Samstag, 30. Juni 2012

HISTORISCHE FECHTGRUPPEN - MITTELALTER UND FRÜHE NEUZEIT


Gruppen im deutschsprachigen Raum:

ADFD:
Akademie der Fechtkunst Deutschlands in Dannewerk.
http://www.fechtkunst.org/

Agilitas.tv:
Portal für europäische Kampf- und Bewegungskünste aus Krefeld.
http://www.historische-kampfkunst.de/
https://www.youtube.com/user/Dembach

IG Bühnenkampf:
Interessengemeinschaft für Szenisches Fechten in Unterschliessheim, gegründet Umfeld von Anher.
http://buehnenkampf.com/index.php/home.html
http://www.anher.de/

Dreynschlag:
Fechtgruppe aus Österreich mit hoher Marktpräsenz. Ihre Anfänge liegen an Wiener Universitäten.
http://www.dreynschlag.at/

Federfechter:
Fechtgruppe in Bretten mit Schwerpunkt Landsknechtszeit (incl. Langwaffen).
http://www.federfechter.de/

Freifechter:
Gesellschaft für Historische Fechtkunst in Krefeld. Historische Quellen werden kurz aufgeführt.
http://www.freifechter.org/

Freywild:
Eine Schweizer Fechtgruppe, die ihre Schwerpunkte zwischen Fechtkunst, Schaukampf, Reenactment und Quellenforschung sieht.
http://www.freywild.ch/

Gladiatores:
Fechtschule aus dem Magisterium-Verband im deutschsprachigen Raum.
http://www.gladiatores.de/fecht.html
https://www.youtube.com/user/TheRealGladiatores

Gladius et Codex:
Verein für Historisches Fechten aus der Schweiz in Zürich.
http://getc.ch/

Hammaborg:
Fechtgruppe für Historischen Schwertkampf aus Hammaborg (1999).
http://www.hammaborg.de/

Krifon:
Fechtgruppe für Deutsche Fechtschule und Romanische Fechtschulen in Edingen.
http://krifon.de/

Magisterium:
Fechtgruppe, die nach Vorläufen in der Tschechoslowakei von Peter Koza 1991 in Tschechien und der Slowakei gegründet wurde und heute in mehreren Staaten Schulen unterhält (z. B. Gladiatores in D).
http://www.magisterium.de/

IG Meisterhauw:
Interessengemeinschaft für historische europäische Kampfkunst im Raum Nürnberg/Fürth/Erlangen.
http://www.meisterhauw.de/

Murmillo:
Fechtgruppe aus dem Rhein-Neckar-Raum (Mannheim/Heidelberg), die sich mit Sportfechten und Historischem Fechten beschäftigt und Quellenforschung betreibt.
https://www.youtube.com/user/Murmillo1?feature=mhee

Schwertkampf Ochs:
Verein für Historische Kampfkünste aus München.
http://www.schwertkampf-ochs.de/willkommen.html

Zornhau:
Verein für historische Fechtkunst aus Offenbach/Main.
http://www.zornhau.de/


Gruppen im Ausland:


ARMA
Die Gruppe beschäftigt sich schon seit den frühen 90ern mit historischer europäischer Fechtkunst vom Spätmittelalter über die Renaissance bis ins 17. Jhd. Früher nannte sie sich HACA.
http://www.thearma.org/

Meyer's Frei Fechter Guild
http://freifechter.com/

HEMAC
http://www.hemac.org/php/main.php




Freitag, 29. Juni 2012

BURG FRANKENSTEIN

Datei:InnerCastle.jpgDatei:Peter Stehlik 2010.08.02 A.jpg

Südlich von DARMSTADT-EBERSTADT erhebt sich der 394 m hohe FRANKENSTEIN. Auf seinem Felsplateau liegt die Burg gleichen Namens.
Vorgeschichte: Ein gew. KONRAD II, REIZ VON BREUBERG, erbte Besitz in NIEDER-BEERBACH. Dieser heiratete ELISABETH VON WEITERSTADT, die den Vorteil hatte, noch viel mehr zu erben. Zu ihrem Erbe gehörte u.a. der FRANKENSTEIN.
1252: Vertrag "super castro in Frangenstein (sic! Was für ein Latein!); von 5 Burgmannen bestätigt (ob die wohl lesen konnten?)
Sein Sohn KONRAD gab sich den illustren Titel "VON UND ZU FRANKENSTEIN".
Die BURG: Diese besitzt keinen BERGFRIED, dafür einen hohen WOHNTURM (letzte Zuflucht bei Gefahr).
Weitere Komponenten:
VORWERK: im 15. od. 16. Jh. durch PULVERTURM ersetzt)
 MAUERRING /BERING, HALSGRABEN, PALAS, PHILIPPSBAU, KÜCHENBAU, ZWINGER (2. Bauperiode).
VORBURG (3. Bauperiode): TORTURM, STALL, SCHEUER, WIRTSCHAFT, APFELHOF, KAPELLE.
1541: urkundl. Erwähnung einer "schönen LINDE"; 1670: neue gepflanzt
1292: Vertrag mit ULRICH VON HANAU.-
FRIEDRICH VON FRANKENSTEIN wird BURGMANN der GRAFEN WILHELM UND DIETHER VON KATZENELNBOGEN.
Die FRANKENSTEIN wurde in ihrer Geschichte nie erobert. Dennoch gab es wohl Angriffe (Fund von Pfeilspitzen vor der Mauer!).
1340: KONRAD II wird BURGMANN des GRAFEN EBERHARD VON KATZENELNBOGEN auf Burg URBERG (AUERBACH).
1363: BURGFRIEDEN zwischen KONRAD III (ältere) und JOHANN I (jüngere Linie)
(Johann stellte übrigens bei der Belagerung der Burg Tannenberg (1399) einen (wohl unfähigen) Knecht, der sich einfangen ließ; s. Gefangenenliste).
In dieser Zeit: Bau eines ZWINGERS sowie eines TURMS mit ZUGBRÜCKE
1402: KÖNIG RUPRECHT I verlieh der BURG NIEDER-BEERBACH REICHSUNMITTELBARKEIT.
Sitte des ESELSRITTES für böse Frauen ab 1588: die Frankensteiner überlassen es den Darmstädtern "ihre...giftigen und bösen Weiber selbst in Zucht und Ordnung zu halten."
1454: PFALZGRAF FRIEDRICH I verleiht "seinem getreuen KONRAD VON FRANKENSTEIN ein Haus mit Garten und ein Fuder Wein zu NIERSTEIN"
KONRAD III: KAISERLICHER RAT; er errichtete den APFELHOF, ein dreistöckiges WOHNHAUS, eine KAPELLE; die neue VORBURG erhält eine MAUER.
1448: PHILIPP VON FRANKENSTEIN liegt in FEHDE mit MICHAEL VON BICKENBACH (gegenseitiger Vorwurf, der Rat der Stadt FRANKFURT habe sie durch gekaufte Diener vergiften wollen)
1413: die Knechte der Burg und der Stadt kämpfen auf dem Friedhof zu NAUHEIM (nicht einmal da gibt es Ruhe)
1463: die FRANKFURTER überrumpeln BURG BICKENBACH
1469: Beilegung der FEHDE
Ende 15. Jh: Verstärkung der MAUERN-RONDELLTURM mit MAULSCHARTEN-anstelle des VORWERKS: TURM mit GESCHÜTZSCHARTEN-"NEUER BAU" in der KERNBURG
GEORG (aus d. jüng. Linie): "ein rechtschaffener, ehrlicher Mann...so recht nach der Art der letzten Ritter" (H. BUCHMANN)
Dieser stand im Dienste des Landgrafen; HAUPTMANN.
1529: AMTMANN in GRIESHEIM
Sein Grabstein zeigt einen DRACHEN. Es gab die SAGE, daß der wackere Georg einen LINDWURM erschlug, der am KATZENBORN hauste und ganz wild auf das Fleisch junger Mädchen war.
Die alte Wahrsagerin URSULA riet den dummen Dörflern ANNA MARIE zu opfern, die Freundin des GEORG (soviel zu Wahrsagern und anderen "Esos", die es ja heute noch gibt).
Doch die Rettung nahte in Gestalt des edlen Recken Georg. Drei Kerzen (ihr geheimes Zeichen) zeigten der verzweifelten Jungfer an, daß Georg von seiner "gand tour" zurückgekehrt sei.
Georg fackelt nicht lange rum und macht "tabula rasa":
"Und kämpft mit dem Wurme, bedrängt ihn kühn
und trifft ihn mit kräftigem Schwunge.
Da taumelt er nieder im Wiesengrün..."
Doch der Wurm ist auch nicht "ohne": Er erwischt Georg am Bein, der daran stirbt. Auch Anne Marie stirbt, die jedoch an gebrochenem Herzen. Am Ende: Alle tot! No happy ending, as I always promised!
Und jetzt wird es schön-schaurig: Jedes Jahtr am Adventsonntag erscheinen in ihrem Fenster drei brennende Kerzen.
PHILIPP VON FRANKENSTEIN: Dieser läßt den LANDGRÄFLICHEN SCHULTHEISSEN WAMOLD auf der FRANKENSTEIN einlochen.
1597: Der PFUNGSTÄDTER ZENTSCHULTHEISS erscheint mit 40 Bewaffneten auf der BURG und läßt JUNKER LUDWIG schwören, daß er einen Verdächtigen nicht auf der Burg beherberge.
1602: PHILIPP LUDWIG verunglückt tödlich
1606: Tod LUDWIGS (beide Linien erlöschen)
1662: Verkauf an den LANDGRAFEN
1670: Erhebung der FRANKENSTEINER in den FREIHERRENSTAND durch KAISER LEOPOLD I
Belegung der BURG mit Invaliden
1663/4: Zuflucht für die Bevölkerung während der Kriegszüge des TURENNE
ab da: "illustre" Gesellschaft zweifelhafter Elemente auf der BURG
(Die Sergeantenfrau Euler, der der Mann davongelaufen war, demontiert die Burg systematisch aus niederen Motiven.- Verfall der BURG; KAPELLE z.B. als SCHWEINESTALL; 1853 wiederhergestellt mit Grabdenkmälern der FRANKENSTEINER)
In alten Beschreibungen: Erwähn. eines UNTERIRDISCHEN GANGES nach EBERSTADT
Angeblicher SCHATZ (Gewann Dunkelbach): Dort soll während des 30jÄHR.. KRIEGES die REGIMENTSKASSE der SCHWEDEN vergraben worden sein.
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AUS: H. BUCHMANN: BURGEN UND SCHLÖSSER DER BERGSTRASSE, Stuttg. 1989.
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EREC

Freitag, 22. Juni 2012

DIE KLOSTERRUINE LIMBURG IN BAD DÜRKHEIM



http://www.bad-duerkheim.de/

Im 2., und 3. Jh. stand auf einem Hügel bei BAD DÜRKHEIM ein einsamer römischer Wachturm, auf dem   "auxiliarii" kritisch die Gegend beäugten und sich dabei vermutlich zu Tode langweilten, weil meistens nichts geschah. Als die Römer dann im 4. Jh. abzogen, verfiel der Turm schnell, und allerlei (nächtliches) Getier wie Eulen und Fledermäuse zog ein.
Ein Relikt aus der Römerzeit ist die Jupitersäule, die man anno 1886 fand. Sie trägt die Inschrift I. O. M. (IOVI OPTIMO MAXIMO=dem Jupiter, dem besten und mächtigsten (Staatsgott)).-
Es folgt eine dunkle Zeit, über die man wenig weiß.
Einige Jahrhunderte später befand sich eine Holzburg ("Lyntburg") auf dem LIMBERG (260 m über dem Meer). Der SALIER KONRAD II nannte sie "locus hereditarius Lintburg". "Ad maiorem Dei gloriam" und vor allem: "pro salute sua" ließ er die Burg in ein Benediktinerkloster ummodeln.
Der Name "Limburg" kommt etymologisch von "linda"=Linde oder von "lint"=Glanz, Schlange!. Demnach wäre das CLAUSTRUM nach den auf dem Bergrücken wachsenden Linden benannt. Ein andere Erklärung des Namens wäre "glänzende Burg" bzw. "Drachenburg" (es gab viele Reptilien und Schlangen im Tal!).

1034: Die Benediktiner ziehen auf der Limburg ein.
Am Eingang zum Gotteshaus befindet sich eine Tafel, auf der man lesen kann: KONRAD II legte am 12. 6. 1030, morgens um 4 Uhr, den Grundstein. Danach sei er weitergeritten, um in SPEYER den Grundstein zum DOM zu legen (histor. wohl nicht korrekt!).
Eine weitere Gedenktafel ist in der Gruftkirche (schöner Ort, locus amoenus). Es handelt sich dabei um die Grabplatte des ABTES GUMBERTUS (der hieß wirklich so!), auf der in schlechtem Latein u.a. dies steht:
"Aecclesi (a)e specimen"=Muster der Kirche.
Eine weitere Grabplatte befindet sich über dem Grab der Dänenprinzessin GUNHILD EDELTRUD, der Frau HEINRICHS DES III, des Sohnes von KONRAD. Der DICHTER WIPO (der sicher eine Hofschranze war), vergleicht sie mit der Schönheit des Morgensterns (stella matutina). Sie führte ein rastloses Leben, das traurig endete. Sie zog mit ihrem Mann von PFALZ zu Pfalz und von Feldlager zu Feldlager.In Italien mußte die sensible Frau mitansehen, wie PARMA geplündert wurde. 1038 starb sie nicht weit davon in der Nähe des Po am schwarzen Tod. Ihre einbalsamierte Leiche wurde auf der LIMBURG beigesetzt. 1937 wurden ihre Gebeine ausgegraben.
1042: Die LIMBURG ist fast fertig und eines der schönsten romanischen Bauwerke der Christenheit. Die REICHSINSIGNIEN (INSIGNIA IMPERIALIA) werden in ihr aufbewahrt. Der METZER BISCHOF THEODERICH macht dem Kloster ein "wertvolles" Geschenk, eine "schöne" RELIQUIE (garantiert gefälscht). Es handelt sich dabei um  den Arm der HL. LUCIA (sehr appetitlich!).
Das Ansehen des MONASTERIUM wuchs. ABT UTHALRICUS nannte sich ganz christlich bescheiden "von Gottes Gnaden".
1035-38: Die ÄBTE GUMBERT, HAGANO, GODESTIN kommen in kurzer Zeit auf ungeklärte Weise ums Leben. "DER NAME DER ROSE" läßt grüßen!
Auf ABT ARNULF folgte EINHARD, GRAF VON KATZENELLENBOGEN (1056), der die KLOSTERSCHÄTZE nach SPEYER schaffen ließ (u.a. die Reichsinsignien sowie Särge mit "Heilgthums" und natürlich ( das darf nicht fehlen) RELIQUIEN).
(1750 fand man übrigens beim Bau einer Straße mehrere Steinsärge, die mit Gold und Silber gefüllt waren. Einer enthielt sogar eine Strahlenkrone! Der Schatz ist bis auf den heutigen Tag verschwunden.
1124: RUPERT I AUS WORMS wird ABT. Er war hochgelehrt und weltmännisch! Wie es sich für einen rechten Gottesmann gehört, hatte er auch VISIONEN: Er sah nachts die in der Umgebung der LIMBURG erschlagenen Krieger wehklagen und kämpfen. Außerdem konnte er Geister beschwören und natürlich auch bannen. (Macht sich für einen Abt ganz gut im Lebenslauf !)
1128: KÖNIG LOTHAR belagert erfolglos die Burg.
1206: Die GRAFEN VON LEININGEN sind LEHENSTRÄGER und SCHIRMVÖGTE des Klosters.
Anfang: 13. Jh: GRAF FRIEDRICH I baut widerrechtlich die HARDENBURG, die er vom Abt des Klosters als LEHEN erhält.
1359: ABT THEODERICH erlaubt GRAF EMICH V, DÜRKLHEIM zu befestigen. (Nett von ihm.)
1470: LEININGER und VELDENZER TRUPPEN überfallen das Kloster wegen eines Erbstreites (MARGARETHA ZU WESTERBURG und EMICH VII)
1471: DER KURFÜRST VON HEIDELBERG interveniert und erobert WACHENHEIM: 50 Kriegsknechte werden als Mordbrenner und Kirchenräuber ertränkt!-Die Burg der LEININGER wird mit FELDSCHLANGEN und HAKENBÜCHSEN beschossen. Die Verteidiger verwandeln den Graben in ein Flammenmeer!-200 Ritter und Knechte des KURFÜRSTEN sterben!
1481: BONIFAZ AUS VENLO löst den alten ABT HEINRICH ULNER AUS DIEBURG ab.
1504: Strafaktion gegen den KURFÜRSTEN durch KAISER MAXIMILIAN. Die Truppen des KURFÜRSTEN begehen Kriegsgreuel:
"freuliche personen...geslagen. Nackt usgezogen, Ir gewant genomen (sic!) und sie gesmehet.")
Eodem anno: Der brutale HAUPTMANN KESSLER nimmt mit 400 Mann Quartier auf der Burg. In der Nacht vom 29. auf den 30. Aug. wird die Besatzung überraschend abgezogen. Ein letztes Mal versammeln sich die Brüder zum Gebet. Dann stürmen die Truppen EMICHS und setzen alles sinnlos in Brand. Dabei kommt er arme LAIENBRUDER JOHANNES ums Leben. Der Himmel über der Limburg bis in die Rheinebene hinein war 12 Tage und Nächte blutrot.
1525: Bauern stürmen die LIMBURG.
1531: ABT APOLLO VON VILBEL
1537-53: ABT SIEGFRIED VON BERGEN
(Errichtung eines Badehauses, obwohl das Baden nach der REGULA des BENEDIKT VON NURSIA zu meiden sei, allerdings nur nach Möglichkeit).
Die jährlichen Einnahmen des Klosters belaufen sich jetzt auf: 1148 Gulden, 20 Fuder Wein, 1717 Malter Korn, 91 Malter Hafer, 382 Malter Spelz, 38 Malter Gerste, 0,5 Malter Nüsse, 16 Pfund Wachs, 58 Pfund Öl, 85 Gänse, 181 Kapaune, 98 Hühner.
1580 kostet die Benutzung von Wald, Wasser und Weide 1 ungerupftes Huhn, das sog. HOLZHUHN!
1582: 279 Pesttote!
1595: 630 Pesttote!
1632: 2000 SPANIER überfallen die Stadt! Sie "haben ehlendig, daß es zum erbarmen gewesen gehandelt".
1635-38: furchtbare Hungersnot!
1666-67: 336 Pesttote! Die Menschen ernähren sich von Hunden, Katzen, Ratten, Mäusen. Fälle von Kannibalismus! Triumpf des Todes! (s. Peter Bruegel)
1675: TURENNE plündert die PFALZ.
1689: MÉLAC und MONTCLAR überfallen die Stadt. 700 Häuser werden eingeäschert!
1794 MORLOT plündert DÜRKHEIM. Den Einwohnern wird alles abgenommen! Die FRANZOSEN setzen Schloß und Theater in Brand.-
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AUS: BAD DÜRKHEIM UND DIE LIMBURG (mit Anhang: Ein Blick ins Mittelalter von Dr. Emil Becker-Bender, hrsg. von der Stadtverwaltung Bad Dürkheim, Forst/ Weinstraße 1977.-
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EREC

Donnerstag, 21. Juni 2012

DIE VERSUCHUNG DES HEILIGEN BERNHARD: NACH JOHANNES EREMITA: VITA SANCTI BERNARDI, PATROLOGIA LATINA 185, SP. 549: DER VERSUCHUNG ERSTER TEIL:
Beatus Bernardus (Der heilige Bernhard) cum esset die quadam in cella sua (als er eines Tages in seiner Klosterzelle war) cum paucis discipulis (mit wenigen Schülern), et ungeret sandalia sua (und seine Sandalen "salbte"; putzte) secundum consuetudinem suam (gemäß seiner Gewohnheit), apparuit ei diabolus (erschien ihm der Teufel) in similitudinem monachi nigri (in Gestalt eines schwarzen Mönches), dicens ei (und sagte ihm): "Abba, quomodo te habes (Vater, wie geht es dir; wie befindest du dich; evtl.wie verhältst du dich)? Ego de longinquis terris veni (Ich bin von fernen Ländern gekommen; von weither) ut te viderem (um dich zu sehen), et te calceos unguentem invenio (und ich finde dich, wie du deine Schuhe "salbst"; putzt; "dich Schuhe putzend"). Non debuisses hoc facere (Du hättest das nicht machen sollen; brauchen), sed servi et ministri tui (sondern deine Knechte und Diener)." Cui respondit Vir Dei (Diesem antwortete der Mann Gottes): "Ego", inquit (Ich, sagte er), "servos non habeo (habe keine Knechte), nec volui umquam habere (und ich wollte auch niemals welche haben; "...nicht jemals..."). Filios habeo (Söhne habe ich), quos genui Christo (die ich für Christus gezeugt habe) per evangelium (durch das Evangelium), qui mihi ministrant (die mir dienen) cum magna charitate et mansuetudine(mit (in) großer Liebe) und Sanftmut); et ego illos in veritate diligo (und ich liebe jene in Wahrheit), et viam regni coelorum doceo (und ich lehre sie den Weg zum Himmelreich), humilians me ipsum (indem ich mich selbst erniedrige; mich selbst erniedrigend) exemplo summi Magistri, dicentis (nach dem Beispiel des höchsten Lehrers, der da sagt ("des Sagenden"): Qui se humiliat (Wer sich erniedrigt), exaltabitur (wird erhöht werden); (Luc. 14, 11).

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BERNHARD wurde auch DOCTOR MELLIFLUUS (der "honigfließende Lehrer") genannt. Doch er war nicht nur sanftmütig. Er hatte auch eine andere Seite: Bernhard war u.a. Klostergründer (sozusagen heiliger Manager) und Kreuzzugsprediger. Es dürfte für ihn aber kein Problem gewesen sein, beide Seiten unter einen Hut zu bekommen. Vielleicht hat er dies nicht einmal so empfunden.
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An einer Stelle im Text widerspricht er sich: Einerseits will er keine Diener haben, andererseits dienen ihm die Brüder in Liebe.
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Der Teufel hat sich für seine Versuchung den Falschen rausgesucht, denn Bernhard war religiöser Vollprofi. Andererseits bringt es dem Teufel mehr Ruhm, einen Heiligen zu Fall zu bringen, als ein kleines schwaches Mönchlein.
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Die Stelle wird verkürzt bei dem Straßburger Münsterprediger GEILER VON KAYSERSBERG (1445-1510) zitiert. Dort heißt es: "Sanctus Bernhardus der was in seim closter abt/ der selbig salbet seine schu°h/ wiewol er ir aller abt was"
Bei GEILER fehlen genaue Quellenangaben. Zunächst suchte ich in den echten Schriften Bernhards, wurde aber nicht fündig. Erst in der "Vita quarta sancti Bernardi" des JOHANNES EREMITA stieß ich auf die obenstehende lat. Quelle.
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EREC






Mittwoch, 20. Juni 2012

DAS VIER-BURGEN-SYSTEM BEI NECKARSTEINACH

Datei:Neckarsteinach1.JPG
Neckarsteinach


Vorderburg und Mittelburg
Datei:Neckarsteinach Hinterburg1.JPGDatei:Schadeck-wehrgang.jpg
Hinterburg und Schwalbennest

http://www.neckarsteinach.com/

"Historic Neckarsteinach is Worth Visiting
Approaching from Heidelberg, with DIELSBERG and the castles in sight, or when walking through narrow alleys midst historic buildings, SOMETHING OF THE PAST SPRINGS TO LIFE. The place-STEINACH- originally settled by fishermen and hunters, is first mentioned in 1142. A romanesque church has been here since the ninth century. The  NOBLES OF STEINACH, FEUDAL TENANTS of the BISHOP OF WORMS, began building castles around 1100.
The LANDSCHADEN (noble house), feudal tenants of WORMS fortified the place in the 14th century. By 1377 it had the right to be called a 'town'. The late Gothic church (1483), the Reformation (1527), the loss of the castles to the church, and their reacquisition remind us of these nobles. The BARONS OF METTERNICH, the successors of the LANDSCHADEN, formed a Nondenominational church in 1622. In 1803, NECKARSTEINACH, with Darsberg, Grein, Langental, and Brombach (established in the 13th and 14th centuries), came under the administration of the state of HESSE.
In the 17th century, the 30 years war (1630-48; es muß heißen: 1618-48), plague years (1622 and 1635) and the PALATINE WARS OF SUCCESSION (1674-97) brought destruction, misery and suffering to the town. Further, in the 18th century, the town and administration suffered greatly durind the WAR OF SPANISH SUCCESSION (1701-13/14), in the conflict of the Polish royal throne (1733-38), and in the NAPOLEONIC WARS (1792-1803)."

So beginnt eine kleine Broschüre, die ich mir vor vielen Jahren gekauft habe, als ich die "Vierburgenstadt" NECKARSTEINACH besuchte. Sie ist in ihrem holperigen Übersetzungsstil geradezu rührend und ist (wie ich glaube) für unsere amerikanischen Freunde gemacht, um ihnen ein wenig deutsche Geschichte beizubringen. Ich sehe sie vor mir: "O look there's a castle, great, and there's another one, isn't that gorgeous, and over there, a third and a fourth one...how, fine, let's go, buy and rebuild them in Las Vegas!"
Womit wir beim Thema wären: DIE 4 BURGEN VON NECKARSTEINACH

1.) DIE VORDERBURG=LANDSCHADENBURG
Diese wurde von ULRICH I, Sohn des MINNESÄNGES BLIGGER II, gebaut. Das war um 1200, was lange her ist. Als dieser Familienstamm abstarb (ständig starben damals irgendwelche Familien aus), freuten sich schon die lachenden Erben, und die sog. "LADSCHADEN" (netter Name) erbten die Burg. (Wer nichts erheiratet oder "erbst" (sic!), bleibt ein armer Schlucker bis er "sterbst" (sic!).) Als diese pleite waren (und das waren diese Familien ständig), wurde die "arme" Burg an den BISCHOF VON WORMS verscherbelt. (Wozu brauch ein Mann Gottes eine Burg?) Der geistliche Herr verlieh die Burg teilweise an die LANDSCHADEN (Aha, um Geschäfte zu machen!). Die hielten aber nicht viel von "schöner Wohnen", und so war die Burg um 1492 baufällig. Unter BLIGGER XIV (es muß von denen gewimmelt haben), LANDSCHAD VON STEINACH, OBERHOFMEISTER DES PFÄLZISCHEN KURFÜRSTEN (Lord Steward of the Prince Elector of the Palatinate) ging es wieder aufwärts. 1474  war die Burg wieder ganz in den Händen der Familie. Doch als auch diese ausstarben, das war 1653, gelangte das Gemäuer in den Besitz der BARONE VON METTERNICH, bis es schließlich 1803 zum Land HESSEN kam. Weitere Stationen: DR. WEGERICH, BARON VON DORTH (1820), BARONE VON WARSBURG-DORTH (1920), BARONE VON WARSBURG (seit 1943). Der Burg wird es egal gewesen sein!
Seit 1840 gibt es dort einen Park mit exotischen Bäumen.

2.) DIE MITTELBURG
Gebaut in den Zeiten der Staufer von KONRAD VON STEINACH (anno domini 1170), hat die Burg  seit langem schon ihren Festungscharakter verloren (1550: Umbau in ein Renaissanceschloß; 19. Jh: gotische Elemente, Turm mit Zinnen, Hofterrasse mit Freitreppe? (free staircase)
An steilen Abhängen (steep slopes) gelegen, bot die Burg großen Schutz für VORDER-UND HINTERBURG.
1325: an die ERZBISCHÖFE VON MAINZ und WORMS verkauft (eher: "verkloppt"): 18 verschiedene Familien als Pächter bis 1550! Die Wormser Hälfte kam an die RITTER VON HIRSCHHORN (1400-1536).
1550-1653: Besitzer: die LANDSCHADEN (starben aus, s.o.)
1803: LAND HESSEN
seit 1943: BARON VON WARSBERG

3.) DIE HINTERBURG
Auf schmalem Bergrücken gelegen (zwischen NECKAR und STEINACH), liegt die HINTERBURG. Errichtet hat sie der Urahne der FAMILIE VON STEINACH so um 1100 (long ago!). Er muß sehr gründlich gewesen sein, denn die Wände sind bis zu 3 Meter dick! Deutsche Wertarbeit, steht heute noch.
1142-65: BLIGGER I VON STEINACH
1152-1210: BLIGGER II, der Minnesänger (er erweiterte die Burg)
(die Harfe im Wappen (coat of arms) der Stadt soll an ihn erinnern)
Um 1270: Die Burg fällt an WORMS
um 1344: Zerfall
14. und 15. Jh: Renovierung, Ausbau (gotisches Herrenhaus, Zugbrücke, Geschützturm (battery tower), Gefängnis)
1548-1653: im Besitz der LANDSCHADEN ( die ja dann, wie schon wiederholt gesagt, ausstarben)
dann für die nächsten 100 Jahre Besitz der BARONE VON METTERNICH
1910: LAND HESSEN (alle Wege führen nach Hessen)

4.) DIE RUINE SCHADECK=SCHWALBENNEST (swallow's nest)
Erbaut von BLIGGER V um 1230. Die Anlage erhielt ihren Namen von dem Berg "SCHEIDECK". Die Erbauer nannten sich selbst "LANDSCHEIDE" VON STEINACH. Der Berg ist eine Wasserscheide zwischen NECKAR UND STEINACH.
Um 1300 wurden  die Namen "SCHADECK" und "LANDSCHADEN" ('land damagers') angenommen.
Die Familie war übel beleumundet wegen ihrer "connections" zu RAUBRITTERN (man muß ja sehen, wo man bleibt!). Gemäß einer SAGE büßte LANDSCHAD ULRICH V (gest 1369; Grab: protestant. Kirche) für die Untaten seines "Alten", der auf dem Kreuzzug einige Sarazenen über die Klinge springen ließ. (Deus lo vult!)
Die Burg wurde auf einer kleinen Felsplatte am Abgrund errichtet. Bis zum 19. Jh. kam man nur auf einem Serpentinenpfad nach oben. Ein Burggraben verlieh der Burg weiteren Schutz und Sicherheit. Über einen GEHEIMGANG konnte man zum DIELSBERG entkommen. Nach häufigem Besitzwechsel
1474-1653: im Besitz der LANDSCHADEN
für 100 Jahre: im Besitz der BARONE VON METTERNICH
1803: LAND HESSEN
Das EMBLEM der Stadt ist ein SCHWALBENNEST.
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AUS: THE FOUR CASTLE TOWN NECKARSTEINACH, a short guide through the historic town, first published in 1977 on the 600th anniversary of its establishment as a "town", Text: Mayor Heinrich Feurer, translation: Ingrid Lipinski/ Joel Fallon, Heimat-und Verkehrsverein Neckarsteinach.
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EREC (euer Lehnsherr)

Dienstag, 19. Juni 2012

REICHSKLOSTER LORSCH: NACH RUDOLF PÖRTNER: DIE ERBEN ROMS (KAP: 12)

Datei:Kloster Lorsch 07.jpg

http://kloster-lorsch.de/

"Die kleine Stadt Lorsch, unweit Worms zwischen Rhein und Bergstraße gelegen, birgt eines der kostbarsten Werke der deutschen Architekturgeschichte: die karolingische Torhalle des früheren Reichsklosters Lorsch."
R. PÖRTNER: DIE ERBEN ROMS, München 1974 (bei Droemer/ Knaur), S. 406.

Das KAROPLINGISCHE REICHSKLOSTER LORSCH war die bedeutendste Klosteranlage des frühen Mittelalters. Im CODEX LAURESHAMENSIS erfahren wir alle wichtigen Daten zur Klostergeschichte. 
Die Geschichte des Klosters begann mit der Schenkung des FRÄNKISCHEN GAUGRAFEN CANCOR und seiner frommen Mutter WILLISWINDA. Sie vermachten ihr Hofgut LAURESHAM (LAURISSA) an  der WESCHNITZ dem ERZBISCHOF CHRODEGANG VON METZ.  Er beauftragte Mönche aus GORZE (LOTHRINGEN), das Kloster aufzubauen. Zum perfekten Glück fehlte nur noch eine Reliquie (ohne Reliquien ging nichts!). Also besorgte man sich 765 die staubigen Knochen des NAZARIUS, der von Beruf (natürlich) MÄRTYRER war.
766: GUNDELAND wird ABT. Dieser machte Nägel mit Köpfen und baute ein BENEDIKTINISCHES MONASTERIUM auf. THURINCBERT (der Bruder CANCORS) schenkte ihm dazu ein unbebautes Ruinenfeld auf einem Dünenrücken (767).
744, 1. Sept.: Feierliche Weihung der Klosterkirche in Anwesenheit KARLS DES GROSSEN!
772: Die ABTEI wird REICHSBESITZ (Karl schenkte ihr HEPPENHEIM plus 900 Quadratkilometer ODENWALD. Großzügig!)
778-784: ABT HELMERICH
784-804: ABT RICHBOD
804-837: ABT ADALUNG (Letzterer stattete die Basilika so prächtig aus, daß sie sogar in der CHRONIK DER METZER BISCHÖFE als "Wunder an Pracht und Schönheit" Erwähnung fand.)
Das REICHSKLOSTER fungierte gleichzeitig als KÖNIGLICHE PFALZ. KARL hat dort mehrmals Station gemacht. Das Kloster wurde in der Folgezeit immer reicher (Besitzungen von der Schweiz bis in die Niederlande, allesamt Schenkungen des fränkischen Adels; hatten wohl alle Angst um ihr Seelenheil! AdV.).
Erwähnenswert ist, daß LUDWIG DER DEUTSCHE (gest. 876) in Lorsch begraben liegt. Weitere prominente Leichen: LUDWIG DER JÜGERE, HUGO (gefallen in der Normannenschlacht bei Thiméon 879), WARINHAR, ANGILHELM, MODA.
um 880: Bau der KÖNIGSGRUFT
1090: Brand des Klosters (ABT ANSELM suchte lange nach den Resten des NAZARIUS.)
30jähriger Krieg: das Kloster wird zerstört (wie alles im 30jähr. Krieg kurz und klein geschlagen wurde!)
danach: Verwüstung durch Steinräuber (schöner Beruf!)
1753: Ein Hirte sieht Gräber und Steinsärge unter dem Pflaster der abgerissenen Gebäude (Angeblich sollen auf den Wiesen um Lorsch noch viele Steinsarkophage als Futtertröge Verwendung finden. SIC TRANSIT GLORIA MUNDI! ( Teutonice: So vergeht der Ruhm der Welt!)
1810: Fund eines Sarges mit Skelett! Dieses trug Seidengewand und Sporen!-Pergament (in fremder Sprache verfaßt) unter dem Kopf des Skeletts-Fund ging verloren! (Skelett soll sich bitte melden!)
1882 Untersuchung der Kreuzwiese (Standort des Urklosters)
1927:  FRIEDRICH BEHN veröffentlicht die Ergebnisse seiner Dauergrabung.-Klärung der gesamten Baugeschichte. Behn fand u.a. folgendes heraus:

1.) Die ersten 16 Mönche, die der BISCHOF VON METZ nach LORSCH geschickt hatte, zogen in die VI:LLA RUSTICA des CANCOR ein.
2.) Sie leiteten einen künstlichen Bachlauf von der WESCHNITZ ab. Dadurch wurde das Kloster zur Insel-Nachweise im Boden.
3.) Nachweis einer Fahrstraße und von Brückenpfeilern.
4.) Auf dem Dünenrücken (dahin siedelten die Mönche um): Reste RÖMISCHER BAUTEN; ein großer Fundamentklotz für ein Denkmal!
5.) Fund der seit langem gesuchten KÖNIGSGRUFT!

Zur selben Zeit wie FULDA entstand in LORSCH ein BENEDIKTINISCHES IDEALKLOSTER. DIE REICHSABTEI übertraf sogar den ST. GALLENER KLOSTERPLAN von 820!
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Allen meinen Lateinschülern, die nicht spuren, droht strenge Klosterhaft!

EREC


Montag, 18. Juni 2012

AUSFLUGSZIEL: TIEFBURG IN HEIDELBERG-HANDSCHUHSHEIM

Datei:Markt vor der Tiefburg.JPG

http://www.tiefburg.de/tiefburg.htm

Der Name "Handschuhsheim" stammt vermutlich von einem fränkischen Adligen, der "Hantscoh, Hantscue oder Anscue" hieß.Warum die Herren von Handschuhsheim einen Handschuh im Wappen tragen?
Der SAGE nach soll einst ein Ritter, vom Kampf heimkehrend, einen wertvollen Handschuh verloren haben. Ein armes, aber edles Fräulein fand ihn und schickte ihn "nach Handschuhs Heim".Der Ritter "verguckte" sich  in das Fräulein und prompt wurde geheiratet. Aus Dankbarkeit für so viel Glück  gaben sie der Burg den Namen "Handschuhsheim".
Soweit die Sage.

Seit dem 8. Jh. erhielt das KLOSTER LORSCH zahlreiche Schenkungen (z.B. die des SIGWIN, 22. Juli 765). Wahrscheinlich schickte das Kloster einen Ministerialen zur Verwaltung.
Bis 1281 gehörte das Dorf den SCHAUENBURGERN.
1150: urkundliche Erwähnung von SWIGER VON HANDSCHUESHEIM
1160: RUMHARDUS ET INGRAM DE HENSCUESHEIM MINISTERIALES LAURESHAMENSES (Lorscher Ministeriale)
1254: HENRICUS DICTUS EPPINGER DE HENSCUESHEIM MILES
1316: JOHANN (KÄMMERER am pfälz. Hof)
1332: DIETER, MILES (BURGMANN auf der Mainzer Schauenburg)
1337-1345: DIETER II. (TRUCHSESS am Hofe KAISER LUDWIGS DES BAYERN)
1393: DIETHER IV., EDELKNECHT; 1397: RITTER; 1399: MARSCHALL UND HOFMEISTER des KURFÜRSTEN RUPRECHT III.VON DER PFALZ. (Steile Karriere!)
DIETHER V., PFÄLZISCHER HOFMEISTER: Teilnahme an der Schlacht von Seckenheim
1489: "DAME VON HANTSCHUCHHEYM, WILHELMO LANTGRAVE ZU HESSEN...BURGMANN uff dem slosse URBERG"
1497: HEINRICH und DIETHER1582: ERASMUS, STADTSCHULTHEISS

Die Burg: Grundriß: 30 auf 30 m-tiefer Graben (in ihm konnte Wasser des Mühlbach gestaut werden; nur in Notzeiten gefüllt; sonst Gemüse-und Würzgarten)-Eingang: Südseite-an dieser Stelle: Brücke über den dort 12 m breiten Graben- Tor: Fallgitter-Gußkerker, vielleicht Pechnasen)-bergfriedähnliches viereckiges Gebäude (Wohnturm)-rechts vom Tor: Turm in Außenmauer eingelassen (trug wohl früher eine Kampfplattform)-innen daran anlehnend: kleiner Bau mit Wendeltreppe-großes Gewölbe im Inneren des Turms (Burgkapelle?)-darunter: Raum mit Tonnengewölbe (Grablege? 1770: grausige Entdeckung)-Palas-Kemenate-Brunnenhaus-Wirtschafts-und Wohngebäude-nach Süden: Vorburg (Reste davon in den Häusern um die Burg)-Wehrgang (um die Burgmauer herum)-Schießscharten-Brunnen- sowie gemäß Planskizze: Ringmauer-Wehrmauer-Herrenhaus-spätgotischer Anbau (s. auch Plan: H. Buchmann: Burgen und Schlösser an der Bergstraße, Stuttg. 1989, S. 217)
Ende 16. Jh: Von den Handschuhsheimern existierten nur noch zwei Geschwister: Barbara (starb mit 13) und ihr Bruder:
"Als man zahlte 1585 Jar.
In der Nacht den 25. Juny zwar.
Wardt geborn HANNSS VON HENDSCHUGSHEIM.
Auff im stunde der Adeliche stame allein.
(...)
Sein tragisches Ende:
Zu Heidelberg auf dem marckt bey nacht.
FRIEDERICH VON HIRSHORN ihn hard stach.
Den 14. decembris im sechzehnhundertsten jahr.
Über siebzehn Tag hernach sein lebe endet gahr...
(s. auch die Beschreibung des PFÄLZ. KIRCHENRATES MARKUS ZU LAMB)
1601: AMALIE VON HANDSCHUHSHEIM (die Mutter Johanns) heiratet den KURFÜRSTLICHEN KANZLER CLAUS HENRICH VON EBERBACH; Tod der Amalie zw. 1620 u. 1624; Vermögen gelangt schließlich in den Besitz der FREIHERRREN VON HELMSTATT
1622: TILLY belagert Heidelberg; Schäden an der Burg; wechselnde Besetzungen. In einer Quelle lesen wir, daß "in dere TIEFBURG alles zerschlagen und ausgehauen worden sei und daß im ganzen Haus vier türen nicht mehr zu finden seien..." (erinnert an das 4. Kap. von Grimmelshausens Simplicissimus: Simplicii Residenz wird erobert, geplündert und zerstört, darin die Krieger jämmerlich hausen)
1674: TURENNE zieht die Bergstaße entlang-erneute Beschädigungen
1689: MÈLACS Truppen unter Beschuß-Vergeltung: er läßt das Dorf umstellen und niederbrennen (81 Tote; deutsch-französische Freundschaft!)-die Burg: jetzt eine Ruine!
um 1700: die FREIHERREN VON HELMSTATT können die Burg (da chronisch pleite) nicht mehr aufbauen und errichten östl. der Burg ein Herrengut-baufällige Teile der Burg werden abgerissen.
1795: der franz. General PICHEGRU versucht im Krieg gegen die Österreicher das Dorf einzunehmen (sehr tapfer!)-er erlitt eine Niederlage (Recht so!)
1770: DIE GRAUSIGE ENTDECKUNG: FERDINAND JOSEPH FREIHERR VON HELMSTATT stieß in der alten Burgkapelle an eine Wand, hinter der es hohl klang. Als man die Mauer aufbrach, fand man einen RITTER IN VOLLER RÜSTUNG, dessen Körper an der Luft sofort zerfiel! Seine Rüstung wies Kampfspuren auf! Die Rüstung kam (auf Umwegen) in die königliche Altertumssammlung nach München. Seitdem ist sie verschollen!
60 Jahre später fand man auf der BURG HIRSCHHORN das eingemauerte GERIPPE EINER FRAU.
Es gibt die SAGE zweier Liebender, die verfeindeten Häusern angehörten!
Heute ist in dem Schacht in der Wand eine Rüstung aufgestellt, die an den geheimnisvollen Fund von damals erinnern soll.
1913: Die Burg wird wieder bewohnbar gemacht. Maleratelier.
1921-1951: u.a.  Jugendherberge
Der Keller des Palas an Studentenverbindung vermietet.
1979/ 80: Restaurierung.-
AUS: HANS BUCHMANN: Burgen und Schlösser an der Bergstraße, Stuttg. 1989
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EREC (euer Lehnsherr)


Sonntag, 17. Juni 2012

DIE STARKENBURG IN HEPPENHEIM AN DER BERGSTRASSE (nach H. Buchmann)


http://www.heppenheim.de/Starkenburg.230.0.html

STAT SUBLIME DECUS ET INEXPUGNABILE CASTRUM ET QUOD TEUTONICE 'MONS FORTIS' DICITUR, EX RE NOMEN HABENS...

(Hochragend steht (hoch ragt empor) die Zierde und die uneinnehmbare Burg (und) die, welche auf deutsch "starker Berg" genannt wird, aus "der Sache" den Namen habend; erhaltend; d.h.weil sie eine starke Burg ist, bekam sie den Namen "starker Berg", woraus Starkenburg wurde.)
Starkenburg war der Name des Berges seit alters her, lange bevor die Burg existierte. Die Starkenburg ist die älteste Höhenburg an der Bergstraße. Der Berg ist 294 m hoch. Wahrscheinlich gab es hier schon lange vorher eine keltische oder germanische Fliehburg.
Die Burg war im Besitz des KLOSTERS LORSCH (also ein LEHEN des Klosters).

1055: UDALRICH wird zum Abt gewählt.
1065: KÖNIG HEINRICH IV. überträgt LORSCH UND CORVEY dem BISCHOF ADALBERT VON BREMEN.
UDALRICH widersetzt sich und flieht. MINISTERIALE, Fröner und Mönche bauen in knapp zwei Monaten eine Burg! Diese wurde von ADALBERT vergeblich belagert!
1066: UDALRICH erscheint mit 1200 Mann auf dem Reichstag zu TREBUR! (Ein frommer Mann!)-
Bald danach: Steinbefestigungen.
Noch vor 1100: Errichtung eines BERGFRIEDES (Höhe: 28 m). Die Kernburg ist trapezförmig (70 auf 20-30 m); an den Ecken: Flankierungstürme; Brunnen: 80 m tief (!); Zugang im Westen; Zugbrücke.
Die Burgmannen waren LORSCHER MINISTERIALEN, z.B.
1197: VRIETAK, genannt "VON STARKENBURG",
1206: HUGO "DE STARKIMBERG",
ca. 1275: RUCKELIN VON STARKENBURG.
(Der MINNESÄNGER HARTMANN VON STARKENBURG der MANESSISCHEN LIEDERHANDSCHRIFT wurde mit der Bergstraße in Verbindung gebracht. Dies ist aber so gut wie ausgeschlossen. Interessant ist allerdings diese Begebenheit: Beim Abbruch des Bergfriedes wurde das eingemauerte Skelett eines Hundes gefunden (Tieropfer; arme Kreatur!). Und tatsächlich ist das Wappensymbol HARTMANNS ein schwarzer Hund!)
In der Folgezeit gerät LORSCH in finanzielle Schwierigkeiten, so daß die Burgmannen auf den Raub von Vieh angewiesen sind ("Gewalt vert uf der straze", dichtet WALTER VON DER VOGELWEIDE).
1226-1235: Der Untergang: KONRAD DER LASTERHAFTE, letzter Abt des Klosters, wird vertrieben.
Rebellion der Burgbesatzung; diese verfielen dem KIRCHENBANN (ANATHEMA) und der ACHT. (So kann's gehen.) Da sie nun nicht mehr viel zu verlieren hatten, plünderten sie das Kloster(, was damals einem Abonnement für die Hölle gleichkam).
1232: KAISER  FRIEDRICH II übertrug das "Fürstentum" dem ERZBISTUM MAINZ (werden sich gefreut haben).
Auf der Burg wohnten nun aufmüpfige MINISTERIALEN und verjagte BENEDIKTINER (tolle Truppe!).
1243: FEHDE zwischen KÖNIG KONRAD IV und dem ERZBISCHOF SIEGFRIED III- achttägige Belagerung.
FEHDE zwischen PHILIPP VON HOHENFELS (GRAF VON LEININGEN) und ERZBISCHOF SIEGFRIED- kampflose Übergabe.
1253: Zu diesem Zeitpunkt hielten sich noch die "schwarzen Mönche" (BEBEDIKTINER) auf der Burg auf.- Vertreibung der Mönche.
1267: BURGGRAF SCHYS (auch Verwalter des AMTES); einer seiner Nachfolger: PETER VON BECHTOLDSHEIM (er mußte 30 Bewaffnete zu Pferd stellen).-Ständige Besatzung in der Burg.
1322-1334: BURGGRAF HARTMUND V VON KRONBERG: Inventarverzeichnis: 15 Ballisten, zwei Schemel zum Spannen, 55 Gürtel und 22 Köcher mit Pfeilen, 10 Betten, Bettzeug, Tischwäsche, 1 Handtuch (!), 1 kleines Handwaschbecken, Maulesel, Esel, Roggen, Weizen, Spelz, Hafer, Schinken, Schweine, Salz, 144 Hektoliter Wein (!), 4500 l Käse;-
1356: ERZBISCHOF GERLACH erhält 18 000 Gulden für die Verpfändung der Burg
5 gewappnete und 3 ungewappnete Knechte, 14 Personen (Torwächter, Wächter auf der Mauer u.a.).
1373-1382: HARTMANN I BAYER VON BOPPARD: Vorwurf, Raubritter beherbergt zu haben (Von irgendwas muß man ja leben; AdV.)
1396: VORBURG (zweiter ZWINGER), 2 Rondeltürme auf der Ostseite, jew. 1 Turm auf Nord-und Westseite (später durch Bastionen sowie durch Schanzen ersetzt).-Stärkere Armierung.
1427: 6 Armbrüste, 1200 Pfeile, 8 Schrot-, 2 Kammerbüchsen, 17 Handbüchsen, 250 Feuerpfeile, 1500 "schlechte" Pfeile (in einem Faß verpackt!), 1 Wallbüchse, 4 neue Armbrüste, 2,5 t Pulver!
ab 1453: BURGGRAF ULRICH VON KRONBERG
Krieg zwischen dem MAINZER ERZBISCHOF DIETER VON ISENBURG und PFALZGRAF FRIEDRICH I: ULRICH rückt gegen WEINHEIM vor.
1460, 19. Mai: Gefecht mit den Pfälzern zwischen Laudenbach und Hemsbach: ULRICH, 8 Adlige und 21 Bewaffnete fielen. Die Pfälzer waren mit Schweizer Söldner verstärkt (und die verstanden ihren Job!).-
Gedenkstein (sog. Schlangenstein; heute im Heppenheimer Rathaus).
1504: LANDGRAF WILHELM VON HESSEN rückt mit einem starken Heer heran (war immer was los; AdV.)
1588: Mobilmachung in der Pfalz-Drohung franz. Truppen aus dem Elsaß-100 Hakenbüchsen mit Pulver auf der Burg, aber keine Mannschaften.
1621: Die Spanier unter CONSALVO HERNANDEZ DE CODOBA erobern die Burg. Die Gefallenen wurden vor der Burg beerdigt ("Spanischer Friedhof").
1623: Rückeroberung durch die Pfälzer
1630: Die Schweden kommen!
1635: Die Kaiserlichen!
1645: Die Franzosen unter MARSCHAL TURENNE kommen über den Rhein und erobern Gernsheim, Weinheim und Heppenheim.
1648: Der Burggraf verlegt seinen Sitz in die Stadt.-Modernisierung der Burg.
1679: Neubau mit großem Saal im Innenhof.
1688: Abwehr eines Angriffs MÉlACS (Recht so, immer feste druff!)
1689: Abwehr eines weiteren Angriffs der Franzosen mit nur 4 Kanonen (gut gemacht!).
(Das Schloß sei nun "mit etlichen hundert desperaten Hessen" besetzt gewesen (bin auch ein deperater Hesse!), "welche sich in vier Ausfällen hitzig gewehret".- Recht so!
1693: Die Franzosen kommen unter DE LORGES wieder. (Not again!). Angriff auf Burg-heftiges Artilleriefeuer von Osten her (Ob man wohl heute noch Kanonenkugeln von damals findet?). Die Burg hielt stand, aber Heppenheim ging in Flammen auf. (Deutsch-französische Freundschaft!)
In der Folgezeit verkommt Burg und Besatzung. Letzter Kommandeur: OBRISTWACHTMEISTER WEIL (toller Titel!), der nach 50 Dienstjahren in Pension ging! (Reicht ja auch.)
1765, 14. Mai: KORPORAL KIRCHNER marschiert mit 20 Mann ab und nimmt alle Waffen mit (kann man vielleicht noch gebrauchen). Sein Vorgesetzter gedachte, "diese ganze Bergvestung zu demolieren und eingehen zu lassen".-Ausschlachtung der Burg!
1766: Versteigerung des Baumaterials (die Zeiten werden profaner!)
1768, 10. Juli: Blitzeinschlag.
KURFÜRST FRIEDRICH KARL JOSEPH VON ERTHAL gebietet dem illegalen Abbruch Einhalt, um die Burg als Denkmal zu retten (endlich mal einer, der kein Banause ist!).
1803: KURMAINZ wird aufgelöst und die Burg kommt an HESSEN-DARMSTADT.
1819: PHILIPP GUTHIER wird Burgwächter (Nachfahre des SIMON GOUTTIER: aus Frankreich zugewandert; nach 1640 Burgkommandant).
1832: Burg unter der Obhut der Forstverwaltung-Berg wird aufgeforstet.
1877: Reparaturen am Turm.
1924, 22. Okt., 14 Uhr 45: Sprengung des Turmes (!), der 800 Jahre das Wahrzeichen der Bergstraße war.-Entdeckung romanischer Bauteile-Basis des Turms nach römischer Mauerbautechnik errichtet!
1925: neuer Turm-Jugendherberge
Schäden im 2. Weltkrieg.
1954: Reparatur
1960: Wiedereröffnung der Jugendherberge.
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Mit der Starkenburg verbindet mich eine gewisse (innere) Beziehung.
Ich habe die Burg in Abständen immer wieder besucht. 1980 verbrachte ich dort einige Tage in der Jugendherberge. Außerdem absolvierte ich die 12. und 13. Klasse am Starkenburggymnasium Heppenheim.
Von 1980-83 wohnte ich dann in Heppenheim (Tuchbleichstraße; bei Fam. Patzke).
Guthier: Einer meiner Klassenkameraden hieß so. Vielleicht ein Nachfahre des Burgwächters, wer weiß.
Gefecht in den Feldern zwischen Laudenbach und Hemsbach: Dort bin ich unzählige Male mit meinem Schäferhund Rex herumgelaufen, ohne zu wissen, was an diesem oder jenem Platz damals genau passiert ist.
Der "Weinsberger Poet" dichtet am Heidelberger Hof:
"In den ziten, als ich es merk,
zoch der amptmann von Starkenberg
mit mentzischen rütern uß
geweltiglich zu roß und fuß
der was ettwo vil hundert
heten sich ausgesundert."

Und das Ende vom Lied:
"...und erstachen den houbetman
mit ettwo vil geschlechten
guten rittern und knechten."
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Aus: Hans Buchmann: Burgen und Schlösser an der Bergstraße, Stuttg. 1989.
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EREC
(Gesellschaft zum Gedenken an Konrad den Lasterhaften)



Samstag, 16. Juni 2012

DIE BURGRUINE WINDECK IN WEINHEIM AN DER BERGSTRASSE IN BADEN (nach H. Buchmann)


http://www.rohewo.de/burgruine-windeck/

Zum ersten Mal trat mir die Burg ins Bewußstsein durch die Erzählungen meines Großvaters Georg, der aus Weinheim stammte. Ich war damals noch ein Kind, und wir waren oft in Weinheim. Wir kehrten manchmal in die Bahnhofsgaststätte ein, wo ich Erdnußflips und Zitronenlimonade bekam. Mein Glück war perfekt, wenn mir meine Großeltern noch ein Donald-Duck-Heftchen oder gar ein Taschenbuch kauften.
Der Ortsname WEINHEIM ist wohl fränkisch: Winnenhof=Hof des Wino (win=Freund). Weinheim ist also nicht das Heim der Weintrinker (eine stattliche Anzahl davon wird es allerdings schon geben, wie ich vermute).
Das KLOSTER LORSCH hatte hier sehr viele Besitzungen. Bald nach der Starkenburg in Heppenheim baute man auf der 220, 5 m hohen Bergnase über dem Gundelbach eine Burg. Sie liegt auf der Vorhöhe des Wachenberges, wo die Weschnitz aus dem Odenwald tritt. Die Burg hieß wie die Stadt, erst später nannte man sie WINDECK. Um 1100 begann man mit dem Bau, die erste urkundliche Erwähnung datiert auf 1111. Ein gewisser BERTHOLD VON HOHENBURG ließ sie wieder einreißen, da er glaubte, sie sei auf seinem Grund errichtet worden. ABT DIEMO ließ sie 1130 wieder herstellen. Ein gewisser GOTTFRIED VON CALW verlieh sie an Vasallen.
Der Turm  der Burg ist 28 m hoch, der Brunnen 26 m tief. Er führt heute noch Wasser!. Das Tonnengewölbe neben dem Turm (heute eine Wirtschaft) ist wohl das älteste Gebäude.
1160 wird der MINISTERIALE HILDEBERT VON WINNENHEIM erwähnt.
1283: LEHENSTRÄGER: HEINRICH VON RICKENBACH (u.a.)
1301: Weinheim wird erobert.
Im 30jährigen Krieg wechselt die Burg häufig den Besitzer.
1621: Eroberung durch die Spanier. Diese wurden durch den pfälzischen OBRISTEN MICHAEL OBENTRAUT (den "deutschen Michel") vertrieben.
10. Mai 1622: CONSALVO HERNANDEZ DE CORDOBA in der Burg.
Es folgten weitere Besatzungen: 1631 die Baiern, bis 1634 die Schweden.
Der DUC DE TURENNE besuchte die Burg am 31. Juli 1645. Im selben Jahr zeichnet MERIAN die Burg.
Von da an zerfällt die Burg rasch (als ob sie auf MERIAN gewartet hätte, um langsam zu sterben).
1644 wird sie noch einmal von TURENNE beschädigt. Ab 1685 ist sie eine unbewohnbare Ruine. Sie ist nun Wohnstätte von Eulen, Mäusen, Fledermäusen und ähnlichem Getier, die sich dort des Nachts ein munteres Stelldichein geben. Dann erwacht die Burg für kurze Zeit wieder zum Leben.
215 Jahre lang zerfällt die Ruine, bis sie von den FREIHERREN VON BERCKHEIM erworben und restauriert wird. Seit 1987 gehört sie der STADT WEINHEIM.
Am Gründonnerstag soll es mehrmals in dem Gemäuer gespukt haben. Angeblich war es der Geist des Burgkochs. Er soll Neugierige mit Steinen beworfen haben.
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LIT: Hans Buchmann: Burgen und Schlösser an der Bergstaße, Stuttgart 1989
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Ich habe die Burg zu verschiedenen Zeiten immer wieder besucht. Ein Besuch der markanten Ruine ist allemal lohnend. Nehmt euch aber in acht vor dem Gespenst des schmierigen Köchleins!
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EREC (vasallus)

MITTELALTERMARKT: KAISERSLAUTERN 2010



 























HALLO WELT!

Hier entsteht eine Homepage über das Europäische Mittelalter.

This site will be about the European Middle Ages.