Donnerstag, 21. November 2013

WER WAREN DIE HERMUNDUREN?


Vielfach wurde der Name der THÜRINGER von dem der HERMUNDUREN abgeleitet, doch dies gilt mittlerweile als umstritten. Leider kann man keinen "alten" Thüringer mehr fragen. Ein gewisser LUDWIG SCHMIDT hält die keltischen TEURIER für die Namensgeber. So lebe auch der Name der keltischen BOJER in den BAJUWAREN weiter. Doch auch Schmidt war damals nicht dabei.
Jedenfalls gilt als gesichert, daß die HERMUNDUREN den Hauptbestandteil der THÜRINGER stellen. Hinzu kamen ANGELN und WARNEN aus Schleswig.
Die HERMUNDUREN lassen sich archäologisch bis ins 1. Jh. v. Chr. zurückverfolgen. Man fand Spuren derselben zwischen Altmark und Harzvorland. STRABO berichtet, daß der Stamm um Christi Geburt an den Ufern der Elbe wohnte. PTOLEMÄUS schreibt, daß sich ihre Heimat zwischen Thüringer Wald und Lausitzer Bergland befindet. 58. v. Chr. gab es jedenfalls Ärger: Da kämpften die HERMUNDUREN mit den CHATTEN um irgendwelche Salzquellen, die, so vermutet man, an der Werra lagen. In den ersten Jahrhunderten nach Christus deckte sich ihr Siedlungsraum ungefähr mit dem heutigen Thüringen. Dort hielten sie sich wacker ohne "expansive Gelüste". Dann kam die Völkerwanderung, und es wurde unruhig. Auch die HERMUNDUREN ergriff die allgemeine Unrast, und so finden wir einige von ihnen unter den Fahnen ATTILAS! Der scheint ihnen einiges beigebracht zu haben, denn um 480 n. überfielen sie Passau und räumten es leer.
So mancher HERMUNDURE wird Jahre später noch am heimatlichen Herdfeuer in Erinnerungen geschwelgt haben:
"Weißt du noch, wie wir damals Passau überfielen? Da waren wir noch jung und fit. Wir hatten eine gute Zeit."
Damals hatten die HERMUNDUREN den Zenit ihrer Macht erreicht. Ihr Siedlungsgebiet erstreckte sich nun von der Werra bis zur Elbe und von der Aller bis zur Oker (wo auch immer das ist). Doch blieb auch in den chaotischen Zeiten der Völkerwanderung die Seßhaftigkeit das bestimmende Merkmal der HERMUNDUREN. Auch im Kunsthandwerk zeigten sie einen Hang zur Beständigkeit. Es ist eindeutig germanisch und wirkt ein wenig provinziell. Ausnahmen stellen die Fibeln von Mühlhausen und Weimar dar. Die  "Reitersteine von Hornhausen" (um 700) sind ihr erstes Werk, das überregional von Bedeutung ist.
529 n. war dann Schluß mit der Gemütlichkeit: Ein merowingisches Heer drang nach Thüringen ein. Man schlug einen Tag aufeinander ein. Ergebnis: Null!
2 Jahre nach diesen Ereignissen versuchten es die Brüder THEUDERICH und CHLOTAR (unter Mithilfe der SACHSEN). Ergebnis: Alle THÜRINGER tot! Doch die Brüder zerstritten sich bei der Beuteverteilung. Besonders bei der schönen Prinzessin RADEGUNDE wurden sie sich nicht einig. Dies verschaffte König HERMINAFRIED etwas Luft, so daß er noch einige Jahre als Schattenkönig vegetieren konnte.
THEUDERICH hatte jedoch keine Lust auf einen weiteren anstrengenden und teuren Feldzug. Er lud den König in allen Ehren zu sich ein und gab ihm sein Ehrenwort, daß ihm nichts passieren werde. Doch HERMINAFRIED wurde von einem Unbekannten von einer Mauer gestoßen. Traue niemand! Das kann man bei GREGOR VON TOURS nachlesen. RADEGUNDE heiratete CHLOTAR, was ihn nicht hinderte, ihren Bruder zu meucheln. Der Mann hatte Familiensinn. Dann wurde Thüringen aufgeteilt: der Norden für die SACHSEN, den Rest für die FRANKEN. Die nächsten hundert Jahre liegen in geschichtlichem Dunkel. Es gelang den Thüringern, eine gewisse Unabhängigkeit zu wahren. Viele dienten sogar im Heer der FRANKEN. Es gab außerdem gemeinsame Interessen: Der Kampf gegen die SLAWEN. Doch im 7 Jh. besiegte der WENDENKÖNIG SAMO ein Heer bestehend aus FANKEN und SACHSEN.  Ca. 630 n. wurde dann der Franke RADULF von König DAGOBERT zum Herzog von THÜRINGEN ernannt. Doch dieser rebellierte bald gegen die Zentralgewalt.
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Quelle: RUDOLF PÖRTNER: DIE ERBEN ROMS, Städte und Stätten des deutschen Früh-Mittelalters, Droemer Knaur, München 1974, S. 194-197.
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ARMINIUS

Montag, 18. November 2013

DIE WIKINGER: RACHE UND VOLLRAUSCH

In den Sagas wird von ca. 500 Fehden berichtet. Sicher war die Zahl der Fehden, die wirklich stattfanden, um ein Vielfaches höher. Nur ungefähr 30 konnten auf dem THING friedlich beigelegt werden.
Vergeltung wurde geradezu zelebriert. Es galt eine Art von Rachegebot. Dabei war kein Opfer zu groß. Selbst weite Reisen bis nach Grönland und Byzanz wurden unternommen, um jemandem etwas heimzuzahlen. Sogar eine gelungene Vergeltung nach vielen Jahren wurde öffentlich gebilligt. Eine spontane Vergeltung war gut, aber noch viel besser war eine lange geplante Rache.
RACHE IST "BLUTWURSCHT"!
Es wurde nicht nur viel gerächt im Reiche der Wikinger, sondern auch viel gesoffen. Rache und Vollrausch galten als rituelle Akte. Trinken hob das Lebensgefühl und gehörte dem magischen Bereich an. Je mehr Met floß, umso näher war man den alten Säufern in WALHALL. Mindestens 2-3 Vollräusche pro Jahr mußten drin sein! Dazu versammelte man sich zum "blot", einer irdischen Ausgabe des immerwährenden Totalbesäufnisses in WALHALL.
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1980 besuchte mich mein "Wikingerfreund" Jostein E. in meiner Studentenbude in Heppenheim. Er hatte eine Reisetasche "Öl" bei sich. Wir ließen keine Flasche übrig und waren göttlich betrunken.
Ich hoffe, wir sehen uns in WALHALL wieder (See you in Valhalla, my friend.). Dann können wir endlich weitertrinken.
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Höhöhö!
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Quelle: R. PÖRTNER: DIE WIKINGER SAGA, Knaur, München 1975, S. 92 f.
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RAGNAR

BATTLE OF THE NATIONS

www.vollkontaktkampf.at

Battle of the Nations

Hier werden Turniere veranstaltet, das Brauchtum gepflegt und Helme schweren Belastungstests unterzogen.
"Battle of the Nations" ist eine Weltmeisterschaft für HMB (Historical Medieval Battle), die seit 2010 jährlich durchgefährt wird und 2014 in Trogir in Kroatien stattfinden wird. 2013 waren die Kämpfe in Aigues-Mortes in Frankreich.
An diesen Kämpfen nehmen spätmittelalterlich gewandete Kämpfer verschiedener Nationen teil, auch aus dem fernen Osten (Japan). Die Zahl der teilnehmenden Nationalen stieg schnell an. Gekämpft wird in verschiedenen Disziplinen einschliesslich Buhurt, also "Alle gegen alle". Bislang dominierte Russland das Turnier klar. Das Team der USA nimmt seit 2012 an den Kämpfen teil und rekrutiert einen Teil seiner Recken aus der Society for Creative Anacronism (SCA).


Donnerstag, 14. November 2013

ABSCHWÖREN? NIEMALS!

In altdeutscher Zeit wurden die Germanen von Missionaren bekehrt. Man brachte sie sozusagen "auf den rechten Weg" (oder was man dafür hielt), der aus der Dunkelheit ins Licht führen sollte.  Nachdem die Pfaffen einen beschwatzt und gelöchert hatten, mußte man ein inquisitorisches Interrogatorium über sich ergehen lassen. Das Ganze nannte sich dann Taufgelöbnis. Kaum hatte man alles nachgeplappert, war auch schon aus dem argen Heiden ein frommes Lamm geworden. Und fertig war der bekehrte Christ. Amen.
Das Prozedere lief fast immer nach demselben Muster ab:
Interrogatio sacerdotis:
Forsachistu diabolae?
et respondet: ec forsacho diabolae.
end allum diobolgelde?
respondet: end ec forsacho allum diobolgeldae.
end allum dioboles uuercum?
respondet: end ec forsacho allum dioboles uuercum and uuordum, THUNAER ende UUODEN ende SAXNOTE ende allum them unholdum the hira genotas sint.
gelobistu in got alamechtigan fadaer.
ec gelobo in got alamechtigan fadaer.
gelobistu in Crist gotes suno.
ec gelobo in Crist gotes suno.
gelobistu in halogan gast?
ec gelobo in halogan gast.
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Besonders mit den letzten zwei Zeilen wußte der einfache Germane nicht viel anzufangen. "Spiritus sanctus"=der heilige Geist hatte für ihn die Bedeutung "heiles, unverletztes Gespenst oder Schreckbild" (vgl. engl. ghost). Und sowas sollte man anbeten?
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(NIEDERDEUTSCHES TAUFGELÖBNIS; Cod. Palat. Lat. 577, Biblioteca Vaticana; dazu u.a. W. Foerste: Untersuchungen zur westfälischen Sprache des 9. Jh.s (1950), S. 90 ff.)
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Wie man sieht, war das Vorgehen der "monks" nicht gerade sensibel. Man muß sich das mal vorstellen! Da kamen irgendwelche Kuttenträger daher, die auch noch schlechtes Latein sprachen, und erwarteten in ihrer "sancta simplicitas", daß man jahrhundertalte (gewachsene) Traditionen von heute auf morgen so einfach über Bord wirft. Die alten Schlachtengötter der Germanen sollten auf einmal allesamt "Unholde" sein, denen man abzuschwören hat. Nur noch der christliche Gott solle gelten. Nulla salus extra ecclesia! Bei Licht betrachtet, zeugt dieses Vorgehen von äußerster Härte und Kompromißlosigkeit in der Sache. Dies wußten jedoch die schlauen "monks" geschickt hinter ihrem frommen Getue zu verbergen. Und mit Rhetorik, Versprechungen und Drohungen gingen sie dann auf Seelenfang.
Doch manch' Mönchlein traf der ZORN von THOR, WOTAN und SAXNOT, manch ein "monk" wurde von THORS HAMMER MIÖLNIR zerschmettert!
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THOR, the hammer.
Ihr seid gewarnt!




Sonntag, 10. November 2013

BERNARD CORNWELL: SIE KOMMEN!



UHTRED: Prolog, Northumbrien, 866-867 A.D.: Sie kommen!---
-Und da sah ich sie.
Drei Schiffe.
In meiner Erinnerung gleiten sie aus einer Nebelbank hervor, was vielleicht auch so war, doch Erinnerungen sind trügerisch, und meine anderen Bilder jenes Tages zeigen einen klaren wolkenlosen Himmel. Es gab also vielleicht gar keinen Nebel, doch mir ist so, als seien die drei Schiffe plötzlich wie aus dem Nichts von Süden her aufgetaucht.
Prächtige Langschiffe. Schwerelos schienen sie auf dem Wasser zu schweben, und ihre Ruder teilten die Wellen...Die Sonne glitzerte auf den feuchten Ruderblättern, die, wenn sie durchs Wasser gezogen wurden, die Schiffe nach vorn schnellen ließen. Ich war gebannt von ihrem Anblick.
Bernard Cornwell: Das letzte Königreich
Die Wikinger tauchten oft völlig überraschend aus dem Nichts auf. Allein schon ihr Auftreten löste namenlosen Schrecken aus! Schwertzeit, Beilzeit.
Die "lustigen" Kaperfahrten der Nordmänner  waren vor allem ein einträgliches Geschäft.. Es gab viel zu holen: Städte, Burgen, Kirchen, Klöster, Nonnen. Auch Lösegeld und Tribute verachtete man nicht.
Leider gibt es heute keine derartigen Jobs vom Arbeitsamt. Würde mich gleich freiwillig melden.
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HÖHÖ!

BERNARD CORNWELL: EIN MANN TANZT AUF DEN RUDERN...


-Das Schiff an der Spitze hatte auf beiden Seiten zwölf Ruder. Es war noch gut zehn Längen von der Küste entfernt, als ein Mann an der Seite herabkletterte und wie ein Tänzer von einem Ruderschaft auf den nächsten sprang, wobei er auch noch ein schweres Kettenhemd und ein gezücktes Schwert trug. Wir beteten darum, daß er ins Wasser stürzte, was natürlich nicht geschah. Er hatte helle, sehr lange Haare, und als er die gesamte Länge der Ruderbank abgeschritten hatte, machte er kehrt und lief über die Schäfte zurück.
B. Cornwell: Das letzte Königreich
 Der Tanz auf den Rudern symbolisiert Überlegenheit und Leichtigkeit. Aus diesem Gefühl heraus agierten die Wikinger. Sie waren sich ihrer Wirkung bewußt. Dagegen auf der Seite der Burgbesatzung: lähmender Schrecken.
Alles reine Kopfsache!
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Römpömpöm!

BERNARD CORNWELL: DAS LEBEN OHNE DIE PRIESTER


-Der Hammer war das Zeichen von Thor, dem dänischen Gott, der fast so wichtig war wie Wotan, der bei den Dänen Odin hieß. Ich fragte mich manchmal, ob Thor vielleicht der bedeutendere Gott war. Doch eine Antwort darauf konnte mir niemand geben, denn es gab keine Priester bei den Dänen, was mir gefiel, denn Priester sagten einem immer nur, was man zu tun und zu lassen hatte, quälten einen mit ihren Lektionen und forderten einen ständig zum Beten auf. Das Leben ohne sie war viel angenehmer. Die Dänen nahmen ihre Götter anscheinend weniger wichtig, obwohl fast jeder Thors Hammer trug.
B. Cornwell: Das letzte Königreich
Wer schon einmal Priester-in meiner Familie selbsternannte-auf dem Hals hatte, dem ist dies aus tiefstem Herzen heraus gesprochen.
Die Wikinger wollten Beute machen und saufen, nicht beten und Psalmen singen! Daß dabei ab und zu ein nerviges Mönchlein über die Klinge sprang, ist nachvollziehbar.
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Euer lieber RAGNAR

BERNARD CORNWELL: DIE CHRISTEN UND DER NIEDERGANG ROMS


UHTRED:-"Waren die Römer Christen?", stellte ich die Frage, die mir auf dem römischen Anwesen in den Sinn gekommen war.
"Nicht immer", antwortete Ravn. "Sie hatten ihre eigenen Götter, bevor sie den Christenglauben annahmen, und von da an ging es mit ihnen steil bergab. Wo sind unsere Männer?"
B. Cornwell: Das letzte Königreich
Nach Heinrich Heine mußte auf das "Gastmahl des Trimalchio" (Petronius) die christliche Fastenkur folgen. Das Christentum habe, so Heine, Roms imperatorische Schlachtenstimme zu Eunuchen-und Kastratengewimmer herabgewürdigt!
Imperatorische Grüße

BERNARD CORNWELL: FETTE BEUTE


-Ganz Wessex lag vor uns, und nach allem, was wir gehört hatten, war Wessex das reichste Land der Welt, reicher noch als das Frankenland, bevölkert von Nonnen und Priestern, die in ihren Häusern Gold und Silber horteten und uns wehrlos ausgeliefert waren. Wir alle würden reich werden.
Und so zogen wir in den Krieg.
B. Cornwell: Das letzte Königreich
Genau darum ging es: um Beute!
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HÖHÖHÖ!

BERNARD CORNWELL: DEM SCHICKSAL ENTGEHT NIEMAND!


-Das Schicksal ist, wie Ravn immer wieder betont hat, unausweichlich. Am Fuß des Schicksalsbaumes sitzen die drei Nornen und entscheiden über unser Leben. Wir glauben zwar, frei wählen zu können, doch in Wahrheit spielen sie mit uns.
B. Cornwell: Das letzte Königreich
Kein schlechter Glaube! Glaubt man an die Unentrinnbarkeit, kann dies Stärke, grimmige Entschlossenheit und Unerschütterlichkeit verleihen.

BERNARD CORNWELL: WIE UHTRED ZU SEINEM NAMEN KAM


-Im Sattel aber saß nicht Uhtred, sondern ein Mann mit sehr langem Haar in der Farbe stumpfen Goldes, Haar, das wie der Schwanz des Pferdes wehte, während er ritt. Er trug ein Kettenhemd, ein Schwert hing an seiner Seite, eine Streitaxt über seiner Schulter, und ich war sicher, denselben Mann vor mir zu haben, der tags zuvor auf den Ruderschäften getanzt hatte. Seine Gefährten waren in Leder und Wolle gekleidet, sie blieben auf ein Zeichen des langhaarigen Mannes zurück, der nun allein weiterritt und bis auf Pfeilschußnähe herankam. Doch niemand von uns an der Brüstung spannte einen Pfeil in die Bogensehne. Der Fremde brachte Uhtreds Pferd zum Stehen, blickte mit spöttischer Miene den Männern am Torhaus entgegen, verbeugte sich dann, warf etwas auf den Weg, riß das Pferd herum, trat ihm seine Hacken in die Flanken und preschte Richtung Süden davon, begleitet von seinen zottigen Männern.
Was er auf den Weg geworfen hatte, war der abgetrennte Kopf meines Bruders. Er wurde zu meinem Vater gebracht...und dann sah er mich an und sagte: "Von heute an heißt du Uhtred."
So kam ich zu meinem Namen.
B. Cornwell: Das letzte Königreich.
Ein großartiger Auftritt Ragnars: Wirkung ist alles!
Zugegeben, eine etwas ausgefallene Methode, seinen Namen zu erhalten!


BERNARD CORNWELL: GRENZENLOSER GLAUBE AN DEN SIEG


"Sie werden uns belagern", sagte er. "Doch am Ende gewinnen wir. Dann wird Ledecestre und ganz Mercien uns gehören." Er sprach ruhig und gelassen, als wäre eine Niederlage ausgeschlossen.
B. Cornwell: Das letzte Königreich
Man muß an sich und seine Sache glauben. Zweifel ist schlecht! Wer zweifelt, verliert.

BERNARD CORNWELL: UHTREDS BEUTEMÄDCHEN


RAGNAR: Aufteilung der Beute und kurze Anweisung an Uhtred
Sie (Brida) gehörte zu den gefangenen Frauen, und als Ragnars Männer damit anfingen, sie untereinander aufzuteilen, wurde das Mädchen von einer älteren Frau wie ein Geschenk an die Dänen nach vorn gestoßen. Brida schnappte sich einen Knüppel und schlug wütend auf die Frau ein...Ragnar lachte, weil er Kämpfernaturen liebte, packte das Mädchen aber schließlich und gab sie mir. "Paß auf sie auf", sagte er, "und vergiß nicht, das letzte Haus niederzubrennen."
Ich gehorchte.
B. Cornwell: Das letzte Königreich
Ganz und gar pragmatisches Vorgehen nach der Formel: Gegner besiegen-Beute machen-Beute verteilen-Dorf abfackeln-einen Saufen gehen. Ende.
Die Stelle gefällt mir besonders gut und ist nichts für Emanzen!

BERNARD CORNWELL: RAGNAR ALS "KUNSTFREUND"-KEIN SINN FÜR DIE TRINITÄT



RAGNAR: kein Sinn für christliche Kunst und die Trinität
Wir plünderten Gegnesburh und ließen dann die Mönche ihren Schatz heben...Ragnar verteilte die Münzen an seine Männer und zerschlug dann die Meßkelche und die Elfenbeinschnitzerei mit seinem Schwert. "Eine verrückte Religion, die nur einen einzigen Gott verehrt."
"Ja, aber er ist dreigeteilt."
Das gefiel ihm. "Ein guter Trick", sagte er, "aber unnütz."
B. Cornwell: Das letzte Königreich
Meßkelche und sonstiger Religionskitsch-weg mit dem Plunder!
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Hörhör!

BERNARD CORNWELL: RAGNARS BIBLIOPHILE NEIGUNGEN


RAGNAR: "bibliophile Neigungen"/ übliches Vorgehen
Ragnar durchstöberte die kleine klostereigene Sammlung heiliger Bücher und riß von den kostbarsten Exemplaren die mit Edelsteinen besetzten Metalldeckel ab. Anschließend legten wir Feuer an alle Holzbauten.
B. Cornwell: Das letzte Königreich
Ein wahrer Bücherfreund! Vielleicht sollte ich ihn mal bei meinen beiden (unheroischen) Antiquaren vorbeischicken (zum Aufräumen)...
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Hörhörhör!

Freitag, 8. November 2013


ALTSÄCHSISCH: Wortschatz

Das AS steht für das nicht vorliegende Westgermanisch. Dagegen ist Ostgermanisch belegt, leider in "verpfaffter" Form durch die Wulfila-Bibelübersetzung ins GOTISCHE.
Hier nun ein kleiner AS-Wortschatz, um einen Eindruck zu gewinnen. Für jeden Germanen Pflicht!
A: alowaldo= Allherrscher (Berufsziel!); acus=Axt; asck=Speer (Handwerkszeug des Kriegers)
B: bed=Bett (Hier wollte keiner sterben! Man nannte das "Strohtod".); bok=Buch (damit konnte man weniger anfangen).
C/K: kraft=Macht, Heeresmacht (ganz wichtig!)
D/T: thegan=Dienstmann, Krieger (vgl. Degen); thing=Sache, Gerichtsversammlung (Thingstätte in HD!); thurst=Durst ( hatte man immer; vgl. auch das engl. Wort)
E: ellian=Eifer, Mut, Kraft, Tapferkeit (Kardinaltugenden der Kriegergesellschaft)
F/V: folc=Volk, Kriegsvolk
G: gudhamo=Kriegsgewand
H: helpa=Hilfe
I/Y: idal=leer, nichtig, eitel (ist alle Welt...AdV)
L: linta=Schild aus Lindenholz
M: middilgard=Welt, Erdkreis
N: namo=Name
O: oga=Auge
P: pik=Peche, Höllenfeuer, vgl. lat. pix, picis f.=Pech, Teer
Q: quena=Eheweib (vgl. engl. queen)
quik=lebendig, frisch, munter (quicklebendig! engl- quick)
R: riki=Reich; rinc=Mann
S: sibbia=Sippe; skado=Schatten (vgl. shadow); skip=Schiff
T: tunga=Zunge (vgl. engl. tongue)
U: urheto=Herausforderer, Kämpfer, Krieger
W: wraca=Rache (vgl. engl. wrath=Zorn, Grimm)
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RAGNAR (der Böse)

"ER IST EIN GUTER MANN!"


RAGNAR: Er ist ein guter Mann!
"Erzählt mir von diesen Dänen", sagte er (der Schmied Ealdwulf) und warf einen mißtrauischen Blick auf die Kämpfer um Ragnar.
"Sie werden von Graf Ragnar angeführt", sagte ich.
"Das ist der Mann, der meinen Bruder getötet hat. Ein guter Mann."
"Er hat Euren Bruder umgebracht?"" Ealdwulf war sichtlich entsetzt.
"Dem Schicksal weicht nichts und niemand aus", sagte ich, um mir eine längere Erklärung zu ersparen.
B. CORNWELL: DAS LETZTE KÖNIGREICH.
Uhtred erweist sich mit diesem dictum als Vertreter der "Herrenmoral" ("vornehme Moral"). Dazu: Friedrich Nietzsche: Zur Genealogie der Moral
                 Der Wille zur Macht. Versuch einer Umwerthung aller Werthe/ Aus dem Nachlaß der Achtziger-
                 jahre
Zur christlichen Moral: Michael Tanner: Nietzsche:
"Die Moral, wie sie nach wie vor praktiziert wird, stammte zum größten Teil aus der hebräisch-christlichen Tradition, woraus folgt, daß ihr Ursprung in den Geboten des Gottes eines kleinen Stammes aus dem Vorderen Orient liegt und daß ihr Inhalt sich nicht sehr verändert hat...Daraus folgt, daß die Moral teilweise unverständlich geworden ist und andererseits ihre Geltung geradezu erzwingen muß, indem sie uns erst zu den Wesen macht, auf die sie sinnvoll angewendet werden kann, obgleich wir in mancher Hinsicht wissen, daß das falsch ist."
Dazu Nietzsche: aus dem Nachlaß der 80-er Jahre:
"Die Wurzel alles Üblen: daß die sklavische Moral der Demut, Keuschheit, Selbstlosigkeit, absoluten Gehorsams gesiegt hat-die herrschenden Naturen wurden dadurch 1. zur Heuchelei, 2. zur Gewissensqual verurteilt...Die Barbaren zeigten, daß Maßhaltenkönnen bei ihnen nicht zu Hause war...daß alle Mäßigung eine Schwäche sei, oder Alt-und Müdewerden..."
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Euer RAGNAR

"GEBT UNS SILBER UND GOLD, SO GEBEN WIR EUCH FRIEDEN."

So rief ein Herold aus dem Heer der Wikinger: "Mich haben unerschrockene Seefahrer vorgeschickt, um euch dies zu sagen..."
Doch der Anführer der OSTSACHSEN BYRHTNOTH will nicht auf das Angebot eingehen. Unter THORKEL DEM HOHEN und FAHRWEIT SVENSSON aus SJÄLLAND (von König HARALD kurz und bündig für friedlos erklärt) stürmen die Wikinger in Heerhaufen los. FAHRWEIT fällt durch einen Speer, dann fällt BYRHTNOTH. Die OSTSACHSEN bilden einen Ring und werden eingeschlossen. Das ist das Ende.
"Ihr mannhafter Mut wurde von den Nordmännern hoch gepriesen; aber der Kampf bei MAELDUN, drei Wochen vor Pfingsten, im Jahre 991, war für König ETHELRED eine große Niederlage und ein Verhängnis für sein Reich; und weit umher lag nun das Land offen da und war der Gewalt der Fremden preisgegeben."
F. G. BENGTSSON: DIE ABENTEUER DES RÖDE ORM, S. 222 ff.
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Euer RAGNAR

GEBETE GEGEN HEIDEN

"In dem Jahr, das das fünfte war, seit König ETHELRED die Herrschaft angetreten hatte, brannten gleich nach Ostern die Feuerzeichen längs der Küste von Kent; und in der Morgendämmerung spähten die Leute bleich über das Meer hinaus und liefen, um zu verstecken, was sich irgend verstecken ließ...Und Boten ritten, so schnell die Pferde laufen konnten, zu König ETHELRED und den JARLEN, um ihnen zu sagen, daß die größte Flotte, die man seit Jahren gesehen, die Küste entlang fahre, und daß die Heiden schon begonnen hatten, ans Ufer zu waten."
(FRANS G. BENGTSSON: DIE ABENTEUER DES RÖDE ORM, dtv, München 1991, S. 220.)
Was tut nun der König und sein Erzbischof, der unverdientermaßen den Namen "Siegreich" trug? Sie ordnen längere Gebete an. Und alle Pfaffen, die am ausdauerndsten "Halleluja" gesungen hatten, bekamen schöne Geschenke für ihren Glaubenseifer. Was soll man dazu sagen?-
Doch was interessieren einen Nordmann Gebete und das Gewimmer von Pfaffen?
"Aber gleich darauf ruderten jene auf die Stadt Maeldun zu, die dicht am Fluß Panta lag, und schlugen ein Lager auf einer Insel zwischen zwei Flußarmen auf. Dort rüsteten sie sich zum Angriff auf die Stadt."
Der JARL der OSTSACHSEN, ein (im Gegensatz zum König und seinem Bischof) vernünftiger Mann, versuchte es mit etwas anderem als Gebeten. Er zog den Kriegern aus dem Norden mit starker Heeresmacht entgegen. Fortsetzung folgt.
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Euer RAGNAR

DIE NEBENFRAUEN DER WIKINGER

DAS WAREN NOCH ZEITEN!

Wie immer hat auch hierzu R. PÖRTNER eine dezidierte Meinung:
"Nach dem übereinstimmenden Zeugnis der Sagas und Gesetzbücher war es auch im hohen Norden, wie in der gesamten indogermanischen Welt, durchaus üblich, daß sich der freie und besitzende Mann neben der legitimen Ehefrau einige Nebenfrauen hielt."
Diese nannte man "KEBSEN" (vom altdeutschen "Kebisa"=Magd). Eine solche "Ehe" war nach HEUSLER ein "formloses Zusammenleben ohne Brautkauf". Fränkische Chronisten sprachen auch von Ehen "more Danico". KEBSWEIBER waren meist Unfreie. Doch es gab auch das Gegenteil. Dazu-wie immer-R. PÖRTNER:
"Doch dürften auch viele fränkische, irische oder angelsächsische BEUTEMÄDCHEN den Lauf ihrer Tage als BEISCHLÄFERINNEN WIKINGISCHER GROSSMÄNNER beschlossen haben."
Solche "Ehen" waren Ehen zweiter Ordnung. Sie wurden auch Fridel-Ehen genannt (nach "fridla"=westgerm. die Geliebte). In Deutschland wurde dies bis ins späte Mittelalter praktiziert.
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R. PÖRTNER: DIE WIKINGER SAGA, Knaur, München, Zürich, 1975, S. 111.
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Ich stelle mir gerade vor, wie ein Wikingerhäuptling eine Kontaktanzeige aufgibt: Wikingischer Großmann sucht Beutemädchen bzw. Fridla als Beischläferin zwecks Ehe zweiter Ordnung.
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Hörhörhör!
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Euer RAGNAR





ALTNORDISCH: A-UND O-STÄMME

Jeder gute Nordländer sollte ein wenig ALTNORDISCH können!

SUBSTANTIVA

1.) A-Stämme: Maskulina und Neutra
Sg. N: armr=Arm
      G: arms
      D: armi
      A: arm
Pl. N: armar
     G: arma
     D: ormum (das "o" mit Häkchen)
     A: arma
zweisilbiger Stamm mit Synkope: hamarr=Hammer; D. Sg. hamri; D. Pl. homrum ("o" mit Häkchen)
Es gibt auch ja-Stämme:
hirdir, hirdis, hirdi, hirdi (Pl. regelmäßig; d mit Querstrich=stimmhafter Reibelaut)
riki=Reich
Und wa-Stämme:
hogg (mit Häkchen unter dem "o")=Hieb; G. Pl: hoggva (Häkchen unter "o")
2.) O-Stämme: nur Feminina
Sg. N: giof=Gabe (Wir haben nichts zu geben, wir nehmen nur!)
      G: giafar
      D: giof
      A: giof
Pl. N: giafar
     G: giafa
     D: giofum
     A: giafar
(unter dem "o" jeweils ein Häkchen)
jo-Stämme: heidr; Sg D. A: heidi (sonst regelmäßig; d mit Querstrich)
wo-Stämme: dogg=Tau (Häkchen unter "o"); G. Sg: doggvar (vgl. engl. dew)
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Euer Ragnar

Mittwoch, 6. November 2013

MURIUM ARX LATINE PARS 2

Tum repente mures ex horreo flagrante prosiliunt Hattonemque aggrediuntur. Perterritus iste in domum suam effugit. At mures domum invaserunt et "virum Dei" vexabant. Mures eum (istum) momorderunt et agitaverunt/ fugaverunt (mordebant et agitabant/ fugabant), immo de cibis edebant (ederunt), in poculum repserunt et in lectum/ cubile ipsum. Horrens iudicium Dei cognovit. Terror eum captavit (comprehendit) et profugit plenus formidinis/ formidine ad arcem aquaticam medio in Rheno sitam, nam credebat mures non per aquam natare posse (aquam tranatare posse). Sed navis ipsa plena (referta) murium erat. Mures aquatiles accesserunt (adiunguntur; adiuncti sunt), qui iuxta navem natabant. Vix in insulam turritam advenit, mures eum adoriuntur/ adorti sunt (in eum impetum fecerunt; in eum irruerunt) atque comederunt. Inscriptiones ipsas cum nomine episcopi mures abroserunt.
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Let that be a warning to all bad bishops!
---text
by me

Dienstag, 5. November 2013

MURIUM ARX LATINE: PARS 1

Medio in Rheno ad Bingium (haud procul a Bingio) ex perantiquis temporibus Murium Arx est (stat), antea statio vectigalis. Contra arx Ehrenfels sita est. Ibi in turri quondam Hatto archiepiscopus vivens a muribus devoratus (esus) est. Hatto, sic fabula narrat, vir pessimus erat. Saepe dicere solebat: "Mures me devorent (edant), nisi verum est!" Tum fames magna erat (fiebat). Hatto statim solutionem habebat, quae sibi conveniebat: Melium esse, si miseri mortui essent. Ergo malus, ut erat, miseros in horreum invitavit, quasi ibi eis aliquid ad cenandum (edendum) dare vellet. Tum vero horreum incendi iussit. Miseri clamorem tollebant (sustulerunt). Tunc Hatto: "Audite, quomodo mures "cereiales" fistula canant. Nunc miseriae finis erit. Mures me devorent (edant), nisi verum est!"
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text
by me

"MURIUS ARX"

(Meines Erachtens müßte es "murium arx" bzw. "muria arx" heißen. Entweder liegt hier ein Grammatikfehler/ Druckfehler vor oder es handelt sich um Mittellatein.)
Mitten im Rhein bei BINGEN steht seit uralten Zeiten der "MÄUSETURM"  (=Mauthturm). Gegenüber befindet sich die Burg Ehrenfels, eine ehemalige Zollstation. Dort in dem Turm wurde einst Erzbischof HATTO von den Mäusen lebendig gefressen. HATTO, so erzählt die Sage, war ein abgrundböser Mensch. Oft sagte er: "Sollen mich die Mäuse fressen, wenn's nicht wahr ist!" Damals gab es eine große Hungersnot. HATTO hatte sofort eine Lösung parat, die typisch für ihn war: Am besten sei es, wenn die Armen tot wären. Boshaft wie er war, lud er die Armen in eine Scheune ein, als ob er ihnen dort etwas zum Essen geben wolle. Dann aber ließ er die Scheune anstecken! Die armen Leute erhoben ein jämmerliches Geschrei. Darauf HATTO: "Hört ihr, wie die Kornmäuse pfeifen? Nun wird der Bettel wohl ein Ende haben. Sollen mich die Mäuse fressen, wenn's nicht wahr ist!"
Da plötzlich sprangen Mäuse aus der brennenden Scheune und griffen HATTO an. Entsetzt flüchtete dieser in sein Haus. Doch die Mäuse drangen in sein Haus ein und plagten den "Gottesmann". Die Mäuse bissen und jagten ihn, ja sie fraßen von seinen Speisen, krochen in seinen Becher und selbst in sein Bett. Schaudernd erkannte dieser das Gericht Gottes. Schrecken ergriff ihn, und er floh voller Panik auf seine Wasserburg mitten im Rhein, denn er glaubte, daß die Mäuse nicht durch das Wasser schwimmen können. Doch schon im Schiff wimmelte es von Mäusen. Hinzu kamen Wassermäuse, die neben dem Schiff her schwammen. Kaum war HATTO auf der Turminsel, fielen schon die Mäuse über ihn her und fraßen ihn auf. Selbst Inschriften mit dem Namen des Bischofs nagten die Mäuse ab. Sie wollten sogar die Erinnerung an ihn auslöschen.
(Damnatio memoriae durch Mäuse!)
Doch die Geschichte verlief in Wahrheit ganz anders: HATTO I. war von 891-913 Erzbischof von Mainz. Er war Berater König Arnulfs und leitete zeitweise sogar die Reichspolitik. HATTO war ein starke Stütze des deutschen Königtums. Und: Er war ein Mann von großer Bildung und Frömmigkeit.
KARL D' ESTER schreibt: "Er verdient es daher nicht, daß diese Sage auf ihn bezogen wird."
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Wer war also der HATTO der Sage? (Wer war das Schwein?)
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AUS: RHEINSAGEN, unter Mitwirkung von Gustav Wenz neu herausgegeben und gestaltet von Karl D' Ester, Union Verlag Stuttgart 1956, 1967, S. 98 ff.
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Die Geschichte ist vielleicht eine Warnung an böse Geistliche. Liebe Geistliche, liebe Bischöfe, nehmt euch vor Mäusen in acht! Seht, was dem HATTO passiert ist!
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Der Rächer der Enterbten