Samstag, 26. Juli 2014

EXZERPT VOM GEISTLICHEN STREIT 2

89 v: sey die stärk da mit ficht menlich wann vil mer sind die mit uns sind der dye wider uns sind. Sant peter spricht wider steet dem teuffel so flieht er von euch mit dem einen willen follgen dar mit ist er uber wunden. Dein schwert daz sey das got wort daz soltu alle zeit jn deinem herzen tragen und haben do mit du uber wundest sein ret (?) und zu hant so dir die bekorung jn dein hertz kumpet so spricht du (?) teufel ich th (u?) sein nit: und mit dem schwert schlechst du jm das haubt ab daz er dich nymer mer uber wünden mag Dein sperr daz sey der stark will do mit du einer yeklichen betorung wider stest un sprich du teufel ich thu sein nicht mit dem sper stichsetu jn sein herz durch und so du es Je tueffer von herzen sprichest so die wunden ye tieffer jn sein hertz get und wir (?) daz mit einer ye(?)lichen be(?)orung dieser an dich wirfft viel gross und wie unrain die ist er wisset dich nit und thut dir keinen schaden und machet dir kain wunden die weill du mit der beschaidenhait nit verhengest wie dik (?) du aber sprichest jch thu so nit: Daz ist ein wunden jn sein hertz: Dein schult sol sein daz...Christi und sein...wan nichts ist so stark wider dem feint so du gedenkest an dye marter unsers herren Jhesu Christi so durch dich also gewapnest hast so...manlich jn den kampf verpringest daz dich der ander an fellt Dar umb solt du aber nicht verzagen wan ye lenger du streistest ye...du streiten lernest: und ye di...du gesigest ye manhaffter du wirst zu dem streit und ein yettlichen sig den du gewinnest wirt dir geschriben jn das puch des lebens wie...der syg. du...riter gots dar um verzag nit ob du vielleicht von deiner un...wirst nider geschlagen Sunder stant wider auf an den streit: wan die geschrifft spricht: der gerecht fellt siben mall jm tag
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Aufruf St. Peters, dem Teufel zu widerstehen-folgt man ihm nicht, so ist er bereits überwunden-das Schwert=das Wort Gottes-dieses trägt man im Herzen und überwindet damit die Ratschläge des Teufels-schließlich schlägt man ihm mit dem Schwert den Kopf ab-der Speer=der starke Wille-mit dem Speer durchsticht man das Herz des Teufels-er hat nun keine Macht mehr und kann nicht mehr schaden-der Gedanke an die Martern Jesu stärkt den Kämpfer-man darf niemals verzagen-die Länge des Streites dient der Übung-je mehr man siegt, umso kampftauglicher wird man-Aussicht auf Belohnung: jeder Sieg wird einem ins Lebensbuch eingetragen-Aufruf, immer wieder aufzustehen-Bibelzitat: der Gerechte fällt sieben mal etc.
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EXZERPT AUS DEM TRAKTAT VOM GEISTLICHEN STREIT 1

Zwischen einem Ritter und einem Gottesmann gibt es mehr Gemeinsamkeiten, als man denkt. Der Ritter streitet in der Welt gegen die Feinde (auch der Christenheit) und der Mann Gottes ficht einen geistlichen Streit gegen den Widersacher, der sich in der Welt, aber auch im Inneren des Menschen manifestiert. Der anonyme Traktat vom geistlichen Streit gibt hiervon Kunde. Leider ergaben sich bei der Entzifferung viele unleserliche Stellen, die ich vorsichtigerweise offengelassen habe. Wer möchte, kann mir dabei helfen, die Lücken zu füllen.
CGM (CODEX GERMANICUS MONACENSIS) 795, 89 r-91v:
89 r: Wann du der wellt wider gesagt hast Als wir vor gelert haben und dem fleisch und dem teuffel So solt du wisen daz auch sy sich wider dich sec(?)zen mit feintlichem kampf  Da von solt du gen diesen dreyen feinten besameln drey freint in drey geordnet schar: Daz sind alle dein sinn Alle dein begird alle dein gedank gen in (?) zu vechten so get es aller erst an die not (?) So bedarffst du woll gottes ritter und seiner kempfer daz du dich allso verstest wan welicher riter verkenet (?) vechten will: der entpfecht (?) manige grosse wunden und schlag zu dem ersten. sol dein helm sein die gotes vorchts und hoffnung. Daz du nymermer verzeiffelst. sunder auf in mit starkem herzen vechten und mit ganzer (?) zu versicht. wanner...der j....ruefft von herzen Auch spricht...Alber (?) zu allen den sie jn streit sind Gehabt euch woll jch han die wellt uberwunden: Ir miget sy auch uberwinden wan jch bin mit euch jn der...: Ich wil euch wider erlossen und wil...und...Da wirt nemandt...der erlich streit Da von...rittergots...jren streit mügent uber winden und on kampff gesigen...dein...streit...mennlich an deinem kampf daz dir dar pei sey der...kan uber wunden zu hant....wider dein...und...so berait sich got selbst mit hilff jn deinem kampf mit allen seinen heiligen die sind da pey di...zu helffen und alle heiligen enge (?)n: für dich und dir wirt der sig gegeben Darumb...disem hellen und siche...und sicherlichen wan der kampf sein ist (?) und nicht dein hellen und auch dein p...sey ganz einfeltiger gelauben den...jn deinem hertzen jn...und...werken---dem...daz....Dein gerech(?)-
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Nachdem man sich also der Welt, dem Fleisch und dem Teufel widersetzt hat, bekämpfen diese den Menschen. Gegen diese drei Feinde soll man drei Freunde um sich sammeln: die Sinne, Begierden, Gedanken (?). Dazu bedarf man: Gottes Ritter und seiner Kämpfer. Doch wer kämpft, empfängt auch viele Wunden und Schläge. 1.) Der Helm sei Gottesfurcht und Hoffnung. Man soll nicht verzweiffeln (also kleinmütig werden) und mit Zuversicht fechten!

Sonntag, 20. Juli 2014

JOHANN VON SALISBURY (um1115-80)

Treuer Anhänger und Sekretär des THOMAS BECKET; verließ England nach dessen Ermordung (war wohl gesünder so!). Wurde 1176 Bischof von CHARTRES.
Werke: METALOGICON (Einfluß des ARISTOTELES)
            POLICRATICUS ("Kirche als Organ des sozialen und politischen Pluralismus und als Bollwerk 
                                           gegen die königliche Despotie")
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"In seinen Erinnerungen an die Zeit an der Kurie gibt J. ein detailliertes Bild der Periode."
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Werk: R. L. POOLE (Hg.), 1927; H. LIEBESCHÜTZ: Medieval Humanism in the Life and Writings of John of Salisbury, 1950.
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Quelle: ARYEH GRABOIS: ENZYKLOPÄDIE DES MITTELALTERS, Edition Atlantis, Zürich, Frankfurt.

Donnerstag, 10. Juli 2014

DIE HELDEN DES NIBELUNGENLIEDES JAGTEN BEI HÜTTENFELD

Im NIBELUNGENLIED, 16. Aventiure (Wie Sifrit erslagen wart), lesen wir, daß GUNTHER, HAGEN, SIEGFRIED und andere BUGUNDER zusammen auf die Jagd gingen. JUL. R. DIETRICH stellt in seinem Buch "DER DICHTER DES NIBELUNGENLIEDES" die These auf, daß sich die legendäre Jagd der BURGUNDER zwischen Lorsch, Heppenheim, Viernheim und Weinheim in der Umgebung des heutigen HÜTTENFELD zugetragen haben soll. Dieser Meinung schließt sich auch ELSE HANF an in ihrer lesenswerten wie amüsanten vierteiligen Broschüre "NOCH E BISSLCHE EBBES VUN DE 'HÜTT', Wissenswertes über Hüttenfeld in Wort und Bild".
FRAU HANF (geb. DELP) geht zunächst von der Frage aus, wo der sog. WASGENWALD lag. Dort nämlich hat die sagenhafte Jagd stattgefunden. FRAU HANF folgert nun, daß dieser Wald nicht allzuweit von WORMS entfernt gewesen sein konnte, denn schon am Abend waren ja die BURGUNDER wieder zurück. Daher scheiden linksrheinische Gebirge wie Vogesen, Hardt, Pfälzerwald oder der Reichswald bei Kaiserslautern aus, zumal diese Gebirge niemals WASGENWALD geheißen haben, sondern "mons nemus forastum, silva Vogesus, Vosagus, Wasagus, Wosago" und zudem der Name "Vogesen" vorgermanisch sei. (Allerdings muß ich hier einwenden, daß vor allem die Bezeichnungen "Wasagus" und "Wosago" eine gewisse Ähnlichkeit mit "Wasgenwald" haben.
FR. HANF weist nun darauf hin, daß der Name "WASGENWALD" "gut deutsch" sei. Er bezeichne "einen mit WASEN, d.h. mit grünen Rasenflächen, Auen oder Wiesen durchsetzten Niederungswald auf Moorboden". Dies treffe auf die Ufergebiete der WESCHNITZ (WASENITZ; WECHENSE; WESCHENZ) ganz besonders zu. Der sog. HAGENWÖRTH wird von zwei Weschnitzarmen gebildet. Dort sei der Ausgangspunkt der Jagd gewesen, die sich bis Weinheim und Viernheim hinzog. Auch der Name des alten Jagdschlosses "WASSERBIBLOS" (Wassunbibelos) spreche dafür.
SIEGFRIED wurde bei OTENHEIM vor dem Odenwald (!) erschlagen. Es kann aus o.g. Gründen nicht im Odenwald gelegen haben wie z.B. bei Grasellenbach, wo heute der Siegfriedsbrunnen ist. FR. HANF glaubt nun, daß OTENHEIM zwischen WORMS und ODENWALD lag. Die Verbindung zwischen beiden Punkten war die ALTE RÖMERSTRASSE, die am ehemaligen Lorscher See und dem Seehof vorbeiführte. Dort wurden Grundmauern einer frühromanischen Kirche, eine Klosteranlage und Reste einer römischen Villa ausgegraben (1904). Um 900 n. ließ eine edle Frau namens URTE VON SCHAUENBURG aus Resten der Villa einen Edelhof bauen. Um den Hof bildete sich allmählich eine Ansiedlung. Das Dorf erhielt nun seinen Namen OTENHEIM nach der Edelfrau. In den Wirren des 30jährigen Krieges ist es wohl untergegangen. FRAU URTE gründete auch das kleine Kloster.
Sammelpunkt nach der Jagd war der sog. "SPESSERT". Ein Zinsbuch des 15. J. erwähnt eine Flur dieses Namens am sog. Malchenberg. Dazu paßt gut, daß sich HAGEN dafür entschuldigt, den Wein dorthin geschickt zu haben, da er davon ausging, daß die Jagd dort stattfinde. FREIHERR von SCHWEINSBERG lokalisiert den SPESSERT auf der Grenze zwischen Viernheim und Hemsbach. Doch bis heute fehlt der letztendliche Beweis, wo der SPESSERT lag. FR. HANF hält es allerdings für möglich, daß die Wiesen und Äcker der VIERNHEIMER "SPITZ", auch "SPISSARTÄCKER" und "SPISSARTWIESEN" genannt, mit dem sagenhaften SPESSERT identisch sein könnten. Das Gelände ist "eine unbebaubare, mit hartem Gras überwucherte Wiesenstelle" (Spessert ist eine wasserundurchlässige Bodenart).
HAGEN ließ nun den Wein im Spessert liegen. Also gehen SIEGFRIED, GUNTHER und HAGEN zu einer Quelle. Dort ersticht HAGEN den SIEGFRIED hinterrücks. Wo lag die Quelle? Am Rand des Odenwaldes und in den Riedwäldern gibt es sehr viele Quellen. FR. HANF berichtet von einem Brunnen im Viernheimer Wald, bei dem ein mächtiger Eichenbaum (!) stand. Der Brunnen wurde OCHSENBRUNNEN genannt und ist heute verschüttet ("von einem geschichtslos gewordenen Geschlecht", wie FR. HANF hinzufügt).
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Gunther und Hagene,-die recken vil balt,
lobten mit untriuwen-ein pirsen in den walt.
mit ir scharpfen geren- si wolden jagen swin,
bern unde wisende:- waz mohte kueners gesin?
(16. Aventiure, Anfang, Strophe 916)