Donnerstag, 30. August 2018

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CGM 4597: ABKEHR VON DER WELT: EINIGE ZITATE (TEIL 3)

91 v: "entplossen der weltliche lust und freude"-"als dann der weltlichen und torenden menschen awß red ist den alles ze swär ist was got zu gehort".
92 r: "und sein in ainem augenblick gefaren zu der hell"-"hie ist peliben ir fleisch den würmen zu ainer speiß"-"doch is is seel zu geaignet den hellischen pein nicht ist peliben von ir dan aschen und stawb"-"was nucz hat in gepracht dy eitel ere diser welt, die kurcz freud dy hochmutigung der welt dy fleischlech begier der falsch reichtumb das groß gesinde".
91 v: "Johanneß mit dem gulden mund...beseche man nu aller der greber dy hie in -?- hochfertigen und snoden leben ir zeit verzert"-"ob ettwaß sey bej jn beliben das jn hat nachgefolgt das ist reichtumb schäcz unlawtikait
93 r: oder hochfart"-"auch ire klaider damit sie sich geziert haben dem menschen zu wolgefallen wo sind hin kommen ir knecht die in nachvolgten mit hofieren tanczen und springen wo ist der dasigen freud alle hin kommen"-"nichts findt man bey jn dan aschen stawb und wurmer den sie ir snodß fleisch haben beraittet"-"und mag dir und mueß alleß widerfaren wann du pist ain mensch von luem und kot von dem erdtrich pist du und lebste da von und kumbst wider dar ein"
93v: "die weil und zeit dir nit wyssent"-"ist vielleicht heut oder morgen".-
95 r: "alß ich arme tochter an het gefangen das ich wart ain tochter der tewfel und war vill bekümert mit awß wendigen dingen alß nach forschen weltlichen sachen und het kain begier zu an dachtigen wercken"-"und eytel was got zu gehoert ich het weltliche lieb gen den menschen darumb mangelt in der gottes"-"darumb beleib ich eytel und wart berawpt des trostes gotz"-"ich het ain wolgefallen an mir selb dar umb war ich o süsser got von dir geschaiden"
96 v: "darumb pelaib ich mir unbekannt".
96 r: "in dem ist doch geschriben der willen gottes und ewrer sel hayl und das ewig leben ist das ir das volpringen als got das von ainem yglichen menschen haben will"-"da er spricht will du gan in die hymel so behalt die gepot"-"wie doch das sy ain faltig und slecht ist so mag doch ain diemitigs hercz vill gutes und besserung dar aws nemen und ziehen".---
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CGM 4597: ABKEHR VON DER WELT (TEIL 2)

95: Die Autorin bezeichnet sich an dieser Stelle als Tochter des Teufels, als sie angefangen hatte. Sie habe sich auch viel um äußere Dinge gekümmert, ging weltlichen Dingen nach, hatte aber kein Streben nach Andacht. Sie sei faul darin gewesen, was Gott angeht, hatte weltliche Liebe gegenüber den Menschen, weswegen es ihr an Liebe gegen Gott mangelte. Da sie oft im Kreatürlichen etwas suchte, blieb sie im Zusatnd der Eitelkeit und Nichtigkeit.
fol. 95 v: Die Gebrechen der Menschen kannte sie besser als die eigenen und daher blieb sie sich unbekannt. In allen ihren Worten und Werken war sie ungeordnet, weswegen ihr Herz auf vielfältige Weise betrübt war und hart. Sie bezeichnet ihre Rede als überflüssig! Die Adressatin soll durch dieses Schreiben von Gott ermahnt werden, ihm zu dienen und ihn lieb zu haben. Deshalb solle sie es mit Geduld lesen.
fol. 96 r: Das Seelenheil hängt davon ab, daß man das tut, was Gott von einem will. Wenn man in den Himmel gehen will, so muß man die Gebote Gottes einhalten. Die Schreiberin sagt, daß sie sich bewußt sei, nichts Besonderes zu schenken, doch auch wenn ihre Gabe einfältig und gering sei, so könne doch ein demütiges Herz viel Gutes und Besserung daraus gewinnen.-
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CGM 4597: FOL. 91 R-96 R: ÜBER ABKEHR VON DER WELT (TEIL 1)

Der Kodex stammt aus dem 3. Viertel des 15. Jh. bzw. aus dem Jahr 1455; Provenienz: Pütrich-Regelhaus/ Benediktbeuren; Umfang: 173 Blatt; enthält u.a. erbauliche Traktate und Sendbriefe; Vorbesitzerin von Faszikel 2: möglicherweise Ottilia von Absberg (ca. 1448-'68 Äbtissin von Niedermünster/ Regensburg; eingeschoben: fol. 93 v-96 r: ABSAGE AN DIE FALSCHE WELT; nach B. Haage gehört die "Ansage" zur katechetischen Kleinprosa und zerfällt in einen Teil 1: engagierte metaphernreiche Schmährede auf die Falschheit der Welt-und einen Teil 2: katechetische Unterweisung in der beliebten, hier fingierten Dialogform scholastischer Traktate, untermauert durch Väter-und Bibelzitate.
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fol. 91r: Um die Frucht Gottes ewig zu genießen, soll man die Begierde von dieser Welt abwenden, damit man nicht betrogen werde! BERNHARD VON CLAIRVAUX: die Strenge (?) sei für die hart, die der Welt leben; für die Liebhaber Gottes aber eine köstliche Speise. Dieser Rat, so mag man einwenden, sei gut, aber es sei schwer, ihm nachzufolgen, denn wer kann schon die Sorge um die Kinder, das Haus u.dergl. beiseitelegen
fol. 91 v: und das, was dem Menschen zufällt, jedoch ihm entgegen ist und ihn der Liebe Gottes entzieht? Wer kann sich schon befreien von weltlicher Lust und Freude? Doch dies ist nur Ausrede der törichten Leute, denen alles zu schwer ist, was Gott betrifft. Was aber dem Leib und der Welt dient, das schätzen sie. BERNHARD und AUGUSTINUS: Wo sind die Liebhaber der Welt, die noch vor kurzem bei dir gewohnt haben, was sind sie nun oder was sind sie gewesen,
fol. 92 r: sie waren Menschen wie du, haben getrunken, gelacht, geschimpft und haben ihre Tage nach ihrem Willen vollbracht und nach ihrer Lust UND SIND VON JETZT AUF NACHHER IN DIE HÖLLE GEFAHREN!-Hier ist ihr Fleisch geblieben, DEN WÜRMERN ZUR SPEISE. Ihre Seele aber wird den höllischen Qualen übergeben. Was für einen Nutzen hat ihnen gebracht die Eitelkeit dieser Welt, fleischliche Begierde, der falsche Reichtum, großes Gesinde usw.
92 V: Wo ist dies nun alles, ihr Schimpfen, ihr Übermut, ihre Hoffart (Stolz), Tanzen, Singen, Springen. Aus wie großen Freuden sind sie in unaussprechliche Traurigkeit gekommen. Nach solcher Wollust sind sie in große Bitternis gelangt. JOH. CHRYSOSTOMUS: Seht die Gräber der Hochmütigen und derer, die ihr Leben schnöde vertan haben, NICHTS IST VON IHNEN GEBLIEBEN, das sie mitgenommen haben.
fol. 93 r: Ihre Kleider, womit sie sich geschmückt haben, um den Menschen zu gefallen, ihre Knechte, ihre Freuden, wo sind sie geblieben? Was bleibt ist Staub und Asche und die Würmer, denen sie ihr wertloses Fleisch zur Speise bereitet haben. Dies alles muß dem Menschen widerfahren, der aus Lehm und Schmutz ist und aus Erde, von der er lebt und in die er wieder kommt,
fol. 93 v: ohne daß man weiß wann, heute oder schon morgen, denn DER TOD WARTET JEDERZEIT AUF DICH UND MAN KANN IHM NICHT ENTGEHEN! Ist man aber weise, so bereitet man sich vor. BERNHARD: Falsche und schnöde Welt, was ist deine Freude und dein Vergnügen!? Es ist alles verschwunden und vergangen wie ein Schatten durch die Sonne.
fol. 94 r: Die Freude währt nicht lange. Sinn unklar: Es geht u.a. um falschen Lohn, Unstetigkeit, daß alles was versprochen ist, falsch sei,
fol. 94 v: elenden Tod, geringe Reue und Andacht.-Viele Reiche und Mächtige sind gänzlich vergessen, als ob sie nie als Menschen existiert hätten. Dank an Gott für Erleuchtung und daß er einen von den irdischen Dingen entfernt habe, die ihn seines Anblicks beraubt hätten.---
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Dienstag, 28. August 2018

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CGM 4597: TRAKTAT ÜBER GEWISSEN UND SÜNDEN (TEIL 4)

fol. 87 r: Es gibt dreierlei Werke:
1) die an sich gut sind, nur ein Umstand macht sie böse
2) die so übel sind, daß sie besser nicht geschähen (Ehe brechen, rauben, Angeberei, Ehre abschneiden)
3) die in der Mitte sind: "dy an jn selbß weder gut noch pöß sind alß sich jucken an dem hawpt (lies: haupt) oder ain halm auf heben".
fol. 88 r: Die bürgerlichen Sitten sind zwar gut, aber in christlicher Hinsicht oft nutzlos! Auch Ungläubige haben solche Sitten! Sie machen deswegen niemanden selig! Da die Menschen nicht alle Bücher lesen können "noch all predig mugen haim suchen", soll man Gott lieben wie es der
fol. 88 v: Hl. AUGUSTINUS tat, "so verlat (=verläßt) sy (=sie, die Menschen) got nit". Es ist auch "gar ain guts und nucz zemercken das der hoch lerer GERSON der canczler von Parviß (=Paris) setzet jn ainem sendpuch von drey warrhaiten". Wer bekennt, ist "in dem stand deß hailß".
fol. 89 r: Was zählt ist der Vorsatz: "aber ich hab guten forrsatz mich fürbaß (=künftig; oder: wirklich, unbedingt) ze hutten vor der sünden und vor der sund ursach nach meinem vermugen".  JOH. GERSON:
89 v: Wenn einer gesündigt hat, wird er dies erkennen und die drei Warheiten einhalten: "so wurd er danach solich erkennen der drey warhait pehalten wie wol er vielleicht lange zeit müst  in dem fegfewr (lies: fegfeuer) sein" (Sinn unklar!?). Man soll diese drei Warheiten bekennen, nachts, morgens und wenn man in Not ist ("in notten sey").
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FINIS

CGM 4597: TRAKTAT ÜBER GEWISSEN UND SÜNDEN (TEIL 3)

fol. 83 r: Es gibt auch das träge Unwissen, wenn man zwar gern wissen will, sich dafür aber nicht mühen möchte. Und es gibt aber auch das wollende Unwissen, wenn z.B. einer sagt: wenn ich viel weiß und kann, muß ich viel verantworten. Diese drei Arten von Unwissen entschuldigen die Sünde nicht.
fol. 83 v: Pauluszitat.-Wer aller Dinge wissen und erkennen will zu seinem Heil und dies mit Fleiß tut, der ist entschuldigt, wenn er etwas aus Einfalt tut.
fol. 84 r: BONAVENTURA und WILHELMUS PARISIENSIS: Das Unwisen des Menschen wird dadurch entschuldigt, daß man fleißig heilsame Dinge lernt, indem man Gottes Wort hört oder emsig in der Hl. Schrift liest "durch gemütliche (=im Gemüt!) betrachtung solicher guten dinge die man höret". Weiterhin daß man gern mit gottesfürchtigen Menschen über heilsame Dinge redet und sich fragt
fol. 84 v: was zu Gottes Lob führt.
3) Man hüte sich von "swären sünden" "daß er dar jnne nit lang lig". Gott straft auch durch neue Sünden die alten. So wird der Mensch ungeschickt zu guten Dingen.
4) Bitte des Menschen an Gott "das er jn erleucht in den dingen aller maist die dem hayll notdorftig sein".- ZITAT: JOH. CHRISOSTOMUS und MATTHÄUS.
fol. 85 r: Bemüht man sich, so bleibt einem nicht unerkannt, was man wissen wolle, damit man nicht aus Unwissenheit sündige. Aber: wer "sündet awß (lies: aus) gancz poßhait wissentlichen und williclichen daß ist in den hailigen geist und ist
fol. 85 v: die hertest sünd und wirt hart (=schwer) vergeben" (dann ist aus mit Vergebung!). Man sei in allem Tun und Lassen andächtig. Man soll bei jedem Werk die Umstände beachten.
fol. 86 r: Wenn man z.B. fastet, so tue man dies auf vernünftige Art: "mit den rechten umbständen jn rechter maynung (=Gesinnung) in rechtem maße und ordnung waß dem leib abgee daß dar durch der sel zu gee" (was dem Körper sozusagen abgebrochen wird, das kommt der Seele zugute). Ähnlich bei Almosen: bedenke, wieviel, was, warum, wem, wozu du gibst.
86 v: So auch bei einem jeglichen Werk! Bedenke die Umstände, die es gut machen oder nicht! Tut man etwas aus Selbstüberhebung (Prahlerei, Stolz), dann ist dies schlecht.
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CGM 4597: TRAKTAT ÜBER GEWISSEN UND SÜNDEN (TEIL 2)

fol. 78r: Das eigene Tun schätzen solche als gerecht ein, bei andern aber sind sie ungnädig und strafen sie. Es ist schwierig zu unterscheiden, ob eine Sünde tödlich oder läßlich ist.
1) Ein Mensch hat zu große Liebe zu sich oder zu einer anderen Kreatur.
78 v: Er sündigt gegen Gott, was tödlich ist. Die Selbstliebe muß klein sein!.
2) Wessen man geduldet sein will, das soll man auch bei anderen dulden ("weß du wilt vertragen sein von den menschen deß solt du sy auch vertragen und weß du wilt daß man dir tue
fol. 79 r: das solt du auch tun". Inwieweit etwas Todsünde ist, läßt sich nur schwer ermessen; es kommt auf die "umbstänt" an.
3) Wenn man etwas Böses tut (wider die Gebote oder die Gesetze der Natur) oder etwas Gutes nicht tut, dann ist das Todsünde, besonders wenn man geschworen hat oder wenn es wissentlich geschieht.
4) Wenn etwas gegen das Gewissen geschieht oder wenn man sieht, das es nicht gut ist, dann ist es Todsünde. Das Gewissen kann sich auch irren!
fol. 80 r: 5) Denkt man an eine böse, nichtige Sache, dann ist das Todsünde, auch wenn man kein Gefallen daran hat. Hat man in sich eine Nachgiebigkeit zu Werken, die tödlich sind, dann ist dies ebenfalls tödlich, auch wenn das Werk niemals geschieht!
fol. 80 v: Hat man die Geschöpfe lieber als den Schöpfer, so ist dies Todsünde. Hat man sie lieber, als man sie haben soll, aber weniger lieb als Gott, dann ist dies läßlich. THOMAS VON AQUIN wird zitiert.
fol. 81 r: BONAVENTURA: der Mensch kehrt sich durch die Todsünde von Gott ab. Es ist so, wie wenn einer zum Aufgang gehen soll, sich rumdreht und zum Untergang geht. Ein solcher "der keret sich zu ainer widerwärtigen weg"!
fol. 81 v: 3) Um ein Werk zu vollbringen, bedarf es dreier Dinge:
1) das Vermögen (Können, Macht)
2) Wissen und Verstehen (das Wie)
3) Willen
Fehlt eines davon, geschieht das Werk nicht.
82 r: Vergleich der Dreieinigkeit mit diesen drei Dingen: 1) entspricht der Allmacht Gottes, 2) seiner Weisheit, 3) der Güte des Hl. Geistes. Lustige Stelle: "wann sündest du awß (lies: aus) plödikait so ist es in (=gegen ?) got
fol. 82 v: den vater sundest du awß ainfaltichait so ist es gesünd in got den sun sündest du awß poßhait so ist eß gesünd in den hailigen geist".-Die drei Seelenkräfte, durch die wir nach der Dreieinigkeit gebildet sind: Gedächtnis, Verständnis, Wille. Wenn der Mensch tut, was er kann, dann sündigt er nicht. Gott verlangt nicht, was über das Vermögen hinausgeht. Der Mensch sündigt auch aus Einfältigkeit und Unwissen!
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CGM 4597: FOL. 72 R-89 V: TRAKTAT ÜBER GEWISSENSERFORSCHUNG UND DEN UNTERSCHIED ZWISCHEN TÖDLICHEN UND LÄSSLICHEN SÜNDEN (TEIL 1)

fol. 72 r: Was das Gewissen angeht, so befinden sich viele in großem Irrtum. Bei weltlichen Freuden und Kurzweil muß man sich in acht nehmen (übermäßige und überflüssige Gebärden, Kleidung, Schmuck). Oft straft einen das Gewissen dafür. Doch kann man sich nur schwer davon losmachen. Handeln die Leute aber anders als ihresgleichen, so werden sie geschätzt, wenn sie das Unrecht anderer strafen. So vermeinen sie  gerecht zu sein und schätzen sich selbst besser.
fol. 72 v: Die Stände der Menschen: sie sind ungleich. Es gibt geistliche und weltliche. Einer ist in der Ehe, der andere ledig, einer will heiraten, der andere nicht. Ebenso gibt es Unterschiede beim Gewissen und zwischen Todsünden und läßlichen Sünden. Es gibt verschiedene Umstände, die ein Werk gut oder schlecht machen. Zum ersten soll man wissen, daß es sieben Arten des Gewissens gibt.
1) ein zu sicheres oder füchsisches wie bei den Pharisäern, die oft große Sünden zu kleinen machen. Ein kleiner Irrtum wird durch böse Gewißheit
fol. 73 r/ v: am Ende groß. Fabel vom Fuchs, Löwen und Esel: Der Fuchs macht klein, was der Löwe getan hat, aber der Esel getan hat, der nur einen Schuh gefressen hat, das macht er groß. Genauso gibt es Leute die"gleich der fuchsischen listikait" sind, die die großen Sünden der Mächtigen kleinreden, aber die kleinen der Armen strafen. So richten die großen Diebe über die kleinen.
fol. 74r: 2) Das zweite ist das zu weite Gewissen, das nur die großen Sünden beachtet. Solche merken nicht, daß ein starkes Haus zusammenfällt, wenn man kleine Mängel übersieht. Sie sind wie Fischer mit weitmaschigen Netzen, die daher die kleinen Fische nicht fangen, die übrigens oft besser und gesünder sind. Mit zu weitem Gewissen kommt man nicht zur Vollkommenheit!
fol 74 v: Ein solches Gewissen heißt man das wölfische.- Fabel vom Wolf, der Kuh und dem Kalb.-Viele wollen sich durch ein zu weites Gewissen herausreden.
3) Die dritte Art von Gewissen ist das kleinmütige und strenge, wie es die haben, die an allem zweifeln und über alles besorgt sind. Bibelzitat: AT (Makkabäer 2).
4) Das vierte ist das ruhige. Solche sprechen oft: Gott sieht es nicht.
75 r/v: Warnung Salomons, nicht den Sünden nachzugeben (Sprüche 1). Ein solches Gewissen haben die, die nicht wissen wollen, was das Richtige ist.
5) Das böse Gewissen, das oft der Verzweiflung nahesteht. Das haben die, die immer wieder in Sünde fallen, obwohl sie es bereuen. Zitat NT (Christus spricht zu Petrus).
6) Dieses ist gut, aber nicht ruhig, sondern krank wie bei denen, die in Bitterkeit ihrer Seele gedenken, wie sie in den letzten Jahren gewesen ist. Sie empfinden den Streit zwischen Körper und Geist. Diese Menschen sind lau(warm) in ihrem Streben. Da wo keine Sünde ist, sind sie oft betrübt. Sie werden oft durch die bösen Feinde der
76 r/v: Worte bewegt oder durch die Lehren der Unweisen, die einen irre machen. Zitat NT (Korinther 8).
7) Dieses ist ruhig und gut (Zitat: "der Zwölfbote"; AT) und HUGO VON ST. VIKTOR im Buch über die Seele: ein ruhiges Gewissen ist süß.
77 r: Ein gutes Gewissen macht ein Drittel der Geistlichkeit aus; es ist eine Wohnung des Hl. Geistes.
77 v: Am jüngsten Tag kommt es ans Licht und wird wie ein Buch geöffnet. Geistliche Sünden: Hoffart, Geiz, Neid, Haß. Vergleich mit Mücken und dem "kameltier".-Das gnadenlose Gewissen ist oft sich selbst gnädig.
ENDE TEIL 1-----
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