Sonntag, 22. Dezember 2013

SUTTON HOO: MRS. PRETTY'S SELTSAMER "MITBEWOHNER"

(Der heimliche Untermieter, der nie da war.)

SUTTON HOO ist ein Landgut in Suffolk, England. Die Besitzerin ist eine gewisse Mrs. Pretty, eine betagte Lady. Wir schreiben das Jahr 1938. Mrs. Pretty ist Witwe und denkt oft an die Worte ihres verstorbenen Mannes. Dieser hatte immer wieder erzählt, ein gewisser DR. JOHN DEE, seines Zeichens Alchimist von  ELISABETH I., habe behauptet, daß auf dem Gut der Pretties ein Schatz liege.
Tatsächlich gab es auf dem Landgut seltsame Bodenerhebungen! Und zwar genau elf, die mit Gras und gelben Blumen bewachsen sind.
Also bestellte die alte Dame kurzerhand Landarbeiter und den Museumsleiter von Woodbridge. Man fand nur leere Gräber.
Doch Mrs. Pretty ließ nicht locker. 1939 ließ sie erneut graben. Diesmal wählte sie den größten Hügel aus. Und ihre Beharrlichkeit wurde von den Göttern der Archäologie belohnt. Die Grabungen ergaben folgendes: In dem Hügel von SUTTON HOO befand sich ein Schiffsgrab! Zwar war das Schiff durch den Zahn der Zeit arg mitgenommen, doch konnte man seine Struktur immer noch gut erkennen. Im Schiff stieß man auf eine Grabkammer, die jedoch kein Skelett enthielt, dafür aber Waffen und Ausrüstung eines Kriegers. Der fehlende Tote muß vermutlich eine hochgestellte Persönlichkeit der damaligen Zeit gewesen sein. Vielleicht ein Häuptling oder ein Jarl.
Die Untersuchungen ruhten bis 1946 wegen des Krieges, dann wurden sie wieder aufgenommen. Sie ergaben folgende Erkenntnisse:
1) Bei dem Fund von SUTTON HOO handelt es sich um das größte Totenschiff, das jemals nördlich der Alpen entdeckt wurde.
2) Im Grab fand man Helm, Speere, Wurfäxte sowie den Bronzebuckel eines Schildes, dessen Holz aber verfault war. Außerdem fand man eine Rüstung!
3) Neben dieser lag eine Leier. War der unbekannte Tote nicht nur Krieger, sondern evtl. auch ein Skalde? Das wäre sehr praktisch gewesen. Dann hätte er seine Heldentaten selbst besingen und natürlich manipulieren können. Hoffentlich sang er nicht allzu falsch am abendlichen Lagerfeuer!
4) Des weiteren enthielt das Grab noch eine Standarte (2 m lang, mit Bronzehirsch). Kämpfte der anonyme Recke unter dieser Fahne? War es gar sein eigenes Wappen?
Folgende Hypothese wurde aufgestellt:
Bei dem SUTTON-HOO-Fund handelt es sich wahrscheinlich um den angelsächsischen König AETELHERE. Dieser war 655 bei einer Schlacht ertrunken. Es würde sich dann bei dem Grab also um einen Zenotaph handeln. Denkbar wäre auch dies: AETELHERE war Christ und wurde in einer Kirche beigestzt: Der König wollte zwei Eisen im Feuer haben. So ließ er sich gleich zweimal beisetzen: kirchlich und heidnisch. Man konnte ja nie wissen! Wer weiß, vielleicht waren die germanischen Götter doch mächtiger als der Christengott. So hatte er zwei Optionen: den christlichen Himmel und etwas konkreter Walhall, wo es ja bekanntlich recht lustig zugehen soll.
Das Schiffsgrab von SUTTON HOO gleicht skandinavischen Gräbern. Erklärung: Damals war England schon über 200 Jahre von Dänen besetzt.
Noch drei weitere Totenschiffe wurden gefunden (Fundort: Oslofjord)
1) das TUNESCHIFF
2) das GOKSTAD-BOOT
3) das OSEBERGSCHIFF der Königin ASA. Königin ASA scheint eine energische Frau gewesen zu sein! Doch über diese ein anderes Mal mehr.
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So hatte also Mrs. Pretty jahrzehntelang einen heimlichen und geheimnisvollen Untermieter, der allerdings niemals da war und  auch keine Miete zahlte, weil schon lange tot (und ohne Bankkonto). Schon lange Zeit vor ihrer Geburt "wohnte" dieser (zumindest symbolisch) unerkannt und unbemerkt auf dem Grundstück der Vorfahren von Mrs. Pretty und in den langen Jahrhunderten,  bevor das Anwesen den Pretties gehörte.
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QUELLE: GUSTAV FABER: DIE NORMANNEN; PIRATEN, ENTDECKER, STAATENGRÜNDER, 1985 Herrsching (1976 München), S. 23 ff.
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R.

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