fol. 83 r: Es gibt auch das träge Unwissen, wenn man zwar gern wissen will, sich dafür aber nicht mühen möchte. Und es gibt aber auch das wollende Unwissen, wenn z.B. einer sagt: wenn ich viel weiß und kann, muß ich viel verantworten. Diese drei Arten von Unwissen entschuldigen die Sünde nicht.
fol. 83 v: Pauluszitat.-Wer aller Dinge wissen und erkennen will zu seinem Heil und dies mit Fleiß tut, der ist entschuldigt, wenn er etwas aus Einfalt tut.
fol. 84 r: BONAVENTURA und WILHELMUS PARISIENSIS: Das Unwisen des Menschen wird dadurch entschuldigt, daß man fleißig heilsame Dinge lernt, indem man Gottes Wort hört oder emsig in der Hl. Schrift liest "durch gemütliche (=im Gemüt!) betrachtung solicher guten dinge die man höret". Weiterhin daß man gern mit gottesfürchtigen Menschen über heilsame Dinge redet und sich fragt
fol. 84 v: was zu Gottes Lob führt.
3) Man hüte sich von "swären sünden" "daß er dar jnne nit lang lig". Gott straft auch durch neue Sünden die alten. So wird der Mensch ungeschickt zu guten Dingen.
4) Bitte des Menschen an Gott "das er jn erleucht in den dingen aller maist die dem hayll notdorftig sein".- ZITAT: JOH. CHRISOSTOMUS und MATTHÄUS.
fol. 85 r: Bemüht man sich, so bleibt einem nicht unerkannt, was man wissen wolle, damit man nicht aus Unwissenheit sündige. Aber: wer "sündet awß (lies: aus) gancz poßhait wissentlichen und williclichen daß ist in den hailigen geist und ist
fol. 85 v: die hertest sünd und wirt hart (=schwer) vergeben" (dann ist aus mit Vergebung!). Man sei in allem Tun und Lassen andächtig. Man soll bei jedem Werk die Umstände beachten.
fol. 86 r: Wenn man z.B. fastet, so tue man dies auf vernünftige Art: "mit den rechten umbständen jn rechter maynung (=Gesinnung) in rechtem maße und ordnung waß dem leib abgee daß dar durch der sel zu gee" (was dem Körper sozusagen abgebrochen wird, das kommt der Seele zugute). Ähnlich bei Almosen: bedenke, wieviel, was, warum, wem, wozu du gibst.
86 v: So auch bei einem jeglichen Werk! Bedenke die Umstände, die es gut machen oder nicht! Tut man etwas aus Selbstüberhebung (Prahlerei, Stolz), dann ist dies schlecht.
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