIXINGEN: 1620: Mauern und Türme werden renoviert, z.T. neu erbaut.(Im 30jähr. Krieg zogen die Schweden plündernd durch die Straßen, wurden aber am Schloßtor beschossen. Mutig! Dennoch: Durch Not und Pest gab es am Ende des Krieges noch 27 Einwohner!)
11.) JOHANN LUDWIG ZU LEININGEN-WESTERBURG-OBERBRONN: bis 1665 im Schloß
12.) PHILIPP II ZU LEININGEN-WESTERBURG-RIXINGEN: bis 1668
13.) LUDWIG EBERHART ZU LEININGEN-WESTERBURG-RIXINGEN: bis 1668
14.) PHILIPP LUDWIG ZU LEININGEN-WESTERBURG-RIXINGEN: bis 1690 (Zerstörung)
(Im ORLÉANSCHEN KRIEG zerstörten Truppen des "SONNENKÖNIGS" u.a. ALTLEININGEN.)
(PHILIPP LUDWIG war der letzte Herr von Leiningen. Nach dem Frieden von RIJSWIJK kehrte er zurück und residierte ab 1700 in Grünstadt. 1705 fiel er in der Schlacht von CASSANO
15.) GEORG II KARL LUDWIG GRAF ZU LEININGEN-WESTERBURG-NEU-LEININGEN (1666-1726): "segensvolle Aufbautätigkeit"
(nach seinem Tode: Regentschaft seiner Frau MARGARETHE)16.) Söhne: CARL I und ERNST
(1793: abwechselnd franz. u. preuß. Truppen; 1794: GENERAL BLÜCHER: Kämpfe um und in Grünstadt; 1797: das linke Rheinufer in franz. Hand; Departement MONT TONNÈRE (=Donnersberg)
Auflösung der GRAFSCHAFT: 1801; die Ruine kommt in franz. Besitz (nach dem FRIEDEN VON LUNÉVILLE); 1805: Verkauf an die Gemeinde Neuleiningen; 1827: Erwerb durch den Lehrer PHILIPP HOLTERBACH.
(Ab 1822 wurde der Burghof für Obstbäume und Kohlköpfe genutzt. Bei Aufräumarbeiten fand man "Feldschlangen" (!), Zinnkannen, Münzen, Pfeile, Waffenteile!
17.) GRAF KARL EMICH ZU LEININGEN-WESTERBURG: Rückkauf der Burg; 1874
18.) FÜRST EMICH (1866-1939): sorgt für die Erhaltung der Burg
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LIT: HANS HEIBERGER: NEULEININGEN-GESCHICHTE EINER BERGFESTUNG, Heidelberger Verlagsanstalt und Druckerei, Neuleiningen 1979, Heidelberg 1982.
JOSEF RÜTTGER/ WOLFGANG M. SCHMITT: UNTERWEGS IM LEININGER LAND, Garamond Verlag, Grünstadt (Pfalz), 1986.
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EREC
1.) GRAF FRIEDRICH IV: dieser erhält vom WORMSER BISCHOF EBERWEIN einen LEHENSBRIEF für die Burg (bekommt man nicht alle Tage!)
2.) 1316: die Brüder FRIEDRICH V und JOFRIED: Teilung in zwei LINIEN
3.) LANDGRAF HESSO: Er wird 1444 zum FÜRSTLICHEN LANDGRAFEN erhoben (nachträglich: Glückwunsch!). Unter ihm erlebte die GRAFSCHAFT die höchste Blüte. Nach seinem Tod: größter Erbstreit in der lein. Geschichte!
4.) Emich VII (Vetter des HESSO): hielt sich für den Erben und besetzte die Burg
5.) MARGARETHE VON WESTERBURG (Schwester HESSOS): didn't like this! (Sie holte den KURFÜRSTEN FRIEDRICH I VON DER PFALZ (auch BISCH. REINHARD I VON WORMS verbündete sich mit diesem; Kirche immer auf Seiten der Stärkeren!)
1467: Vertrag: der KURFÜRST sollte für sein Intervenieren die Hälfte von Burg und Stadt bekommen plus 23 Ortschaften. Der KURFÜRST kam und EMICH floh (1468). Ende.
6.) KUNO I (Sohn der MARGARETHE): starb
7.) REINHART IV: ihr Enkel mit dem lustigen Titel: S.R. I.S.=Sacri Romani Imperii Semperliber, was heißen soll: er war REICHSUNMITTELBAR (d.h. keiner konnte ihm was außer der Kaiser)
Reinhart schein geschäftstüchtig gewesen zu sein. 1504 half er dem KURFÜRSTEN mit 8000 Goldgulden aus. Dafür bekam er die Hälfte von Stadt und Burg, die im Erbfolgestreit an die Kurpfalz gefallen war, als ERBLEHEN zurück.
1504: Instandsetzung der Befestigungswerke
WORMS besaß immer noch einen Teil der Burg, der vor sich hinbröckelte. Reinhart schrieb einen Brief an den Kurfürsten: "wie das Sloss und Stättlein an Thorn, Pfortten, Mauren, Zinnen und Graben verfall und zergehe, daß ihme seines theils hochbeschwerlich".
8.) seine Söhne: PHILIPP und KUNO II: Philipp starb; Kuno übergab seiner Halbschwester EVA Neuleiningen "unterpfändlich und nutznießlich mit aller Hoheit auf Lebensheit".
9.) 1522: GRÄFIN EVA zieht ein und bleibt 20 Jahre. Diese war sehr beliebt und "hielt den Laden zusammen".
EVA war eine kluge Frau: Im BAUERNKRIEG wickelte sie 1524 marodierende Bauern um den Finger. Sie ließ die Zugbrücke herab, schritt den Bauern würdevoll entgegen und redete sanft auf sie ein. Dann lud sie diese in die Burg ein. Sie bediente die Bauern mit Essen und Wein. Darauf zogen die Bauern friedlich und geehrt ab.
EVA starb 1543 "tief betrauert".
10.) GRAF LUDWIG ZU LEININGEN-WESTERBURG-RIXINGEN: 1620: Mauern und Türme werden renoviert, z.T. neu erbaut.(Im 30jähr. Krieg zogen die Schweden plündernd durch die Straßen, wurden aber am Schloßtor beschossen. Mutig! Dennoch: Durch Not und Pest gab es am Ende des Krieges noch 27 Einwohner!)
11.) JOHANN LUDWIG ZU LEININGEN-WESTERBURG-OBERBRONN: bis 1665 im Schloß
12.) PHILIPP II ZU LEININGEN-WESTERBURG-RIXINGEN: bis 1668
13.) LUDWIG EBERHART ZU LEININGEN-WESTERBURG-RIXINGEN: bis 1668
14.) PHILIPP LUDWIG ZU LEININGEN-WESTERBURG-RIXINGEN: bis 1690 (Zerstörung)
(Im ORLÉANSCHEN KRIEG zerstörten Truppen des "SONNENKÖNIGS" u.a. ALTLEININGEN.)
(PHILIPP LUDWIG war der letzte Herr von Leiningen. Nach dem Frieden von RIJSWIJK kehrte er zurück und residierte ab 1700 in Grünstadt. 1705 fiel er in der Schlacht von CASSANO
15.) GEORG II KARL LUDWIG GRAF ZU LEININGEN-WESTERBURG-NEU-LEININGEN (1666-1726): "segensvolle Aufbautätigkeit"
(nach seinem Tode: Regentschaft seiner Frau MARGARETHE)16.) Söhne: CARL I und ERNST
(1793: abwechselnd franz. u. preuß. Truppen; 1794: GENERAL BLÜCHER: Kämpfe um und in Grünstadt; 1797: das linke Rheinufer in franz. Hand; Departement MONT TONNÈRE (=Donnersberg)
Auflösung der GRAFSCHAFT: 1801; die Ruine kommt in franz. Besitz (nach dem FRIEDEN VON LUNÉVILLE); 1805: Verkauf an die Gemeinde Neuleiningen; 1827: Erwerb durch den Lehrer PHILIPP HOLTERBACH.
(Ab 1822 wurde der Burghof für Obstbäume und Kohlköpfe genutzt. Bei Aufräumarbeiten fand man "Feldschlangen" (!), Zinnkannen, Münzen, Pfeile, Waffenteile!
17.) GRAF KARL EMICH ZU LEININGEN-WESTERBURG: Rückkauf der Burg; 1874
18.) FÜRST EMICH (1866-1939): sorgt für die Erhaltung der Burg
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LIT: HANS HEIBERGER: NEULEININGEN-GESCHICHTE EINER BERGFESTUNG, Heidelberger Verlagsanstalt und Druckerei, Neuleiningen 1979, Heidelberg 1982.
JOSEF RÜTTGER/ WOLFGANG M. SCHMITT: UNTERWEGS IM LEININGER LAND, Garamond Verlag, Grünstadt (Pfalz), 1986.
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EREC
BURG NEULEININGEN: BURGRUINE BEI GRÜNSTADT
Die Burg ist eine Gründung der GRAFEN VON LEININGEN.
deren Stammburg: ALTLEININGEN
Bauherr: GRAF FRIEDRICH III: zw. 1238 u. 41
Die Burg hat franz. Vorbilder.
Grundriß: 45 mal 48 m, rechteckig-trapezförmig
Ringmauer-Schießscharten für Bogenschützen-mächtige Rundtürme-der Turm an der Nordwestecke: runder Bergfried (ungewöhnlich)
Die Burg wird zum sog. "Kastelltyp" gerechnet, der sich aus dem spätröm. Kastell entwickelt hat (bei uns so gut wie unbekannt; hier in Neuleiningen zum ersten Mal durchgeführt).
Entfernung eines Turmes vom anderen: ca. 30 m (diese Distanz garantiert Treffsicherheit)
Wohngebäude: frühgot. Bauformen
Bruchsteinmauerwerk
Kein Zwinger (Funktion: Belagerungsmaschinen aufhalten)
stattdessen: Verbindung der Ortsbefestigung (mit Schlüsselloch-Scharten für Armbrüste) mit Burg (dabei fungierte der Ort als Vorburg)
keine Buckelquader (im 13. Jh. üblich), sondern glatte Quader; deutet auf fremde Werkleute hin
1371: Verpfändung der Burg
unter LANDGRAF HESSO: eine der stärksten Festen der Gegend
1467: Erbstreit; GRAF EMICH VII sichert sich die Burg; darauf wendet sich das BISTUM WORMS (seit 1308 Lehensträger) an den KURFÜRSTEN VON DER PFALZ; dieser erobert "sloss mit dem stettlin"; good deal: dieser bekam die Hälfte von Burg und Dorf als Wormser Erblehen von den "frommen Herren"; Krieg als Geschäft.
ab 1508: Teilung zwischen HOCHSTIFT WORMS und Leiningen; zwei Wohnbauten: einer für Bist. Worms, der andere für die Leininger.
1555: GRAF PHILIPP I: Einführung der REFORMATION; Proteste aus Worms (hat denen nicht gefallen)
1690: Brandstiftung durch die Franzosen
1742: erneute Verpfändung an Worms; Grund: no money on the bank, s.o.
1767: Verkauf
1874: Wiedererwerbung durch GRAFEN VON LEININGEN-WESTERBURG.
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Quelle: GÜNTER STEIN: BURGEN UND SCHLÖSSER IN DER PFALZ.
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EREC
Die Burg ist eine Gründung der GRAFEN VON LEININGEN.
deren Stammburg: ALTLEININGEN
Bauherr: GRAF FRIEDRICH III: zw. 1238 u. 41
Die Burg hat franz. Vorbilder.
Grundriß: 45 mal 48 m, rechteckig-trapezförmig
Ringmauer-Schießscharten für Bogenschützen-mächtige Rundtürme-der Turm an der Nordwestecke: runder Bergfried (ungewöhnlich)
Die Burg wird zum sog. "Kastelltyp" gerechnet, der sich aus dem spätröm. Kastell entwickelt hat (bei uns so gut wie unbekannt; hier in Neuleiningen zum ersten Mal durchgeführt).
Entfernung eines Turmes vom anderen: ca. 30 m (diese Distanz garantiert Treffsicherheit)
Wohngebäude: frühgot. Bauformen
Bruchsteinmauerwerk
Kein Zwinger (Funktion: Belagerungsmaschinen aufhalten)
stattdessen: Verbindung der Ortsbefestigung (mit Schlüsselloch-Scharten für Armbrüste) mit Burg (dabei fungierte der Ort als Vorburg)
keine Buckelquader (im 13. Jh. üblich), sondern glatte Quader; deutet auf fremde Werkleute hin
1371: Verpfändung der Burg
unter LANDGRAF HESSO: eine der stärksten Festen der Gegend
1467: Erbstreit; GRAF EMICH VII sichert sich die Burg; darauf wendet sich das BISTUM WORMS (seit 1308 Lehensträger) an den KURFÜRSTEN VON DER PFALZ; dieser erobert "sloss mit dem stettlin"; good deal: dieser bekam die Hälfte von Burg und Dorf als Wormser Erblehen von den "frommen Herren"; Krieg als Geschäft.
ab 1508: Teilung zwischen HOCHSTIFT WORMS und Leiningen; zwei Wohnbauten: einer für Bist. Worms, der andere für die Leininger.
1555: GRAF PHILIPP I: Einführung der REFORMATION; Proteste aus Worms (hat denen nicht gefallen)
1690: Brandstiftung durch die Franzosen
1742: erneute Verpfändung an Worms; Grund: no money on the bank, s.o.
1767: Verkauf
1874: Wiedererwerbung durch GRAFEN VON LEININGEN-WESTERBURG.
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Quelle: GÜNTER STEIN: BURGEN UND SCHLÖSSER IN DER PFALZ.
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EREC
Mittwoch, 18. Juli 2012
DIE HARDENBURG: "CASTRUM HARTINBERCH"
Die Hardenburg heute und 1580
Lage: westl. von Bad Dürkheim, an der B 37, Isenachtal, Richtung Frankenstein und Kaiserslautern
Etymologie: hart=Wald
Vorläuferburg: 1206-14, schwer rekonstruierbar
urspr. Burgensystem: Nonnenfels (auf der anderen Talseite, nur noch geringe Reste)-Schloßeck (5eckiger Bergfried, Ringmauerreste)-Burganlagen in Dürkheim (um 1260-70)-Frankenstein (Anf. 13. Jh.)
Baubeginn der Hardenburg: 1206-14
Bauherren: GRAFEN VON LEININGEN: GRAF FRIEDRICH II VON SAARBRÜCKEN-LEININGEN (Sohn des GR. SIMON II VON SAARBRÜCKEN und der LUCARDIS VON LEININGEN)
Die Grafen hatten die LANDVOGTEI im SPEYERGAU sowie die SCHUTZVOGTEI über das KLOSTER LIMBURG inne.
Zweck der Burg: Sicherung der GELEITRECHTE auf der Talstraße (Die Stelle ist gut gewählt: zu beiden Seiten der Straße Felsen (natürliche Sperre).)
Konflikt mit den Äbten der Limburg: Grund: die Burg war auf Boden der Abtei errichtet
ab 1317: Stammsitz der jüngeren Linie
Die Burg ist Ausgangsbasis zahlreicher miltär. Aktionen. (Es gab ja sonst nichts zu tun.)
1376: Bündnis von Mainz, Worms und Speyer gegen die Leininger. Viel Feind, viel Ehr!
1463 u. 1471: Kämpfe gegen KURFÜRST FRIEDRICH DEN SIEGREICHEN VON DER PFALZ
ab 1500: Umbau unter EMICH VIII
seit 1538: unter ENGELHARD
(Kanonentürme (Rondelle)-der runde Geschützturm (Westbollwerk)-Gästehaus-Pforte zum "kleinen und großen Ausfallgarten" (auf d. J. 1501 datiert)-Schmiedeturm-mittelalterl. Tor-große gewölbte Keller-neuer Wohnbau-Geschütztürme an den Ecken-Gefängnisturm-Kugelturm-Tor-Rondell-verbindende Kurtinen (Ringmauern mit Wehrgängen)
1512-19: EMICH VIII in der REICHSACHT (wohl gepatzt)! Die Burg ist von Truppen des SCHWÄBISCHEN BUNDES besetzt.
weitere Bauelemente: großer Ausfallgarten- Unterburg-2 kleine Batterietürme-Bollwerk "Münze"
ab 1538: weiterer Ausbau
CASPAR WEITZ (Frankf. Stadtbaumeister): "die große Kommunikation" (Verbindungsbau)-Saalbau über Tordurchgang ("Palas")
1587: Pläne für Gartenanlage im "großen Ausfallgarten"
Anlage des "Lustgartens"
Brunnenschale (1564)
"Somit war denn gegen Ende des 16 Jh. eine der größten bzw. umfänglichsten Burganlagen der Pfalz fertiggestellt und gleichzeitig auch eine der letzten Burgen im mittelalterlichen Sinne, eine Anlage nämlich, die noch Wohnbau und Wehrbau zugleich gewesen ist."
(GÜNTER STEIN: BURGEN UND SCHLÖSSER IN DER PFALZ, München, Frankf. 1976, S. 191.)
30jähr. Krieg: diesen übersteht die Burg leidlich
1690-92: die Burg ist von Franzosen besetzt (in "alter Freundschaft" und als kleines Andenken an den "netten" Aufenthalt führen sie Sprengungen durch)
ab 1725: Bau eines Stadtschlosses und Verlegung der Residenz nach Dürkheim durch GRAF FRIEDRICH MAGNUS (auf der Burg: leiningische Beamte)
1793: Besuch von KÖNIG FRIEDRICH WILHELM II VON PREUSSEN
1794: die Burg wird von franz. Chasseurs in Brand gesteckt (nicht nett!)
(Entschädigung der Burgherren mit Gebieten um Miltenberg und Amorbach)
weitere Bauelemente: Betzenkamer-Wendelstiege-18m langer tonnengewölbter Gang-Saalbau-achtseitiger Treppenturm-Marstall-5 m hohe Keller (Kreuzgewölbe, 1509)-"Faßschrottür" (1510)-8 Kellerkompartimente-(Außenmauern mit Geschützscharten, hier 6 m stark!)-Badstube-Bäckerei-"Lilienportal" (Renaissancedekor)-"Totengewölbe".
---
Quelle: Günter Stein: Burgen und Schlösser in der Pfalz(s.o.)
---
Bei einem meiner Besuche auf der Burg zeigte mir einmal das "Burgfaktotum" Holzmurmeln aus dem Mittelalter. Vielleicht hat ja ein EMICH damit gespielt.
Bei anderer Gelegenheit meinte einer der Subalternen, der auf mich etwas debil wirkte, meinen Begleiter maßregeln und ihm den gebührenden Respekt verweigern zu können. Das geht natürlich in keiner Weise an! Kritik hat sich immer von oben nach unten und nicht umgekehrt zu richten. Merk er sich das, Kerl!
(Beim nächsten Mal gibt es 1 Woche Festungshaft!)
---
EREC (euer Zwingherr)
Die Hardenburg heute und 1580
Lage: westl. von Bad Dürkheim, an der B 37, Isenachtal, Richtung Frankenstein und Kaiserslautern
Etymologie: hart=Wald
Vorläuferburg: 1206-14, schwer rekonstruierbar
urspr. Burgensystem: Nonnenfels (auf der anderen Talseite, nur noch geringe Reste)-Schloßeck (5eckiger Bergfried, Ringmauerreste)-Burganlagen in Dürkheim (um 1260-70)-Frankenstein (Anf. 13. Jh.)
Baubeginn der Hardenburg: 1206-14
Bauherren: GRAFEN VON LEININGEN: GRAF FRIEDRICH II VON SAARBRÜCKEN-LEININGEN (Sohn des GR. SIMON II VON SAARBRÜCKEN und der LUCARDIS VON LEININGEN)
Die Grafen hatten die LANDVOGTEI im SPEYERGAU sowie die SCHUTZVOGTEI über das KLOSTER LIMBURG inne.
Zweck der Burg: Sicherung der GELEITRECHTE auf der Talstraße (Die Stelle ist gut gewählt: zu beiden Seiten der Straße Felsen (natürliche Sperre).)
Konflikt mit den Äbten der Limburg: Grund: die Burg war auf Boden der Abtei errichtet
ab 1317: Stammsitz der jüngeren Linie
Die Burg ist Ausgangsbasis zahlreicher miltär. Aktionen. (Es gab ja sonst nichts zu tun.)
1376: Bündnis von Mainz, Worms und Speyer gegen die Leininger. Viel Feind, viel Ehr!
1463 u. 1471: Kämpfe gegen KURFÜRST FRIEDRICH DEN SIEGREICHEN VON DER PFALZ
ab 1500: Umbau unter EMICH VIII
seit 1538: unter ENGELHARD
(Kanonentürme (Rondelle)-der runde Geschützturm (Westbollwerk)-Gästehaus-Pforte zum "kleinen und großen Ausfallgarten" (auf d. J. 1501 datiert)-Schmiedeturm-mittelalterl. Tor-große gewölbte Keller-neuer Wohnbau-Geschütztürme an den Ecken-Gefängnisturm-Kugelturm-Tor-Rondell-verbindende Kurtinen (Ringmauern mit Wehrgängen)
1512-19: EMICH VIII in der REICHSACHT (wohl gepatzt)! Die Burg ist von Truppen des SCHWÄBISCHEN BUNDES besetzt.
weitere Bauelemente: großer Ausfallgarten- Unterburg-2 kleine Batterietürme-Bollwerk "Münze"
ab 1538: weiterer Ausbau
CASPAR WEITZ (Frankf. Stadtbaumeister): "die große Kommunikation" (Verbindungsbau)-Saalbau über Tordurchgang ("Palas")
1587: Pläne für Gartenanlage im "großen Ausfallgarten"
Anlage des "Lustgartens"
Brunnenschale (1564)
"Somit war denn gegen Ende des 16 Jh. eine der größten bzw. umfänglichsten Burganlagen der Pfalz fertiggestellt und gleichzeitig auch eine der letzten Burgen im mittelalterlichen Sinne, eine Anlage nämlich, die noch Wohnbau und Wehrbau zugleich gewesen ist."
(GÜNTER STEIN: BURGEN UND SCHLÖSSER IN DER PFALZ, München, Frankf. 1976, S. 191.)
30jähr. Krieg: diesen übersteht die Burg leidlich
1690-92: die Burg ist von Franzosen besetzt (in "alter Freundschaft" und als kleines Andenken an den "netten" Aufenthalt führen sie Sprengungen durch)
ab 1725: Bau eines Stadtschlosses und Verlegung der Residenz nach Dürkheim durch GRAF FRIEDRICH MAGNUS (auf der Burg: leiningische Beamte)
1793: Besuch von KÖNIG FRIEDRICH WILHELM II VON PREUSSEN
1794: die Burg wird von franz. Chasseurs in Brand gesteckt (nicht nett!)
(Entschädigung der Burgherren mit Gebieten um Miltenberg und Amorbach)
weitere Bauelemente: Betzenkamer-Wendelstiege-18m langer tonnengewölbter Gang-Saalbau-achtseitiger Treppenturm-Marstall-5 m hohe Keller (Kreuzgewölbe, 1509)-"Faßschrottür" (1510)-8 Kellerkompartimente-(Außenmauern mit Geschützscharten, hier 6 m stark!)-Badstube-Bäckerei-"Lilienportal" (Renaissancedekor)-"Totengewölbe".
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Quelle: Günter Stein: Burgen und Schlösser in der Pfalz(s.o.)
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Bei einem meiner Besuche auf der Burg zeigte mir einmal das "Burgfaktotum" Holzmurmeln aus dem Mittelalter. Vielleicht hat ja ein EMICH damit gespielt.
Bei anderer Gelegenheit meinte einer der Subalternen, der auf mich etwas debil wirkte, meinen Begleiter maßregeln und ihm den gebührenden Respekt verweigern zu können. Das geht natürlich in keiner Weise an! Kritik hat sich immer von oben nach unten und nicht umgekehrt zu richten. Merk er sich das, Kerl!
(Beim nächsten Mal gibt es 1 Woche Festungshaft!)
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EREC (euer Zwingherr)
Dienstag, 17. Juli 2012
CGM 800: "VON MÜHEN UND PLAGEN", TEIL 9
FOL. 210 recto:
"aber wee der erde von dem mer wann der teuffell ist zw euch absteigen mit grossem neid und zorn wann er ist der erst und der lest schacher (?) der den tod in die welt hat pracht und ist voll mit schackhaffager (?) listigkait allso daz man den umbgang seiner weg nicht leicht begreifen mag darumb da sand PAULSS sölliche ding erchant da sprach er ych (?) unseliger mensch wer löst mich von dem tod des leichnams wann ich waiß daz die ee geistlich ist aber ich pin fleischlich verchaufft untter die sund wann was ich würck daz verstee ich nit und was ich wolt daz würck ich nit und daz ich haiß daz thue ich nit und allso wurck ich nit sunder die sund die in mir wond wann ich waiß daz in meine fleisch nichcz guecz wondt seid der willen des guetten pey mir ist und find doch des guetten nicht wann ich thue nit daz guet daz ich will sunder daz pöß daz ich nit will und wann ich daz thue daz ich nicht will so thue ich des nit sunder die sundt die in mir wondt darumb ist die ee guet dem (?) der will (vil?) wol will (Sinn?) wann mit der ee gots trag ich mit lust über ain (Sinn?) nach dem ynnernn (?) menschen aber ich sich (?) ain andre ee in meinen gelidern die die ee meins geist wider(?)stet und geid mich gevangen in die ee der sundt die mein glidern ist und in dem/denen (?) dien (?) ich mit meinem geist der ee gots aber daz fleisch der ee der sundten und seid nun das gegenwürtig leben so vol übels ist so süllen wir uns mit ganczem herczen zw got keren und in ain seligs endt trachten amen hie vindt ir ler und nucze untterweissung davon ir (?) guette ding begreiffen mügt"
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seid; mhd. sit=da (kausal), obgleich (konzessiv); LEXER, S. 195.
ee, mhd. ewe=Recht, Gesetz (altiu und niuwiu e=altes und neues Testament), heiliger Bund der Ehe
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1.) Warnung vor dem Teufel und seiner List. Dieser hat den Tod in die Welt gebracht.
2.) Unvermögen des Menschen, das Rechte zu tun (Zitat: Paulus).
3.) Streit Körper-Geist. Neigung des Menschen zu den Sünden.
4.) Die Welt ist voller Sünden. Conclusio: Man soll sich zu Gott kehren und nach einem seligen Ende streben
(sozusagen das Rezept gegen alles Übel). Wie das geht, erfährt man in den vorliegenden Traktaten.
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Hier endet die Abhandlung "VON DEN TÄGLICHEN MÜHEN UND PLAGEN DES MENSCHLICHEN LEBENS".
Wie man sieht, hat sich an der CONDITIO HUMANA nicht allzuviel geändert.
Ich hoffe, SR. JULIANA WIELANDIN verzeiht mir eventuelle Fehler bei der Entzifferung ihrer kleinen Schrift.
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EREC
FOL. 210 recto:
"aber wee der erde von dem mer wann der teuffell ist zw euch absteigen mit grossem neid und zorn wann er ist der erst und der lest schacher (?) der den tod in die welt hat pracht und ist voll mit schackhaffager (?) listigkait allso daz man den umbgang seiner weg nicht leicht begreifen mag darumb da sand PAULSS sölliche ding erchant da sprach er ych (?) unseliger mensch wer löst mich von dem tod des leichnams wann ich waiß daz die ee geistlich ist aber ich pin fleischlich verchaufft untter die sund wann was ich würck daz verstee ich nit und was ich wolt daz würck ich nit und daz ich haiß daz thue ich nit und allso wurck ich nit sunder die sund die in mir wond wann ich waiß daz in meine fleisch nichcz guecz wondt seid der willen des guetten pey mir ist und find doch des guetten nicht wann ich thue nit daz guet daz ich will sunder daz pöß daz ich nit will und wann ich daz thue daz ich nicht will so thue ich des nit sunder die sundt die in mir wondt darumb ist die ee guet dem (?) der will (vil?) wol will (Sinn?) wann mit der ee gots trag ich mit lust über ain (Sinn?) nach dem ynnernn (?) menschen aber ich sich (?) ain andre ee in meinen gelidern die die ee meins geist wider(?)stet und geid mich gevangen in die ee der sundt die mein glidern ist und in dem/denen (?) dien (?) ich mit meinem geist der ee gots aber daz fleisch der ee der sundten und seid nun das gegenwürtig leben so vol übels ist so süllen wir uns mit ganczem herczen zw got keren und in ain seligs endt trachten amen hie vindt ir ler und nucze untterweissung davon ir (?) guette ding begreiffen mügt"
---
seid; mhd. sit=da (kausal), obgleich (konzessiv); LEXER, S. 195.
ee, mhd. ewe=Recht, Gesetz (altiu und niuwiu e=altes und neues Testament), heiliger Bund der Ehe
---
1.) Warnung vor dem Teufel und seiner List. Dieser hat den Tod in die Welt gebracht.
2.) Unvermögen des Menschen, das Rechte zu tun (Zitat: Paulus).
3.) Streit Körper-Geist. Neigung des Menschen zu den Sünden.
4.) Die Welt ist voller Sünden. Conclusio: Man soll sich zu Gott kehren und nach einem seligen Ende streben
(sozusagen das Rezept gegen alles Übel). Wie das geht, erfährt man in den vorliegenden Traktaten.
---
Hier endet die Abhandlung "VON DEN TÄGLICHEN MÜHEN UND PLAGEN DES MENSCHLICHEN LEBENS".
Wie man sieht, hat sich an der CONDITIO HUMANA nicht allzuviel geändert.
Ich hoffe, SR. JULIANA WIELANDIN verzeiht mir eventuelle Fehler bei der Entzifferung ihrer kleinen Schrift.
---
EREC
CGM 800: "VON MÜHEN UND PLAGEN", TEIL 8
FOL. 209 verso:
"und mit uncheusch was geschiecht dann von dem nochseczentten feindt menschlichs geschlechts von dem grossen tracken und von dem rat der allten slangen der sathanas der teuffell haist der siben haubt und zechen oren hat der ain betrieger ist des grosen mers der welt dar inn an zal vill chriechender thier sind daz ist manigerlay teuflisch geschlecht die tag noch nacht nicht anders thuen dann wie sy uns betriegen und sueß und genäm (?) machen die fleischlichen lüst da mit sy unser sel vahen wann sy wachen allzeit an sch(l)aff und richten strick unsern fuessen daz ist unserm leben so vil daz sy nyemant zelen mag und überlegen all unser weg und steig in verporgner weiß zw vahen unser sel sy richten uns necz in essen und in trincken in sclaffen in wachen in sehen in hören in reden in sweigen und sy richten nit allain ir strick in den wercken unsers fleisch die man ettwan sechen und erkennen mag sunder auch in geistlicher übung und thuen daz nach stat und zeit und anb/l(?)ei/r(?)gen ain yedlicher nach seiner natur naigung und nach des stands seins ampts und nach den dingen die er fleischlich lieb hat wann dar umb daz der teuflisch track die allt schlang mit seinen engeln ist verworffen worden von der wollust des paradiß von dem heiligen perg des himlischen (?)r(?)m so hert er nit auff zw hinttern die chinder gocz daz sy die stat besiczen süllen von der er verworffen ist wavon geschriben stet in dem puech der taugen (?) erfrewt euch ir himel und all die dar in sein wann der versager unser prueder ist verworffen"
---
trache, tracke=Drache, Teufel; lat. draco; LEXER, S. 229
genaeme=annehmbar, angenehm; LEXER, S. 61 (vgl. genehm)
vahen=fassen, (ein)fangen, bekommen; LEXER, S. 262
an=(bedeutet sehr oft) ohne!
das 2. Wort in Zeile 10: Ich weiß nicht, was das Wort bedeutet. Im Mittelhochdeutschen gibt es folgende ganz ähnliche Wörter:
anlegunge=Anschlag, Plan; LEXER, S. 6
anlage=auch: Hinterhalt; ibd.
beige=Fessel; LEXER, S. 24
evtl. Anliegen? an bergen? (spekulativ!)
(Wer eine Idee hat, möge sich postalisch melden.)
4. Zeile von unten: Jerusalem?
versagen=u.a. verleugnen, verleumden, LEXER, S. 277.
---
Die Welt ist vom Teufel beherrscht. Ständig stellt er uns und unserer Seele nach, indem er uns Fallen stellt (im Text: Fallstricke auslegt) oder uns arglistig täuscht. In fast allen Verrichtungen des Lebens lauert er, auch (oder sollte man sagen "gerade"?) in geistlichen Übungen!
So hindert er uns, das Seelenheil zu erlangen.
---
EREC
FOL. 209 verso:
"und mit uncheusch was geschiecht dann von dem nochseczentten feindt menschlichs geschlechts von dem grossen tracken und von dem rat der allten slangen der sathanas der teuffell haist der siben haubt und zechen oren hat der ain betrieger ist des grosen mers der welt dar inn an zal vill chriechender thier sind daz ist manigerlay teuflisch geschlecht die tag noch nacht nicht anders thuen dann wie sy uns betriegen und sueß und genäm (?) machen die fleischlichen lüst da mit sy unser sel vahen wann sy wachen allzeit an sch(l)aff und richten strick unsern fuessen daz ist unserm leben so vil daz sy nyemant zelen mag und überlegen all unser weg und steig in verporgner weiß zw vahen unser sel sy richten uns necz in essen und in trincken in sclaffen in wachen in sehen in hören in reden in sweigen und sy richten nit allain ir strick in den wercken unsers fleisch die man ettwan sechen und erkennen mag sunder auch in geistlicher übung und thuen daz nach stat und zeit und anb/l(?)ei/r(?)gen ain yedlicher nach seiner natur naigung und nach des stands seins ampts und nach den dingen die er fleischlich lieb hat wann dar umb daz der teuflisch track die allt schlang mit seinen engeln ist verworffen worden von der wollust des paradiß von dem heiligen perg des himlischen (?)r(?)m so hert er nit auff zw hinttern die chinder gocz daz sy die stat besiczen süllen von der er verworffen ist wavon geschriben stet in dem puech der taugen (?) erfrewt euch ir himel und all die dar in sein wann der versager unser prueder ist verworffen"
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trache, tracke=Drache, Teufel; lat. draco; LEXER, S. 229
genaeme=annehmbar, angenehm; LEXER, S. 61 (vgl. genehm)
vahen=fassen, (ein)fangen, bekommen; LEXER, S. 262
an=(bedeutet sehr oft) ohne!
das 2. Wort in Zeile 10: Ich weiß nicht, was das Wort bedeutet. Im Mittelhochdeutschen gibt es folgende ganz ähnliche Wörter:
anlegunge=Anschlag, Plan; LEXER, S. 6
anlage=auch: Hinterhalt; ibd.
beige=Fessel; LEXER, S. 24
evtl. Anliegen? an bergen? (spekulativ!)
(Wer eine Idee hat, möge sich postalisch melden.)
4. Zeile von unten: Jerusalem?
versagen=u.a. verleugnen, verleumden, LEXER, S. 277.
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Die Welt ist vom Teufel beherrscht. Ständig stellt er uns und unserer Seele nach, indem er uns Fallen stellt (im Text: Fallstricke auslegt) oder uns arglistig täuscht. In fast allen Verrichtungen des Lebens lauert er, auch (oder sollte man sagen "gerade"?) in geistlichen Übungen!
So hindert er uns, das Seelenheil zu erlangen.
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EREC
Montag, 16. Juli 2012
CGM 800: "VON DEN MÜHEN UND PLAGEN", TEIL 7
FOL. 209 recto:
"wandell und begeren doch nicht ire leben nach zw vollgen und durch sölliche schuldige kranckhait sind die täg unsers lebens mit vil sünden begriffen in dem wir mit klainer vorcht (?) gottes leben und über daz haben wir kain rechte rew gehabt dar durch uns die sünd vergeben wern und auch hin für an von söllichen oder grössern behuet würden wir haben auch kain sicherhait des ewigen lebens sunder wir müessen zwischen vorcht und hoffnung sten hie in diser welt halt nach unserm fleissigen guetten leben warten was got mit uns thuen wirt wir vertrauen auch ettwan aim andern unser gehaim zw sagen die darnach ettwan zw unserem schaden andern gesagt wirt und villeicht ettwan mer dann die warhait in helt. darumb spricht sand AUGUSTIN was ist der mensch anders denn ain vaß der sünden ein speiß der würm und ein erd der unseld und ain sun (?) des zorn gots der zw schantten porn ist und in unsälde lebt und stirbt in angsten und waiß nit ob es in lieb oder in haß geschicht wann ye mer unser leben wescht ye mer es ab wescht und ye mer es für sich get ye mer es dem tod nähendt des menschen leben erscheint offt selig so es unselig ist ettwan guet so es pöß ist und ettwan liecht s es vinster ist und über daz als chombt der unsichtig tod der uns in manigerlay weiß an greifft ainen ge(s)chling (?) den andern mit lange sucht (?) den verprent daz fewr den ertrenckt daz wasser der (?) ervelt (?) den verdirbt daz swert den der strick den die wilde thier vil menschen tödten sich vor rechter zeit selber mit über essen und trincken"
---
unseld=Unseligkeit (?)
geslinc=Geschlinge; s. auch verschlingen; LEXER, S. 66.
siuche=Krankheit, Seuche; LEXER, SS. 196.
ervellen=zu Fall bringen; zu Tode fallen; LEXER, S. 50.
---
1.) Leben: voller Sünde!
2.) Keine Sicherheit in punkto ewiges Leben! Wir vegetieren zwischen Furcht und Hoffnung.
3.) Vertrauensbruch durch andere
4.) Bestätigung der Thesen durch kirchliche Autorität (Augustinus): Mensch=Gefäß der Sünden; Nahrung für die Würmer; er ist unselig, dem Zorn Gottes ausgeliefert, in Schande geboren.
5.) am Ende: Ängste und Zweifel; wir täuschen uns selber, was das Seelenheil angeht (Selbstbetrug)
6.) verschiedene Arten, von diesem in das nächste Leben zu kommen ("to check out"); wir schaden uns selber (Fressen und Saufen)
---
EREC
FOL. 209 recto:
"wandell und begeren doch nicht ire leben nach zw vollgen und durch sölliche schuldige kranckhait sind die täg unsers lebens mit vil sünden begriffen in dem wir mit klainer vorcht (?) gottes leben und über daz haben wir kain rechte rew gehabt dar durch uns die sünd vergeben wern und auch hin für an von söllichen oder grössern behuet würden wir haben auch kain sicherhait des ewigen lebens sunder wir müessen zwischen vorcht und hoffnung sten hie in diser welt halt nach unserm fleissigen guetten leben warten was got mit uns thuen wirt wir vertrauen auch ettwan aim andern unser gehaim zw sagen die darnach ettwan zw unserem schaden andern gesagt wirt und villeicht ettwan mer dann die warhait in helt. darumb spricht sand AUGUSTIN was ist der mensch anders denn ain vaß der sünden ein speiß der würm und ein erd der unseld und ain sun (?) des zorn gots der zw schantten porn ist und in unsälde lebt und stirbt in angsten und waiß nit ob es in lieb oder in haß geschicht wann ye mer unser leben wescht ye mer es ab wescht und ye mer es für sich get ye mer es dem tod nähendt des menschen leben erscheint offt selig so es unselig ist ettwan guet so es pöß ist und ettwan liecht s es vinster ist und über daz als chombt der unsichtig tod der uns in manigerlay weiß an greifft ainen ge(s)chling (?) den andern mit lange sucht (?) den verprent daz fewr den ertrenckt daz wasser der (?) ervelt (?) den verdirbt daz swert den der strick den die wilde thier vil menschen tödten sich vor rechter zeit selber mit über essen und trincken"
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unseld=Unseligkeit (?)
geslinc=Geschlinge; s. auch verschlingen; LEXER, S. 66.
siuche=Krankheit, Seuche; LEXER, SS. 196.
ervellen=zu Fall bringen; zu Tode fallen; LEXER, S. 50.
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1.) Leben: voller Sünde!
2.) Keine Sicherheit in punkto ewiges Leben! Wir vegetieren zwischen Furcht und Hoffnung.
3.) Vertrauensbruch durch andere
4.) Bestätigung der Thesen durch kirchliche Autorität (Augustinus): Mensch=Gefäß der Sünden; Nahrung für die Würmer; er ist unselig, dem Zorn Gottes ausgeliefert, in Schande geboren.
5.) am Ende: Ängste und Zweifel; wir täuschen uns selber, was das Seelenheil angeht (Selbstbetrug)
6.) verschiedene Arten, von diesem in das nächste Leben zu kommen ("to check out"); wir schaden uns selber (Fressen und Saufen)
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EREC
CGM 800: "VON DEN MÜHEN UND PLAGEN", TEIL 6:
FOL. 208 verso:
"-brigkait da mit wir umb geben sein und ein gewickelt im sack unser aigen haut mit neuen flüssen (?) die an uns ire täglichen gang haben siben am haubt und zwen untten haimlich und offenlich da nichcz auf geet dann unsaubrigkait darumb was macht der mensch auß im selber der von aitter und von ainer unsaubern materi in müt (mitten?) leib ist zw samen geflossen und entpfangen werden wer (?) die ding recht gedächt het (net?) mer ursach zw wainen dann zw lachen und mer diemüetig zw sein dann hochuertig seidt der mensch nach dem leichnam nicht anderst ist dann ain aß (fraß; vaß?) der würm auch die sel im leichnam ist vol geistlicher prechen wann unser gedächtnuß ist vergessen und ist mer eitle ding zw hallten dann nücze auch ist unser verstentnuß hert und grob guette ding zw lernen und was wir nun ettwan mit mue und arbait begreiffen daz vergessen wir pald es ist auch unser wil zw guetten dingen träg und schnell zw pösen und werden in im mit vil vorcht und erschrecken und trawrigkait gepeinigt auch ist der muet des herczen voller unnüczer gedancken die sich hin und her cheren zw manigerlay gestalt tädt (?) und weiß zw pöß und guet alls daz kain stetter sin und willen in im pleiblich ist und wie wol wir offt mit gedencken zw guetten dingen vermant werden geschiecht es leicht ee wir sy zw nücz recht versten so sind sy außgeprochen (?) wir werden auch offt bewegt andern hässig zw sein umb ihre guetten"
---
hochuertig=stolz, vgl. höffärtig
zw: sprich "zu"; ebenso: trawrigkait
---
1.) Unsauberkeit des Menschen; Haut des Menschen=ein "Sack"
2.) mehr Grund zum Weinen als zum Lachen; kein Grund, stolz zu sein
3.) der Körper=ein Madensack, Fressen für die Würmer! Ist voll von Gebrechen, auch die Seele.
4.) unser Gedächtnis ("kann man vergessen"): Vergeßlichkeit; wir wissen zuviel unnützes Zeug (zuviel vom Falschen); unser Denken ist teilweise ungeeignet, Gutes zu lernen; der Lernprozeß ist oft mühsam, vieles wird wieder vergessen; Neigung zu bösen Dingen.
5.) innere Rastlsogikeit
6.) Wir schaffen es nicht, unsere guten Vorsätze umzusetzen. (Good intents pave the way to hell!)
---
EREC
FOL. 208 verso:
"-brigkait da mit wir umb geben sein und ein gewickelt im sack unser aigen haut mit neuen flüssen (?) die an uns ire täglichen gang haben siben am haubt und zwen untten haimlich und offenlich da nichcz auf geet dann unsaubrigkait darumb was macht der mensch auß im selber der von aitter und von ainer unsaubern materi in müt (mitten?) leib ist zw samen geflossen und entpfangen werden wer (?) die ding recht gedächt het (net?) mer ursach zw wainen dann zw lachen und mer diemüetig zw sein dann hochuertig seidt der mensch nach dem leichnam nicht anderst ist dann ain aß (fraß; vaß?) der würm auch die sel im leichnam ist vol geistlicher prechen wann unser gedächtnuß ist vergessen und ist mer eitle ding zw hallten dann nücze auch ist unser verstentnuß hert und grob guette ding zw lernen und was wir nun ettwan mit mue und arbait begreiffen daz vergessen wir pald es ist auch unser wil zw guetten dingen träg und schnell zw pösen und werden in im mit vil vorcht und erschrecken und trawrigkait gepeinigt auch ist der muet des herczen voller unnüczer gedancken die sich hin und her cheren zw manigerlay gestalt tädt (?) und weiß zw pöß und guet alls daz kain stetter sin und willen in im pleiblich ist und wie wol wir offt mit gedencken zw guetten dingen vermant werden geschiecht es leicht ee wir sy zw nücz recht versten so sind sy außgeprochen (?) wir werden auch offt bewegt andern hässig zw sein umb ihre guetten"
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hochuertig=stolz, vgl. höffärtig
zw: sprich "zu"; ebenso: trawrigkait
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1.) Unsauberkeit des Menschen; Haut des Menschen=ein "Sack"
2.) mehr Grund zum Weinen als zum Lachen; kein Grund, stolz zu sein
3.) der Körper=ein Madensack, Fressen für die Würmer! Ist voll von Gebrechen, auch die Seele.
4.) unser Gedächtnis ("kann man vergessen"): Vergeßlichkeit; wir wissen zuviel unnützes Zeug (zuviel vom Falschen); unser Denken ist teilweise ungeeignet, Gutes zu lernen; der Lernprozeß ist oft mühsam, vieles wird wieder vergessen; Neigung zu bösen Dingen.
5.) innere Rastlsogikeit
6.) Wir schaffen es nicht, unsere guten Vorsätze umzusetzen. (Good intents pave the way to hell!)
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EREC
Sonntag, 15. Juli 2012
Das Armbrustschiessen von 1560 zu Stuttgart
Teil IV: Fahnen
Die rote Fahne
1. Viertel: die rote Fahne
Das erst viertel unnder dem rotten fanenn
(Das Schießen ist in Viertel unter verschiedenen Fahnen unterteilt, A.d.V.)
Haidelberg (12): Jacob Ziegler Burgermaister-Sebastian Rosenberger-Jobst Kutterer-Phillips Wintter-Wendel Fischer-Bartholome Krechlin?-Moritz Dramer?-Conradt Adam-Lorentz Miller-Niclas Nagel-Matheiss Manboldt-Hanns Petz
Amberg(4): Hainrich Bam?-Hannss Christoff-Michell Hann-Hannss Meischner
Newenmarch(4): Martin Felss-Hanns Scher-Hainrich Urbann?-Hanns Stigler
Newburg an der ? (3): Philipp Bognner-Hanns Rieger-Jörg?
Freyburg in Breisgau (3): Friderich Bleiweiss-Clas? Miller-Hannss Standacker?
Newenstatt an der Hard (2): Peter Spiess (Gewinner des Nachschießens und somit stolzer Besitzer des Ochsen, A.d.V.)-Jacob Milgner
Bretten(2): Martin Ziegler-Phillip Stammess?
Eppinen(2): Lienhart Böchherr?-Hartmann Ull
Newennstain(2): Abraham Weiskopff-Jacob Lamp?
Hatstatt (2): Ulrich Wurt-Boll? Rauscher
Margaraff Baden (1): Dietterich Frieß
Endt des ersten viertels unnder dem rotten fannenn?
Die weisse Fahne
2. Viertel: weiße Fahne
Anfang des andern viertels unnder den weissenn fannen vonn denn fürnemsten frey und reichstetten mit sampth derenn von gemainer? aidtgno(?)sschafftt
Straßburg (14): Laux? Krafftberger, Bennhart Schmid, Hannß Stempffer, Niclas Haug,
Karel Betz, Alexander Fritz, Prottasius (sic!) Soffer, Michell Kofmann, Jerg Bolder,
Hainrich Ebell, Hannß Schenck (nicht etwa Heinz Schenk! A.d.V.), Veit Betz,
Hannß Jacob Rapp, Jörg Hag
Wurmbs(4): Jop vonn Woß?, Jerg Krapff, Jerg Mosbach, Niclaß Deutsch
Augspurg (18): Max? Langenmanntel, Benedict Urmacher, Ulrich Urmacher, Hanns Schweitzer, Jörg Berchenmair, Jörg Schennckh, Hannß Lanng, Anthonny Krueg,
Hannß Miller, Jacob Riederer, Hannss Jeger? Urmacher, Sebastionn Erb, Aberham Schuester?, Jorg Schittenhelm, Hanns Wanner, Davidt Wildt?, Jörg Haubtmann,
Paullus Weilbod?
Nüernnberg(24): Balthasar Direre?, Paullus Koller, Christoff Scheyrel, Hannß Heffler,
Jobst Dietterich, Wolff Rerel?, Hannß Pfaff, Jeranenius (sic!) Kurchner, Sebastian Roller?, Sigmandt Harnawer, Jörg Schmidt, Wendell Stettner, Thoma Becham,
Wolffgang Essering?, Petter Tisler, Jerg Lochnner, Phillip Zup?, Friederich Ull,
Hannß Schlopenhawer?, Jerg Reimann, Hannss Roller, Jorg Maitinger, Anthonn Schnitzer
Rotweil(5): Benedict Menger?, Lucas? Dettinger, Connradt Keller, Ludwig Hertzog, Hannß Frantz
Zurch (5): Hanns Victor vonn Schenaw, Connrath Amman, Jude(1) Höcnig?, Ulrich Junerman, Michell Maix?
Schaffhausen(6): H: Hanns Oschwaldt Hueber, Wherner Abeckh, Hanns Bayr, Balthaser Pflam, Allexander Fattle, Hanns Habich
Santtgallenn(4): Nielaß Degenn, Ambrosi Schlump, Melcher Guldin?, Conrath Gmunder?
Bassell?(1): H: Hainrich Pantallion (sic!) doctor
Mildhaussenß(1): Max? Aunckhesfeslin?
Ende des anderen viertels unnder den weissen fannen.
32r: 3. Viertel: die grühne Fahne
Anfang das driten vertels unnder den grienen fannen vonn stetenn so -?- und dem hochloblichen hauß osterreich zu geherig unnd underworffen seindt fürstenn stettenn gaistlich unnd weltlich
Das drit vierttell unnder dem griennen fannenn
Schwatz (2): Jacob Krembs-Steffann Zuckhgeissenn
Zell unnder ?(1): Joseph Seitz
Breisach (1): Michel Bilger
Freisüngenn (3): Zacharias Hueber-Veith Klingenschmidt von Burckhausen-Bartholome Spreitzer von Aiblingen
Bassaw (1): Hannss Harnawer
Ellwangen (5): Christoff Hartmann-Hanss Rösslinn-Hannss Mackh-Hannss Beckh-Stoffell Schreiner
Minnichenn (5): Ulrich Schmep?-Hanns Abentheirer
Hanns Elsasser der Jung-Hanns Elsasser der Alt-Wigeleus? Elsasser
Inngolstadt (6): Jerg Schober-Sebastian Mayr-Ambrosy Hass-Sebastionn Dalenhoffer-Sebastian Fsseldt-Hannss Bognner
Lanndsperg (4):Christoff Blatimer-Casper Rein-Veith Selder-Melcher Trauth?
Landshuoff (4): Jörg Hyrell?-Jörg Dingelfinger-Blasius Bognner-Petter Schmidt von Minszen?
Straubingenn (3): Petter Drechsel-Andeas Weinberger-Wolffgang Limmer?
Annsbach (2): Jörg Vischer Bognner-Jörg Friderich Vischer Bogner
Langinngen (6): Andreas Werder stat vogt-Ulrich Weichenmair-Seboldt Ull-Petter Seitz-Jerg Oschwaldt-Daniell Hildensperger
Sündellfingen (4): Christoff Hippner-Hanns Bayrmiller-Albrecht Getzennmann-Hans Rümelin
Hechstett?(1): Marx Sültzer
Stutgartt (28):
H: Conrath Egen Burgermaister-H:Ciriacus Hörnn?-H: Wilhalm Schlaginhaufen der Alt (wohl der witzigste Namen, A.d.V.)-H: Bartolome Messerer-Hanns Mair Armbroster-Johann Rerach Camerath-Balthus Friderich Hawer-Sebastionn Kiriss Schmidt-Stoffell Manntz-Sebastionn Furckh-Marcell Schreiber-Hanns Heller-Michell Horman-Hanns Zipfer-Hans Hildesperger?-Jörg Möttelin-Hanns Matheme?-Bernnhart Straucher?-Jacob Schultas?-Hanns Grabinssgadenn? (auch nicht schlecht! A.d.V.)-Hanns Schlaginhauffen-Lienhart Frondperger-SebastionnKaisser-Jacob Kaisser-Dieterich Werthaimer-Wilhalm Berham-Hanns Flickh-Wilhalm Schlaginhauffenn
Pfortzhaym (8): Jacob Geiger?-Caspar Rorer-Lienhart Gettlin?-Philipp Gschlur-Anthonni Unsiver?-Lienhart Friderich-Jacob Rotackher-Hanns Rapp.-
4. Viertel: braune Fahne
37r: Annfanng des viertten viertelss unnder dem braunen fannenn die vonn reich steten
37v: Das vierth viertell unnderr dem braven fannenn
Speyrr (4): Wendel Grenwaldt?, Adam Bechinger, Hannss Wurtzell, Jacob Etzell?
Franckfurt (6): Hanns Hainrich vom Rhein, Christoff Fölckher, Nicals Vetter, Balthaser Hann Jacob Finsterer, Jerg Sprintz?
Regenspurg(4): Sillg? Schweller, Hanns Bognner, Sebastionn Ernst, Melcher Butzhaus?
Ulm(6): Hanns Fingerlin der Aldt, Adam Burckhart, Jacob Geiger?, Jerg Mitle?, Hainrich Schnitzer?, Petter Mittner
Esslingen (14): Hans Sachs Burgermaister, Hanns Burchhart, Jerg Aichmann, Johannes Rhor, Hannss Datt, Jacob Bueb, Hannss Stadel, Jacob Stadell, Hanns Roner(Rohr)?,
Ulrich Eisselin, Jörg Rueber, Hannss Sun, Veith Koch, Petter Dannhaisser
Nördlingenn (8): Jerg Meyninger h. des Raths, Petter Fenng? h des Raths,
Hainrich Zimermann, Johann Ostertag, Adam Boltzmacher, Hannß Krueg, Hannss Dolennhoffer, Paullus Schnabel
Rottenburg an der Tauber(3): Wolfgang Fölckher, Bernhart Mader, Hanns Mhey?
Schwebischen Hall (5): Anthoni Feyrabet, Killian Mörlin, Niclas Friderich, Zachareas Fischer, Elass Kiffer? vonn Fondberg?
Hailbrunn(8): Franntz Bürckher, Hanns Rieser, Lanp? Miller, Remnudas? Vogler,
Allexannder Rieser, Jörg Spölin, Niclas Kremer, Hanns Binder
Schwebischen Gmind(6): Manng Schrot, Jerg Bulling, Bernnhart Mandell, Jacob Vetter, stoffel Betz, Jörg Hörnner
Weill der statt(4): Enderis? Speigel?, Jacob Miller, Seboldt Keppeler, Jörg Eberlin
Costenntz(6): Wilhalm Betz, Jeranemiuss? Hürüss?, Jacob Bendle, Jacob Kürschnner, Anthonnj? Biderman, Hanns Thoma
Iberlingen(1): Jerg Kades?
Meiningenn (3): Lienhart Notz, Bastionn Rein, Christoff Kreitzer
Kemptenn(4): Paullus Ferr, Hanns Schinpfflein?, genant Stamle?, Hanns Förmann?,
Hanns Greither?
Kauffbevren(2): Maister Wolff, Blesy? Kurtz
Thona werdt (2): Hanns Roboldt, Blesy? Mair
Endt des vierten viertles unnder dem braunen fanen
Fol. 42r: 5. Viertel: gelbe Fahne
Anfang des funfftenn viertels under dem gelbenn fannen etlich von reichsteten auch so Kay? grav? und dem hauss Osterreich mit sampt andern steten so den fürsten graven herrn gaistlich und welthlich zwgehörig seindt(?).
Das fünnfft vierttel unnder dem gelben fannen
Hagenaw (2): Jacob Genng?, Emerich Ritter
Lanndaw (2): Martin Nevrer, Matheis Armbroster (passender Name; A.d.V.)
Chronweissenburg am Rein (2): Hanns Gilgentzweig?, Muell? Schleiditz?
Ossenburg(1): Jörg Forrer
Lindaw (2): Petter Pawknecht, Anthoni Rein Bürgermaister
Rawennspurg (2): Urbann Böppelin, Petter Vogellfanng
Reittlingenn (8): Matheus Betz, Hanns Kingot?, Ludwig Welffle?, Hanns Rösch?, Petter Vogellwaidt, Janss? Holtzhawer?, Hanns Krumpp, Melcher Wollff
Wimpffen (7): Hanns Rechkemerer, Badt? Keberer, Phillips Kertelbecker, Bernhart Bach, Hanss Zirnn?, Connradt Liberich, Hanns Wildt?
Allen(3): Phillip Schenring?, Casper Harsch der Aldt, Casper Harsch der Jung (mittlerweile auch alt, A.d.V.)
Biemingenn?(3): Hans Mair Statschreiber, Six? Seckler?, Ambrosi Hörbrandt
Bopffinngen (3): Hannss Sunlin, Jörg Wollff, Jörg Springekhler?
Enns(1): Hanns Hörnig
Dillingenn(1): Jacob Marschalckh
Schongaw (3): Thoma Baur, Jacob Buchhawer, Balthuss Geissenhoffer
Wending(3): Jerg Vischer, Wolffganng Sefridt, Christoff Sefridt
Schwabach(1): Jörg Röschel
Ehingen an der Thon(5): Hans Buerlin, Conradt Datz?, Conntadt Schnitzer, Jacob Glasser, Sima? Boll
Weissenhorn(2): Allexius Schmidt Burgermaister ?
Schornndorff (8): ?Wesselin unndervogt, Hanns Verich ? Walch, Mar? Schöberlin, Hainrich Walch, Jacob Etinger, Hanns Schweicker, Jörg Ringle
Thannstatt (5): Balthus Fritz, Petter Riegckher, Hanns Rieger, Thoma am Bach, Hannss Riegckher von vnderturckh(eim)
Tübinngenn (10): Steffann Ronnberg? Vndervogt, Hanns Walther, Christoff Sachs, Fabionn Dirennwald, Valedein? Reiter, Martin Stierlinn, Wilhalm Bensch
Balthus Dempff, Burckhart Stichel, Matheus Heckhmair
Horb am Neckher (2): Hanns Liennhart Bueb, Hanns Burckhart
Villingen am Schw(a)tzwald (1): Hannss Benntzinger
Endt des funfften viertels unnder dem gelben fannenn
6. Viertel: blaue Fahne
Anfang des sechstenn viertels unnder dem plauen fannen die vonn fürsten stetten mit sampt ethlich stet unnd flecken so denn graven unnd herrn underworffenn sendt.
Das sechts viertel unnder dem plawen fannen
Aurach (4): Hanns Miller, Elass Miller, Conradt Miller, Joss? Miller
Kurcken? undter teckh (8): Wolfgang Fackhunde, Petter Widnmann, Petter Renntz?,
Hans Fass, Jorg Getz, Jacob Knickerer?, Hanns Naget?, Jorg Naget?
Bleubeurenn (2): Jerg Miller, Walther Franckh
Goppingen (3): Stoffel Jeger, Liennnhart Kragenmacher, Connrath Brothaf?
Waltenbuch? (1): Michel Kaiser
Wayblingen (7): Jakob Detz, Thoma? Wolfert, Elias? Kress, Bartholome Koch, Gall? Sitesschneider?, Christa? Aigenman, Hanss Haue?
Bietigckhaim (2): Allexander Vielheckher, Hanns Klain
Vayingen (4): Jacob Finckh, Enderlin Wiellandt, Jorg Folmer, Hanns Satler
Hennberg(2): Hanns Boltzmacher, Hans Schnupff
Weinsberg (1): Hannss Storckh
Loennberg?(3): Christoff Engelhart, Johann Martinus Aichman, ? Dollinger
Neivenburg?(3): Michel Rauch, Jacob Sattler, Johann Beyrlin
Beblingen(3): Hanns Widenmair?, Bernnhart Braiting, Friderich Heimschenckh?
Ballingen? (3): Hanns Riechlin?, Dinisti? Maurer, Hanns Burger
Ewingen(1): Jacob Menckinger
Zwyfalten ?(1): Jacob Halder
Aldingen (3): Verlin? Byhel?, Jörg Burckh, Sefferium? Seyffer
Pullach (1): Jörg Hasstenstain
Wissenstaig(1): Hanns Franckh
Sulgaw?(2): Johann Weinschenckh, Marx Raiser?, Petter Bandel? von Weingarten
Gaildorff (2): Wilhalm Levrer?, Jacob Laup?
Riedlingen(2): Bernnhart Hindersing, Matheis Schantz?
Scher(3): Hanns Bognner, Class? Schrott, Stoffell Egenn
Heckingen(3): Peter Schober, Caspar Bachmann, Jerg Buelacker
Mindelhaim (3): Kolmann Schawbauer, Hanns Merckl, Hanns Frey
Geroltzeckh (1): Johann Mersperge
Duntzdorff (5): Paullus Straub, Melcher Straub, Ulrich Straub, Jacob Class, Hanns Class
Klingen am Neckhe(r) (1): Hans Gundel(?)finger Vogt
Das Armbrustschiessen von 1560 zu Stuttgart
Teil III: Teilnehmer
Fürsten und Grafen
anfang des ersten viertels unnder dem rottenn fannen die chur unnd fürstenn graven herren ritherschafft unnd adel mit sampt andern zu geordneten stetenn so auch unnder disem rottenn fannen geschossenn habenn
Das erst vierttel unnder dem rottenn fannen. Die chur unnd fürsten.
1.)Von gottes genaden Friderich pfaltzgraff bei Rein des heilligen rom. reichs ertztruchsess und churfurst hertzog in Baiern.
2.)Von gottes genaden Reichhartus Pfaltzgraff bey Rein hertzog in Baiern.
3.)Von gottes genaden Johann Casimir? Pfaltzgraff bey Rein hertzog in Baiern.
4.)Von gottes genaden Johann Wilham hertzog zu Sachsen Landtgravenn inn Düringen unnd Marggravenn zu Meyssen.
5.)Von gottes genaden Christof hertzog zu Würtenberg und zu Teckh grave zu Mümpelgart
6.)Von gottes genaden Philibert Marggraven zu Baden und grave zu Spanheim
7.) Ulrich graff zu Montfürt? unnd Rottenfels hetzog zw? Tetnang unnd Argen.
8.) Börg? graff zw Helffenstain freyherr zw (sic!) Gundelfingen
9.) Ulrich graff zu Helffenstain freyherr zu Gundelfingen
10.)Sebastian graff zu Helffenstain freiherr zw Gundelfingen.
11.)Ludwig Casimir grave von Hochenlohe unnd herr zu Langennberg
12.)Christoff herr zu Limpurg? des hailligen römischen reichs erbschenck unnd Semperfrey?
13.)Joachim graff zu Fürstenberg Heilligenberg und Werdenberg landtgraven in Ba?
14.)Wilhalm graff zu Eberstein
15.) Phillip Frantz Wildt und reigraff? grave zw Salmundt herr zw Vinstinngenn?
16.)Jacob graff zu zway Brugckhen herr zu Bitsch Liechtenberg. unnd Ochsennstain
17.)Albickh? graff zu Sultz unnd landtgraven inn Kleckaw?
18.) Wilhelm des heilligenn römischen reichs erbtruchseß freiherr zu Waldpurg kayserlicher grav? rath unnd chamerer.
19.) Albrecht Arbengast freiherr zu Höwenn graff zu Hochen?
20.) Georgen freyherr zu Frond pergond? Mindelhann?
Ritter, Herren und Junker
Ritter, Herren und Junker, die am Armbrustschießen teilnahmen:20v: Das erst viertell under dem rottenn fannenn
(Wappen an der linken Seite, manche leer; rechts: 4 Spalten: die ersten, anderen, driten, vierten sechs schuß, jeweils unterteilt: die ersten drey schuß, die ander drei schuß, die dritten drei Schuß etc.)
1.) Herr Hans Jacob von Branweil? Ritter
2.) Junckher Phillips von Bemingenn?
3.) Junckher Claudi Secklin? vonn Secklins?
4.) Herr Sitich von Berli? Erbkamerer zu hessen unnd Württenbergischer Marschalckh
5.)Herr Hanns Herter von Hörteneck Württembergischer Haußhoffmaister
6.)Herr Joahnn Jacob Farnbiller doctor unnd Landtschreiber
7.) Junckher? vonn Ha?statt
8.)Junckher Eitel Dieterich vonn Memingen?
9.) Junckher Leibfried Vollandt von Vollandtseckh
10.)Junckher Sebastian Schenckh von Stauffenberg
11.) Junckher Wolfgang von Weiller
12) Junckher Wilhalm Störinger
13.) Junckher Hunprecht Storr
14.)Junckher Hans Jacob von Reischach
15.) Junckher Balthasar Wurmbser
16.) Junckher Hanns Böerg? Schopp von Fredennberg
17.) Junckher Joachiam? von ?dorff
18.):Junckher Philipp Schultheiß
19.) Junckher Asnnus von Fenningen
20.)Junckher Balthasar von Karpffen
21.) Junckher Harnß Oschwaldt vonn Dürmliß?
22.)Junckher Veit Schener von Straubenhardt
23.)Junckher Hannß von Stambs
24.)Junckher Sebastian Steyrer?von Bretz
25.) Junckher Jörg von Frandenmundt?
26.) Junckher Hannß Duellacher
27.) Herr Eitel Eberhart Bösseren Burgmaister von Ulm
28.) Junckher Jacob Meittyng von Augsburg
29.) Herr Jörg Weißbrot von Billig? Churfürstlicher Pfalzgrevischer Secretarij
30.) Herr Rochias Mair Churfürstlicher Pfalzgrevischer Wildschütz
Das Armbrustschiessen von 1560 zu Stuttgart
Teil II
Handschrift
In der Handschrift werden zuerst die Teilnehmer aufgelistet. Dann geht es um das weitere Prozedere wie Schießergebnisse und Gewinne (z. B. ein Ochse).
Die Handschrift enthält schöne Wappen von Fürsten, Grafen, Rittern, Städten.
Das Treffen der Schützen erfreute sich großer Beliebtheit, wofür die große Teilnehmerzahl spricht sowie die Tatsache, daß einige von weither kamen.
Die Schützen kämpften nicht nur um den eigenen Ruhm und aus Freude am Wettstreit, sondern auch um konkrete Preise. Viele sahen sich auch als Repräsentanten der aufstrebenden Reichsstädte.
Die Ankunft der Schützen:
(entziffert nach bestem Wissen und Gewissen, A.d.V.)
“Volgtt weitter hernach ain inhalt wie es mit denn herren unnd schutzen hoch und nidern standts vom? anfang baider fürstlichen schiessens biß aufs endt gehalten unndt geschossen wordenn
Nachdem nun der bestimpte und angesetzt tag des fürstlichen schiessens herr beykommenn?...fürstlichen auß schreiben gemeldt unnd begriffen welicher was der 23 tag des monats septembris...”
“der selben gravenn herren ritterschafft unnd dem adell nach mitemtag denn chur unnd fürsten enntgegen getzogen die selben entpfangenn unnd? zwischen vier und funff uhren inn das furstlich schloss mitain anndrem geritten desgleichen so sein desselbigen tags unnd auff den abenndt annder herren unnd schützen mer auch an komen alls baldt dornach gegen der nacht ist? geschlagenn unnd durch die verordnetenn britschenmeister wie navolgt auß geruftt worden das alle die jenigen hoch und niders stants so vom schiessens wegen zu stuttgart ann kommenn sich das morgenns inn aller frie inn der F.? lustgartenn auff die verordnete zilstat verfüegenn sollenn daselbst werden ihr F.? ainnen? unnd dem schiessen ainen anfang machen also sein alle churfürsten und herrenn auch an den Schützenn selbige nacht ain jeglicher ann seiner gewarsam inn guetem frid? und ainigkait verfaret.”
Quellenverweise
CPalG 78: Widmungsexemplar an Fr.v.d.Pfalz, sorgfältiger ausgearb., z.T. ausführlicher, teilw. abweich. Reihenfolge.
Hinweis auf CPALG 325: L. Flexel: Reimspruch auf d. Armbrustschießen in Stuttg. 1560, bebild., 53 Bl.
(Flexel war ein sog. Britschenmeister, eine Art Nachfolger des Herolds (Zeremonienmeister, maitre de plaisir, A.d.V.)
Verweis: Grazer Schützenb., 1568 (eine Art Erinnerungsbuch).
Hinweis auf Wieri (gest 1572?): führte Wanderleben als Britschenmeister und Sänger.
Weitere Feste: Leipz. 1559, München 1579. Lit.: J. Klaiber: Die Stuttg. Schützenfeste im 16. Jh., in: Lit. Beilage des Staats-Anzeigers für Württ., 1875, S. 1-8.
Einordnung
Die Schützenfeste waren:
1.) ein gesellschaftliches und kulturelles Phänomen
2.) geselliges Großereignis (ein who is who)
3.) Leistungsschau
Sie stellten einen Querschnitt durch die Ständegesellschaft dar.
Blatt 4r-5r: Register der Teilnehmer ("Auszug")
daneben: mehrere Spalten mit Schießergebnissen (unter "Hauptfanen", ?, "In suma".
(für unser heut. Verständnis schwer nachvollziehbar, A.d.V.)
Nr. 1: Wendel Stettner: 175+34=209 Punkte.
Interessant für den Namenskundler sind die (z.T. vom heut. Gebrauch abweichenden) Namen, die Berufs-und Standesbezeichnungen.
(Die betreff. Personen, die vielleicht nirgends sonst erscheinen, haben sich durch die Teilnahme an dem populären Fest quasi verewigt. Es wäre interessant deren Spuren weiterzuverfolgen und mehr über den einen oder den anderen in Erfahrung zu bringen. Vermutlich verlaufen sich aber die Spuren der meisten im Dunkel der Geschichte...)
01.) Wendell Stettner von Nuernberg: der Sieger!
02.) Melcher Straub von Duntzdorff (ihm gelang bei anderer Gelegenheit ein gold. Schuß, Siegespreis: 1 Kranz, 1 Ring, 23 Gulden.
Gewinner des Nachschießens: Peter Spieß, Neustadt, Haardt: er erhielt einen ganzen Ochsen, s. Bild !
(Die Donsdorffer Schützengemeinschaft e.V. ist seit 1560 aktiv.)
03.) Petter Mittner von Ulm
04.) Lienhart b?otz von Memmingen
05.) Hanns Hanauer von Bassau
06.)Lorrentz Miller von Landtsberg
07.)Lienhart Friderich von Pfortzhaim
08.) Hans Nagell vonn Kirchen under Teck
09.) Fritz Klingenschmidt von Burckgaissen?
10.) Jacob Krembs vonn Schwatz
11.)Benedict Urmacher von Augspurg
12.) Bernhart Foltz vonn Winniden
13.) Maister Wolff von Kauffboiren
14.) Hanns Victor vonn Schonau zu Zurich
15.) Michel Kofmann vont Strasburg
16.)Michel Mair vonn Zurch
17.) Conradt Amman vonn Zurch
18.) Jacob Burchbauer vonn Schonga?
19.) Hanns Stiber von Nuernberg
20.)Ulrich Urmacher von Augspurg
(...bis Nr. 90)
Listen der Gewinner:
1.) die 50? ritterfanen gewunen haben (z.B. Hainrich Braun von Amberg)
2.)der den Britschenfanen gewunen hatt (Geiger? von Ulm u.a.)
ab fol 20v: das erst viertell under dem rottenn fannen: Ritter mit und ohne Wappen (z.B. Herr Hans Jacob vo Branweil? Ritter)
Schließlich: Herzöge und Grafen
3.) den den weitesten fannenn gewunen hatt (Hannß Henning? von Ennß?)
4.)volgen die herren und schutzen so onn fannen inn silber? gewunen? haben (an erster Stell: Friderich Pfaltz graff bey Rein des heiligen Rom. Reichs Ertztruchsaß unnd Curfurst Herzog in Bairn (sic!))
(für wertvolle Hinweise danke ich Kollegen aus Heilbronn)
CGM 800: "VON MÜHEN UND PLAGEN": TEIL 5
FOL. 208 recto:
"verdirbt wider rechte beschaidenhait die ain muter des hails ist und die ding alle sind unser prechen in der wir offt törlich thuen zw unserm schaden und über daz also haben wir in uns selber aigen muet ainen steten (?) streit allso daz der geist albeg wider den leichnam ist und das fleisch wider die sel und die sündlikait (?) wider die vernufft als wir es täglichen wol entpfinden wie gar voller prechen und kranckhait wir sein wann als wenig nyemant an söllichen prechen ist allso ist nyemant lang an krackhait seins leichnams wann es thuen uns ettwan die augen wee oder die zeen (?) oder uns smerzen die oren oder die naßlöcher oder und thuet das haubt wee oder der magen oder die lentt oder die seiten oder der ruck oder die fueß oder die arm oder die prüst wir wernn (werden?) auch ettwan gehindert an den zwayen stetten unseres natürlichen täglichen außgangs davon man offt groß leiden tragen mueß uns peinigen auch offt geswer auß drieß plater und andre sölliche ding allso peinigt uns auch offt hunger durst und der sclaff in dem wir ettwan von natürlicher hicz und von des teuffels anweigung zw pöser gestalt und unsauber ding angefochten werden wir sein auch ettwan swär und verdrossen ettwan unmütig und zornig und in manigerlay weiß entprist unß albeg ettwas von hüsten und snarchen und von außwerffung des munds uns peinigen auch ettwan haimliche ding des pluets da von wir uns (?) an manigen steten iucken müessen und nicht mügen übrig sein wir mügen auch mercken unser aigne snöde unsau-"
---
anweigung=Versuchung, Anfechtung, s.o.
---
1.) Vermessenheit des Menschen; törichtes Verhalten; führt zu Schaden
2.) Streit Körper-Geist; mangelnde Vernunft
3.) zahlreiche Krankheiten: niemand ist lange gesund!
4.) Aufzählung von Beschwerden (körperliche, geistige); Anfechtung durch den Teufel!
---
EREC
FOL. 208 recto:
"verdirbt wider rechte beschaidenhait die ain muter des hails ist und die ding alle sind unser prechen in der wir offt törlich thuen zw unserm schaden und über daz also haben wir in uns selber aigen muet ainen steten (?) streit allso daz der geist albeg wider den leichnam ist und das fleisch wider die sel und die sündlikait (?) wider die vernufft als wir es täglichen wol entpfinden wie gar voller prechen und kranckhait wir sein wann als wenig nyemant an söllichen prechen ist allso ist nyemant lang an krackhait seins leichnams wann es thuen uns ettwan die augen wee oder die zeen (?) oder uns smerzen die oren oder die naßlöcher oder und thuet das haubt wee oder der magen oder die lentt oder die seiten oder der ruck oder die fueß oder die arm oder die prüst wir wernn (werden?) auch ettwan gehindert an den zwayen stetten unseres natürlichen täglichen außgangs davon man offt groß leiden tragen mueß uns peinigen auch offt geswer auß drieß plater und andre sölliche ding allso peinigt uns auch offt hunger durst und der sclaff in dem wir ettwan von natürlicher hicz und von des teuffels anweigung zw pöser gestalt und unsauber ding angefochten werden wir sein auch ettwan swär und verdrossen ettwan unmütig und zornig und in manigerlay weiß entprist unß albeg ettwas von hüsten und snarchen und von außwerffung des munds uns peinigen auch ettwan haimliche ding des pluets da von wir uns (?) an manigen steten iucken müessen und nicht mügen übrig sein wir mügen auch mercken unser aigne snöde unsau-"
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anweigung=Versuchung, Anfechtung, s.o.
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1.) Vermessenheit des Menschen; törichtes Verhalten; führt zu Schaden
2.) Streit Körper-Geist; mangelnde Vernunft
3.) zahlreiche Krankheiten: niemand ist lange gesund!
4.) Aufzählung von Beschwerden (körperliche, geistige); Anfechtung durch den Teufel!
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EREC
CGM 800: "VON MÜHEN UND PLAGEN": TEIL 4
FOL. 207 verso:
"plabs für rot als im ainsten (?) ain her hieß zwiffel chauffon do chaufft man im (?) zwen stiffell wir sagen auch offt ain ungewiß für ain gewiß und versten die lug für die warhait und das pöß für das guet und wie wol ettwann sölliche ding auß kaim (?) übell geschehen so kumbt es doch von den prechen unser unweishait wir nemen auch ettwan in uns ain erczney durch gesundts willen da von wir chrencker werden ein arczt greifft auch ettwann aim sein pulst oder schaut in den harm (harn?) und geit im nach seinen versten erczney und wie wol er es in guet thuet so wirt er doch offt an des krancken natur betrogen alls daz er im hicz geit so er im sollt kellten gewen oder feuchtigkait für truckne materi oder scharppe für linde und in der maß chumbt ettwan der tod für das leben und die kranckait für den gesundt und wie wol sich maniger in seiner chunst genuegsam zimpt (rimpt?) so vindt es sich doch hinnach mit grossem prechen dar auff spricht sand BERNHART huet dich vor dem arczt der in seiner kunst nit bewärt ist und an dir lernen will wie er andere (?) von söllichen prechen soll gesundt machen also unterwinde sich auch ettwann ain maister (?) ains grossen painß (?) und wie wol er im dar in vertraut so chumpt es wol dar zw ee er es verpringt daz man es mueß abprechen oder so es nun volpracht wird chürczlich uber ain hauffen get also untter wind sich auch maniger mensch höcher tugent und strenges lebens daz über sein chrafft ist da mit er sich ee rechter zeit"
---
1.) Verwechslung von Ungewißheit und Gewißheit, Unwahrheit und Wahrheit, böse und gut.
Grund: mangelnde Weisheit
2.) Medikamente, die das Gegenteil bewirken. (Hat schon manchen unter die Erde gebracht!)-Irrtümer der Ärzte und falsche Behandlung. Warnung vor Ärzten, die an einem üben oder sich zuviel zutrauen. Vergleich mit Geistlichen, die sich eine Disziplin auferlegen, die über ihre Kräfte geht.
---
bla=blau (LEXER, S.22)
blaewe=Bläue (LEXER, S. 23)
brest(e)=Mangel, Gebrechen, Schaden (LEXER, S.26)
---
EREC
FOL. 207 verso:
"plabs für rot als im ainsten (?) ain her hieß zwiffel chauffon do chaufft man im (?) zwen stiffell wir sagen auch offt ain ungewiß für ain gewiß und versten die lug für die warhait und das pöß für das guet und wie wol ettwann sölliche ding auß kaim (?) übell geschehen so kumbt es doch von den prechen unser unweishait wir nemen auch ettwan in uns ain erczney durch gesundts willen da von wir chrencker werden ein arczt greifft auch ettwann aim sein pulst oder schaut in den harm (harn?) und geit im nach seinen versten erczney und wie wol er es in guet thuet so wirt er doch offt an des krancken natur betrogen alls daz er im hicz geit so er im sollt kellten gewen oder feuchtigkait für truckne materi oder scharppe für linde und in der maß chumbt ettwan der tod für das leben und die kranckait für den gesundt und wie wol sich maniger in seiner chunst genuegsam zimpt (rimpt?) so vindt es sich doch hinnach mit grossem prechen dar auff spricht sand BERNHART huet dich vor dem arczt der in seiner kunst nit bewärt ist und an dir lernen will wie er andere (?) von söllichen prechen soll gesundt machen also unterwinde sich auch ettwann ain maister (?) ains grossen painß (?) und wie wol er im dar in vertraut so chumpt es wol dar zw ee er es verpringt daz man es mueß abprechen oder so es nun volpracht wird chürczlich uber ain hauffen get also untter wind sich auch maniger mensch höcher tugent und strenges lebens daz über sein chrafft ist da mit er sich ee rechter zeit"
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1.) Verwechslung von Ungewißheit und Gewißheit, Unwahrheit und Wahrheit, böse und gut.
Grund: mangelnde Weisheit
2.) Medikamente, die das Gegenteil bewirken. (Hat schon manchen unter die Erde gebracht!)-Irrtümer der Ärzte und falsche Behandlung. Warnung vor Ärzten, die an einem üben oder sich zuviel zutrauen. Vergleich mit Geistlichen, die sich eine Disziplin auferlegen, die über ihre Kräfte geht.
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bla=blau (LEXER, S.22)
blaewe=Bläue (LEXER, S. 23)
brest(e)=Mangel, Gebrechen, Schaden (LEXER, S.26)
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EREC
Samstag, 14. Juli 2012
CGM 800: "VON DEN MÜHEN UND PLAGEN": TEIL 3
FOL. 207 recto:
"aigen arbait die uns offt saur wirt allso wann wir es ettwann gar rechts und gemessens und gar gleichs haben wellen oder gehabt haben. so vechert es sy ettwann untter unsern hennten und entfelt uns und so wirt (wir?) ettwan ein ding gar schon und sauber hallten wellen so mailigen wir es wider unsern aigen willen oder es velt uns auß der hantt oder zetten es so wir es sein (?) mit gancze fleiß sorg un(d) huet haben wir legen auch offt ettwas auß der handt pald wider zw nemen und so wir nun verr davon chomen sein so gedencken wir erst dar an und wissen nit ettwan wo wir es hingelegt haben und fluechen offt lang an frömden steten und die recht ist uns unerchant (Sinn?) oder wir suechen offt ain ding so wir es in der handt haben oder in dem puesen wir gien auch offt ettwas zw nemen und so wir an die stat chomen so wiß wir nit umb was wir gangen sein wir verhaissen auch ettwan aim ettwas zw geben daz wir vor langst vergeben haben wir wellen auch ettwan ettwas nücz machen oder zw ainander samen so geschecht es leicht so es nun perait ist daz es von ainer chunst die dapej sole sein gewesen als verdirbt (Sinn?) wir hoffen auch etwan ettwas gewiß zw haben daz aim andern (?) wert (?) der nye dar auf gedacht hat wir sein auch offt mit sehenden augen plindt (Durchstreichung) allso daz wir etwan ein pöß für ain güets nemen wir wern auch ettwas im hören betrogen und ains andern (?) wort nit recht vernemen und pringen swarcz für weiß oder"-
---
meiligen=beflecken, beschmutzen (LEXER, S. 136)
zetten=streuen, zerstreut fallen lassen, ausbreiten (LEXER, S. 335)
---
NACHTRAG zu Teil 2: die Lücke im Text (...): an dieser Stelle muß "leben" stehen
---
1.) Die Dinge entziehen sich unserer Kontrolle und entgleiten uns.. Oft kommt das Gegenteil von dem heraus, was wir eigentlich wollen. Die Dinge haben die Neigung, schief zu gehen.
(Eigendynamik der Dinge, Kontrollverlust, eigenes Unvermögen, Ungeschicklichkeit, "Blödigkeit"; s. auch Sigmund Freud: Zur Psychopathologie des Alltagslebens)
2.) Vergeßlichkeit
3.) Wir wollen das Gute und bewirken oft das Gegenteil.
4.) Wir sind trotz offener Augen blind! Wir halten gut für böse (ein x für ein u=verzerrte Realitätswahrnehmung!))
Geiler spricht: Wir sind ganz blind in der Vernunft!
---
EREC
FOL. 207 recto:
"aigen arbait die uns offt saur wirt allso wann wir es ettwann gar rechts und gemessens und gar gleichs haben wellen oder gehabt haben. so vechert es sy ettwann untter unsern hennten und entfelt uns und so wirt (wir?) ettwan ein ding gar schon und sauber hallten wellen so mailigen wir es wider unsern aigen willen oder es velt uns auß der hantt oder zetten es so wir es sein (?) mit gancze fleiß sorg un(d) huet haben wir legen auch offt ettwas auß der handt pald wider zw nemen und so wir nun verr davon chomen sein so gedencken wir erst dar an und wissen nit ettwan wo wir es hingelegt haben und fluechen offt lang an frömden steten und die recht ist uns unerchant (Sinn?) oder wir suechen offt ain ding so wir es in der handt haben oder in dem puesen wir gien auch offt ettwas zw nemen und so wir an die stat chomen so wiß wir nit umb was wir gangen sein wir verhaissen auch ettwan aim ettwas zw geben daz wir vor langst vergeben haben wir wellen auch ettwan ettwas nücz machen oder zw ainander samen so geschecht es leicht so es nun perait ist daz es von ainer chunst die dapej sole sein gewesen als verdirbt (Sinn?) wir hoffen auch etwan ettwas gewiß zw haben daz aim andern (?) wert (?) der nye dar auf gedacht hat wir sein auch offt mit sehenden augen plindt (Durchstreichung) allso daz wir etwan ein pöß für ain güets nemen wir wern auch ettwas im hören betrogen und ains andern (?) wort nit recht vernemen und pringen swarcz für weiß oder"-
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meiligen=beflecken, beschmutzen (LEXER, S. 136)
zetten=streuen, zerstreut fallen lassen, ausbreiten (LEXER, S. 335)
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NACHTRAG zu Teil 2: die Lücke im Text (...): an dieser Stelle muß "leben" stehen
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1.) Die Dinge entziehen sich unserer Kontrolle und entgleiten uns.. Oft kommt das Gegenteil von dem heraus, was wir eigentlich wollen. Die Dinge haben die Neigung, schief zu gehen.
(Eigendynamik der Dinge, Kontrollverlust, eigenes Unvermögen, Ungeschicklichkeit, "Blödigkeit"; s. auch Sigmund Freud: Zur Psychopathologie des Alltagslebens)
2.) Vergeßlichkeit
3.) Wir wollen das Gute und bewirken oft das Gegenteil.
4.) Wir sind trotz offener Augen blind! Wir halten gut für böse (ein x für ein u=verzerrte Realitätswahrnehmung!))
Geiler spricht: Wir sind ganz blind in der Vernunft!
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EREC
Freitag, 13. Juli 2012
FANTASY-KALENDARIUM
Das Fantasy-Kalendarium wurde 2012 auf der Basis des Kalendariums des Blogs Novatlan aufgestellt.
Inzwischen verlinken wir direkt.
Fantasy-Kalenderium (Novatlan)
siehe auch: Mittelalter-Kalendarium (Novatlan)
Inzwischen verlinken wir direkt.
Fantasy-Kalenderium (Novatlan)
siehe auch: Mittelalter-Kalendarium (Novatlan)
CGM 800: TRAKTAT "VON DEN TÄGLICHEN MÜHEN UND PLAGEN":
TEIL 2:
FOL. 206 verso
(by Erec)
(...)
"in täglich chunfftige pein mit sunden mer gemert denn abgenommen und ist ain goß übel und nach dem hat daz ... (?) an im alle ding die hie guet geschäczt werden als schön gefundt sterck reichtumb gewalt und ander solliche ding die zergäncklich und unpeleiblich sind und ist als die schöne pluem die huet (?) pluet und morgen dort also ist es umb die ungewishait unsers lebens und umb alle andre ding der wir und hie offt gröslich frewen die sich ettwan übernacht von lust und frölichen zw trawren cheren auch das leben hat an im vil sorg und mue arbait und elendt da mit sy gemainigclich all menschen betragen muessen: und nicht allain gemain und armm leut sunder auch chünig und fürsten und öbrist geistlich und weltlich die all groß sorg und mue und arbait haben muessen ire standt recht und nach got auß zw richten ob sy grosser und chunfftiger pein überhaben wöllen sein wann in oft (?) manigs ding tödlich ist daz aim schlechten menschen leslich ist allso ist nyemant von den öbristen uncz (?) an den nidristen der an widerwertigkait und an sorg sein leben in rue müg haben darumb ist daz leben ain unsicheres und unfridlichs leben daz vol unrue und anweigung ist damit ein mensch den andern bechümert und umb treibt wir haben auch laiden von clainen (? chainen) tierlein und von würmlein die an uns chumen oder an uns wachsczen die uns peinigen und peissen und (?) peinigt auch frost hicz regen schnee und windt doner plicz und schaur wir wern auch peinigt in unsern (...)"
Ich fasse wieder kurz und bündig zusammen:
1.) Die Sünden werden eher mehr als weniger!
2.) Weltliche Dinge (Macht, Reichtum) sind fraglich, da vergänglich.
3.) unser Leben: ungewiß; von einem auf den anderen Tag kann sich alles ändern!
4.) viel Mühe, Sorgen
5.) auch die Mächtigen haben Sorgen (ihr Seelenheil!)
6.) keine Ruhe hienieden; alles unsicher; kein Friede auf Erden; nur Anfechtung, Versuchung
7.) Plage durch Ungeziefer, Parasiten
8.) schlechtes Wetter (Witterung)
---
Zeile 4: morgen dort=morgen verdörrt
leslich: mhd. lestlich=schwer, lästig (LEXER, S. 125); läßlich=verzeihlich (DUDEN)
anweigung=Anfechtung, Versuchung (s. M. LEXERS MITTELHOCHDEUTSCHES TASCHENWÖRTERBUCH, Leipzig 1930 S. 7.
---
EREC
TEIL 2:
FOL. 206 verso
(by Erec)
(...)
"in täglich chunfftige pein mit sunden mer gemert denn abgenommen und ist ain goß übel und nach dem hat daz ... (?) an im alle ding die hie guet geschäczt werden als schön gefundt sterck reichtumb gewalt und ander solliche ding die zergäncklich und unpeleiblich sind und ist als die schöne pluem die huet (?) pluet und morgen dort also ist es umb die ungewishait unsers lebens und umb alle andre ding der wir und hie offt gröslich frewen die sich ettwan übernacht von lust und frölichen zw trawren cheren auch das leben hat an im vil sorg und mue arbait und elendt da mit sy gemainigclich all menschen betragen muessen: und nicht allain gemain und armm leut sunder auch chünig und fürsten und öbrist geistlich und weltlich die all groß sorg und mue und arbait haben muessen ire standt recht und nach got auß zw richten ob sy grosser und chunfftiger pein überhaben wöllen sein wann in oft (?) manigs ding tödlich ist daz aim schlechten menschen leslich ist allso ist nyemant von den öbristen uncz (?) an den nidristen der an widerwertigkait und an sorg sein leben in rue müg haben darumb ist daz leben ain unsicheres und unfridlichs leben daz vol unrue und anweigung ist damit ein mensch den andern bechümert und umb treibt wir haben auch laiden von clainen (? chainen) tierlein und von würmlein die an uns chumen oder an uns wachsczen die uns peinigen und peissen und (?) peinigt auch frost hicz regen schnee und windt doner plicz und schaur wir wern auch peinigt in unsern (...)"
Ich fasse wieder kurz und bündig zusammen:
1.) Die Sünden werden eher mehr als weniger!
2.) Weltliche Dinge (Macht, Reichtum) sind fraglich, da vergänglich.
3.) unser Leben: ungewiß; von einem auf den anderen Tag kann sich alles ändern!
4.) viel Mühe, Sorgen
5.) auch die Mächtigen haben Sorgen (ihr Seelenheil!)
6.) keine Ruhe hienieden; alles unsicher; kein Friede auf Erden; nur Anfechtung, Versuchung
7.) Plage durch Ungeziefer, Parasiten
8.) schlechtes Wetter (Witterung)
---
Zeile 4: morgen dort=morgen verdörrt
leslich: mhd. lestlich=schwer, lästig (LEXER, S. 125); läßlich=verzeihlich (DUDEN)
anweigung=Anfechtung, Versuchung (s. M. LEXERS MITTELHOCHDEUTSCHES TASCHENWÖRTERBUCH, Leipzig 1930 S. 7.
---
EREC
CGM 800: "VON DEN TÄGLICHEN MÜHEN UND PLAGEN DES MENSCHLICHEN LEBENS": TEIL 1:
FOL. 206 recto
(Entzifferung by Erec)
Darumb daz ir dester williglicher seidt in anvechtung und widerwertigkait zw leiden und alle ding die wider got sind versmächen thuet so schreib ich euch daz übell daz uns täglich an leit nach sel und leib und in daz wir gefallen sind von der ungehorsam adam und eve die got an all prechen und sundt geschaffen hat darumb solt ir des ersten wissen daz das leben hie gar ain churze zeit an im hat davon AMBROSIUS spricht mensch bedenck daz dein leben nicht anders ist dann ain lust (?) die ain churze zeit werd auch spricht JOB der Mensch der von dem Weib geporn wirt der lebt ain churze zeit und wirt mit vil iamer erfüllt und daz wirt unß (?) pei dem wol beut (? Sinn unklar!) wann als pald wir geporn werden so heben wir ee an zw wainen denn zw lachen und mügen den selbigen tag an sund nicht sein wann (?) wir werden geporn im fluech der an geporne(n) sundt in der wir an die tauff gen himell nit mügen chumen und darumb so ain mensch nun gar lang lebt so lebt er pej(?)sibenczig oder achtczig iare und nicht vill hyn über und ir sterben (?) der zeit hundert mal mer dann die hyn über leben oder kummen und wissen nicht wann oder wie oder in wellicher zeit oder maß. und haben die selben ir leben nicht verzert so mag es leicht geschechen sein oder sy haben (...)
---
Der Text beginnt nicht ganz oben auf der Seite. Es gehen ihm noch einige Zeilen voraus, wobei es sich um den Schluß des vorhergehenden Textes handelt. Darin wird ein bekannter Gedanke geäußert, den man landläufig in dieser Version kennt: Die ersten werden die letzten sein...
In der Handschrift heißt es: "...und in der maß wern hie vil öbrister dort die letzten und hie die letzten dort die öbristen..."
---
Ich fasse die Hauptgedanken kurz zusammen:
1.) Widrigkeiten besser ertragen lernen!
2.) Alles, was gegen Gott ist, geringschätzen!
3.) Wir befinden uns im Stande der Erbsünde (kann man nix machen!)
4.) Kürze des Lebens (dabei gibt es noch Nachschlag: viel Jammer, wenig zu lachen, also "no party", liebe Leute)
5.) Wenn wir Glück haben werden wir 70 oder 80, ist aber eher unwahrscheinlich; Zeitpunkt: unbestimmt.
---
In diesem Sinne
EREC
FOL. 206 recto
(Entzifferung by Erec)
Darumb daz ir dester williglicher seidt in anvechtung und widerwertigkait zw leiden und alle ding die wider got sind versmächen thuet so schreib ich euch daz übell daz uns täglich an leit nach sel und leib und in daz wir gefallen sind von der ungehorsam adam und eve die got an all prechen und sundt geschaffen hat darumb solt ir des ersten wissen daz das leben hie gar ain churze zeit an im hat davon AMBROSIUS spricht mensch bedenck daz dein leben nicht anders ist dann ain lust (?) die ain churze zeit werd auch spricht JOB der Mensch der von dem Weib geporn wirt der lebt ain churze zeit und wirt mit vil iamer erfüllt und daz wirt unß (?) pei dem wol beut (? Sinn unklar!) wann als pald wir geporn werden so heben wir ee an zw wainen denn zw lachen und mügen den selbigen tag an sund nicht sein wann (?) wir werden geporn im fluech der an geporne(n) sundt in der wir an die tauff gen himell nit mügen chumen und darumb so ain mensch nun gar lang lebt so lebt er pej(?)sibenczig oder achtczig iare und nicht vill hyn über und ir sterben (?) der zeit hundert mal mer dann die hyn über leben oder kummen und wissen nicht wann oder wie oder in wellicher zeit oder maß. und haben die selben ir leben nicht verzert so mag es leicht geschechen sein oder sy haben (...)
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Der Text beginnt nicht ganz oben auf der Seite. Es gehen ihm noch einige Zeilen voraus, wobei es sich um den Schluß des vorhergehenden Textes handelt. Darin wird ein bekannter Gedanke geäußert, den man landläufig in dieser Version kennt: Die ersten werden die letzten sein...
In der Handschrift heißt es: "...und in der maß wern hie vil öbrister dort die letzten und hie die letzten dort die öbristen..."
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Ich fasse die Hauptgedanken kurz zusammen:
1.) Widrigkeiten besser ertragen lernen!
2.) Alles, was gegen Gott ist, geringschätzen!
3.) Wir befinden uns im Stande der Erbsünde (kann man nix machen!)
4.) Kürze des Lebens (dabei gibt es noch Nachschlag: viel Jammer, wenig zu lachen, also "no party", liebe Leute)
5.) Wenn wir Glück haben werden wir 70 oder 80, ist aber eher unwahrscheinlich; Zeitpunkt: unbestimmt.
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In diesem Sinne
EREC
"VON DEN TÄGLICHEN MÜHEN UND PLAGEN DES MENSCHLICHEN LEBENS": CODEX GERMANICUS MONACENSIS (CGM) 800
Der CGM 800 der Münchner Staatsbibliothek ist eine Sammlung von Handschriften des Kloster Neuburgs/ Donau aus dem Jahre 1501. (Der Vermerk "Kühbach": 1554 gingen die Nonnen nach Aufhebung ihres Klosters nach Kühbach.)
Der Kodex hat einen Umfang von 224 Blatt. Es handelt sich dabei um die Bastarden zweier Hände:
1.) 2r-70v; 87v-220v: Sr. JULIANA WIELANDIN
2.) 70v-87r.
Der Dialekt ist mittelbairisch.
Besitzereintrag: Das puoch gehert ANNA RINCKHAMERIN closterfraw zuo Küebach.
Weiterer Eintrag (Auftraggeberin): Das puech lat (!) lassen schreiben die erwirdig in got fraw fraw (sic!) ANNA ab (!) GÜRRIN abbtissin des wirdigen goczhauß zw Newburg und ist vollend worden an sand Quirinus tag des heiligen martrers anno domini XVe (?) und im ersten jar (=1501). (ANNA GURR, + 1517, war bis 1509 Äbtissindes Benediktinerinnenklosters Neuburg/Donau.
Inhalt des Kodex:
1.) Auftraggeberin, s.o,
2.) Auslegung der Benediktinerregel
3.) Schreiberinnenvermerk (Schwester Juliana Wielandin)
4.) Spruchsammlung von Eigenbesitz und Gehorsam im Ordensleben
5.) Exzerpte aus Johannes v. Indersdorf: Von dreierlei Wesen des Menschen
6.) Ermahnung zur Passionsbetrachtung, geistlicher Sendbrief
7.) VON DEN TÄGLICHEN MÜHEN UND PLAGEN DES MENSCHLICHEN LEBENS
8.) Lehre vom rechten Klosterleben (!)
Die kaum beachtete Schrift Nr. 7 "Von den Mühen und Plagen" enthält auf wenigen Seiten eine Vielzahl tiefgehender Gedanken über das menschliche Leben (dessen Elend und Kürze etc.). Die Äußerungen der Verfasserin JULIANA WIELANDIN klingen fast modern (oft geradezu existentialistisch) und sind m. E. noch heute von großer Aktualität.
---
EREC
Der CGM 800 der Münchner Staatsbibliothek ist eine Sammlung von Handschriften des Kloster Neuburgs/ Donau aus dem Jahre 1501. (Der Vermerk "Kühbach": 1554 gingen die Nonnen nach Aufhebung ihres Klosters nach Kühbach.)
Der Kodex hat einen Umfang von 224 Blatt. Es handelt sich dabei um die Bastarden zweier Hände:
1.) 2r-70v; 87v-220v: Sr. JULIANA WIELANDIN
2.) 70v-87r.
Der Dialekt ist mittelbairisch.
Besitzereintrag: Das puoch gehert ANNA RINCKHAMERIN closterfraw zuo Küebach.
Weiterer Eintrag (Auftraggeberin): Das puech lat (!) lassen schreiben die erwirdig in got fraw fraw (sic!) ANNA ab (!) GÜRRIN abbtissin des wirdigen goczhauß zw Newburg und ist vollend worden an sand Quirinus tag des heiligen martrers anno domini XVe (?) und im ersten jar (=1501). (ANNA GURR, + 1517, war bis 1509 Äbtissindes Benediktinerinnenklosters Neuburg/Donau.
Inhalt des Kodex:
1.) Auftraggeberin, s.o,
2.) Auslegung der Benediktinerregel
3.) Schreiberinnenvermerk (Schwester Juliana Wielandin)
4.) Spruchsammlung von Eigenbesitz und Gehorsam im Ordensleben
5.) Exzerpte aus Johannes v. Indersdorf: Von dreierlei Wesen des Menschen
6.) Ermahnung zur Passionsbetrachtung, geistlicher Sendbrief
7.) VON DEN TÄGLICHEN MÜHEN UND PLAGEN DES MENSCHLICHEN LEBENS
8.) Lehre vom rechten Klosterleben (!)
Die kaum beachtete Schrift Nr. 7 "Von den Mühen und Plagen" enthält auf wenigen Seiten eine Vielzahl tiefgehender Gedanken über das menschliche Leben (dessen Elend und Kürze etc.). Die Äußerungen der Verfasserin JULIANA WIELANDIN klingen fast modern (oft geradezu existentialistisch) und sind m. E. noch heute von großer Aktualität.
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EREC
MITTELALTER-KALENDARIUM (für Südwestdeutschland)
Mittelalter-Kalendarium (Novatlan)
Das Mittelalter-Kalendarium wurde 2012 aufgrund des Kalendariums vom Blog Novatlan aufgestellt. Um aktuell zu bleiben, verlinken wir inzwischen direkt.
siehe auch: Fantasy-Kalendarium (Novatlan)
Mittwoch, 11. Juli 2012
JOHANNES GEILER VON KAISERSBERG: PARADISUS ANIMAE
(Freut euch, jetzt kommt eine Predigt, die hat es in sich. Die Sünder werden zittern, denn das Gericht ist nahe. Da wird sein Heulen und Zähneklappern!)
Dis ist ein tractat und buechlin /von waren und volkommnen tugenden/ genannt das paradiß der selen.
Die vorred.
Es sind ettlyche laster/ dye sich gemeinlich under der gestalt der tugenden fürgebend...
Besonders "schöne" Laster: ausgewählte Beispiele:
Nr. 2: bitterkeit des gemuets
Nr. 3: froeliche schwatzlicheit (darunter leidet heute die ganze Welt!)
Nr. 6: laewigkeit/ scheinet sein bescheidenheit/ es ist denn/ so ein mensch ist eines laewen geistes...
(von dem stat geschriben Apocalipsi iij. ca(pitel) Ich wolt daz du heiß oder kalt waerest/ aber darumb das du laew bist/ so fach ich dich an außzewerfen auß meinem mund...)
(Der Herr wird die Lauen aus seinem Munde speien!)
(an die Adresse meiner Schüler!)
Nr. 7: überfluß der gezierd (.das selb würt genant reinigkeit/ es ist denn (/) so eins zuo vil fleiß leit uff reinikeit der kleider. Ein mensch sol darumb nit ein unflat/ oder zevil unfletig sein/ aber er sol haben ein guote vernünftige verachtung der kleider und ander der gleichen ding...)
(an die Adresse aller Modenarren!)
Nr. 12: listikeit (...mit solichen leüten/ ist nüt zuo handlen...)
(an die menschlichen Ratten dieser Welt gerichtet)
Nr. 13: gleißnerey (/was namen gibt man dem selben/ es würt genant heiligkeyt/ daz heisset gleißnerey da sich eines außwendig anderst stellet/ denn es inwendig im hertzen ist/ ein solicher mensch traegt einen guoten ersamen schein von außen...)
(Also schon damals war die Welt voll von Heuchlern und Scheinheiligen. Ich habe ein paar besonders schöne Exemplare davon in meiner Familie. Es handelt sich dabei um falsche Heilige. Ich bin ganz sicher, daß die allesamt in die Hölle fahren werden.)
Nr. 14: schnoeickerey (/es ist denn/ do ein mensch alle ding will erfaren/ die im nit zuo stond zuo wissen und erfaren/ was allenthalben in der gantzen stat beschicht/ was man in dißem und jhenem hauß thue."
(Was würde GEILER wohl zu facebook oder zu der Boulevardpresse sagen?)
Nr. 16: üppige er ((/) gesehen/ erscheinen und geachtet woellen sein...)
(Ich denke da an die ganzen Wichtigtuer dieser Welt, an lächerliche Ehrungen u. dergl.)
(...)
Das sind also .xx. laster die sich dar geben als ob sy tugenden seien so sy doch warlich nüt anders/ denn ware laster sind/ darumb sy nit belonet werden von got mit ewiger seligkeit/ wenn als wenig man mit falscher boeßer müntz guot ding kauffen mag/ als wenig mag man überkomen das reich der himel mit falschen tugenden.
---
Also: 1.) An alle falschen Fuffziger. Nix is' mit ewiger Seligkeit!
2.) alles Betrug in dieser Welt (s. die Politiker)
GEILER spricht an anderer Stelle: Es ist ein ellend betrogen ding umb dise welt!
FAZIT:
1.) Ihr werdet sowieso alle "gesenkt in die hellen". Ausnahmslos!
2.) Alles ist eitel (omnia vanitas)
In diesem Sinne
EREC
(Freut euch, jetzt kommt eine Predigt, die hat es in sich. Die Sünder werden zittern, denn das Gericht ist nahe. Da wird sein Heulen und Zähneklappern!)
Dis ist ein tractat und buechlin /von waren und volkommnen tugenden/ genannt das paradiß der selen.
Die vorred.
Es sind ettlyche laster/ dye sich gemeinlich under der gestalt der tugenden fürgebend...
Besonders "schöne" Laster: ausgewählte Beispiele:
Nr. 2: bitterkeit des gemuets
Nr. 3: froeliche schwatzlicheit (darunter leidet heute die ganze Welt!)
Nr. 6: laewigkeit/ scheinet sein bescheidenheit/ es ist denn/ so ein mensch ist eines laewen geistes...
(von dem stat geschriben Apocalipsi iij. ca(pitel) Ich wolt daz du heiß oder kalt waerest/ aber darumb das du laew bist/ so fach ich dich an außzewerfen auß meinem mund...)
(Der Herr wird die Lauen aus seinem Munde speien!)
(an die Adresse meiner Schüler!)
Nr. 7: überfluß der gezierd (.das selb würt genant reinigkeit/ es ist denn (/) so eins zuo vil fleiß leit uff reinikeit der kleider. Ein mensch sol darumb nit ein unflat/ oder zevil unfletig sein/ aber er sol haben ein guote vernünftige verachtung der kleider und ander der gleichen ding...)
(an die Adresse aller Modenarren!)
Nr. 12: listikeit (...mit solichen leüten/ ist nüt zuo handlen...)
(an die menschlichen Ratten dieser Welt gerichtet)
Nr. 13: gleißnerey (/was namen gibt man dem selben/ es würt genant heiligkeyt/ daz heisset gleißnerey da sich eines außwendig anderst stellet/ denn es inwendig im hertzen ist/ ein solicher mensch traegt einen guoten ersamen schein von außen...)
(Also schon damals war die Welt voll von Heuchlern und Scheinheiligen. Ich habe ein paar besonders schöne Exemplare davon in meiner Familie. Es handelt sich dabei um falsche Heilige. Ich bin ganz sicher, daß die allesamt in die Hölle fahren werden.)
Nr. 14: schnoeickerey (/es ist denn/ do ein mensch alle ding will erfaren/ die im nit zuo stond zuo wissen und erfaren/ was allenthalben in der gantzen stat beschicht/ was man in dißem und jhenem hauß thue."
(Was würde GEILER wohl zu facebook oder zu der Boulevardpresse sagen?)
Nr. 16: üppige er ((/) gesehen/ erscheinen und geachtet woellen sein...)
(Ich denke da an die ganzen Wichtigtuer dieser Welt, an lächerliche Ehrungen u. dergl.)
(...)
Das sind also .xx. laster die sich dar geben als ob sy tugenden seien so sy doch warlich nüt anders/ denn ware laster sind/ darumb sy nit belonet werden von got mit ewiger seligkeit/ wenn als wenig man mit falscher boeßer müntz guot ding kauffen mag/ als wenig mag man überkomen das reich der himel mit falschen tugenden.
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Also: 1.) An alle falschen Fuffziger. Nix is' mit ewiger Seligkeit!
2.) alles Betrug in dieser Welt (s. die Politiker)
GEILER spricht an anderer Stelle: Es ist ein ellend betrogen ding umb dise welt!
FAZIT:
1.) Ihr werdet sowieso alle "gesenkt in die hellen". Ausnahmslos!
2.) Alles ist eitel (omnia vanitas)
In diesem Sinne
EREC
ZWEI TRAKTATE DES ANTONINUS FLORENTINUS UND BERNHARDINUS SENENSIS
GEILER nennt in der deutschen Fassung seiner Predigt "Von den neün früchten oder nützen aines rechten kloster lebens" einen nicht näher spezifizierten "ANTONIUS":
"Ja das ist alles samen war/ als Anthonius sagt von guotten und guotwilligen clostermenschen."
Ein solcher Satz findet sich bei ANTONIUS EREMITA nicht!
In der lateinischen Fassung der Predigt jedoch spricht sich Geiler über seine Quellen deutlicher aus:
"...haec omnia predicta vera sunt secundum Anthonium et Bernhardinum..."
Damit war klar: Es handelt sich nicht um den berühmten Anachoreten ANTONIUS, sondern um den Florentiner Erzbischof ANTONINUS (1389-1459) und um den Volksprediger BERNHARDINUS VON SIENA (1380-1444). Diese sind in der Geschichte des deutschen Frühdrucks nicht unbekannt. Ihre Werke sind in Strassburg und Basel gedruckt worden, darunter die "SUMMA THEOLOGICA" des ANTONINUS (Druck: Straßburg 1490 bei JOHANN GRÜNINGER) und das "QUADRAGESIMALE DE CHRISTIANA RELIGIONE" des BERNHARDINUS (Druck: Basel nicht nach 1490 bei JOHANN AMERBACH).
Weiterhin bestätigt wurde diese Annahme durch eine Predigt mit dem Titel "De pertinentibus ad commendationem religionis" des ANTONINUS.
Diese Schrift zerfällt in drei Teile. Ihr "thema" ist Psalm 132, 1:
"Ecce quam bonum et quam jucundum habitare fratres in unum!"
Jeder der drei Teile behandelt einen Teilaspekt des "themas", das zu diesem Zweck geteilt wird:
1.) Ecce quam bonum
2.) Et quam jucundum
3.) Habitare fratres in unum.
Der erste Teil der Schrift behandelt die "utilitas" des geistlichen Stands, der zweite die "suavitas" und der dritte die "honestas". Der erste Teil ist wie die Schrift GEILERS in neun Kapitel eingeteilt, die in derselben Reihenfolge wie GEILER jeweils einen der neun Vorteile des geistlichen Stands behandeln. Teil 2 ("secundum principale") besteht aus drei und Teil 3 ("tertium principale") aus vier Kapiteln.
Eine nähere Untersuchung zeigt, daß der erste Teil des Texts und GEILERS Schrift "Von den neün früchten..." in Inhalt und Aufbau weitgehend identisch sind.
Nun ging ich dem Hinweis auf Bernhardinus nach. Das "Quadragesimale" des BERNHARDINUS enthält in der Tat einen Text, der, ähnlich wie die Schrift des ANTONINUS, GEILERS Predigten "Von den neün früchten..." in Inhalt und Aufbau entspricht. Diese Schrift trägt den Titel "De sacra religione" (sermo Nr. 16).
Diese Quellennachweise haben für die Frage von GEILERS "Originalität" folgende Konsequenzen:
1.) GEILERS Schrift "Von den neün früchten..." ist nicht (wie anfangs angenommen) die selbständige Kompilation einer größeren Anzahl von Zitaten, sondern ihr liegen zwei gleich strukturierte Predigten des ANTONINUS und BERNHARDINUS zugrunde.
2.) Die Schrift GEILERS ist keine "Originalschöpfung" (vgl. dagegen De Lorenzi: Geilers von Kaisersberg ausgewählte Schriften nebst einer Abhandlung über Geilers Leben und echte Schriften. 4 Bde. Trier 1881-1883, Bd. 3, S. 302.).
3.) Die Zuschreibung der Predigt in der Ausgabe Augsburg 1508 trifft nur mit Einschränkung zu.
4.) GEILER ist nicht der Autor der Predigt, sondern nur ihr Bearbeiter.
---
EREC
GEILER nennt in der deutschen Fassung seiner Predigt "Von den neün früchten oder nützen aines rechten kloster lebens" einen nicht näher spezifizierten "ANTONIUS":
"Ja das ist alles samen war/ als Anthonius sagt von guotten und guotwilligen clostermenschen."
Ein solcher Satz findet sich bei ANTONIUS EREMITA nicht!
In der lateinischen Fassung der Predigt jedoch spricht sich Geiler über seine Quellen deutlicher aus:
"...haec omnia predicta vera sunt secundum Anthonium et Bernhardinum..."
Damit war klar: Es handelt sich nicht um den berühmten Anachoreten ANTONIUS, sondern um den Florentiner Erzbischof ANTONINUS (1389-1459) und um den Volksprediger BERNHARDINUS VON SIENA (1380-1444). Diese sind in der Geschichte des deutschen Frühdrucks nicht unbekannt. Ihre Werke sind in Strassburg und Basel gedruckt worden, darunter die "SUMMA THEOLOGICA" des ANTONINUS (Druck: Straßburg 1490 bei JOHANN GRÜNINGER) und das "QUADRAGESIMALE DE CHRISTIANA RELIGIONE" des BERNHARDINUS (Druck: Basel nicht nach 1490 bei JOHANN AMERBACH).
Weiterhin bestätigt wurde diese Annahme durch eine Predigt mit dem Titel "De pertinentibus ad commendationem religionis" des ANTONINUS.
Diese Schrift zerfällt in drei Teile. Ihr "thema" ist Psalm 132, 1:
"Ecce quam bonum et quam jucundum habitare fratres in unum!"
Jeder der drei Teile behandelt einen Teilaspekt des "themas", das zu diesem Zweck geteilt wird:
1.) Ecce quam bonum
2.) Et quam jucundum
3.) Habitare fratres in unum.
Der erste Teil der Schrift behandelt die "utilitas" des geistlichen Stands, der zweite die "suavitas" und der dritte die "honestas". Der erste Teil ist wie die Schrift GEILERS in neun Kapitel eingeteilt, die in derselben Reihenfolge wie GEILER jeweils einen der neun Vorteile des geistlichen Stands behandeln. Teil 2 ("secundum principale") besteht aus drei und Teil 3 ("tertium principale") aus vier Kapiteln.
Eine nähere Untersuchung zeigt, daß der erste Teil des Texts und GEILERS Schrift "Von den neün früchten..." in Inhalt und Aufbau weitgehend identisch sind.
Nun ging ich dem Hinweis auf Bernhardinus nach. Das "Quadragesimale" des BERNHARDINUS enthält in der Tat einen Text, der, ähnlich wie die Schrift des ANTONINUS, GEILERS Predigten "Von den neün früchten..." in Inhalt und Aufbau entspricht. Diese Schrift trägt den Titel "De sacra religione" (sermo Nr. 16).
Diese Quellennachweise haben für die Frage von GEILERS "Originalität" folgende Konsequenzen:
1.) GEILERS Schrift "Von den neün früchten..." ist nicht (wie anfangs angenommen) die selbständige Kompilation einer größeren Anzahl von Zitaten, sondern ihr liegen zwei gleich strukturierte Predigten des ANTONINUS und BERNHARDINUS zugrunde.
2.) Die Schrift GEILERS ist keine "Originalschöpfung" (vgl. dagegen De Lorenzi: Geilers von Kaisersberg ausgewählte Schriften nebst einer Abhandlung über Geilers Leben und echte Schriften. 4 Bde. Trier 1881-1883, Bd. 3, S. 302.).
3.) Die Zuschreibung der Predigt in der Ausgabe Augsburg 1508 trifft nur mit Einschränkung zu.
4.) GEILER ist nicht der Autor der Predigt, sondern nur ihr Bearbeiter.
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EREC
Dienstag, 10. Juli 2012
JOHANNES GEILER VON KAYSERSBERG: PREDIGTEN VOM KLOSTERLEBEN: VIA UNITIVA
9. PREDIGT
GEILER:
"(D)er neünd nutz/ ains rechten gaystlichen closterlebens ist/ das die closterleüt reylicher begabt werden in oewiger saeligkait. dann ander menschen...Die erst ursach. ist/ der adelung halb...Die. ij. ursach...der vile und menge halb...Die drit ursach...Der befestigung halbe."
MÜNCHNER TRAKTAT:
"zu dem 9. wann in dem closterstandt werdt ayner yberflissiger belonet. wann wiewol alle frumm und gut geistlich und weltlich menschen. welliche arbaiten in (106r) dem weingarten des herren. werden entpfangen täglichen pfennyng. als dann anzaigt werd in dem peyspil Mathei an dem 20. capitel. das ist. das sechen der seligung oder selikait. yedoch als der herr Cristus spricht in dem hauß meines vatters send vil wonung Johannis an dem 14. capitel. ist das werck eines clostermenschen mer volkomener dann eines anderen (.wo all umbstend gleich sendt) und das auß dreyerlay ursachen.
scilicet-zu dem ersten -von wegen- der gebung
-zu dem anderen -der meng
-zu dem dritten -der bevestigung"
(...)
Mit dem 9. Vorteil bzw. Nutzen endet die Werbeschrift für das Klosterleben.
Natürlich gibt es noch viele andere Nutzen der Vita claustralis.
RÄTSEL DER GESCHICHTE 1: DER KENSINGTON-STEIN
Im Jahre 1898 entdeckte der Farmer Olaf Ohmann nahe Kensington (westl. des Oberen Sees) zwischen den Wurzeln eines Baumes einen seltsamen Stein, der mit Einritzungen bedeckt war.
Die Untersuchung und Entzifferung des Steins war eine Sensation! Es handelt sich bei der Schrift um altnordische Runen! Übersetzt lautet der Text:
"(Wir sind) 8 Goten (Schweden) und 22 Norweger auf Forschungsfahrt von Vinland (dem heutigen Massachusetts) gen Westen. Wir errichteten ein Lager zwischen zwei Felsen, einige Marschtage von diesem Stein entfernt, gen Norden. Wir gingen und fischten einen Tag lang. Dann kamen wir zurück und fanden 10 (der unsrigen) rot von Blut und tot. Ave) V(irgo) M(aria), erlöse uns von dem Übel. Wir haben 10 Mannschaften am Meer, 8 (Mann) pro Schiff, 14 Tage von dieser Insel entfernt. Anno 1362."
Zitiert nach: PETER KOLOSIMO: WOHER WIR KOMMEN, Erde ohne Zeit, Wiesbaden 1972 (Limesverlag), S.275.
---
Tatsächlich wurde 1354 von Schweden und Norwegen aus eine Expedition zur Erkundung der Westmeere ausgeschickt!
---
Natürlich dachte man bei dem Stein sofort an eine Fälschung (besonders weil Olaf Ohmann schwedischer Abstammung war)! Das mag sein. Zwei Gründe sprechen jedoch dagegen:
1.) Ohmann war kaum des Schreibens kundig. Lesen konnte er auch nicht richtig.
2.) Als sich dort der erste Schwede ansiedelte (1867), war der Baum schon 70 Jahre alt.
Auf jeden Fall muß ein potentieller Fälscher ein "Wissenschaftler" gewesen sein, der fundierte Kenntnisse des Altnordischen hatte. Menschen, die des Altnordischen mächtig sind, gibt es nicht gerade an jeder Ecke (zumal zu dieser Zeit). Wissenschaftler (gar), die Altnordisch können und (darüber hinaus) auch noch über kriminelle Energie verfügen, dürften noch etwas seltener sein. Doch es mag sie geben.
Auch wenn alles ein großer Schwindel ist, so ist es dennoch eine gut erfundene story. Bekanntlich will ja die Welt betrogen werden (mundus vult decipi).
---
EREC
(siehe auch mein Aufsatz: Ich fälschte den Kensington-Stein)
Im Jahre 1898 entdeckte der Farmer Olaf Ohmann nahe Kensington (westl. des Oberen Sees) zwischen den Wurzeln eines Baumes einen seltsamen Stein, der mit Einritzungen bedeckt war.
Die Untersuchung und Entzifferung des Steins war eine Sensation! Es handelt sich bei der Schrift um altnordische Runen! Übersetzt lautet der Text:
"(Wir sind) 8 Goten (Schweden) und 22 Norweger auf Forschungsfahrt von Vinland (dem heutigen Massachusetts) gen Westen. Wir errichteten ein Lager zwischen zwei Felsen, einige Marschtage von diesem Stein entfernt, gen Norden. Wir gingen und fischten einen Tag lang. Dann kamen wir zurück und fanden 10 (der unsrigen) rot von Blut und tot. Ave) V(irgo) M(aria), erlöse uns von dem Übel. Wir haben 10 Mannschaften am Meer, 8 (Mann) pro Schiff, 14 Tage von dieser Insel entfernt. Anno 1362."
Zitiert nach: PETER KOLOSIMO: WOHER WIR KOMMEN, Erde ohne Zeit, Wiesbaden 1972 (Limesverlag), S.275.
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Tatsächlich wurde 1354 von Schweden und Norwegen aus eine Expedition zur Erkundung der Westmeere ausgeschickt!
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Natürlich dachte man bei dem Stein sofort an eine Fälschung (besonders weil Olaf Ohmann schwedischer Abstammung war)! Das mag sein. Zwei Gründe sprechen jedoch dagegen:
1.) Ohmann war kaum des Schreibens kundig. Lesen konnte er auch nicht richtig.
2.) Als sich dort der erste Schwede ansiedelte (1867), war der Baum schon 70 Jahre alt.
Auf jeden Fall muß ein potentieller Fälscher ein "Wissenschaftler" gewesen sein, der fundierte Kenntnisse des Altnordischen hatte. Menschen, die des Altnordischen mächtig sind, gibt es nicht gerade an jeder Ecke (zumal zu dieser Zeit). Wissenschaftler (gar), die Altnordisch können und (darüber hinaus) auch noch über kriminelle Energie verfügen, dürften noch etwas seltener sein. Doch es mag sie geben.
Auch wenn alles ein großer Schwindel ist, so ist es dennoch eine gut erfundene story. Bekanntlich will ja die Welt betrogen werden (mundus vult decipi).
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EREC
(siehe auch mein Aufsatz: Ich fälschte den Kensington-Stein)
JOHANNES GEILER VON KAISERSBERG: PREDIGTEN VOM KLOSTERLEBEN: VIA UNITIVA
8. PREDIGT
GEILER:
" (D)er achtend nutz. der ainem menschen erwachßt. uß ainem rechten guoten closterleben ist. Der clostermensch stibt sicherlicher/ weder die anderen weltlichen leüt...Die erste stütze/ ist. vile der guotten. Die ander/ lützle der boesen. Die drit seltzigkait der irrung."
(...)
MÜNCHNER TRAKTAT:
"das 8. gut eines closterlebens ist. wan es stirbt da ayner mit grösserer hoffnung. in mereren getrauen. und als geschriben ist in dem 100. und 17. psalm. es ist gut hoffnung ze haben in den herren. mer dann in den menschen. wann in dem todt. mag kain mensch mer helfen oder zu hilff kummen. aber got gepricht nit. besunder dann so hilfft er zu dem maisten in dem todt. dem. der (hat) sein getrauen in yn und zu ym hatt. nit einem vermessnen. sunder einem waren recht getrauenden. es send aber 3. ding welliche einem geistlichen (104v) in zeit seines tods geben ein grosses getrauen.
scilicet-das erst -ist-die meng guter werck.
-das ander -die mynderung pöser werck
-das drit -die mynderung der hindernüssen"
(...)
---
EREC
8. PREDIGT
GEILER:
" (D)er achtend nutz. der ainem menschen erwachßt. uß ainem rechten guoten closterleben ist. Der clostermensch stibt sicherlicher/ weder die anderen weltlichen leüt...Die erste stütze/ ist. vile der guotten. Die ander/ lützle der boesen. Die drit seltzigkait der irrung."
(...)
MÜNCHNER TRAKTAT:
"das 8. gut eines closterlebens ist. wan es stirbt da ayner mit grösserer hoffnung. in mereren getrauen. und als geschriben ist in dem 100. und 17. psalm. es ist gut hoffnung ze haben in den herren. mer dann in den menschen. wann in dem todt. mag kain mensch mer helfen oder zu hilff kummen. aber got gepricht nit. besunder dann so hilfft er zu dem maisten in dem todt. dem. der (hat) sein getrauen in yn und zu ym hatt. nit einem vermessnen. sunder einem waren recht getrauenden. es send aber 3. ding welliche einem geistlichen (104v) in zeit seines tods geben ein grosses getrauen.
scilicet-das erst -ist-die meng guter werck.
-das ander -die mynderung pöser werck
-das drit -die mynderung der hindernüssen"
(...)
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EREC
JOHANNES GEILER VON KAISERSBERG: PREDIGTEN VOM KLOSTERLEBEN: VIA UNITIVA
7. PREDIGT
GEILER:
"(D)er sybend nutz der ainem menschen entspringet auß ainem rechten closterleben ist. Schicklichaitt und behendikait zuo rainigung. und seüberung der conscients und des hertzen von den geschehen sündenn...Der erst besem ist. gaistliche uebung. Der ander. leipliche uebunge. Der dritt. hantliche uebunge."
(...)
MÜNCHNER TRAKTAT:
"das sibendt gut eines guten klosterleben ist. wann ainer der darynnen thut wonen. werd schneller purgiert. es ist geschriben in dem dritten puch der kinig. das Salomon sprach. es ist kain mensch auff dem gantzen erdrich. der da guts thut. und thut nit synden. und herwiderumb ist geschriben in dem puch apokalipsis an dem 14. capitel. von den seligen. die yetzunder sendt in dem ewigen vatterland. sy send on alle makel der sündt vor dem thron gottes. darumb mag nyemant da hyneinkummen. dann allein er werd vor purgiert von dem mackel der sündt. der schuld halben. und auch er bezal vor alle schuld der pen oder straff. aber es mag ayner schneller purgiert und gerainiget werden in einem guten klosterleben. dann in der welt. und das in dreyerlay weyß
das ist-durch geistliche yebung
-durch leibliche yebung
durch zeitliche yebung"
(...)
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EREC
7. PREDIGT
GEILER:
"(D)er sybend nutz der ainem menschen entspringet auß ainem rechten closterleben ist. Schicklichaitt und behendikait zuo rainigung. und seüberung der conscients und des hertzen von den geschehen sündenn...Der erst besem ist. gaistliche uebung. Der ander. leipliche uebunge. Der dritt. hantliche uebunge."
(...)
MÜNCHNER TRAKTAT:
"das sibendt gut eines guten klosterleben ist. wann ainer der darynnen thut wonen. werd schneller purgiert. es ist geschriben in dem dritten puch der kinig. das Salomon sprach. es ist kain mensch auff dem gantzen erdrich. der da guts thut. und thut nit synden. und herwiderumb ist geschriben in dem puch apokalipsis an dem 14. capitel. von den seligen. die yetzunder sendt in dem ewigen vatterland. sy send on alle makel der sündt vor dem thron gottes. darumb mag nyemant da hyneinkummen. dann allein er werd vor purgiert von dem mackel der sündt. der schuld halben. und auch er bezal vor alle schuld der pen oder straff. aber es mag ayner schneller purgiert und gerainiget werden in einem guten klosterleben. dann in der welt. und das in dreyerlay weyß
das ist-durch geistliche yebung
-durch leibliche yebung
durch zeitliche yebung"
(...)
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EREC
JEANNE ANCELET-HUSTACHE: TRAITÉ SUR L'AMOUR DE DIEU
Die französische Gelehrte Jeanne Ancelet-Hustache publizierte in den 20er bis 60er Jahren des 20. Jh. wissenschaftliche Untersuchungen über das Schrifttum des deutschen Spätmittelalters.
(Daneben ist ein Buch über Goethe erschienen: Goethe par lui même.)
1926 erschien von ihr in Paris eine Untersuchung eines spätmittelalterlichen Traktats: Traité sur l'Amour de Dieu (composé vers 1430 par un clerc anonyme de l'université de Vienne, publié d'après le manuscrit allemand de Bâle).
Das Manuskript enthält 261 Blatt. Auf Blatt 1 befindet sich eine Inhaltsangabe:
Migrale von W. Textor, 1501 ins Deutsche übersetzt durch den Karthäuser Ludwig Moser, das Buch der Wahrheit von Suso und "Extrakte" aus seinen Predigten, Predigten von Tauler sowie zwei kleinere Texte und schließlich eine "Contemplatio totius vitae". Der Dialekt ist Alemannisch.
Überschrift: "Disz buoch lert uns wie wir gott unseren herren soellen lieb han uber alle ding."
Incipit: "In einem woren cristenlichen glouben, in stetter hoffnung vnd in einer volkommenen liebe behalt vns der barmhertzig gott. Amen. Es spricht ein lerer, genant der grosz Albertus in dem buchlin von XLII tugenden..."
Der Autor nimmt im Prooemium Bezug auf seinen Lehrer, der ihn zu der Schrift inspiriert hat:
"Vnd ist zemercken das ich die hinnach geschriben ding hab genomen von den leren, vnd sunderlich vssz wortten vnd vsz der ler des vil wirdigen lerers der heiligen geschrifft, MEISTER NICLASEN VON DINKELSPÜHEL (eigentlich Nicolaus Brunczler), dem gott der her gnedig syg, zuo dem ich ouch min sundere zuoflucht han gehept, der ouch ettwc (?) vil das buch uberlesen hatt."
Wir erfahren weiter:
"Vnd von der matery der liebhabung gottes han ich vormols ein buoch gemacht. Aber das gegenwertig buoch ist ye wol lenger dan disz. Sunst hatt es wenig vnderscheid von diesem. Vnd als ich das ander buoch geteilt hab in XVIII Capitel, also hab ich dz buoch geteilt in XXII Capitel, vnd dz ist guot vnd nütz, wan das do yetz vberhept ist, das ist anderswo erfüllt, vnd das wirt nach der zal der capittel dester behentlicher funden."
Kapitel 1 (das erst capitel focht an): Dieses enthält das Predigtmotto (Matth. XXII, 35-40):
"Hab gott lieb dinen herren vsz gantzem dinem hertzen, usz gantzer diner sel vnd vsz gantzem dinem gemütt: das ist das erst vnd groest gebott. Aber dz ander ist dem ersten glych vnd ist das: Hab lieb dinen nesten als dich selber.."
Zitierte Autoritäten:: Bibel; Beda, Augustinus, Albertus, Hieronymus, Joh. Chrysostomus, Gregor, Petrus Lombardus, Bernhard von Clairvaux, Thomas von Aquin, Bonaventura, Aristoteles.
Die Frage nach dem Autor:
"L'auteur du traité et son milieu: l'université de Vienne au XVe siècle. Son maître Nicolas de Dinkelpühel.
Qui est l'auteur du Traité. Il ne nous a pas dit son nom, mais il se plaît à rendre hommage à son maître, ce qui nous permet, sinon de l'identifier, du moins de le situer et der dater approximativement son ouvrage. Et d'abord reconnaissons en lui un clerc, comme le sujet choisi nous l'aurait bien fait supposer à defaut d'autres renseignements, mais il nous le dit encore assez clairement: sölicher guoter meinung begeren wir teglichen vor der prim so wir sprechen...(Ch. XVII)."
Frau Ancelet-Hustache folgert:
"Il est l'élève de Maître Nicolas de Dinkelspühel qui fut une des gloires de l'Université de Vienne à la fin du XIVe et au début du XVe siècle; il appartenait par conséquent à cette université..."
Und weiter:
"L'auteur a eu directement affaire à Nicolaus de Dinkelspühel qui a relu plusieurs fois son petit livre, nous dit-il."
"...et nous serions alors tenté d'attribuer notre texte à celui des élèves de Nicolaus de Dinkelspühel dont la tradition nous a transmis le nom: PETRUS REICHER DE PIRCHENWART..."
(Dagegen N. Paulus: NICOLAUS KEMPF VON STRASSBURG.)
Heute wissen wir, daß der Autor THOMAS PEUNTNER (1390-1439) ist (s. u.a. Katalog der Altdeutschen Handschriften der österreich. Nat. bibliothek. von H. Menhardt, 1960, Nr, 2828 (Rec. 2182), Pkt. 2; das Büchlein von der Liebhabung Gottes).
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EREC
PREDIGTEN VOM KLOSTERLEBEN: VIA ILLUMINATIVA: 6. PREDIGT
GEILER:
"(D)er sechßt nutz/ der aim menschen erwachsset/ auß ainem gaistlichen closterleben/ der ist. das er dicker betauwet würt/ mit gaislichem goetlichem trost...Das erst fenster/ ist in der verstentnus/ ware demuot. Das annder fenster/ in der begirde lauterkait. Unnd das dritt/ in den wercken warhait."
MÜNCHNER ANONYMUS:
"das 6. gut. eines guten closterlebens ist. das ainer öffter begossen werd mit dem taue der hymlischen genaden. und tröstung. und umb des willen mag man wol darvon sprechen das. welliches geschriben ist in dem puch der gesang an dem 5. capitel. din haupt. das ist. dein gemiet ist vol taue hymelischer genaden und tröstung. wan drey ding send welliche er sein leben lang treibt und yebet umb welliche er öffter werd begossen mit geistlichem trost.
scilicet-das erst -ist-diemietikait in der verstentnüß
-das ander -rainikait in der begird
-das drit -die warhait in dem prauch oder wirckung"
---
"in dem prauch oder wirckung": wird durch die Formulierung "in den wercken" bei Geiler verdeutlicht.
---
EREC (Bruder Visitator)
GEILER:
"(D)er sechßt nutz/ der aim menschen erwachsset/ auß ainem gaistlichen closterleben/ der ist. das er dicker betauwet würt/ mit gaislichem goetlichem trost...Das erst fenster/ ist in der verstentnus/ ware demuot. Das annder fenster/ in der begirde lauterkait. Unnd das dritt/ in den wercken warhait."
MÜNCHNER ANONYMUS:
"das 6. gut. eines guten closterlebens ist. das ainer öffter begossen werd mit dem taue der hymlischen genaden. und tröstung. und umb des willen mag man wol darvon sprechen das. welliches geschriben ist in dem puch der gesang an dem 5. capitel. din haupt. das ist. dein gemiet ist vol taue hymelischer genaden und tröstung. wan drey ding send welliche er sein leben lang treibt und yebet umb welliche er öffter werd begossen mit geistlichem trost.
scilicet-das erst -ist-diemietikait in der verstentnüß
-das ander -rainikait in der begird
-das drit -die warhait in dem prauch oder wirckung"
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"in dem prauch oder wirckung": wird durch die Formulierung "in den wercken" bei Geiler verdeutlicht.
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EREC (Bruder Visitator)
Montag, 9. Juli 2012
CODICES:
CODEX GERMANICUS MONACENSIS (CGM) 582:
HANS LECKÜCHNER: KUNST DES MESSERFECHTENS, Nordbayern 1482.
CGM 734: FEUERWERKS-UND BÜCHSENMEISTERBUCH (u.a.)
CGM 909: WALTHER LITZELMANN: ARTILLERIEBUCH, Ingolstadt 1582.
CGM 912 (1: CHRISTOPH HEIDEMANN: FORTIFIKATIONSMANIER, addimentum architecturae militaris, München 1680.
---
gesichtet
by EREC
CODEX GERMANICUS MONACENSIS (CGM) 582:
HANS LECKÜCHNER: KUNST DES MESSERFECHTENS, Nordbayern 1482.
CGM 734: FEUERWERKS-UND BÜCHSENMEISTERBUCH (u.a.)
CGM 909: WALTHER LITZELMANN: ARTILLERIEBUCH, Ingolstadt 1582.
CGM 912 (1: CHRISTOPH HEIDEMANN: FORTIFIKATIONSMANIER, addimentum architecturae militaris, München 1680.
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gesichtet
by EREC
PREDIGTEN VOM KLOSTERLEBEN: VIA ILLUMINATIVA: 5. PREDIGT
GEILER:
"(D)er fünfft nutz aines gaistlichen klosterlebens ist. daz ain mensche/ der in ainem kloster ist der ruowet sicherlicher...Der erst well (?) ist. zeitlicher gewalt. Die ander well. lieb der leiplichen fründ. Die drit well. weltliche sorgfaltigkait."
MÜNCHNER ANONYMUS:
"das 5. gut eines geistlichen standt ist. das der mensch in grösserer sicherung thut ruewen. sprach Cristus als geschriben ist Mathei an dem 11. capitel. kumpt her zu mir ir alle. die arbaiten. und seyt beschweret. verstee. mit den sündten. und (99v) mit weltlicher bekymmernüßsen. und ich werd euch speysen. verstee geistlichen. hebt auff mein joch yber euch. das ist. den standt der geistlikait. den ich hab getragen. in haltung der armut der keuschait und der ghorsamikait zu dem allervollkummensten. und so werdt ir rue finden euren seelen. und grosse stillikait. und das pillich. wan in dem geistlichen standt werdt der mensch nit beschweret. von dreyerlay gevärlikaiten. welliche die weltlichen menschen anfechten. und sy betrieben
zu dem-ersten das weltlich regiment und ständt
-anderen vetterlich und mütterlich lieb.
-dritten weltlich geschefft hendl und yebung"
---
well=Woge, Welle; Walze; Stroh-, Reisigbündel.
val=Sturz, Verderben, Untergang, Tod
MATTHAS LEXER: MITTELHOCHDEUTSCHES TASCHENWÖRTERBUCH, Leipzig, 1930.
---
EREC (Novizenmeister)
GEILER:
"(D)er fünfft nutz aines gaistlichen klosterlebens ist. daz ain mensche/ der in ainem kloster ist der ruowet sicherlicher...Der erst well (?) ist. zeitlicher gewalt. Die ander well. lieb der leiplichen fründ. Die drit well. weltliche sorgfaltigkait."
MÜNCHNER ANONYMUS:
"das 5. gut eines geistlichen standt ist. das der mensch in grösserer sicherung thut ruewen. sprach Cristus als geschriben ist Mathei an dem 11. capitel. kumpt her zu mir ir alle. die arbaiten. und seyt beschweret. verstee. mit den sündten. und (99v) mit weltlicher bekymmernüßsen. und ich werd euch speysen. verstee geistlichen. hebt auff mein joch yber euch. das ist. den standt der geistlikait. den ich hab getragen. in haltung der armut der keuschait und der ghorsamikait zu dem allervollkummensten. und so werdt ir rue finden euren seelen. und grosse stillikait. und das pillich. wan in dem geistlichen standt werdt der mensch nit beschweret. von dreyerlay gevärlikaiten. welliche die weltlichen menschen anfechten. und sy betrieben
zu dem-ersten das weltlich regiment und ständt
-anderen vetterlich und mütterlich lieb.
-dritten weltlich geschefft hendl und yebung"
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well=Woge, Welle; Walze; Stroh-, Reisigbündel.
val=Sturz, Verderben, Untergang, Tod
MATTHAS LEXER: MITTELHOCHDEUTSCHES TASCHENWÖRTERBUCH, Leipzig, 1930.
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EREC (Novizenmeister)
Sonntag, 8. Juli 2012
PREDIGT VOM KLOSTERLEBEN: VIA ILLUMINATIVA (1): 4. PREDIGT
Kennen Sie diesen Mann?
GEILER:
"(D)er vierde nutze den ayn mensch entpfaht in aim reformierten kloster/ ist. daz ain mensch/ der closter leben fuerett behuotsamlicher wandelett/ dann in der weldt...Zum ersten...von got/ mit emsigem gebeet. Zum andern...von dem nechsten menschen. Zum dritten...durch aigne erfarnuß."
MÜNCHNER ANONYMUS:
"das 4. gut eines closterlebens. und in sunderhait in dem fürgang oder zunemen. ist. wan er wandelet da sicherer. und das nit zu wundern. wan das geistlich closterleben ist ein schul der waren weißheit. in wellicher der mensch lernet die weißhait gottes. spricht der heilig Paulus. secht eben. wie ir sicher wanderet nit gleich wie die unweisen sunder wie die weisen. aber solliche weißhait mag erobert werden durch drey ding die man vast yeben thut in dem closterleben
das ist-von got. durch ein andechtiges gepett
-von seinem nechsten. durch treue unterweisung.
-von im selbs. durch vil erfarung."
---
Bruder EREC
Kennen Sie diesen Mann?
GEILER:
"(D)er vierde nutze den ayn mensch entpfaht in aim reformierten kloster/ ist. daz ain mensch/ der closter leben fuerett behuotsamlicher wandelett/ dann in der weldt...Zum ersten...von got/ mit emsigem gebeet. Zum andern...von dem nechsten menschen. Zum dritten...durch aigne erfarnuß."
MÜNCHNER ANONYMUS:
"das 4. gut eines closterlebens. und in sunderhait in dem fürgang oder zunemen. ist. wan er wandelet da sicherer. und das nit zu wundern. wan das geistlich closterleben ist ein schul der waren weißheit. in wellicher der mensch lernet die weißhait gottes. spricht der heilig Paulus. secht eben. wie ir sicher wanderet nit gleich wie die unweisen sunder wie die weisen. aber solliche weißhait mag erobert werden durch drey ding die man vast yeben thut in dem closterleben
das ist-von got. durch ein andechtiges gepett
-von seinem nechsten. durch treue unterweisung.
-von im selbs. durch vil erfarung."
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Bruder EREC
Samstag, 7. Juli 2012
Teil I
Eine Analyse des Armbrustschiessens von 1560 zu Stuttgart mit besonderer Berücksichtigung der Schiesswettbewerbe der beginnenden Neuzeit
Pogner, 16. Jhd.
Einführung
Im Spätmittelalter nahm die Bedeutung der Fernwaffen immer mehr zu. Neben den Bogen trat zunächst die Armbrust. Diese war einfacher zu bedienen als der Bogen, hatte dafür aber eine niedrigere Feuergeschwindigkeit und war nicht leicht in der Herstellung. Später kamen die ersten Feuerwaffen hinzu. Die Feuerwaffen setzten sich schliesslich als Fernwaffe für den Infanteristen durch, es dauerte aber eine Weile, bis die Feuerwaffen (v. a. Büchsen, selten Flinten) handlich wurden, sowie schnell, stark und präzise feuern konnten.
Die Armbrust galt als Waffe des städtischen Bürgertums. Sie konnte nicht nur bei sinnvollem Einsatz am Boden einen Reiter auf Abstand halten, sondern auch von der Stadtmauer aus zum gezielten Schuss eingesetzt werden.
Das heisst aber nicht, dass sich nur Bürger in der Kunst des Armbrustschiessens übten. Dementsprechend nahmen auch verschiedene Stände und Schichten an Armbrustschiessen teil.
Symbolisch für die Schlagkraft dieser bürgerlichen Waffe in Formation wurden die Armbrusteinheiten norditalienischer Stadtstaaten wie Genua. Allerdings mussten auch sie im Hundertjährigen Krieg gegen englische Langbogenschützen empfindliche Niederlagen hinnehmen.
Wenn eine Waffe einerseits auf dem Schlachtfeld – also militärisch - und andererseits soziologisch – also als Waffe des Bürgers – so bedeutend war, dann liegt es Nahe, dass sie auch in Vereinigungen, den sog. Schützengilden, eingeübt wurde und in festlichen Vergleichskämpfen zum Einsatz kam.Diese Entwicklung verlief parallel bzw. nachholend zum Fechten mit Klingenwaffen, das zwar seit der Antike bekannt ist und beschrieben wurde, aber von dem im Mittelalter erst sehr spät adäquate Codices vorlagen.
Was beim Fechten aber Werke von Autoren wie Talhoffer und Liechtenauer und Fechtbruderschaften wie die „Marxbrüder“ darstellen, das sind beim Schiessen die Schützengilden.
Auch hier treten soziologische Implikationen offen zu Tage: So wie das eigentlich aristokratische Fechten immer mehr vom sich emanzipierenden Bürgertum angenommen wird, so geschieht dieser Prozess erst recht mit dem Schiessen. Denn nur eine bezahlbare und angemessen wirksame Schusswaffe ist (neben Langwaffen wie Spiess, Glefe und Hellebarde) eine geeignete Möglichkeit, einem berittenen Kämpfer mit ausreichender Distanzwirkung etwas entgegenzusetzen.
Ökonomisches und militärisches Erstarken des Bürgertums gehen hier Hand in Hand, auch wenn es am Übergang zwischen Mittelalter und Neuzeit noch nicht zu einem Umsturz des überkommenen Gesellschaftssystems kam.
Schiesswettbewerbe
Armbrustschiessen im 16. Jhd.:
1554 Heidelberg
1555 Passau
1558 Rotweil
1560 Stuttgart
1563 Wien
1567 Augsburg
1569 Innsbruck
1573 Zwickau
1575 Worms
1576 Strassburg
1577 München
Schützenstars
In der zweiten Hälfte des 16. Jhd.s gab es ausreichend bekannte Wettbewerbe und eine ausreichend vernetzte „Szene“, dass sich so langsam Stars herausbildeten, auch wenn der Begriff modern ist.
Damals gehörten zu den Shooting Stars im wahrsten Sinne des Wortes Männer wie Wendel Stettner aus Nürnberg, Melchior Straub aus Donzdorf (bei Göppingen) und Peter Spieß aus Neustadt an der Ha(a)rdt (Pfalz, heute N. An der Weinstrasse).
Einige Schützengilden bzw. -gesellschaften wie die von Donzdorf gedenken noch heute ihren starken Vertretern der damaligen Zeit (Melchior Straub, Ulricus Straub, Paulin Straub, Jacobus Claus, Hans Claus).
Pritschenmeister
Pritschenmeister waren eine Art Zeremonienmeister bei bei bestimmten Veranstaltungen. Dazu gehörten auch Schützenfeste.
Pritschenmeister haben ihren Namen von der Pritsche, einem flachen Holzbrett, mit dem Teilnehmer, die gegen die Regelm verstiessen, symbolisch gezüchtigt wurden. Sie dienten gleichzeitig der Unterhaltung und verfassten Gedichte. Dabei trugen sie eine eigene Tracht.
Berühmte Pritschenmeister des 16. Jhd.s waren Leonhard Flexel und sein Sohn sowie Heinrich Wirri aus Aarau (heute: Schweiz).
Leonhard Flexel & Sohn
Veranstaltung
Die Teilnehmer des spätmittelalterlichen/frühneuzeitlichen Armbrustschießens 1560 in Stuttgart, insbesondere des Hauptschießens.
Am 23. Sept. 1560 trafen sich in Stuttgart über 800 Schützen zu einem Armbrustschießen. Die Schützen stammten überwiegend aus dem Reich und insbesondere aus Süd(west)- und Mitteldeutschland. Der Wettkampf wurde durch Herzog Christoff von Württemberg (1515 - 68) ausgerichtet.
Hauptschießen:
Datum: 25. 9. 1560, nachmittags.
Teilnehmer: 505 Schützen
Nachschießen:
Teilnehmer: 373 Schützen
Quellen
Dieser historische Moment der Lokal-und Turniergeschichte (“vor unserer Haustür”) wird in drei schönen Codices der Heidelberger Universitätsbibliothek im Detail beschrieben:Codex Palatinus Germanicus 77 (cpg)
Codex Palatinus Germanicus 78
Autor: Ulrich Erthel
Genaue Beschreibung: Dr. Karin Zimmermann,
s. Hss-Kat. (darin: Gliederung der codices)
Codex Palatinus Germanicus 325
Codex Palatinus Germanicus 836
Autor: Lienhart Flexel
Reimspruch auf das Armbrustschiessen 1560
Journal von und für Deutschland, 1786 I, S. 331 – 336
von Fischartt's glückhaftem Schiff (Uhland)
[Textbeispiele des umfangreichen Werkes folgen!]
EINE ANONYME PREDIGT VOM KLOSTERLEBEN (1)
Die Bayerische Staatsbibliothek besitzt eine Handschrift (CGM 795) die für die "Quellenfrage" von GEILERS Predigt "Von den neün früchten oder nützen aines rechten kloster lebens" sowie für das Problem seiner "Originalität" von größter Bedeutung ist. (Dies wurde weder von Kraume noch von Kurt Ruh erkannt.)
Der Kodex hat einen Umfang von 164 Blatt.
Teil 1 (fol. 1-148) ist von fünf Händen geschrieben und wird auf das Ende des 15. oder Anfang des 16. Jh. datiert.
Der zweite Teil (fol. 135-148) wurde von einer Hand geschrieben und stammt aus dem dritten Viertel des 15. Jh.
Provenienz: Augustiner-Chorherrenstift Rebdorf bei Eichstätt.
Auf fol 92r-119r findet sich eine anonyme Predigt über das Klosterleben. Der Dialekt ist bayrisch, die Schrift ist eine Bastarda (2. Hand).
Ein erster Teil dieser Handschrift (fol. 92r-107r) folgt in Inhalt und Aufbau den Predigten Geilers "Von den neün früchten..."
Bisher mußte man (nach der ausdrücklichen Zuschreibung der Schrift "Von den neün früchten..." an Geiler in der Ausgabe Augsburg 1508) davon ausgehen, daß Geiler der Verfasser ist. Durch die Münchner Handschrift wird diese Zuschreibung fraglich.
GEILER:
"Ich antwurt dir nach der maynung sancti Bernhardi/ das kain sicherer leben seye. nach gemaynem lauff/ dann in aim kloster...Sanctus Bernhardus sprichtt tuo seinen bruedern. Lieben brueder (/) es ist unns guot/ das wir hie bey ainander seyen im kloster Wann im kloster/ lebt der mensch leütterlicher Falt seltzener. Steet aus belder Wandelt behuotsamlicher. Ruowet sicherlicher Wirt betowet emsigklicher. Geseübert tzeittlicher. Stirbet sicherlicher. Und wirt belonet reilicher."
MÜNCHNER ANONYMUS:
"dieselbigen (scil. Vorteile) thut anzaigen der andechtig Bernhardus so er also spricht von einem guten geistlichen standt. es ist uns nütz und gut das wir hie send in einem geistlichen standt. wan daselbst lebt der mensch rainer. er falt seltner. er stett schneller auff. er wanderet sicherer. er ruet gewiser. er wird manigfeltiger mit genaden begossen. er stirbt mit grösserer hoffung. er werd behender purgiert. er werd höcher und manigfaltiger belonet. die ersten drey auß disen 9 nützperkaiten. ghehoren zu dem anfang eines geistlichen standts. die anderen drey dem mittel. die letzsten drey dem endt."
---
Der letzte Passus, die Unterteilung der 9 Vorteile in drei Dreiergruppen (für die "incipientes, proficientes, perficientes") fehlt bei Geiler.
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EREC
Die Bayerische Staatsbibliothek besitzt eine Handschrift (CGM 795) die für die "Quellenfrage" von GEILERS Predigt "Von den neün früchten oder nützen aines rechten kloster lebens" sowie für das Problem seiner "Originalität" von größter Bedeutung ist. (Dies wurde weder von Kraume noch von Kurt Ruh erkannt.)
Der Kodex hat einen Umfang von 164 Blatt.
Teil 1 (fol. 1-148) ist von fünf Händen geschrieben und wird auf das Ende des 15. oder Anfang des 16. Jh. datiert.
Der zweite Teil (fol. 135-148) wurde von einer Hand geschrieben und stammt aus dem dritten Viertel des 15. Jh.
Provenienz: Augustiner-Chorherrenstift Rebdorf bei Eichstätt.
Auf fol 92r-119r findet sich eine anonyme Predigt über das Klosterleben. Der Dialekt ist bayrisch, die Schrift ist eine Bastarda (2. Hand).
Ein erster Teil dieser Handschrift (fol. 92r-107r) folgt in Inhalt und Aufbau den Predigten Geilers "Von den neün früchten..."
Bisher mußte man (nach der ausdrücklichen Zuschreibung der Schrift "Von den neün früchten..." an Geiler in der Ausgabe Augsburg 1508) davon ausgehen, daß Geiler der Verfasser ist. Durch die Münchner Handschrift wird diese Zuschreibung fraglich.
GEILER:
"Ich antwurt dir nach der maynung sancti Bernhardi/ das kain sicherer leben seye. nach gemaynem lauff/ dann in aim kloster...Sanctus Bernhardus sprichtt tuo seinen bruedern. Lieben brueder (/) es ist unns guot/ das wir hie bey ainander seyen im kloster Wann im kloster/ lebt der mensch leütterlicher Falt seltzener. Steet aus belder Wandelt behuotsamlicher. Ruowet sicherlicher Wirt betowet emsigklicher. Geseübert tzeittlicher. Stirbet sicherlicher. Und wirt belonet reilicher."
MÜNCHNER ANONYMUS:
"dieselbigen (scil. Vorteile) thut anzaigen der andechtig Bernhardus so er also spricht von einem guten geistlichen standt. es ist uns nütz und gut das wir hie send in einem geistlichen standt. wan daselbst lebt der mensch rainer. er falt seltner. er stett schneller auff. er wanderet sicherer. er ruet gewiser. er wird manigfeltiger mit genaden begossen. er stirbt mit grösserer hoffung. er werd behender purgiert. er werd höcher und manigfaltiger belonet. die ersten drey auß disen 9 nützperkaiten. ghehoren zu dem anfang eines geistlichen standts. die anderen drey dem mittel. die letzsten drey dem endt."
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Der letzte Passus, die Unterteilung der 9 Vorteile in drei Dreiergruppen (für die "incipientes, proficientes, perficientes") fehlt bei Geiler.
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EREC
UNSERE PARTNERSEITEN
Abenteuer Mittelalter - Reenactment, LARP und Lagerleben:
http://www.abenteuer-mittelalter.de/
Forum Celtic Studies:
http://www.uni-trier.de/index.php?id=23039
Quellen über Kelten:
http://keltenquellen.blogspot.de/
Pädagogik:
http://www.axelbohn.de/
Abenteuer Mittelalter - Reenactment, LARP und Lagerleben:
http://www.abenteuer-mittelalter.de/
Forum Celtic Studies:
http://www.uni-trier.de/index.php?id=23039
Quellen über Kelten:
http://keltenquellen.blogspot.de/
Pädagogik:
http://www.axelbohn.de/
DER TRIFELS: DIE REICHSBURG BEI ANNWEILER (1)
Lage: über dem Annweiler Tal (auf einem steilen Kegelberg); oberes Plateau: dreigeteilter Fels, daher der Name "Trifels"
(auf demselben Bergmassiv: die Ruinen Anebos und Münz)
alte Brandgräber, Münz-und Gefäßfunde (aus vorchristlicher Zeit)
10. Jh: die Gaugrafen im Speyergau (aus dem Gechlecht der Salier) bauen eine Holzburg
KONRAD II: Bau der ersten Steinburg (s. Reste der Vorburg)
HEINRICH V: er befiehlt seinem REICHSVERWESER FRIEDRICH DEM EINÄUGIGEN (=HERZOG FRIEDRICH VON SCHWABEN) die REICHSKLEINODIEN UND-INSIGNIEN zur Verwahrung auf die Burg Trifels zu bringen (wo sie von 1125-1275 mit Unterbrechungen verbleiben)
Glanzzeit des Trifels: die Burg ist z.Z. der STAUFER "erste Burg in deutschen Landen"!
(Der berühmte Kaisersaal inspiriert WOLFRAM VON ESCHENBACH zur Schilderung der GRALSBURG im PARZIFAL.)
HEINRICH VI: Zug gegen die NORMANNEN in Unteritalien und Sizilien! (Das Heer sammelte sich am Trifels. Anführer war: MARKWARD VON ANNWEILER.
(Der Zug scheint sich gelohnt zu haben: Auf 150 Saumtieren wird 1195 der Normannenschatz auf den Trifels gebracht.)
STAUFERZEIT: vollständiger Umbau und Ausbau der Hauptburg (s. Kapellenturm)
um/ nach 1200: Ringmauern (?), Brunnenturm, größeres Burghaus in der Unterburg
1193: KÖNIG RICHARD LÖWENHERZ als Gefangener auf der Burg ("ehrenvolle Haft"; Lösegeldzahlung)
1206: PHILIPP VON SCHWABEN läßt den KÖLNER ERZBISCHOF BRUNO als Gefangener auf die Burg bringen (wo dieser "schöne Ferien" verbringen darf (über ein Jahr))
1215: die Feste gerät in die Hände von FRIEDRICH II. (neuer Palas! Übergangsstil zw. ROMANIK UND GOTIK; Südwestecke des Palas (ganz wichtig): vierschächtiger Abort)
weitere Bauelemente auf dem Plateau: Hauptturm (Wohnturm),, Tor, Kapelle, Tresorraum etc.1219: FRIEDRICH II. verleiht ANNWEILER die Stadtrechtsprivilegien
Die Kaiserburg galt als uneinnehmbar.-System von Vor-und Nebenburgen (Scharfeneck, Ramburg, Meisterseel, Neukastel (Reichsburg!), Madenburg)!
1246: ISENGARD, Gemahlin des TRUCHSESSEN PHILIPP VON FRANKENSTEIN fertigt ein INVENTAR DER REICHSKLEINODIEN an, die sie KÖNIG KONRAD IV. übergab
große Bedeutung der Burg: "Wer den TRIFELS hat, der hat das REICH."
(den widersprechen allerdings die wenigen Urkunden und Besuche deutscher Könige)
weitere Gefangene: der spätere KÖNIG OTTO IV. als Geisel; HEINRICH VII. (1234/ 5)
Mit dem Niedergang des IMPERIUMS z.Z. des INTERREGNUMS erlosch auch die Bedeutung des TRIFELS.
Letzte Bautätigkeit: HEINRICH VII überweist dem LANDVOGT IM SPEYERGAU GRAF GEORG VON VELDENZ 500 und später 1200 Heller zur Herstellung von Burg Trifels und Neukastel.
HIER ENDET DIE GESCHICHTE DER BURG TRIFELS ALS REICHSBURG.---
LIT: HANS VON MALOTKI: DER TRIFELS, eine abendländische Stätte, hrsg. vom Pfälz. Verkehrsverband, 1967.
BURGEN UND SCHLÖSSER IN DER PFALZ, ein Handbuch mit 103 Abbildungen von G. Stein, Frankf. 1976 (Kaur), S. 72-87.
---
Ganz begeistert und heimatverbunden schwärmt VON MALOTKI von dem schönen Ausblick und der Landschaft:
(die Stelle kann ich hier unmöglich übergehen)
"In der Südwestecke des Kaisersaals führt eine Wendeltreppe zur Plattform des Kapellenturms, und hier oben rundet sich das Trifelserlebnis, beginnt nach der Macht der Geschichte der Zauber der Natur zu wirken. Ströme von Licht stürzen aus der blauen Höhe in die noch vom dämmrigen Treppenaufstieg befangenen Augen, und meerhaft weit breitet sich die schöne Welt, von der uferlosen Weite der fern verschwimmenden Rheinebene bis zum Runenzug der Hochvogesen. Rings in der Runde aber liegt eine der eigenartigsten Landschaften Deutschlands, der Wasgau mit seiner roten Erde, abenteuerlichen Felsen über spitzen Tannenwipfeln, menschenferner Einsamkeit und verlorenem Falkenschrei über der weiten Herrschaft der Wälder. Der Mensch, der dort oben in einer stillen Stunde zwischen Himmel und Erde wie im Mastkorb eines Schiffes steht, kann viel erfahren, und wundersam klingt die Melodie der Trifelswelt durch die Zeiten."
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EREC
Lage: über dem Annweiler Tal (auf einem steilen Kegelberg); oberes Plateau: dreigeteilter Fels, daher der Name "Trifels"
(auf demselben Bergmassiv: die Ruinen Anebos und Münz)
alte Brandgräber, Münz-und Gefäßfunde (aus vorchristlicher Zeit)
10. Jh: die Gaugrafen im Speyergau (aus dem Gechlecht der Salier) bauen eine Holzburg
KONRAD II: Bau der ersten Steinburg (s. Reste der Vorburg)
HEINRICH V: er befiehlt seinem REICHSVERWESER FRIEDRICH DEM EINÄUGIGEN (=HERZOG FRIEDRICH VON SCHWABEN) die REICHSKLEINODIEN UND-INSIGNIEN zur Verwahrung auf die Burg Trifels zu bringen (wo sie von 1125-1275 mit Unterbrechungen verbleiben)
Glanzzeit des Trifels: die Burg ist z.Z. der STAUFER "erste Burg in deutschen Landen"!
(Der berühmte Kaisersaal inspiriert WOLFRAM VON ESCHENBACH zur Schilderung der GRALSBURG im PARZIFAL.)
HEINRICH VI: Zug gegen die NORMANNEN in Unteritalien und Sizilien! (Das Heer sammelte sich am Trifels. Anführer war: MARKWARD VON ANNWEILER.
(Der Zug scheint sich gelohnt zu haben: Auf 150 Saumtieren wird 1195 der Normannenschatz auf den Trifels gebracht.)
STAUFERZEIT: vollständiger Umbau und Ausbau der Hauptburg (s. Kapellenturm)
um/ nach 1200: Ringmauern (?), Brunnenturm, größeres Burghaus in der Unterburg
1193: KÖNIG RICHARD LÖWENHERZ als Gefangener auf der Burg ("ehrenvolle Haft"; Lösegeldzahlung)
1206: PHILIPP VON SCHWABEN läßt den KÖLNER ERZBISCHOF BRUNO als Gefangener auf die Burg bringen (wo dieser "schöne Ferien" verbringen darf (über ein Jahr))
1215: die Feste gerät in die Hände von FRIEDRICH II. (neuer Palas! Übergangsstil zw. ROMANIK UND GOTIK; Südwestecke des Palas (ganz wichtig): vierschächtiger Abort)
weitere Bauelemente auf dem Plateau: Hauptturm (Wohnturm),, Tor, Kapelle, Tresorraum etc.1219: FRIEDRICH II. verleiht ANNWEILER die Stadtrechtsprivilegien
Die Kaiserburg galt als uneinnehmbar.-System von Vor-und Nebenburgen (Scharfeneck, Ramburg, Meisterseel, Neukastel (Reichsburg!), Madenburg)!
1246: ISENGARD, Gemahlin des TRUCHSESSEN PHILIPP VON FRANKENSTEIN fertigt ein INVENTAR DER REICHSKLEINODIEN an, die sie KÖNIG KONRAD IV. übergab
große Bedeutung der Burg: "Wer den TRIFELS hat, der hat das REICH."
(den widersprechen allerdings die wenigen Urkunden und Besuche deutscher Könige)
weitere Gefangene: der spätere KÖNIG OTTO IV. als Geisel; HEINRICH VII. (1234/ 5)
Mit dem Niedergang des IMPERIUMS z.Z. des INTERREGNUMS erlosch auch die Bedeutung des TRIFELS.
Letzte Bautätigkeit: HEINRICH VII überweist dem LANDVOGT IM SPEYERGAU GRAF GEORG VON VELDENZ 500 und später 1200 Heller zur Herstellung von Burg Trifels und Neukastel.
HIER ENDET DIE GESCHICHTE DER BURG TRIFELS ALS REICHSBURG.---
LIT: HANS VON MALOTKI: DER TRIFELS, eine abendländische Stätte, hrsg. vom Pfälz. Verkehrsverband, 1967.
BURGEN UND SCHLÖSSER IN DER PFALZ, ein Handbuch mit 103 Abbildungen von G. Stein, Frankf. 1976 (Kaur), S. 72-87.
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Ganz begeistert und heimatverbunden schwärmt VON MALOTKI von dem schönen Ausblick und der Landschaft:
(die Stelle kann ich hier unmöglich übergehen)
"In der Südwestecke des Kaisersaals führt eine Wendeltreppe zur Plattform des Kapellenturms, und hier oben rundet sich das Trifelserlebnis, beginnt nach der Macht der Geschichte der Zauber der Natur zu wirken. Ströme von Licht stürzen aus der blauen Höhe in die noch vom dämmrigen Treppenaufstieg befangenen Augen, und meerhaft weit breitet sich die schöne Welt, von der uferlosen Weite der fern verschwimmenden Rheinebene bis zum Runenzug der Hochvogesen. Rings in der Runde aber liegt eine der eigenartigsten Landschaften Deutschlands, der Wasgau mit seiner roten Erde, abenteuerlichen Felsen über spitzen Tannenwipfeln, menschenferner Einsamkeit und verlorenem Falkenschrei über der weiten Herrschaft der Wälder. Der Mensch, der dort oben in einer stillen Stunde zwischen Himmel und Erde wie im Mastkorb eines Schiffes steht, kann viel erfahren, und wundersam klingt die Melodie der Trifelswelt durch die Zeiten."
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EREC
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