Die antike Philosopie (Sokrates, Stoiker, Philon, Plotinos) war vielfach ein Wegbereiter des Christentums. Beide Strömungen haben sich während des ganzen Mittelalters gegenseitig durchdrungen. Dennoch bestehen große Unterschiede, u. a. was die Vorstellung von Gott betrifft. Besonders auffallend ist beim Chrisentum sein "Ausschließlichkeitsanspruch". Im Gegensatz zu verschiedenen Ansätzen der heidnischen Philosophie (z.B. Heraklit: Gott=Urfeuer; Gott=erster Beweger; Aristoteles: Gott=in sich selbst ruhender Geist, der sich selbst betrachtet; Gott=Sein (Pantheismus), lehrt das Christentum, daß Gott der ALLMÄCHTIGE SCHÖPFER ist. Dieser hat die Welt sozusagen ex nihilo kreiert! So zerfällt die Welt in Schöpfer=Gott und dem Geschaffenen=der Rest der Welt. Zwischen beidem gibt es eine unüberschreitbare Diskrepanz. Das Geschaffene ist nur durch Gott und um seiner willen da. Der Mensch hat den Willen Gottes zu tun. dieser wird im göttlichen Wort offenbart. Oberste Tugend ist daher DEMUT, größtes Laster HOCHMUT=HYBRIS=VERMESSENHEIT (der Mensch will Gott sein). Das Christentum nahm eine UMWERTUNG antiker Werte vor.
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Ein früher Vertreter der alten Kirche ist der Kirchenvater TERTULLIANUS (160-220; schroffer Gegensatz zu antikem Denken!-Weisheit der Welt=Torheit vor Gott!-griech. Weisheit contra Heilslehre; credo quia absurdum=ich glaube, gerade weil es Blödsinn ist; Glaubenswahrheit ist höherstehend als weltliche oder philosophische Wahrheit; Unterordnung der Philosophie unter Theologie als "ancilla theologiae"; alles falsch, was Glaubenswahrheit widerspricht und dergl. mehr schrecklicher Dinge!). Einer der frühen APOLOGETEN=VERTEIDIGER des christlichen Glaubens war JUSTINUS DER MÄRTYRER ("der Christ im Philosophenmantel", um 100-um 165; hat ihm auch nichts genützt!).-
Diese Lehren wurden weiterentwickelt von CLEMENS VON ALEXANDRIA (gest. 217) und von ORIGINES (184-254): Christliche Theologie als Wissenschaft; Rangordnung der Wissenschaften; Philosophie als Magd der Theologie, s.o.; Forderung, die antiken Schriften durchzuarbeiten; Verschmelzung mit neuplatonischem Gedankengut; Hauptwerk: "Von den Grundlehren" (Verhältnis von Gott und Gottessohn; Gott=Licht; der Sohn=Glanz des Lichtes; der Sohn in gleichem Abstand zu Gott und dem Menschen als Vermittler).
Der Kirchenvater HIERONYMUS: lateinische Bibelübersetzung=VULGATA; Vereinigung klassischer und biblischer Überlieferung.
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"Die Gebildeten, wie TACITUS oder der stoische KAISER MARC AUREL, hegten eine tiefe Verachtung gegen die Christenlehre, in der sie nur einen Rückfall in barbarischen Aberglauben sahen."
H. J. STÖVER: KLEINE WELTGESCHICHTE DER PHILOSOPHIE 1, Fischer, Frankfurt am Main 1969-1979, S. 219 f.
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