Donnerstag, 10. Juli 2014

DIE HELDEN DES NIBELUNGENLIEDES JAGTEN BEI HÜTTENFELD

Im NIBELUNGENLIED, 16. Aventiure (Wie Sifrit erslagen wart), lesen wir, daß GUNTHER, HAGEN, SIEGFRIED und andere BUGUNDER zusammen auf die Jagd gingen. JUL. R. DIETRICH stellt in seinem Buch "DER DICHTER DES NIBELUNGENLIEDES" die These auf, daß sich die legendäre Jagd der BURGUNDER zwischen Lorsch, Heppenheim, Viernheim und Weinheim in der Umgebung des heutigen HÜTTENFELD zugetragen haben soll. Dieser Meinung schließt sich auch ELSE HANF an in ihrer lesenswerten wie amüsanten vierteiligen Broschüre "NOCH E BISSLCHE EBBES VUN DE 'HÜTT', Wissenswertes über Hüttenfeld in Wort und Bild".
FRAU HANF (geb. DELP) geht zunächst von der Frage aus, wo der sog. WASGENWALD lag. Dort nämlich hat die sagenhafte Jagd stattgefunden. FRAU HANF folgert nun, daß dieser Wald nicht allzuweit von WORMS entfernt gewesen sein konnte, denn schon am Abend waren ja die BURGUNDER wieder zurück. Daher scheiden linksrheinische Gebirge wie Vogesen, Hardt, Pfälzerwald oder der Reichswald bei Kaiserslautern aus, zumal diese Gebirge niemals WASGENWALD geheißen haben, sondern "mons nemus forastum, silva Vogesus, Vosagus, Wasagus, Wosago" und zudem der Name "Vogesen" vorgermanisch sei. (Allerdings muß ich hier einwenden, daß vor allem die Bezeichnungen "Wasagus" und "Wosago" eine gewisse Ähnlichkeit mit "Wasgenwald" haben.
FR. HANF weist nun darauf hin, daß der Name "WASGENWALD" "gut deutsch" sei. Er bezeichne "einen mit WASEN, d.h. mit grünen Rasenflächen, Auen oder Wiesen durchsetzten Niederungswald auf Moorboden". Dies treffe auf die Ufergebiete der WESCHNITZ (WASENITZ; WECHENSE; WESCHENZ) ganz besonders zu. Der sog. HAGENWÖRTH wird von zwei Weschnitzarmen gebildet. Dort sei der Ausgangspunkt der Jagd gewesen, die sich bis Weinheim und Viernheim hinzog. Auch der Name des alten Jagdschlosses "WASSERBIBLOS" (Wassunbibelos) spreche dafür.
SIEGFRIED wurde bei OTENHEIM vor dem Odenwald (!) erschlagen. Es kann aus o.g. Gründen nicht im Odenwald gelegen haben wie z.B. bei Grasellenbach, wo heute der Siegfriedsbrunnen ist. FR. HANF glaubt nun, daß OTENHEIM zwischen WORMS und ODENWALD lag. Die Verbindung zwischen beiden Punkten war die ALTE RÖMERSTRASSE, die am ehemaligen Lorscher See und dem Seehof vorbeiführte. Dort wurden Grundmauern einer frühromanischen Kirche, eine Klosteranlage und Reste einer römischen Villa ausgegraben (1904). Um 900 n. ließ eine edle Frau namens URTE VON SCHAUENBURG aus Resten der Villa einen Edelhof bauen. Um den Hof bildete sich allmählich eine Ansiedlung. Das Dorf erhielt nun seinen Namen OTENHEIM nach der Edelfrau. In den Wirren des 30jährigen Krieges ist es wohl untergegangen. FRAU URTE gründete auch das kleine Kloster.
Sammelpunkt nach der Jagd war der sog. "SPESSERT". Ein Zinsbuch des 15. J. erwähnt eine Flur dieses Namens am sog. Malchenberg. Dazu paßt gut, daß sich HAGEN dafür entschuldigt, den Wein dorthin geschickt zu haben, da er davon ausging, daß die Jagd dort stattfinde. FREIHERR von SCHWEINSBERG lokalisiert den SPESSERT auf der Grenze zwischen Viernheim und Hemsbach. Doch bis heute fehlt der letztendliche Beweis, wo der SPESSERT lag. FR. HANF hält es allerdings für möglich, daß die Wiesen und Äcker der VIERNHEIMER "SPITZ", auch "SPISSARTÄCKER" und "SPISSARTWIESEN" genannt, mit dem sagenhaften SPESSERT identisch sein könnten. Das Gelände ist "eine unbebaubare, mit hartem Gras überwucherte Wiesenstelle" (Spessert ist eine wasserundurchlässige Bodenart).
HAGEN ließ nun den Wein im Spessert liegen. Also gehen SIEGFRIED, GUNTHER und HAGEN zu einer Quelle. Dort ersticht HAGEN den SIEGFRIED hinterrücks. Wo lag die Quelle? Am Rand des Odenwaldes und in den Riedwäldern gibt es sehr viele Quellen. FR. HANF berichtet von einem Brunnen im Viernheimer Wald, bei dem ein mächtiger Eichenbaum (!) stand. Der Brunnen wurde OCHSENBRUNNEN genannt und ist heute verschüttet ("von einem geschichtslos gewordenen Geschlecht", wie FR. HANF hinzufügt).
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Gunther und Hagene,-die recken vil balt,
lobten mit untriuwen-ein pirsen in den walt.
mit ir scharpfen geren- si wolden jagen swin,
bern unde wisende:- waz mohte kueners gesin?
(16. Aventiure, Anfang, Strophe 916)

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