Sonntag, 17. März 2013

KARL EDWARD WAGNER: SING NOCH EINMAL VON VALDESE: SUMMARY

Die 1976 publizierte Geschichte "SING A LAST SONG OF VALDESE" ist "die Geschichte einer späten, sehr blutigen Rache."
(K. E. WAGNER: KANE, DER VERFLUCHTE, Bergisch Gladbach, 1991 (Bastei-Lübbe), Nachwort: S. 691. Der Originaltitel lautet: DEATH ANGEL'S SHADOW/ NIGHT WINDS/ DARK CRUSADE.)
1.) DAS MÄDCHEN UNTER DER EICHE
INCIPIT: "'Reverend! Wartet einen Augenblick!'
Der stämmige Priester zügelte sein Pferd in einer Wolke aufgewirbelten Herbstlaubes. Schwielige Finger tasteten nach dem blanken Griff des Schwertes, während der von einer Kapuze verhüllte Kopf sich in Richtung des Rufes vorbeugte."
So beginnt die hervorragende Fantasy-Story "SING NOCH EINMAL VON VALDESE". Ein Priester zu Pferd trifft an einer Weggabelung eine geheimnisumwitterte junge Frau. Der Reiter ist kein gewöhnlicher Priester, denn er trägt ein Schwert. Das Mädchen begrüßt ihn:
"'Ihr reitet so schnell in den Abend, Reverend.'
'Die Schatten werden schon länger, und ich habe noch ein gutes Stück vor mir, wenn ich den nächsten Gasthof vor Einbruch der Nacht erreichen will.'"
Das Mädchen erklärt daraufhin dem Reiter, daß es einen Gasthof in der Nähe gebe. Der Reiter wendet ein, daß der Gasthof schon lange verlassen sei, worauf ihm das Mädchen mitteilt, daß dieser vor kurzer Zeit wieder geöffnet worden sei. Das Mädchen bettelt den Priester an, sie mitzunehmen, doch beide haben verschiedene Wege. Der Priester will nach Carrasahl, während das Mädchen nach Rader möchte. Doch das Mädchen läßt nicht locker:
"'Ich würde dafür sorgen, daß Ihr eine sehr angenehme Nacht in Valds Herberge verbringt, Reverend.' Verführung und Hexerei lag in den Worten. Das Brusttuch öffnete sich und enthüllte große, volle Brüste."
(gute Argumente!)
Doch dieser bleibt hart:
"'Die Verlockungen des lüsternen Fleisches sind nichts für einen Priester des Thoem', intonierte er."
Da zeigt sich das Mädchen ganz plötzlich von einer anderen Seite.Verärgert schlägt es nach dem Kopf des Pferdes, das durchgeht und den Reiter abwirft. Das Pferd galoppiert nach Rader. Mit höhnischem Gelächter läuft das Mädchen hinterher.
Der Priester, der sich den Fuß verstaucht hat, flucht blasphemisch.
Spätestens hier wird klar, daß sowohl der Priester als auch das Mädchen nicht das sind, was sie zu sein scheinen.
2.) DIE HERBERGE AM WEGESRAND
Der Priester erreicht nun humpelnd Valds Herberge. Zunächst will ihn der etwas seltsame Wirt abweisen. Wieder reagiert der Priester "unpriesterlich":
"Die große Faust des Priesters schob sich in den Spalt."
Eine Stimme im Inneren befiehlt dem Wirt, den Gast einzulassen. Es handelt sich um einen hohen Geistlichen des Thoem, der sich Passlo nennt. Es entwickelt sich eine theologische Debatte. Auf die Frage, was mit Häretikern zu geschehen habe, erwidert der Priester, man solle sie alle hinrichten.
"Der Abt klopfte ihm auf die Schulter. 'Ausgezeichnet...Ich sehe einen Abend erfreulicher theologischer Diskussionen voraus.'"
Neben dem Hohepriester sind noch weitere Personen anwesend: Claesna, ein Gelehrter, ein brutal aussehender Schwertkämpfer und sein Gefangener, der ein blutrünstiger Wegelagerer ist, ein grotesk fetter Kaufmann und sein Begleiter. Im Raum darüber: Die Frau des Kaufmanns, die gerade gebärt, ohne daß es den fetten Kaufmann interessiert.
Um die Stimmung etwas aufzulockern, befiehlt der Wirt seinem Hauszwerg Wein zu holen und den Gästen aufzuspielen.
3.) KENNT IHR DAS LIED VON BALDESE?
Geschichten werden erzählt. Eine Geschichte handelt von KANE, der schon seit langen Zeiten tot sein soll. Einer der Gäste erklärt dem Priester:
"'Ein Glück für Euch, daß Ihr nicht VALDESE getroffen habt, als Ihr durch die Dunkelheit hierher gehumpelt seid.'
'VALDESE?'
'Eine LAMIE, Reverend', erklärte der Herbergswirt. 'Ein sehr schöner Geist ist diese VALDESE-und ein sehr böser. Die Legende erzählt, daß sie diesen Bergweg in den Nächten heimsucht. Sie lockt die Wanderer in ihre Arme und läßt sie blutleer unter dem Mond zurück.'"
Dann singt der Zwerg das Lied von VALDESE. Diese, so erfahren wir, war eine schöne Maid. Ihr Vater hatte eine Herberge am Wegesrand. Sechs Freier hielten um ihre Hand an, doch sie wies sie ab, denn sie war schon vergeben. Als Ihr Verlobter nach sieben Jahren von einer geheimen Schule zurückkam, brachten die Freier ihn grausam um und vergewaltigten VALDESE.
"'Nun liegt VALDESE unter dem kalten Moos
Und ihr Geist sucht den Wanderer heim-
Doch ihr Liebster verschwor sich dem Grauen Lord,
Für sieben mal sieben Jahr'."
"'Korjonos? Hieß so der junge Zauberer?' erkundigte sich der Priester.
Claesna biß auf das Mundstück seiner Pfeife. 'Ja, ich glaube, das war sein Name. Die Ballade geht auf eine wahre Begebenheit zurück. Muß vor einem guten Jahrhundert passiert sein, soviel ich weiß.'
'Nicht ganz', berichtigte ihn der Wirt, 'keine fünfzig Jahre ist das alles her. Und es ereignete sich in der Nähe.'
...'So ist es. Genauer gesagt, es geschah hier in dieser Herberge.'"
Doch der junge Zauberer war nicht wirklich tot. Da er sich für 49 Jahre dem Grauen Lord verschrieben hatte, konnte ihm in dieser Zeit der Tod nichts anhaben.
Plötzlich fällt es Claesna wie Schuppen von den Augen:
"'Bei den Göttern! Begreift ihr denn nicht? Es ist fast fünfzig Jahre her, und unsere Namen und Gesichter waren damals anders als heute. Aber mir kamen schon die ganze Zeit einige eurer Gesichter bekannt vor! Leugnet es nicht länger! Es ist kein Zufall, daß wir alle sechs heute nacht zu dieser Herberge zurückgekommen sind. Zauberei hat uns hierher geführt. Aber wer.'"
Da lächelt der Herbergswirt. Er streift seine Handschuhe ab und entblößt seine Stümpfe, an denen künstliche Hände befestigt sind. Dann zieht er sich das Fleisch vom Gesicht...
"'Siebenmal sieben Jahre', zischte Korjonos. 'So lange habe ich für heute geplant. Ich habe euer Leben geformt vom Tag eures Verbrechens an, habe euch fett werden lassen wie Schlachtvieh, habe euch ein erfolgreiches Leben gelassen, für diesen einen Tag, an dem ihr bezahlen sollt, wie noch nie ein Mensch bezahlt hat!
'Callistratis (=der Priester)', rief er zur Seite, 'dies hat nichts mit Euch zu tun. Ich weiß nicht, wie Ihr hierher gefunden habt. Aber geht jetzt, solange Ihr noch könnt.'"
Doch einer der Gäste tötet den Zwerg mit dem Dolch, wodurch der Bann gebrochen ist. Als die Anwesenden nach draußen flüchten wollen, fiel die Kapuze des Priesters zurück und entblößte sein Gesicht. Da sahen sie, daß es KANE war.
"Hände fuhren zu den Schwertgriffen, aber schon hing der süße, staubige Geruch uralten Verfalls in der Luft."
Auf der Schwelle erschien der Graue Lord.
Als KANE wieder zu sich kam, befand er sich im Inneren einer verfallenen Ruine. Am Nachthimmel sah er eine graue Gestalt mit sieben anderen, die ihr an unsichtbaren Ketten folgten. Ein Mädchen versuchte diese einzuholen. Den letzten nahm sie schließlich bei der Hand und zog ihn weg.
---
SIR R