Donnerstag, 30. August 2018

CGM 4597: FOL. 91 R-96 R: ÜBER ABKEHR VON DER WELT (TEIL 1)

Der Kodex stammt aus dem 3. Viertel des 15. Jh. bzw. aus dem Jahr 1455; Provenienz: Pütrich-Regelhaus/ Benediktbeuren; Umfang: 173 Blatt; enthält u.a. erbauliche Traktate und Sendbriefe; Vorbesitzerin von Faszikel 2: möglicherweise Ottilia von Absberg (ca. 1448-'68 Äbtissin von Niedermünster/ Regensburg; eingeschoben: fol. 93 v-96 r: ABSAGE AN DIE FALSCHE WELT; nach B. Haage gehört die "Ansage" zur katechetischen Kleinprosa und zerfällt in einen Teil 1: engagierte metaphernreiche Schmährede auf die Falschheit der Welt-und einen Teil 2: katechetische Unterweisung in der beliebten, hier fingierten Dialogform scholastischer Traktate, untermauert durch Väter-und Bibelzitate.
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fol. 91r: Um die Frucht Gottes ewig zu genießen, soll man die Begierde von dieser Welt abwenden, damit man nicht betrogen werde! BERNHARD VON CLAIRVAUX: die Strenge (?) sei für die hart, die der Welt leben; für die Liebhaber Gottes aber eine köstliche Speise. Dieser Rat, so mag man einwenden, sei gut, aber es sei schwer, ihm nachzufolgen, denn wer kann schon die Sorge um die Kinder, das Haus u.dergl. beiseitelegen
fol. 91 v: und das, was dem Menschen zufällt, jedoch ihm entgegen ist und ihn der Liebe Gottes entzieht? Wer kann sich schon befreien von weltlicher Lust und Freude? Doch dies ist nur Ausrede der törichten Leute, denen alles zu schwer ist, was Gott betrifft. Was aber dem Leib und der Welt dient, das schätzen sie. BERNHARD und AUGUSTINUS: Wo sind die Liebhaber der Welt, die noch vor kurzem bei dir gewohnt haben, was sind sie nun oder was sind sie gewesen,
fol. 92 r: sie waren Menschen wie du, haben getrunken, gelacht, geschimpft und haben ihre Tage nach ihrem Willen vollbracht und nach ihrer Lust UND SIND VON JETZT AUF NACHHER IN DIE HÖLLE GEFAHREN!-Hier ist ihr Fleisch geblieben, DEN WÜRMERN ZUR SPEISE. Ihre Seele aber wird den höllischen Qualen übergeben. Was für einen Nutzen hat ihnen gebracht die Eitelkeit dieser Welt, fleischliche Begierde, der falsche Reichtum, großes Gesinde usw.
92 V: Wo ist dies nun alles, ihr Schimpfen, ihr Übermut, ihre Hoffart (Stolz), Tanzen, Singen, Springen. Aus wie großen Freuden sind sie in unaussprechliche Traurigkeit gekommen. Nach solcher Wollust sind sie in große Bitternis gelangt. JOH. CHRYSOSTOMUS: Seht die Gräber der Hochmütigen und derer, die ihr Leben schnöde vertan haben, NICHTS IST VON IHNEN GEBLIEBEN, das sie mitgenommen haben.
fol. 93 r: Ihre Kleider, womit sie sich geschmückt haben, um den Menschen zu gefallen, ihre Knechte, ihre Freuden, wo sind sie geblieben? Was bleibt ist Staub und Asche und die Würmer, denen sie ihr wertloses Fleisch zur Speise bereitet haben. Dies alles muß dem Menschen widerfahren, der aus Lehm und Schmutz ist und aus Erde, von der er lebt und in die er wieder kommt,
fol. 93 v: ohne daß man weiß wann, heute oder schon morgen, denn DER TOD WARTET JEDERZEIT AUF DICH UND MAN KANN IHM NICHT ENTGEHEN! Ist man aber weise, so bereitet man sich vor. BERNHARD: Falsche und schnöde Welt, was ist deine Freude und dein Vergnügen!? Es ist alles verschwunden und vergangen wie ein Schatten durch die Sonne.
fol. 94 r: Die Freude währt nicht lange. Sinn unklar: Es geht u.a. um falschen Lohn, Unstetigkeit, daß alles was versprochen ist, falsch sei,
fol. 94 v: elenden Tod, geringe Reue und Andacht.-Viele Reiche und Mächtige sind gänzlich vergessen, als ob sie nie als Menschen existiert hätten. Dank an Gott für Erleuchtung und daß er einen von den irdischen Dingen entfernt habe, die ihn seines Anblicks beraubt hätten.---
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