Donnerstag, 21. Juni 2012

DIE VERSUCHUNG DES HEILIGEN BERNHARD: NACH JOHANNES EREMITA: VITA SANCTI BERNARDI, PATROLOGIA LATINA 185, SP. 549: DER VERSUCHUNG ERSTER TEIL:
Beatus Bernardus (Der heilige Bernhard) cum esset die quadam in cella sua (als er eines Tages in seiner Klosterzelle war) cum paucis discipulis (mit wenigen Schülern), et ungeret sandalia sua (und seine Sandalen "salbte"; putzte) secundum consuetudinem suam (gemäß seiner Gewohnheit), apparuit ei diabolus (erschien ihm der Teufel) in similitudinem monachi nigri (in Gestalt eines schwarzen Mönches), dicens ei (und sagte ihm): "Abba, quomodo te habes (Vater, wie geht es dir; wie befindest du dich; evtl.wie verhältst du dich)? Ego de longinquis terris veni (Ich bin von fernen Ländern gekommen; von weither) ut te viderem (um dich zu sehen), et te calceos unguentem invenio (und ich finde dich, wie du deine Schuhe "salbst"; putzt; "dich Schuhe putzend"). Non debuisses hoc facere (Du hättest das nicht machen sollen; brauchen), sed servi et ministri tui (sondern deine Knechte und Diener)." Cui respondit Vir Dei (Diesem antwortete der Mann Gottes): "Ego", inquit (Ich, sagte er), "servos non habeo (habe keine Knechte), nec volui umquam habere (und ich wollte auch niemals welche haben; "...nicht jemals..."). Filios habeo (Söhne habe ich), quos genui Christo (die ich für Christus gezeugt habe) per evangelium (durch das Evangelium), qui mihi ministrant (die mir dienen) cum magna charitate et mansuetudine(mit (in) großer Liebe) und Sanftmut); et ego illos in veritate diligo (und ich liebe jene in Wahrheit), et viam regni coelorum doceo (und ich lehre sie den Weg zum Himmelreich), humilians me ipsum (indem ich mich selbst erniedrige; mich selbst erniedrigend) exemplo summi Magistri, dicentis (nach dem Beispiel des höchsten Lehrers, der da sagt ("des Sagenden"): Qui se humiliat (Wer sich erniedrigt), exaltabitur (wird erhöht werden); (Luc. 14, 11).

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BERNHARD wurde auch DOCTOR MELLIFLUUS (der "honigfließende Lehrer") genannt. Doch er war nicht nur sanftmütig. Er hatte auch eine andere Seite: Bernhard war u.a. Klostergründer (sozusagen heiliger Manager) und Kreuzzugsprediger. Es dürfte für ihn aber kein Problem gewesen sein, beide Seiten unter einen Hut zu bekommen. Vielleicht hat er dies nicht einmal so empfunden.
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An einer Stelle im Text widerspricht er sich: Einerseits will er keine Diener haben, andererseits dienen ihm die Brüder in Liebe.
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Der Teufel hat sich für seine Versuchung den Falschen rausgesucht, denn Bernhard war religiöser Vollprofi. Andererseits bringt es dem Teufel mehr Ruhm, einen Heiligen zu Fall zu bringen, als ein kleines schwaches Mönchlein.
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Die Stelle wird verkürzt bei dem Straßburger Münsterprediger GEILER VON KAYSERSBERG (1445-1510) zitiert. Dort heißt es: "Sanctus Bernhardus der was in seim closter abt/ der selbig salbet seine schu°h/ wiewol er ir aller abt was"
Bei GEILER fehlen genaue Quellenangaben. Zunächst suchte ich in den echten Schriften Bernhards, wurde aber nicht fündig. Erst in der "Vita quarta sancti Bernardi" des JOHANNES EREMITA stieß ich auf die obenstehende lat. Quelle.
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EREC






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