WALTHER VON DER VOGELWEIDE (etwa 1170-1230)
WALTHER gilt als der bekannteste Lyriker des "medium aevum"! SIEGFRIED OBERMEIER nennt ihn den "SÄNGER DES REICHS" (s. auch das gleichnamige Buch des Autors).
Über sein Leben wissen wir wenig, da es keine Vita gibt:
"...es bleibt so schattenhaft wie das aller unserer großen Dichter des Mittelalters."
(ROSENHAGEN-RÖTTGER: AUS ALTDEUTSCHER ZEIT, Stuttg 1972-76 (bei Klett), S. 132.)
Dennoch können wir einige Daten und Lebensabschnitte aus seinen Dichtungen rekonstruieren.
So wissen wir, daß er in Wien am Hofe war und sich im Umfeld des HERZOGS LEOPOLDS VI. bewegte (wohl ab 1190). Um 1198: Bruch mit dem Wiener Hof. WALTHER ging in die weite Welt hinaus, sozusagen auf seine GRAND TOUR.
WALTHER stammte wohl aus der untersten Klasse des Ritterstandes. Er mußte lange ein unstetes Wanderleben führen und war auf die Gunst hoher Herren angewiesen. Nach langen Wanderjahren erhielt er von FRIEDRICH II. ein Lehen (hätte ich auch gerne!).
Der lyrische Dichter mußte "wort und wîse" beherrschen, er mußte Dichter, Komponist und Vortragskünstler sein!
WALTHERS WERK:
1.) Spruchstrophen (des "Reichstones"): bekannt ist: "Ich saz ûf eine steine-und dahte bein mit beine...
Diese enthalten sein poltisches Kredo: Die WELT und somit DAS REICH steht auf zwei Säulen: KAISER und PAPST. Abbild der weltlichen Ordnung ist die LEHENSORDNUNG. Hieraus resultiert die Wohlfahrt der Menschen und des REICHS. Zentrale Begriffe: fride und reht.
Dem entspricht eine innere sittliche Ordnung (gotes hulde,êre sowie zuht und mâze, das ritterlich-höfische Lebensideal!)
Dies war auch das Weltbild des 12. Jh.
2.) Minnelyrik (z.B. Under den linden)
3.) Preislied (DEUTSCHES RITTERTUM ALS KRONE HÖFISCHER ZUCHT)
4.) Klagelieder über den Zerfall seiner Ideale (Weltabkehr, Abrechnung mit "Frau Welt", die von vorne verführerisch und schön und auf dem Rücken voller Verwesung ist!)
5.) Kreuzfahrerlieder (sic! Deus lo vult!)
So z. B. seine Alterselegie: Owê war sint verswunden alliu mîniu jâr.
(Kreuzzug=ritterliche Tat+Gottesdienst, Tod im Kreuzzug=Seligkeit; Gefühl des Fremdgewordenseins in der Welt)
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E.
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